Das Harkness Massaker
9 Monate hat DCI Matilda Darke nicht gearbeitet, eine schief gelaufene Ermittlung und der plötzliche Tod ihres Mannes warfen sie aus der Bahn. Depressionen und etwas zu viel Alkohol haben sie runtergezogen, ...
9 Monate hat DCI Matilda Darke nicht gearbeitet, eine schief gelaufene Ermittlung und der plötzliche Tod ihres Mannes warfen sie aus der Bahn. Depressionen und etwas zu viel Alkohol haben sie runtergezogen, unsicher und unglücklich gemacht. Nun soll sie allmählich wieder beruflich Fuß fassen, so die Ansicht der Polizeipsychologin, zu deren Sitzungen Matilda „verdonnert“ wurde. Aber ihre Rückkehr ins Dezernat ist nicht erfreulich. Ihr Stellvertreter hat sich in ihrem Büro breit gemacht und empfängt sie mit kaum verhohlenem Spott und Abneigung. Sie bekommt eine Kammer als Büro zugewiesen und einen alten ungeklärten Fall, das sogenannte „Harkness Massaker“ aufs Auge gedrückt.
Das Ehepaar Harkness, gut situierte Stützen der Gesellschaft, wurde brutal in ihrem Haus erstochen. Auf der Treppe, blutverschmiert, der katatonische 11jährige Jonathan, der wohl alles mitansehen musste und verstört verstummte. Der ältere Bruder hielt sich nicht im Haus auf und blieb auch für einige Tage verschwunden. Es gab keine Spuren, die Tatwaffe war nicht auffindabar und nach Monaten wurde der Fall geschlossen. Nun soll das Haus der Harknesses abgerissen werden und das ist auch der Grund für wieder erwachtes Presseinteresse.
Der alte Fall macht Matilda sehr zu schaffen, sie ist immer noch psychisch labil und als sie den erwachsenen Jonathan aufsucht, erkennt sie auch in ihm einen Einzelgänger, der nie mit den Ereignissen von damals fertig geworden ist. Aber dann scheint Bewegung in die alte Geschichte zu kommen, ein weiterer Toter wird gefunden und Matilda gerät immer mehr in das Zentrum des Geschehens.
Der psychologische Hintergrund spielt eine große Rolle in diesem Kriminalroman. Wenn mir auch oft das zu breit ausgewalzte Privatleben der Ermittler nicht gefällt, hier in diesem Buch gehört es einfach zur Handlung und passt ausgezeichnet. Die Figuren sind mit großem Einfühlungsvermögen gezeichnet und ihre Entwicklung ist realistisch und spannend zu verfolgen. Matildas Weg zurück aus der Depression, Rückfällen inklusive und ihr immer stabiler werdendes Selbstvertrauen, ist sehr lebensnah erzählt und hat mich sehr für die Figur eingenommen. Matilda Darke wird einmal mit der TV-Ermittlerin Vera Stanhope verglichen und das Bild hat sich mir als sehr passend eingeprägt.
„Stumme Wut“ ist ein Kriminalroman, der sehr spannend aufgebaut ist und wirklich Tiefgang hat, bis in die Nebenfiguren sind die Protagonisten gut gezeichnet und das macht dieses Buch rund und zu einem echten Page Turner. Michael Wood ist ein Autor, den ich mir merken werde.