Fesselnde Dystopie
Die Banner von Haven„...Die schlimmsten Stürme waren die, die einen veränderten. Die einem nicht wegen ihrer Windstärke in Erinnerung blieben, sondern wegen der Verwüstungen, die sie im eigenen Leben anrichtet hatten...“
Wir ...
„...Die schlimmsten Stürme waren die, die einen veränderten. Die einem nicht wegen ihrer Windstärke in Erinnerung blieben, sondern wegen der Verwüstungen, die sie im eigenen Leben anrichtet hatten...“
Wir befinden uns weit in der Zukunft. Die Welt hat sich verändert. In den Orten an der Küstenstraße gelten besondere Regeln. Nur, wer in der Lage ist, ein Kind aufzuziehen und zu ernähren, erhält ein Banner. In Enids Familie gibt es solch ein Banner. Doch Olive, die zur Familie gehört, hatte eine Fehlgeburt. Enid selbst will kein Kind. Sie arbeitet als Ermittlerin. Zusammen mit Tomas, einem älteren Ermittler, wird sie nach Pasadan gerufen. Dort gibt es einen Toten.
Die Autorin hat eine fesselnde Dystopie geschrieben.
Das Buch spielt abwechselnd in unterschiedlichen Zeiten. Während Tomas und Enid in Pasadan ermitteln und gegen die Widerstände der Bewohner ankämpfen müssen, führen mich andere Kapitel zurück in Enids Vergangenheit.
Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Die neue Zeit wird gut beschrieben. Es gibt nur wenige Überbleibsel aus der Vergangenheit. Die werden besonders gehütet. Die einstigen Großstädte sind zu Ruinenstädten verkommen. Nach und nach erfahre ich, welche Katastrophen zu dieser Entwicklung geführt haben. Ab und an gibt Enid ihrer Tante Kath eine Stimme, indem sie sich an deren Erzählungen erinnert. Sie hatte im schon hohen Alter den Umbruch erlebt und kannte die Probleme, entscheiden zu müssen, was gerettet werden kann und was keine Chance hat.
Der Fall liegt in Enids Hand. Tomas ist der ruhende Pol, der sie bremst, wenn ihr Temperament überschäumt. Für ihn ist Güte wichtiger als Strenge. In Pasadan sind die Ermittler unerwünscht. Es besteht die Gefahr, dass sie nicht nur den Todesfall aufklären, sondern auch auf andere Unregelmäßigkeiten stoßen. Hinzu kommt, dass das örtliche Komitee, dass sie unterstützen soll, heillos zerstritten ist. Keiner traut dem anderen.
Bei den Rückblick in Enids Leben darf ich mit ihr und ihrem damaligen Freund Dak die Küste entlang wandern. Ich lerne dabei verschiedene Orte und ihre Lebensverhältnisse kennen, erfahre, was in den Ruinenstädten geschieht, und erlebe einen der heftigsten Stürme. In dem Zusammenhang fällt das obige Zitat. Dieser Sturm verändert Enid.
Es ist nicht einfach, mit den begrenzten Ressourcen auszukommen. Die Steuerung der Geburten scheint eine der Möglichkeiten. Die Ermittler sind nicht nur für Kriminalfälle zuständig, sondern kontrollieren ebenfalls die Einhaltung der Regeln. Dazu gehört, dass jede Familie nur ein bestimmtes Kontingent an landwirtschaftliche Produkten anbauen darf. Die Böden sollen nicht ausgelaugt werden. Immer wieder auftretende Stürme unterschiedlicher Stärke sorgen für schwere Schäden und erfordern die Anstrengung aller. Der Tote allerdings war ein Einzelgänger. Seine handwerklichen Fähigkeiten allerdings waren im Ort begehrt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Er zeigt den Überlebenswillen der Menschheit in schwieriger Situation, lässt aber die Frage offen, ob ein Weg für alle der richtige ist. Enid versucht eine Antwort:
„...Die Regeln müssen für alle gelten, sonst sind sie nichts wert. Sonst sind wir alle gescheitert...“