Eine wunderschöne Liebesgeschichte in leiser Tonart
Eine Liebe, in GedankenIm Hamburg der 60er Jahre verliebt sich Antonia in Edgar. Sie - das Leben genießend, beruflichen Erfolg und Selbständigkeit anstrebend, etwas naiv; Er – etwas steif, vorsichtig, zahllose romantische Briefe ...
Im Hamburg der 60er Jahre verliebt sich Antonia in Edgar. Sie - das Leben genießend, beruflichen Erfolg und Selbständigkeit anstrebend, etwas naiv; Er – etwas steif, vorsichtig, zahllose romantische Briefe schreibend. Antonias Traum von einem gemeinsamen Leben erfüllt sich nicht. Sein Versprechen, sie zu sich nach Hongkong zu holen, wo er für seine Firma ein Außenhandelsbüro aufbaut, hält Edgar nie, obwohl Antonia zu Hause für ihn schon Wohnung, Arbeit und Familie aufgebeben hat und auf gepackten Koffern sitzt. 50 Jahr später, in der Zeit der Trauer um ihre gerade verstorbene Mutter, geht Antonias Tochter der Frage nach, warum es für Antonia und Edgar keine gemeinsame Zukunft gab.
Dies ist eine wunderschöne Liebesgeschichte der leisen, nachdenklichen Tonart, die, wie von Anbeginn aufgrund des Klappentextes bekannt, kein Happy End hat. Auf die Frage nach dem Grund hierfür wird sich jeder Leser letztlich eine eigene Meinung bilden müssen. Sehr interessant ist es zu lesen, welche Rolle einer jungen Frau in den 60er Jahren in Deutschland zugedacht war und wie sehr Antonia von eben diesem Erwartungsbild abwich. Als junge Frau in einer eigenen Wohnung zu leben, einem Beruf nachzugehen und Karriere zu machen, mit einem Mann das Leben zu genießen, ja sich sogar die Pille verschreiben lassen zu wollen, wurde von der Gesellschaft wie auch von der eigenen Familie argwöhnisch beäugt. Wie schön ist es doch dagegen, ein halbes Jahrhundert später als Frau ganz selbstverständlich selbstbewusst und eigenbestimmt leben zu können. Wir haben es aber nicht nur mit einer Liebesgeschichte zu tun. Zusätzlich wird das Mutter-Tochter-Verhältnis beleuchtet. Das geschieht sehr berührend, indem die namenlos bleibende Erzählerin = Antonias Tochter noch in der Phase der Trauer Zwiegespräche mit der toten Mutter führt. Beide Stränge werden abwechselnd fortgeführt.
Ein Roman, den zu lesen ich ans Herz lege.