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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.02.2018

Die Stärke von Englands Frauen im 2. Weltkrieg

Der Frauenchor von Chilbury
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Cover und Gestaltung
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Den Titel ziert das Foto eines typisch englischen Dorfes. Anhand des Oldtimers kann man sehen, dass es schon älter sein muss. Optisch erinnerte es mich ...

Cover und Gestaltung
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Den Titel ziert das Foto eines typisch englischen Dorfes. Anhand des Oldtimers kann man sehen, dass es schon älter sein muss. Optisch erinnerte es mich an die Reihe "Der Doktor und das liebe Vieh". Es passt zum Titel, dennoch hätte ich das englische Cover, auf dem die 5 Protagonistinnen abgebildet sind, passender gefunden.
Als Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen ist das Buch einfach ein tolles Schmuckstück im Regal.

Inhalt:
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Chilbury, ein englisches Dorf in Zeiten des 2. Weltkrieges. Die meisten Männer sind im Krieg und wegen Sängermangel will der Dorfpfarrer den Chor auflösen. Doch dann kommt Musikprofessorin Primrose Trent aus London in den Ort. Sie beschließt, den Chor ausschließlich mit Sängerinnen wieder zu eröffnen. Mit dieser Entscheidung verändert sie entscheidend das Leben der Frauen und letztendlich des ganzen Dorfes.

Mein Eindruck:
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Als erstes fiel mir der Sprachstil positiv auf: Man spürt sofort den gewissen, britischen Flair und obwohl die Geschichte in Kriegszeiten spielt, ist immer wieder der typisch britische Humor, manchmal auch Sarkasmus zu spüren. Die Handlung hat mich angenehm überrascht: ich hatte eine Geschichte erwartet, die sich ausschließlich um den Chor und die Musik dreht. Aber es wird viel über den Alltag der Frauen und ihre Gefühle berichtet. Die 5 weiblichen Hauptfiguren kommen mittels ihrer Briefe und Tagebücher abwechselnd zu Wort: Die dreizehnjährige Kitty Winthrop und ihre achtzehnjährige Schwester Venetia, das zehnjährige tschechische Flüchtlingsmädchen Silvie, sowie die verwitwete Mrs. Tilling und die leicht verbitterte Hebamme Mrs. Paltry. Diese persönlich formulierten Passagen wurden von der Autorin so geschickt eingeflochten, dass sich im Ganzen eine höchst spannende Handlung ergibt. Man erlebt tragische, komische, rätselhafte und aufregende Momente mit den 5 Frauen: Jeder im Dorf hat etwas zu verbergen, jeder tratscht über jeden und der Chor ist letztendlich der Dreh- und Angelpunkt des gesamten Geschehens, der alle Frauen auf gewisse Art zusammen schweißt.

"Dinge, die man sich merken sollte, bevor die Menschen in den Krieg ziehen
- Die Form ihres Körpers - so sieht die Lücke aus, die Menschen reißen, wenn sie uns verlassen
- Die Art, wie sie sich bewegen, wie sie gehen, wie schnell sie sich umwenden
- Alle Gerüche und der persönliche Duft, der langsam vergeht
- Ihre Farbe, die alles überstrahlt, sogar ihren Tod." (Auszug aus Kittys Tagebuch, S.30)

Besonders Kittys Gedanken fand ich sehr beeindruckend, erscheinen sie für eine 13-Jährige sehr reif und sind gut und treffend formuliert. Aber auch insgesamt ist es interessant, die Entwicklung der Frauen zu beobachten. Viele entdecken durch den Chor, welche Stärken in ihnen schlummern und dass sie durch die Abwesenheit der Männer Talente entfalten können, die sich vorher unterdrückt hatten.
Die Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit: Die Autorin hat es auf Erzählungen ihrer Großmutter und deren Bekannten begründet, aber einen Teil auch dazu gedichtet. Ich war erstaunt, wie lebensnah diese Geschichte auf mich wirkte. Ich hatte den Eindruck, live dabei zu sein. Mir ging das Buch sehr nahe und ich hab bis zum Schluss mitgefiebert - ein echter Page­tur­ner! In den Tagebucheinträgen und Briefen finden sich viele schöne Gedanken, weswegen ich das Buch noch öfter zur Hand nehmen und darin blättern werde.

Fazit:
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Komisch, traurig, philosophisch und spannend bis zur letzten Seite: Ein phantastisches Beispiel für Stärke und Zusammenhalt von Frauen

Veröffentlicht am 31.01.2018

Die 68er als Spiegel unserer Gesellschaft

Hinterhofleben
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Cover und Gestaltung
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Das Cover wirkt schlicht, passt aber gut zum Titel: Der Hinterhof eines städtischen Hochhauses mit dem Blick von unten nach oben. Der Blick durch ...

Cover und Gestaltung
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Das Cover wirkt schlicht, passt aber gut zum Titel: Der Hinterhof eines städtischen Hochhauses mit dem Blick von unten nach oben. Der Blick durch die Fenster sowohl in den Hof als auch vom Hof auf die Fassade spielt im Roman eine immer wieder kehrende Rolle. Als Klappenbroschur gehört dieses Taschenbuch zu der stabileren, hochwertigen Sorte.

Inhalt
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Ort des Geschehens ist ein 8-Parteien-Hochhaus an einer Hauptstraße am Prenzlauer Berg mit der Hausnummer 68. Hier wohnen "Die 68er", die einen guten Querschnitt der etwas gehobenen Gesellschaft symbolisieren: die Helikoptereltern, das Rentnerehepaar mit Spitzelambitionen, der verkannte, knöternde Dichter, ein jüdischer Homosexueller, eine ausländische Familie, eine Ärztin, die dort praktiziert, 2 typische Studentinnen und das junge, sozial eingestellte Ehepaar Inga und Jan. Als Inga beschließt, einen syrischen Flüchtling illegal aufzunehmen, verändert dies die Hausgemeinschaft und ihr Leben für immer.

Mein Eindruck
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"Die Linde gilt vielen als deutscher Baum.[...] Doch wäre es ein Irrtum, sie deutsch zu nennen. Sie ist ein Weltbaum: Von China über Iran bis hin zu den Vereinigten Staaten ist sie in zahlreichen Ländern verbreitet.[...]Sie existiert nicht, die deutsche Linde. Trotzdem glauben viele fest daran, dass es sie gibt. Inmitten eines Berliner Hinterhofes grub eine Linde seit Jahrzehnten ihre Wurzeln tief ins Erdreich. Ein kaiserlicher Beamter hatte sie dort irrtümlich statt einer Buche einpflanzen lassen. Als der Fehler auffiel, saß der Baum bereits in der Erde und man beschloss, ihn dort seinem Schicksal zu überlassen [...]." (S. 7f.)
"Unbeeindruckt von all dem menschlichen Treiben harrte die Linde inmitten des Berliner Lebens aus, eine unerkannte Fremde, gezüchtet in einer Baumsiedlung nahe Bratislava als eine Kreuzung von Sommer- und Winterlinde. Sie wuchs als Bastard auf fremdem Boden, aber weil dies keiner der Bewohner des Hauses ahnte, störte sich auch niemand daran." (S. 9)"

Diese Linde spielt eine zentrale Rolle in dem Roman: sie erlebt das Leben im Hinterhof mit und ihre Veränderungen sind ein Spiegel der jeweils aktuellen Stimmung bei den 68ern. Die Linde als Symbol eines Einwanderers begleitet das Geschehen auf poetische Weise mit und ist ein Grund, warum ich den Roman als wahres Leseerlebnis bezeichnen würde.

Am Anfang des Buches ist eine Skizze des Hauses, in der man sehen kann, wer wo wohnt. Das ist am Anfang zur Orientierung und für die Einführung der vielen Personen hilfreich, später brauchte ich sie aber nicht mehr; ich hatte die 68er schnell verinnerlicht.

Der Stil des Autors ist einfach wunderbar. Er schafft es, auf treffende Weise – mal poetisch, mal sarkastisch - der Gesellschaft mit dieser Geschichte den Spiegel vorzuhalten. Anfangs sind alle enthusiastisch, wollen helfen, solange es ihr bürgerliches gutes Leben nicht beeinträchtigt. Doch langsam bröckeln die Fassaden, unterschwellige Konflikte kommen zutage, Lügen werden verbreitet, Vorurteile vertieft, Ängste geschürt und das alles auf Kosten des Flüchtlings Samih. Letztendlich wird er nur noch herumgeschubst und geht nicht um sein Wohl, sondern nur noch darum, wer am Ende von den Hausbewohnern besser dasteht und wer schuld an etwas ist oder nicht. Die Geschichte zu verfolgen ist mindestens so spannend wie ein Krimi. Die Charaktere sind Leute, die man aus dem wahren Leben kennt, weil es einfach bestimmte Typen darstellen, die in der Gesellschaft immer wieder vorkommen. Interessant ist, dass ein und dieselbe Handlung oft mehrfach beschrieben wird, jeweils aus der Perspektive eines anderen Bewohners. Durch die Darstellung der verschiedenen Sichtweisen kann man sich gut jede Person und ihre Haltung vorstellen. Manchmal fragt man sich, ob man nicht auch manchmal solche Gedankengänge hat und wie man selbst wohl gehandelt hätte. Diese Art von "Unterschwellige Geschichte" ist genau der Grund, warum mich das Buch so gepackt hat. Es deckt schonungslos und doch mit einer Prise Humor die Gedanken auf, die den unterschiedlichen Personen kommen, die aber Angst haben, sie auszusprechen. Hier werden sie einfach mal mit in in die Geschichte rein gepackt, so wie sie tatsächlich sein könnten.

"Ich rede davon, dass du jegliches Maß verloren hast. Und du bist nicht die Einzige. Die Menschen in Deutschland offenbaren gerade angesichts der Flüchtlinge, dass ihnen jeder vernünftige Gedanke abhanden gekommen ist. [...]Zwei Seiten bekriegen sich auf dem Rücken der Flüchtlinge und das Einzige, was in diesen Diskussionen zählt, ist, mit Beleidigungen die moralische Oberhand zu behalten. Kein Abwägen, keine neutrale Betrachtung der Situation. Schwarz und Weiß mehr gibt es nicht. Ein 'Aber', einst Ausdruck des denkenden Menschen, ist nicht mehr salonfähig. Wer 'aber' sagt, ist automatisch ein Nazi, egal welche Argumente er aufbringt. Niemand ist mehr fähig, rational über dieses Thema zu diskutieren." (Jan zu Inga auf S. 211f.)

Die Entwicklung der einzelnen Personen ist hier auch sehr spannend zu beobachten, einige zum negativen, andere wiederum überraschen mit positiven Veränderungen. Während sich die Handlung schließlich auf dramatische Weise zuspitzt und das Verhalten der Erwachsenen an kindische Streitereien erinnert, ist ausgerechnet ein Kind fast allein als wirklich vernünftig handelnde Person tätig: Er heißt Tumaini (Suaheli für "Hoffnung") und er ist der Einzige, der unvoreingenommen an Samih herantritt und dessen Bedürfnisse erkennt. Tumaini setzt den Rat des Schriftstellers um:

"Hör den Menschen zu. Den einen wirst du zustimmen, den anderen nicht. Anschließend kannst du selbst nachdenken und deine eigene Meinung formen. Aber vergiss nie zuzuhören." (S.229).

Wahre Worte, die wir alle öfter beherzigen sollten!

Neben dem Geschehen Haus lernt man nebenbei als Leser auch einige Fakten über die allgemeine Flüchtlingslage, die geschickt in die Ereignisse eingeflochten werden. Das gefiel mir sehr gut.

Am Ende war ich sehr erschüttert und musste alles erst mal sacken lassen. Das Buch wird sicher noch lange in mir nachhallen und ich werde es sicherlich noch mehrfach in die Hand nehmen und darin herum blättern. Es steht so viel zwischen den Zeilen, dass man es nicht alles beim ersten Mal verarbeiten kann. Und wenn man die Handlung kennt, kann man das Buch m. E. auch einfach mal in der Mitte aufschlagen und sich irgendeine Stelle genauer vornehmen, denn es gibt viele schöne und wahre Worte, die man sich als Zitate merken sollte, die an dieser Stelle aber den Rahmen sprengen würden.

Fazit
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Ein großartiges Buch über das aktuelle Thema Flüchtlinge und Integration, poetisch, sarkastisch und dramatisch zugleich – Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 31.01.2018

Die mörderische Kreuzfahrt eines Tanzlehrers

Der Drink des Mörders
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Cover und Gestaltung:
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Die Flasche mit Totenkopfsymbol sowie das blutrote Meer im Vordergrund des Kreuzfahrtschiffes lassen das Cover schön bunt und auffällig erscheinen. ...

Cover und Gestaltung:
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Die Flasche mit Totenkopfsymbol sowie das blutrote Meer im Vordergrund des Kreuzfahrtschiffes lassen das Cover schön bunt und auffällig erscheinen. Man wird sofort auf das Buch aufmerksam. Die Titelschrift spielt mit unterschiedlichen Buchstabengrößen und passt gut zu der Gestaltung der beiden Vorgängerbände. Sie ist gestanzt und dadurch ist das Cover auch haptisch ein Genuss. Kurz: Das Cover ist der Hammer und als Klappenbroschur ist es ein sehr stabiles Taschenbuch, das - besonders mit den anderen beiden Bänden - ein Schmuckstück im Regal ist.

Inhalt
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Der Tanzlehrer Colin Duffot hilft einem Freund aus, der privat verhindert ist und vertritt ihn als Tanzlehrer auf einem Kreuzfahrtschiff. Eigentlich will er nur Tanzunterricht geben, doch dann wird auf dem Schiff einer seiner Tanzschüler, ein weltweit erfolgreicher Lakritzfabrikant auf dem Schiff ermordet. Der Schiffsarzt, ein Möchtegerndetektiv und Held erinnert sich an Colins frühere Erfolge und überredet den Kapitän, Colin mit den Ermittlungen zu beauftragen. Schon nach kurzer Zeit mischen sich auch Colins Freunde, die Krankenschwester Norma und Pfarrer Jasper ein, die parallel auf dem Land ermitteln. Und zu allem Überfluss ist Lucy, seine Freundin, ihm heimlich an Bord gefolgt und es kommt zu einigen Eifersüchteleien und Missverständnissen, bis der Fall geklärt ist.

Mein Eindruck:
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Eins vorweg: Dieser Krimi ist Teil 3 der Colin Duffaut-Reihe, aber man kann ihn problemlos ohne Vorkenntnisse lesen. Zwar gibt es ein paar Anspielungen auf frühere Ereignisse, die neugierig auf die ersten Bände machen, aber zum Folgen der Handlung ist dies nicht relevant. Passend zum Titel ("Der Drink...") haben alle Kapitel Getränkenamen als Überschrift, wobei jedes Getränk auch für eine bestimmte Stimmung steht, die im Kapitel eingefangen wird: eine schöne Idee!

Der Schreibstil ist flüssig, die Handlung stets durchzogen von feinem, britischem Humor und die Landschaft so gut beschrieben, dass ich beim Lesen vergaß, dass die Autorin selbst nicht aus England stammt. Die ermittelnden Charaktere rund um Colin sind so originell und lustig, dass man sie einfach gern haben muss. Das Besondere an dem Fall ist diesmal, dass ein Teil des Teams (Norma und Jasper) an Land ermittelt und Colin und Lucy zusammen mit dem Schiffsarzt an Bord recherchieren. Schnell hat man als Leser eine erste Theorie entwickelt, die jedoch im Verlauf der Handlung immer wieder über den Haufen geworfen werden muss bis zum guten Schluss nochmal eine völlig überraschende, aber glaubhafte Wendung eintritt – einfach genial konstruiert!
Ein schöner Nebeneffekt des Krimis ist die Tatsache, dass man durch Colins Tanzstunden einiges über das Thema Tanzen (lernen) erfährt, dass mir zumindest nicht so geläufig war. Da merkt man die Erfahrung der Autorin als Tanzlehrerin. Und man wirft einen kleinen Blick hinter die Kulissen eines Kreuzfahrtschiffes, bei der besonders das Thema "Totenlogistik" sehr interessant wird. Ein lehrreicher, amüsanter und wirklich spannender 3. Teil. Ich hoffe auf weitere Fortsetzungen.

Fazit:
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Spannend und gut konstruiert bis zum Schluss mit tollen Charakteren und einer großen Prise britischem Humors – Weiter so!

Veröffentlicht am 13.01.2018

"Geht nicht" gibt's nicht!

Alles ist möglich
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Cover und Gestaltung:
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Das Bilder der strahlenden und auf ihren Händen stehenden Jen Bricker spricht für sich: Es lädt den Leser ein, an ihrer außergewöhnlichen Biographie ...

Cover und Gestaltung:
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Das Bilder der strahlenden und auf ihren Händen stehenden Jen Bricker spricht für sich: Es lädt den Leser ein, an ihrer außergewöhnlichen Biographie teilzuhaben. Teile des Titels sind in leuchtendem Grün gestaltet, was die Lebensfreude sehr gut wiederspiegelt, die die Autorin vermitteln will.

Inhalt:
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Jen Bricker kam ohne Beine auf die Welt und wurde daher von ihren leiblichen Eltern nach der Geburt zur Adoption freigegeben. Dies war ihr Glück, vermittelte ihre Adoptivfamilie ihr den Glauben daran, dass nichts unmöglich ist, wenn man auf Gott vertraut. Dies ist ihre unglaubliche Geschichte.

Mein Eindruck:
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"Verlass dich nicht auf deine eigene Urteilskraft, sondern vertraue voll und ganz dem Herrn! Denke bei jedem Schritt an ihn; er zeigt dir den richtigen Weg und krönt dein Handeln mit Erfolg." (Sprüche 3,5-6 (HFA)

Man könnte sagen, dass Jen nach diesem Motto lebt und das mit Erfolg. Obwohl sie mit Ende zwanzig noch recht jung erscheint, um eine Biographie zu schreiben, zeigt dieses Buch, dass es sich gelohnt hat. Sie verfügt in ihrem Alter schon über einen ungeheuren Erfahrungsschatz, eine gute Menschenkenntnis, hat viel erlebt und eine klare Wertevorstellung, die sie gut mitteilen kann. Ihr Schreibstil ist flüssig und oft mit einer Prise Humor versehen. Sie schreibt über die Umstände ihrer Adoption, ihre neue Familie und wie sie trotz ihres "Handicaps" sich nicht daran gehindert fühlte, alles auszuprobieren, das ihr in den Sinn kam. Schließlich wurde sie sogar eine sehr gute Luftakrobatin und hilft als Motivationstrainerin anderen Menschen. Unterstützt wurde sie dabei von ihrer Familie, aber auch vielen Freunden, Lehrern und anderen wichtigen Personen in ihrem Umfeld, die sie als ihre "VIPs" bezeichnet. In jedem Kapitel stellt sich ein VIP mit ein paar persönlichen Worten vor. Die wichtigste Säule ihres Lebens ist ihr Glaube an Gott. Sie glaubt, dass er für alles einen Plan hat und alles Sinn macht, so auch die Tatsache, dass sie ohne Beine auf die Welt kam. Ihr Leben ist wirklich unglaublich und ich staunte beim Lesen jedes Mal aufs Neue, was sie alles kann und sich zutraut - oft mehr als jeder andere mit Beinen!

In allem was sie schreibt, merkt man, dass eine starke, lebenslustige Frau dahinter steckt. Ihre positive Art steckt einen automatisch an. Dennoch versteckt sie nicht, dass es auch negative Erlebnisse und Gefühle gab und gibt und sie zeigt dabei auch, dass sie sich sehr viele Gedanken um sich und ihre Umwelt macht. Im letzten Kapitel gibt Jen noch sehr persönliche Auskunft in Form einer Art Fragebogen über ihre Einstellungen zu diversen Themen wie Liebe, Familiengründung und zu ihren anderen persönlichen Träumen, Ängsten und Wünschen. Die Fotos in der Mitte des Buches sind wie ein persönlicher Blick in ihr Familienalbum und veranschaulichen das Erzählte sehr schön. Ich ziehe meinen Hut vor der Autorin und wie sie ihr Leben gestaltet. Eine sehr eindrucksvolle, mutmachende Biographie, die ich jedem sehr ans Herz legen kann.

Fazit:
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Mutmachende und beeindruckende Biographie geschrieben von einer starken und lebenslustigen Frau

Veröffentlicht am 10.01.2018

Kinder- und Jugendschutz in (christlichen) Einrichtungen

Trügerische Sicherheit
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Cover und Gestaltung:
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Das Titelbild mit dem Symbol des verlassenen Teddys inmitten der Kirchenbänke ist gut gewählt für das Thema. Es lässt erahnen, dass dem Kind, dem der ...

Cover und Gestaltung:
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Das Titelbild mit dem Symbol des verlassenen Teddys inmitten der Kirchenbänke ist gut gewählt für das Thema. Es lässt erahnen, dass dem Kind, dem der Teddy gehört hat, etwas Schlimmes widerfahren ist, sonst hätte es den Teddy nicht liegen lassen. Der gedämpfte, etwas triste Farbstil passt hierzu ebenfalls sehr gut und zieht sich auch durch das ganze Buch, was an einigen Stellen doch etwas zu viel ist. Auch wenn der Teddy mittlerweile durch Thriller etc. als Symbol für Missetaten an Kindern schon etwas überstrapaziert ist, wird dem Betrachter sofort klar, worum es geht.
Da das Buch ein Hardcover ist, ist es stabil und gut als Handbuch auch für Einrichtungen verwendbar.

Inhalt:
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Das Thema sexueller Missbrauch bei Kindern und Jugendlichen ist ein wichtiges Thema. Auch und im Besonderen in christlichen Institutionen, denen oft blind vertraut sind, weil sie eben christlich sind. Gerade deswegen kann dort sexuelle Gewalt stattfinden und es mangelt gleichzeitig an Ratschlägen, damit sinnvoll umzugehen bzw. sinnvolle Prävention zu betreiben. Der Autor, der in seinem Umfeld selbst Erfahrung mit dem Thema gemacht hat, versucht in diesem Buch Tipps und Ratschläge für alle Betroffenen zu geben. Dabei sind Betroffene nicht nur die Opfer, sondern auch die Täter, die Eltern und christlichen Institutionen selbst.

Mein Eindruck:
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Bereits beim ersten Teil fiel mir der angenehme Schreibstil auf. Der Ton ist ruhig und sachlich. Daten und Fakten werden genannt, erste Hinweise, wie mit dem Thema umgegangen werden sollte aufgezeigt und einige Beispiele zum Thema Täter-Opfer-Beziehung genannt, ohne dabei reißerisch, pauschalisierend oder anklagend zu werden.
Da ich mich bereits mit solchen Themen in Kursen und Vorträgen auseinandergesetzt habe, waren mir viele der Fakten nicht neu. Für diejenigen, die sich neu damit befassen, waren m. E. alle wichtigen Punkte genannt und mit Beispielen belegt. Besonders gefiel mir hierzu die Art der grafischen Aufbereitung verschiedener Statistiken. Allerdings erschwerten die tristen, braunen Farben sowie mangelnde Kontraste das Lesen. Die Beschriftung der Grafiken ist recht klein und die kaum erkennbaren farblichen Unterschiede erschwerten es, die Situation mit einem Blick zu erfassen. Hier hätte ich mir eine optisch bessere Darstellung gewünscht.

Der Autor beleuchtet das Thema sehr umfassend und einfühlsam. Er beginnt mit der Frage, warum man sich dem Thema stellen muss, behandelt dann die Maßnahmen, wie Kinder aus Sicht der verschiedenen Beteiligten (Eltern, Einrichtungen) geschützt werden können im Allgemeinen und behandelt im dritten Teil gezielte Maßnahmen zum Schutz gegen Gewalt. Im letzten Abschnitt berichtet er ausführlich über ein Beispiel aus seiner Beratungspraxis und fasst die wichtigsten Punkte des Buches noch einmal zusammen. Hilfreiche Literaturtipps für alle Beteiligten runden den Ratgeber ab.
Der Autor motiviert dazu, genau hinzusehen und offen und ehrlich miteinander umzugehen. Das betrifft sowohl die Fragestellung: Ab wann fängt sexuelle Gewalt überhaupt an, wo zieht man die Grenze? Wie gehe ich als Betroffener mit meiner Situation und meinen Gefühlen um? Was tue ich als Eltern, die das Gefühl haben, dass das ihr Kind Opfer von (sexueller) Gewalt/Belästigung ist? Wo kann ich mir Hilfe holen? Und noch viel mehr. Besonders interessant fand ich hier vor allem das Thema aus Sicht des Täters. Der Autor gibt auch hier Anregungen, wie man als Täter seine Neigungen erkennt und was man dagegen tun kann.
Zwar sind die meisten Checklisten und Beispiele eher für Kitas und Gemeinden gedacht, aber auch als Eltern kann man von dem Buch profitieren, um sich selbst und sein Kind vorab stark zu machen und für das Thema zu sensibilisieren.

Man merkt dem Buch an, dass der Autor selbst mit dem Thema viele Erfahrungen gesammelt hat und ihm das Thema am Herzen liegt. Der Autor baut bei seinen Ratschlägen weniger auf Schubladendenken und Verurteilung, dafür mehr auf offene und ehrliche Kommunikation und ein gemeinsames Bestreben, das Thema anzugehen. Hierzu haben mir zwei Bemerkungen des Autos besonders gut gefallen. Zum einen der Satz "Kinderschutz ist ein Prozess, bei dem es der ständigen Verbesserung bedarf." (S.103) Man steht nicht vor einer unbezwingbaren Wand, sondern kann den Prozess Schritt für Schritt erweitern. Ein Schritt ist besser als gar keiner. Zum anderen die Aussage für eine offene Kultur für Fehler: "Fehler sind Chancen, etwas besser zu machen und sich weiterzuentwickeln. Nirgendwo wachsen wir besser als im Garten unserer Probleme." (S. 137).

Der Fokus des Buches liegt auf christlichen Einrichtungen und in diesem Kontext werden auch in einem kleinen Teil Bibelstellen beleuchtet sowie das Thema Vergebung behandelt. Allerdings ist die Auseinandersetzung mit den christliche Werten stellenweise durchaus kritisch und der Großteil der praktischen Hinweise und Maßnahmen ist für alle Einrichtungen anwendbar, die sich der Betreuung von Kindern und Jugendlichen widmen.

Fazit:
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Ein allumfassender, einfühlsam geschriebener Ratgeber für alle Beteiligten mit viel Praxisbezug