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Veröffentlicht am 21.02.2018

Idee gut, Ausführung solala

Die Rache der Polly McClusky
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Polly ist ein schüchternes Mädchen, das in der Schule getriezt wird und das nicht nur, weil sie mit ihren 11 Jahren immer noch ihren Teddy ständig bei sich trägt. Sie wohnt eigentlich bei ihrer Mutter, ...

Polly ist ein schüchternes Mädchen, das in der Schule getriezt wird und das nicht nur, weil sie mit ihren 11 Jahren immer noch ihren Teddy ständig bei sich trägt. Sie wohnt eigentlich bei ihrer Mutter, umso erstaunlicher ist es, dass eines Tages ihr Vater vor den Schultoren auf sie wartet. Der ist nach Jahren frisch aus dem Gefängnis entlassen, leider nachdem er dort den falschen Leuten kräftig ans Bein gepinkelt hat. Die Aryan Steel haben ihm Rache geschworen, und so befindet sich nicht nur Nate, sondern auch Polly in höchster Gefahr. Eine irre Flucht beginnt…

Mich hat der Klappentext angesprochen, diese Mischung aus verqueren Figuren, dramatischer Flucht und die Verbindung zur Aryan Steel hatte ich mir sehr interessant vorgestellt. Leider hat die Geschichte nicht alles halten können, was ich mir erhofft hatte. Man erfährt einen Großteil der Handlung aus Pollys Perspektive, die ich eigentlich ganz sympathisch fand. Irgendwie konnte ich dem Autor ihr kindliches Alter nicht komplett abnehmen, sie handelt an einigen Stellen nicht so richtig nachvollziehbar. Natürlich ist ihre Situation eine sehr ungewöhnliche, trotzdem war ich oft nicht wirklich überzeugt. Ihren Vater Nate dagegen fand ich recht glaubwürdig, auch wenn er an vielen Stellen gängigen Klischees entspricht und nichts wirklich Neues darstellt. Der Autor arbeitet bereits an einem Drehbuch zu Polly, und das schien ihm beim Schreiben des Romans immer schon im Hinterkopf gewesen zu sein. Viele Szenen kann ich mir im TV sehr viel besser vorstellen, als sie im Buch rüberkommen. Harpers Stil ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, hat mir dann aber doch gut gefallen. Er weiß Spannung zu erzeugen, sodass ich schon immer wissen wollte wie es weitergeht, auch wenn ich insgesamt nicht komplett gefesselt war.
Unterm Strich kann man Polly durchaus mal zur Hand nehmen, man verpasst aber auch nichts, wenn man lieber auf die Verfilmung wartet.

Veröffentlicht am 19.02.2018

Der Trompeter

Die Herzen der Männer
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In den 60er Jahren werden Nelsons Ferien von seinem Besuch im Pfadfinderlager dominiert. In der Schule hat er quasi keine Freunde, daheim wird er vom Vater unterdrückt und nicht für voll genommen. Im Lager ...

In den 60er Jahren werden Nelsons Ferien von seinem Besuch im Pfadfinderlager dominiert. In der Schule hat er quasi keine Freunde, daheim wird er vom Vater unterdrückt und nicht für voll genommen. Im Lager soll das alles anders werden, er arbeitet hart an seinen Abzeichen, darf morgens zur Ansprache sogar die Trompete spielen, hält sich vorbildlichst an alle Regeln. Trotzdem kann er sich weder bei Gleichaltrigen noch bei dem mitgereisten Vater ins rechte Licht rücken und bleibt in seiner Außenseiterrolle. Auch noch Jahre später.

Nickolas Butler hat es mir mit seinem Roman nicht leicht gemacht. Ich tat mich mit dem ganzen Mikrokosmos des Pfadfinderlagers etwas schwer, konnte mich nicht richtig hineinversetzen. Dort gelten eigenen Regeln, die jedoch am laufenden Band unterlaufen werden, auch wenn Einzelne dagegen arbeiten. In Ansätzen kann ich mir das soziale Gefüge dort schon vorstellen, so richtig überzeugt haben mich die Ausführungen nicht. Regelrecht anstrengend fand ich das ständige Gerede von Werten, Heldentum und „echten“ Männerfreundschaften, die als Ideal dahingestellt werden, obwohl kaum ein Protagonist wirklich danach zu streben scheint. Nelson ist da die Ausnahme, leider fand ich ihn als Figur nicht wirklich nahbar. Auch im weiteren Verlauf der Handlung konnte ich seine Handlungsintentionen oft nicht nachvollziehen. Mir hat die Handlung gerade in der zweiten Hälfte etwas besser gefallen. Die erste Hälfte habe ich zwar durchaus mit Interesse gelesen, hätte das Buch aber auch jederzeit zur Seite legen können, in der zweiten Hälfte (und somit in der nächsten Generation) waren mir die Figuren dann doch etwas näher.
Butlers Stil ist zunächst nüchtern, mit der Zeit liest man sich aber ein. Er erzählt immer etwas distanziert, mit der Zeit gelingt es ihm aber trotzdem ein intensives Lesegefühl aufzubauen. Der Ton ist immer etwas melancholisch, oft auch unnötig altbacken, hat mir unterm Strich nur mittelmäßig gefallen.
„Die Herzen der Männer“ ist ein mehrschichtiger Roman, der aber in seiner ganzen Ausführung irgendwie an meinem Geschmack vorbeigedriftet ist. Potential war da, konnte aber meiner Meinung nach nicht ausgeschöpft werden.

Veröffentlicht am 05.02.2018

Leider etwas seicht geraten

Die Kathedrale des Lichts
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Nach dem Tod ihrer Mutter bleibt Helena nur noch der Vater, der seinen Kopf aber vor allem für seine Aufgaben als Baumeister frei hat. Die beiden gelangen nach Magdeburg, wo der Erzbischof den Bau seiner ...

Nach dem Tod ihrer Mutter bleibt Helena nur noch der Vater, der seinen Kopf aber vor allem für seine Aufgaben als Baumeister frei hat. Die beiden gelangen nach Magdeburg, wo der Erzbischof den Bau seiner Kathedrale vorantreiben will. Hier treffen sie auf Arbeiter von Nah und Fern, mit guten und bösen Absichten…

Ich lese gerne historische Romane; einerseits natürlich um unterhalten zu werden, andererseits aber auch um Neues zu lernen. So ist die Frage nach der Lektüre nicht nur, hat mir die fiktive Handlung gefallen, sondern auch: was wusste ich vorher noch nicht? Bei der Kathedrale des Lichts habe ich leider nicht so wahnsinnig viel Neues erfahren, da sich die Handlung doch sehr aufs einfache „Vor-sich-hin-leben“ konzentriert. Im Hintergrund spielt sich der Bau einer Kathedrale ab, die Protagonisten sind alle mehr oder wenig darin eingebunden, trotzdem liegt der Fokus immer auf den amourösen oder feindseligen Beziehungen der Figuren. Mir war das einfach ein bisschen zu dünn, zumal es den Figuren selbst auch ein bisschen an Tiefe mangelt. Helene ist schön, Bohnsack arbeitswütig, Gotthart fies und Moritz begabt. Dahinter kommt meist nicht so viel, was ich sehr schade fand. Gut gelungen fand ich die Rückblicke in die Römerzeit, hier gab es dann doch ein bisschen Hintergrund zum Geschehen zu erfahren.
Der Erzählstil hat mir wie bei anderen Werken des Autors sehr gut gefallen, wer z.B. den Gaukler mochte, wird sich auch hier wieder wohlfühlen. Insgesamt glaube ich schon, dass dieses Buch seine Anhänger haben wird, aber es ist sicherlich eine andere Leserschaft als bei vorherigen Werken. Ich habe es schon mit einem gewissen Interesse gelesen, muss aber sagen, dass ich mir viel mehr davon versprochen hatte.

Veröffentlicht am 17.12.2017

Sie spinnen wieder

Die Brut - Die Zeit läuft
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Gerade einmal ein paar Tage ist es her, seit ein kleiner unschuldiger Kokon aus Peru die Welt in ihren Grundfesten erschüttert. Seitdem sind Millionen Spinnen geschlüpft, die wiederum Millionen Menschen ...

Gerade einmal ein paar Tage ist es her, seit ein kleiner unschuldiger Kokon aus Peru die Welt in ihren Grundfesten erschüttert. Seitdem sind Millionen Spinnen geschlüpft, die wiederum Millionen Menschen getötet haben. Trotz fieberhafter Suche sind die einschlägigen Fachmänner und –frauen der Lösung noch kein Stück näher gekommen. Die Spinnen dagegen brüten wieder…

An Band eins hatte ich schon bemängelt, dass am Ende viel zu viele lose (Spinnen-)fäden übrig blieben, quasi nahtlos kann ich diese Kritik fortführen. Teil zwei ist eine sehr ziellose Weitererzählung der verschiedenen Handlungsstränge, die völlig unabgeschlossen in der Luft hängen bleiben. Chaos, Angst, Ekel und viele kleine und großen Dramen spielen sich ab; die große Handlung wird dadurch jedoch kaum vorangebracht. Boones Stil gefällt mir immer noch, ich bin auch gespannt wie er dem Ganzen ein (hoffentlich spinnenfreies) Ende bereiten wird. Band zwei erscheint mir jedoch sinnlos zusammengesponnen und hätte in zusammengestampfter Form sicherlich als weitere Kapitel in Teil 1 und 3 völlig ausgereicht.

Veröffentlicht am 07.12.2017

(K)ein Reiseführer

Frankreich für die Hosentasche
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Frankreich. Land der Genüsse und Genießer. Land der Mode. Land der Kunst und der Künstler. Land des Eiffelturms und der Mona Lisa. Jeder hat so seine eigenen Stichworte, die er sofort mit unserem Nachbarland ...

Frankreich. Land der Genüsse und Genießer. Land der Mode. Land der Kunst und der Künstler. Land des Eiffelturms und der Mona Lisa. Jeder hat so seine eigenen Stichworte, die er sofort mit unserem Nachbarland verbindet. Zippricks kleines Büchlein erweitert den eigenen Horizont und sorgt für so manchen Aha-Effekt. Sehr ansprechend geschrieben und aufbereitet, lernt man interessante Fakten, unnützes Wissen und allerlei drumrum. Zippricks Art Wissen zu vermitteln, fand ich sehr ansprechend, der Aufbau des Buches hat mich leider nicht so recht überzeugt. Ein wirklicher roter Faden fehlt, alles dreht sich natürlich um Frankreich, dafür wird Politik und Soziales, Kulinarisches und Kulturelles wild und unstrukturiert zusammengeworfen. Es handelt sich um ein nettes Buch für den frankophonen Leser, aber sicherlich um keine geeignete Lektüre, wenn man sich wirklich mit Land und Leuten befassen will. Das Potential scheint mir doch verschenkt. Schade.