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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.03.2018

Das Leben und das Glück hängen an einem dünnen Seil…

Töchter der Lüfte
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Es ist ein Phänomen, aber bei vielen Leuten hat das Wort „Zirkus“ auch als Erwachsene noch eine besondere Faszination. So auch bei mir und deshalb war ich neugierig auf diesen Roman, der zudem noch in ...

Es ist ein Phänomen, aber bei vielen Leuten hat das Wort „Zirkus“ auch als Erwachsene noch eine besondere Faszination. So auch bei mir und deshalb war ich neugierig auf diesen Roman, der zudem noch in einer schwierigen Zeit spielt – der des 2. Weltkriegs.

Man muss als Leser durchaus einige unschöne Bilder verarbeiten, wenn man dieses Buch liest (z. B. die Szene mit dem Güterwaggon voller sterbender Säuglinge und Kleinkinder). So ganz einfach liest es sich also nicht weg, auch wenn die Sprache gut verständlich ist und der Text gut „fließt“.

So ganz konnte mich die Geschichte der beiden Trapezartistinnen Astrid und Isa jedoch nicht packen. Ich kann nicht recht erklären, wieso das so war, aber vielleicht war es eher ein stilistisches Problem:
Ich hatte ein wenig Mühe mit den Perspektivwechseln. Der Roman ist abwechselnd aus Isas und Astrids Sicht geschrieben, jeweils aus der Ich-Perspektive und ich hatte mitunter ein bisschen Probleme, im Kopf jedes Mal „umzuswitchen“, wenn ein neues Kapitel begann. Manchmal hatte ich dann immer noch Isa vor mir, obwohl gerade Adtrid erzählte. Vielleicht war ich dort nicht konzentriert genug, aber für mich hat es das Lesevergnügen etwas geschmälert, mich aller paar Seiten auf die neue Protagonistin einlassen zu müssen. Da hätte es doch vielleicht andere stilistische Möglichkeiten gegeben, um es dem Leser etwas einfacher zu machen?

Letztlich empfand ich die Story selbst als höchst interessant, und wie die Autorin im Nachwort berichtet, fand sie ihre Inspiration ja in Tatsachenberichten über einen Zirkus, der jüdische Artisten versteckte. Bei der Umsetzung der Geschichte zum Roman bin ich nicht recht überzeugt, weil ich einfach mit dem Erzählstil nicht so gut zurecht kam. Ein lesenswertes Buch ist dieser Roman aber dennoch!

Veröffentlicht am 04.02.2018

Prag im Winter - voller Melancholie

Wintersterne
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Am Anfang dachte ich noch, es wird ein Wohlfühlroman. Ich stellte mir das so romantisch vor – eine Geschichte von drei Pärchen, die Prag im Winter erleben und als Leser ist man ganz vorn mit dabei. Ja, ...

Am Anfang dachte ich noch, es wird ein Wohlfühlroman. Ich stellte mir das so romantisch vor – eine Geschichte von drei Pärchen, die Prag im Winter erleben und als Leser ist man ganz vorn mit dabei. Ja, so ähnlich war es am Anfang auch. Aber unterschwellig war da immer Melancholie und irgendwas Bedrohliches. Vielleicht ging es mir nur so, weil ich den Roman gelesen habe, als ich mich selbst nicht wohlfühlte und mit einer fetten Virusgrippe tagelang fiebrig im Bett lag. Aber für mich sind es jetzt im Nachhinein keine „Wohlfühlmomente“, an die ich denke, wenn ich das Buch Revue passieren lassen. Damit hatte das Buch zwar eine starke Wirkung auf mich, aber leider nicht die, die ich mir gewünscht hätte.

Denn statt mit schönen Bauwerken und Adventszauber verbinde ich dieses Buch mit dem Gefühl starker Trauer, psychischer Labilität und Sinnkrisen. Die Geschichte, die hier erzählt wird, ist sicher gut und gibt an vielen Stellen auch Anlass, sich selbst zu hinterfragen, seine Zielstellungen im Leben, Wünsche, Träume usw. Aber es hat mich leider in einem Moment getroffen, als ich selbst mich schwach und hilflos fühlte und den großen Gefühlen wie Trauer, Schmerz, Schuld usw. nicht gewachsen war, die sich hier am Ende offenbaren.

Und so hinterlässt das Buch zwiespältige Gefühle in mir. Es ist gut erzählt, es birgt große Überraschungsmomente und es ist auch anrührend. Es war nur für mich in diesem Moment leider nicht ganz das richtige Buch, um mir auf meiner „Krankenstation“ Freude und Wohlfühlmomente zu bringen.

Veröffentlicht am 04.02.2018

Mysteriöse Stimmung und ein dunkles Kapitel der irischen Geschichte

Tu Buße und stirb
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Dieser Roman über ein dunkles Kapitel in der irischen Geschichte verschenkt aus meiner Sicht ein wenig von seinem Potential. Ich fand es sehr interessant, mehr über die sogenannte „Magdalenen-Heime“ zu ...

Dieser Roman über ein dunkles Kapitel in der irischen Geschichte verschenkt aus meiner Sicht ein wenig von seinem Potential. Ich fand es sehr interessant, mehr über die sogenannte „Magdalenen-Heime“ zu erfahren, in denen – insbesondere im katholischen Irland – ledige Mütter einen Zufluchtsort haben sollten. Die Realität sah leider oft anders aus - so wurden die Kinder ihren Müttern gegen deren Willen weggenommen und an zahlungskräftige Adoptionswillige (oft aus dem Ausland) „verschachert“. Diese Zustände der 1960er/1970er Jahre greift dieser Krimi auf.

Da er sich aber an vielen Stellen nicht so recht entscheiden kann, ob er betont humorvoll sein will oder aber – dem Grundthema angemessen – eher ernst und düster, kommt ein merkwürdiger Mix dabei heraus, bei dem ich den Eindruck hatte, es sei weder Fisch noch Fleisch.

Der Kriminalfall an sich ist interessant und da er zu großen Teilen in einem Kloster spielt, kommt eine gewisse mysteriöse Grundstimmung dazu. Aber die Umsetzung hätte besser sein können, auch wenn die Ermittler Tom, Ray und Laura sympathische Akteure waren.

Veröffentlicht am 30.01.2018

Warum mussten es 500 Seiten sein für diese Geschichte?

Ein letzter Tanz in Havanna
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Ich will nicht sagen, dass das Buch schlecht war… es war nur irgendwie viel zu lang. Diese Familiengeschichte zwischen Großbritannien und Kuba hatte viele kleine Verstrickungen und erzählte in Rückblenden ...

Ich will nicht sagen, dass das Buch schlecht war… es war nur irgendwie viel zu lang. Diese Familiengeschichte zwischen Großbritannien und Kuba hatte viele kleine Verstrickungen und erzählte in Rückblenden auch die Geschichte von Elisa, die als junges Mädchen von Havanna nach Bristol gekommen war, und ihrer unglücklichen Liebe zu dem Revolutionär Duardo. Aber ich denke, man hätte diesen Roman um 200 Seiten kürzen können und hätte trotzdem die Handlung noch gut untergebracht. Dann wäre es vielleicht auch eher ein Lesegenuss gewesen. So muss ich zugeben, dass ich einige Passagen nur quergelesen habe (ohne Wichtiges zu verpassen!).

Auch mit einigen Charakteren habe ich mich schwer getan, allen voran Duardo. Der stolze Kubaner konnte ihr auch nach Jahrzehnten nicht verzeihen, dass sie damals nach England gegangen ist. Sie erklärte ihm, man habe ihr gesagt, er sei bei Kämpfen ums Leben gekommen. Damit habe sie nichts mehr in Kuba gehalten. Duardo aber hat ihr vorgeworfen, sie habe nur nicht genug versucht herauszufinden, ob er nicht doch noch lebt, und ihn einfach „fallenlassen“. Also mal ehrlich! Was ist denn das für ein affektierter A… ? Selbst als er rausfand, das seine Mutter der treibende Keil war damals, hat er seiner Mami natürlich verziehen. Elisa war immer noch die Böse, weil sie ihn ja im Stich gelassen hat. Und Elisa liebt ihn natürlich trotz dieser Zurückweisungen auch nach 50 Jahren noch. Das empfand ich als vollkommen unrealistisch.

Es ist sicherlich eine nette Lektüre, dieses Buch, wenn man mal abtauchen will in ein anderes Land (wobei auch die Handlung in Bristol einen relativ großen Teil einnimmt). Aber wie gesagt – es hat bei mir keine Begeisterungsstürme ausgelöst und war für mich auch teilweise nicht ganz nachvollziehbar.

Veröffentlicht am 16.01.2018

Von einer, die Träume stiehlt und einem, der Hoffnung sucht

Träume, die ich uns stehle
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Zunächst eine Warnung an alle Leser von Jojo Moyes, Viola Shipman, Lori Nelson Spielman oder Sofie Cramer: dies ist nicht das Buch, das ihr erwartet! Auch wenn die Aufmachung eine gefühlvolle und – nach ...

Zunächst eine Warnung an alle Leser von Jojo Moyes, Viola Shipman, Lori Nelson Spielman oder Sofie Cramer: dies ist nicht das Buch, das ihr erwartet! Auch wenn die Aufmachung eine gefühlvolle und – nach dem Cover zu urteilen – auch hoffnungsvolle Geschichte nahelegt, werdet ihr vielleicht enttäuscht sein. Denn schon nach wenigen Seiten dieses Buches ist klar: das hier wird kein Spaziergang und ja, das Sprichwort stimmt: das Leben ist kein Ponyhof.

Auf der einen Seite wird die Geschichte aus Laras Sicht erzählt: Lara, die nach einem Unfall im Krankenhaus ist und sich an nichts erinnern kann. Die von Beklemmungen gequält wird und von Worten, die sie nicht zurückhalten kann. Die von ihren Mitmenschen als ein wenig gaga wahrgenommen wird. Der Leser erlebt das zunächst als verwirrendes Sammelsurium aus Fakten, Träumen, Erinnerungen und… vielleicht Wahnvorstellungen?

Auf der anderen Seite ist da Thomas. Still ans Bett gefesselt, piepsen um ihn herum Maschinen, die er kaum wahrnimmt, wabern Erinnerungsfetzen durch seinen müden Geist und trudeln scheinbar zusammenhanglos vorbei. Wohin soll das führen? habe ich mich nach einem Viertel des Buches gefragt und wusste immer noch nicht, was ich davon halten sollte.
Ich gebe zu, ich habe ein gutes Stück des Buches gebraucht, um mich an den Schreibstil zu gewöhnen und mit Lara und der Geschichte warm zu werden.
Dann entfaltet die Geschichte ihren Reiz und zeigt, wie sich zwei Menschen mit tragischem Hintergrund gegenseitig helfen können, wieder „ganz“ zu werden.

Mit der Bewertung des Romans tue ich mich sehr schwer, weil man sich wirklich auf die Geschichte einlassen muss. Gelingt einem das nicht, wird man den Roman verwirrt beiseite legen. Siegt die Neugier, wird man mit einer interessanten Geschichte im Kontext psychischer Krankheiten belohnt. Da ich persönlich mich recht schwer getan habe, Zugang zu den Charakteren und der Handlung zu finden, waren es für mich „nur“ 3 Sterne. Was aber nicht heißen soll, dass das Buch nicht gut ist. Es ist nur einfach nicht ganz MEIN Buch gewesen.