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Veröffentlicht am 06.03.2018

Von Morden, Malerei und Mathematik

Tulpengold
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Amsterdam im Jahr 1636: Nach dem Tod seines Vaters wird Pieter als Lehrling von Maler Rembrandt van Rijn aufgenommen. Der 17-Jährige ist sonderbar und mathematisch hochbegabt. Sein Talent kommt sehr gelegen, ...

Amsterdam im Jahr 1636: Nach dem Tod seines Vaters wird Pieter als Lehrling von Maler Rembrandt van Rijn aufgenommen. Der 17-Jährige ist sonderbar und mathematisch hochbegabt. Sein Talent kommt sehr gelegen, als die Preise für Tulpenzwiebeln in schwindelnde Höhen steigen. Er erkennt eine Gesetzmäßigkeit dahinter. Doch dann werden auch noch zunehmend Tulpenhändler tot aufgefunden. Pieter will die Mordserie auflösen und gerät dadurch selbst in Gefahr...

„Tulpengold“ ist ein historischer Kriminalroman von Eva Völler.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 25 Kapiteln und einem Epilog. Erzählt wird aus der Sicht von Pieter.

Der Schreibstil gefällt mir sehr. Er ist anschaulich, detailliert, bildhaft und atmosphärisch. Gleichzeitig wirkt die Sprache für das 17. Jahrhundert recht authentisch. Der Einstieg ist mir leicht gefallen und ich konnte gut in die Geschichte eintauchen, die schon nach wenigen Seiten fesselnd ist.

Mit Pieter steht ein ungewöhnlicher Protagonist im Vordergrund. Die Idee, einen Charakter mit Asperger-Syndrom in den Mittelpunkt zu rücken, konnte mich überzeugen. Pieter ist sehr sympathisch und mir beim Lesen schnell ans Herz gewachsen. Auch die übrigen Personen sind vielschichtig und werden glaubwürdig dargestellt.

Die Handlung ist nicht nur schlüssig, sondern auch packend und nicht vorhersehbar. Ich hatte Spaß daran zu rätseln, bei wem es sich um den Mörder handeln könnte. Positiv finde ich auch, dass es neben den spannenden Szenen immer wieder auch humorvolle Momente gibt. So entsteht eine kurzweilige, sehr unterhaltsame Mischung.

Das Thema ist literarisch noch nicht so stark verarbeitet worden und hat allein schon deshalb seinen Reiz. Ich habe es genossen, mehr über die Tulpenspekulation und die damaligen Umstände zu erfahren. Insgesamt ist der Roman sehr lehrreich, denn er vermittelt nebenbei auch weitere Informationen wie das Herstellen von Farben in früheren Zeiten.

Gerne gelesen habe ich auch das interessante Nachwort, das die Entstehungsgeschichte und den historischen Hintergrund des Romans beleuchtet. Es belegt die gründliche Recherche der Autorin.

Ein Pluspunkt des Romans ist zudem das hübsche Cover. Es passt ebenso wie der Titel perfekt zum Inhalt der Geschichte.

Mein Fazit:
„Tulpengold“ von Eva Völler kann ich nicht nur Fans von historischen Romanen wärmstens empfehlen. Die äußerst gelungene Geschichte um Pieter hat mir schöne Lesestunden beschert und konnte mich in mehrfacher Hinsicht begeistern. Ich hoffe auf eine Fortsetzung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 04.03.2018

Mit dem Tod stirbt die Liebe nicht

Für immer ist die längste Zeit
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Madeline Starling ist tot. Nachdem sie mit Mitte 40 vom Dach der Bibliothek des Wellesley College gestürzt ist, hat sie eine Mission: Sie will für die 16-jährige Tochter Eve und ihren Ehemann Brady eine ...

Madeline Starling ist tot. Nachdem sie mit Mitte 40 vom Dach der Bibliothek des Wellesley College gestürzt ist, hat sie eine Mission: Sie will für die 16-jährige Tochter Eve und ihren Ehemann Brady eine neue Frau finden. Denn Maddy ist nicht im Himmel gelandet, sondern kann aus kurzer Höhe das Leben ihrer Familie und anderer Leute beobachten. Der Witwer und die Teenagertochter sind nach dem Tod mit ihrem Alltag überfordert. Und sie fragen sich, warum das Ganze passiert ist. Maddy will etwas unternehmen, doch ihre Einflussnahme aus dem Jenseits heraus ist eingeschränkt…

„Für immer ist die längste Zeit“ ist der Debütroman von Abby Fabiaschi.

Meine Meinung:
Das Buch besteht aus 17 Kapiteln und einem Epilog. Erzählt wird aus der Ich-Perspektive aus der Sicht von Maddy, Brady und Eve. Dieser Wechsel hat mir sehr gut gefallen.

Auch den Schreibstil finde ich sehr angenehm. Er ist locker und flüssig. Mir fiel es leicht, in die Geschichte einzutauchen. Die Seiten ließen sich schnell lesen.

Zu den drei Hauptprotagonisten konnte ich schon nach kurzer Zeit einen Zugang finden und vor allem zu Maddy Sympathie aufbauen. Die Gedanken- und Gefühlswelt der drei Charaktere wird gut deutlich. Sie wirken realitätsnah. Auch die Entwicklung von Eve und Brady ist glaubhaft beschrieben.

Die Handlung ist abwechslungsreich und hält auch Überraschungen bereit. Die Geschichte ist nicht so vorhersehbar, wie man anfangs meinen könnte.

Durch den Tod der Mutter nehmen die Trauer und die Frage nach der Schuld viel Raum in der Geschichte ein. Der Roman ist daher emotional und sehr bewegend. Die ernste Botschaft wird dabei klar: Man soll das Leben so lange genießen, wie es geht. Dadurch regt das Buch zum Nachdenken an. Gleichzeitig gelingt es der Autorin aber auch, immer wieder humorvolle Elemente einzubauen. Diese Mischung konnte mich überzeugen.

Das Cover ist zwar inhaltlich etwas nichtssagend, aber auch sehr hübsch. Der deutsche Titel weicht stark vom amerikanischen Original („I Liked My Life“) ab, ist aber ebenso treffend gewählt.

Mein Fazit:
Mit „Für immer ist die längste Zeit“ legt Abby Fabiaschi einen ebenso unterhaltsamen wie berührenden Roman vor, der für kurzweilige Lesestunden gesorgt hat und meinen Erwartungen vollends gerecht wurde. Ich kann die Geschichte empfehlen.

Veröffentlicht am 12.02.2018

Die verlorene Ehefrau

Abschied in Prag
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Lenka ist die älteste Tochter einer jüdischen Familie. Im Prag der 1930er-Jahre verliebt sie sich in Josef, der auch Jude ist, und heiratet ihn. Durch den Einmarsch der Deutschen trennen sich die Wege ...

Lenka ist die älteste Tochter einer jüdischen Familie. Im Prag der 1930er-Jahre verliebt sie sich in Josef, der auch Jude ist, und heiratet ihn. Durch den Einmarsch der Deutschen trennen sich die Wege der jungen Liebenden. Josef verlässt das Land, arbeitet als Arzt in New York und vermählt sich erneut. Lenka gerät in ein Konzentrationslager, wo sie nur knapp dem Tod entkommt, und beginnt nach dem Zweiten Weltkrieg ebenfalls ein neues Leben in den USA. Beide vergessen sich nicht, glauben aber auch, der jeweils andere hätte nicht überlebt. Bis sie sich sechs Jahrzehnte später in New York auf einer Hochzeit zufällig begegnen…

„Abschied in Prag“ von Alyson Richman ist ein bewegender Roman über die Grausamkeiten in den Zeiten des Zweiten Weltkriegs und über die Liebe.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 58 eher kurzen Kapiteln sowie einem Epilog. Erzählt wird die Geschichte vorwiegend aus der Ich-Perspektive – teilweise aus der Sicht von Lenka, teilweise aus der von Josef. So entstehen zwei Erzählstränge. Zudem spielt die Geschichte auf unterschiedlichen Zeitebenen. Der Roman beginnt im Jahr 2000 und beleuchtet dann die Erlebnisse der beiden in der Vergangenheit. Dieser Aufbau hat mir sehr gut gefallen.

Auch die bildhafte Sprache des Romans ist sehr gelungen. Der Schreibstil ist nicht nur flüssig und angenehm, sondern auch sehr anschaulich und einfühlsam. Ich bin sofort in die Geschichte eingetaucht und habe das Buch nur ungern zur Seite gelegt.

Die beiden Hauptprotagonisten, Lenka und Josef, waren mir schnell sympathisch. Ich konnte mich gut in sie hineinversetzen. Auch die Nebenfiguren werden authentisch dargestellt.

Die Handlung war stimmig und gut nachvollziehbar. Zwar wird das Ende der Geschichte der beiden schon zu Beginn vorweggenommen. Dennoch kam bei Lesen keine Langeweile auf.

Inhaltlich konnte mich das Buch sehr berühren. Es geht um Antisemitismus, Leid, Angst, Trauer und Dramatik, aber auch um Hoffnung und Liebe. Das macht den Roman zu einer emotionalen, ergreifenden Lektüre. Ein Pluspunkt war für mich dabei auch, dass der Roman auf wahren Begebenheiten basiert, was im Nachwort zu erfahren ist.

Das Cover des Buches ist nicht nur sehr hübsch, sondern passt auch thematisch gut zum Inhalt. Der Titel weicht stark vom amerikanischen Original („The Lost Wife“) ab, ist aber treffend formuliert.

Mein Fazit:
Mit „Abschied in Prag“ konnte mich Alyson Richman überzeugen und hat meine Erwartungen an die Geschichte absolut nicht enttäuscht. Ich kann diese berührende Lektüre definitiv empfehlen.

Veröffentlicht am 05.02.2018

Zwei ungleiche Freundinnen

Die Geschichte des verlorenen Kindes
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Elena Greco, genannt Lenù, ist schließlich doch nach Neapel zurückgekehrt - und zwar aus Liebe. Sie ist davon überzeugt, dass es die beste Entscheidung ihres Lebens war. Doch als sich ihr allmählich die ...

Elena Greco, genannt Lenù, ist schließlich doch nach Neapel zurückgekehrt - und zwar aus Liebe. Sie ist davon überzeugt, dass es die beste Entscheidung ihres Lebens war. Doch als sich ihr allmählich die ganze Wahrheit über den geliebten Mann offenbart, fällt sie ins Bodenlose. Raffaela Cerullo, genannt Lila, die Neapel nie verlassen hat, ist eine erfolgreiche Unternehmerin geworden. Aber dieser Erfolg kommt sie teuer zu stehen.

„Die Geschichte des verlorenen Kindes“ ist der vierte Band der Bestsellerreihe von Elena Ferrante und bildet den Abschluss der neapolitanischen Saga.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus zwei Teilen ("Reife" und "Alter), die wiederum in mehrere kurze Kapitel untergliedert sind. Zudem gibt es einen Epilog. Erzählt wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive aus der Sicht von Elena.

Der Schreibstil gefällt mir unglaublich gut. Er ist flüssig und angenehm zu lesen, allerdings nicht anspruchslos.

Auch inhaltlich konnte mich der vierte Teil überzeugen. Die Hauptprotagonisten sind aus den Vorgängerbänden bekannt. Sie werden authentisch dargestellt.

Nach wie vor steht die Freundschaft von Lenù und Lila im Vordergrund. Aber auch Liebe, Tod und einige andere Themen mehr machen den vierten Teil der Saga zu einer interessanten Lektüre. Wie schon bei den vorangegangenen Bänden finde ich es super, dass man ganz nebenbei einiges über die Stadt Neapel und die politischen und gesellschaftlichen Hintergründe dieser Zeit lernt.

Die Handlung ist erneut stimmig und kann mit einigen unerwarteten Ereignissen und Wendungen überraschen. So wurde der Roman trotz der eher hohen Seitenzahl nicht langatmig, sondern blieb unterhaltsam.

Ein Pluspunkt ist die Übersicht über die Namen und Personen zu Beginn des Romans. Die kurze Zusammenfassung hilft dabei, die Zusammenhänge besser zu verstehen.

Das Cover lehnt sich an den Look der Vorgängerbände an und gefällt mir wieder sehr gut. Positiv finde ich auch, dass man sich beim deutschen Titel wieder am italienischen Original orientiert hat.

Mein Fazit:
„Die Geschichte des verlorenen Kindes“ ist der gelungene Abschluss der neapolitanischen Saga von Elena Ferrante. Ich kann nicht nur den finalen Band der Tetralogie, sondern sogar die gesamte Reihe wärmstens empfehlen.

Veröffentlicht am 01.02.2018

Ein Schimpfwort auf zwei Beinen

Der Reisende
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Deutschland im November 1938: Otto Silbermann ist ein wohlhabender Kaufmann, aber auch Jude. Zwar kommt er sich wie ein Schimpfwort auf zwei Beinen vor. Bisher ist er allerdings von den Angriffen der Nazis ...

Deutschland im November 1938: Otto Silbermann ist ein wohlhabender Kaufmann, aber auch Jude. Zwar kommt er sich wie ein Schimpfwort auf zwei Beinen vor. Bisher ist er allerdings von den Angriffen der Nazis verschont geblieben. Das ändert sich abrupt: Nur weil er vorgewarnt wurde, entkommt Silbermann in Berlin in der Nacht der Pogrome knapp seiner Verhaftung. Es folgt eine Odyssee. Als Reisender mit einer Aktentasche voller Geld irrt er ziellos umher. Seine Hoffnung, illegal in die Grenze zum Ausland zu überqueren, erfüllt sich nicht. Stattdessen verbringt er seine Zeit in Zügen und an Bahnhöfen und bekommt so einiges mit.

Der Roman „Der Reisende“ wurde vom Autor Ulrich Alexander Boschwitz im ausländischen Exil auf dessen Flucht vor dem Naziregime ab dem Jahr 1938 verfasst und nun, fast 80 Jahre nach der Fertigstellung, erstmals in Deutschland veröffentlicht.

Meine Meinung:
Erzählt wird die Geschichte in elf Kapiteln mit einer angenehmen Länge aus der Sicht von Otto Silbermann. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Er ist klar und flüssig, aber zugleich anschaulich und eindringlich.

Auch inhaltlich konnte mich der Roman überzeugen. Mit Otto Silbermann steht ein interessanter Charakter im Vordergrund, der authentisch geschildert wird. Seine Gedanken- und Gefühlswelt werden in gelungener Weise wiedergegeben. Seine Entwicklung ist glaubhaft und steht stellvertretend für etliche ähnliche Schicksale in dieser Zeit.

Die Handlung ist ebenso stimmig und an mehreren Stellen spannend. Doch auch bei den eher ruhigeren Passagen kommt keine Langeweile auf.

Der Verlust aller Besitztümer und Rechte, die Heimatlosigkeit, die Ängste und die Verzweiflung sind zentrale Themen und werden in der Geschichte hervorragend herausgearbeitet. Das Buch regt dadurch zum Nachdenken an und konnte mich beim Lesen immer wieder berühren.

Ergänzt wird der Roman mit einer editorischen Notiz und dem Nachwort des Herausgebers. Sie liefern interessante Zusatzinformationen. Es war erschütternd zu lesen, wie es dem bis dato eher unbekannten Autor nach seiner eigenen Flucht aus Deutschland ergangen ist.

Das Cover ist ansprechend gestaltet und drückt sehr gut die Stimmung und den Inhalt des Romans aus. Der Titel ist ebenfalls treffend gewählt.

Mein Fazit:
„Der Reisende“ von Ulrich Alexander Boschwitz ist ein bewegendes, lesenswertes Stück Zeitgeschichte, das ich nicht nur Geschichtsfans ans Herz legen kann.