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Veröffentlicht am 07.02.2018

Kein Denkmal für Klimt in Wien

Auf den Spuren von: Gustav Klimt
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Anlässlich des 100. Todestages von Gustav Klimt erscheinen einige Bücher, die sich mit dem großen Künstler als Mensch und Maler sowie mit seinem Werk beschäftigen.

Dieses Buch von Gregor Auenhammer widmet ...

Anlässlich des 100. Todestages von Gustav Klimt erscheinen einige Bücher, die sich mit dem großen Künstler als Mensch und Maler sowie mit seinem Werk beschäftigen.

Dieses Buch von Gregor Auenhammer widmet sich den Spuren, die Gustav Klimt in Wien hinterlassen hat.
Gleich zu Beginn muss gesagt werden, dass es die Stadt bislang nicht der Mühe Wert gefunden hat, seinem wohl bekanntesten bildenden Künstler ein Denkmal zu setzen …

Wir folgen dem Autor durch bekannte und weniger bekannte Gassen und Grätzel (Viertel) der Stadt, um dem Künstler näher zu kommen. Doch zwei Weltkriege und ein nicht sehr sorgfältiger Umgang mit historischer Bausubstanz, hinterlassen Lücken in der Spurensuche. Nur an wenigen Häusern, in denen Klimt gewohnt hat, erinnert eine angebrachte Widmung daran. Gut bekannt und der Öffentlichkeit zugänglich ist die sogenannte „Klimtvilla“, die ursprünglich ein Gartenpavillon war, in dem Klimt von 1911-1918 sein Atelier hatte.

Über viele Häuser, die mit Klimt in Verbindung stehen, kann der Autor Anekdoten erzählen. So zum Beispiel über das Haus „Casa Piccola“ am Fuße der Mariahilfer Straße. 1809 war es ein kleines windschiefes Häuschen mitten im Niemandsland der Exerzierplätze der Vorstadt. Heute bzw. zu Klimts Zeiten, ist es ein monumentales Gebäude. Bis 1938 war der Couture-Salon der Schwestern Flöge hier untergebracht.
Ein Streifzug durch die Museen darf natürlich auch nicht fehlen: Vom Museum für Angewandte Kunst (MAK) über das Belvedere, das Leopold-Museum, das Kunsthistorische Museum (KHM) bis hin zum Wien-Museum ist alles vertreten, was in Wien Werke von Gustav Klimt besitzt.

Auch die unsägliche Rolle, die die Republik Österreich bei der Restitution der von den Nazis geraubten Kunstwerke gespielt hat wird angesprochen.

Meine Meinung:

Autor Gregor Auenhammer nimmt den Leser auf einige Spaziergänge durch Wien mit. Mit einigen durchaus launigen Kommentaren übt er Kritik an der Stadtverwaltung, die ihren berühmten Sohn ziemlich stiefmütterlich behandelt. Allerdings übernehmen die vielen Souvenirläden, die Klimt und seine Motive in allen möglichen (und unmöglichen) die Vermarktung. Damit ist der Künstler omnipräsent, fast schon aufdringlich. Das ist wohl ein Treppenwitz der Geschichte, denn Klimt war ein Gegner der Kommerzialisierung der Kunst.

Als Ergänzung zu diversen Stadtführern ist das Buch gut geeignet, auch wenn ich mir eine größere Schrift gewünscht hätte. Gut gefällt mir, dass die Spurensuch mit öffentlichen Verkehrsmitteln angetreten wird. Zu Fuß oder mit der Tramway, lassen sich viele kleine Details gut erwandern.

Was aber wirklich fehlt, ist ein Stadtplan oder zumindest eine schematische Darstellung der Spaziergänge. Ortsunkundige verlieren sonst leicht den Überblick über Straßen und Bezirk.

Auch ein Verzeichnis der diversen Museen wäre sehr nützlich. Man kann leider nicht davon ausgehen, dass Einheimische alle Klimt-Sammlungen auch nur dem Namen nach kennen.

Fazit:

Eine gute Ergänzung zu bereits vorhandenen Büchern über Gustav Klimt. Die kleinen Mängel (siehe oben) kosten einen Stern, daher nur 4 Sterne.

Veröffentlicht am 06.02.2018

Wiener Küche einmal anders...

111 Orte der Wiener Küche, die man gesehen haben muss
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Gleich einmal vorweg – das Buch ist KEIN Restaurantführer oder Kochbuch. Trotzdem lernen wir Orte kennen, an denen es Köstliches zu speisen gibt. Wir spazieren kreuz und quer durch Österreichs Hauptstadt. ...

Gleich einmal vorweg – das Buch ist KEIN Restaurantführer oder Kochbuch. Trotzdem lernen wir Orte kennen, an denen es Köstliches zu speisen gibt. Wir spazieren kreuz und quer durch Österreichs Hauptstadt. Eine Anekdote (oder wie man hierzulange sagt „G’schichtl“) nach der anderen wird erzählt, immer ergänzt durch ein interessantes Foto dazu.

Wer kennt schon ein „Schmauswaberl“ (Tipp 85/S. 178)? Maria Theresia hat verfügt, dass die Reste der täglichen Tafelfreuden bei Hofe billig an Gasthäuser abgegeben werden. Diese Speisereste verkauften die Wirte dann, neu zusammengestellt, an ihre Gäste.

Ein verlorener Ort soll wieder auferstehen: der Fischmarkt. Ursprünglich bei der „Fischerstiege“ (Tipp 30/S. 68) gelegen, wurde er zum Schanzlmarkt (Tipp 83/S.174) verlegt, wo man ihn mangels Bedarf 1972 geschlossen hat. Jetzt scheint das Interesse von Verkäufern und Käufer (und der Stadt) wieder erwacht zu sein.

Doch auch auf Kaffeehäuser und Konditoreien darf nicht vergessen werden. Eine ganz spezielle Wiener Tradition ist der Weinbau und der „G’mischte Satz“ (Tipp 109/S. 226). Anders als bei einer Cuvée werden beim Gemischten Satz die Trauben unterschiedlicher Weißweinsorten gemeinsam gepresst und vergoren. (Die Cuvée ist ein Verschnitt fertiger Weine.)

Ja, die Wiener Küche hat einiges zu bieten. Kulinarik und Literatur, Getränke und Bauwerke. Hier lohnt es sich, einmal näher hinzusehen.

Das Buch ist im Emons-Verlag erschienen. Es gibt eine Vielzahl von „111 Orten, die man gesehen haben muss“.
Ein elegantes Mitbringsel aus Wien oder eine nette Erinnerung für Wien-Besucher.

Veröffentlicht am 04.02.2018

Ein toller Regionalkrimi

Wurzelfleisch
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Herbert Rohrer entführt seine Leser in ein fiktives Dorf, das in jeder Ecke der schönen Steiermark existieren könnte: Schilfling.

Mit spitzer Feder und viel schwarzem Humor beschreibt der Autor den Alltag ...

Herbert Rohrer entführt seine Leser in ein fiktives Dorf, das in jeder Ecke der schönen Steiermark existieren könnte: Schilfling.

Mit spitzer Feder und viel schwarzem Humor beschreibt der Autor den Alltag der Dorfbewohner: Tristesse pur, Alkohol in rauen Mengen und einige wenige, die durch mehr oder weniger saubere Geschäfte zu Macht, Einfluss und Geld gekommen sind.

Hautpfigur ist der versoffene und arbeitslose “Mekong”, der von einer Leiche zur anderen stolpert. Dennoch gehen letztendlich in seinem vernebelten Gehirn die Lichter an. Er erkennt die Zusammenhänge zwischen den Toten und danach ist im Dorf nichts mehr so wie vorher…

Meine Meinung:

Der Krimi ist für Fans des österreichischen Humors eine Empfehlung. Der Leser entdeckt die komplexen Verstrickungen zwischenmenschlicher Beziehungen. Das soziale Zusammenleben zwischen Wirtshaus, Bierzelt, Puff und Kirche wird dabei ironisch und humorvoll auf die Schaufel genommen.
Herrlich sind die Spitznamen der einzelnen Figuren wie eben Mekong oder Bonanza in einer Gegend wo alle Franz, Hans oder Karl heißen.

Die teilweise derbe Sprache (auch im Dialekt) und das schon tiefe Niveau der Dorfbewohner ist gleichzeitig Stärke und Schwäche des Krimis. Stärke, weil man ähnliche Charaktere und/oder Episoden (Bierzelt, versiffte Wirthäuser) in jedem Landstrich finden kann. Schwäche, weil eben genau dieses, außerhalb der Region nicht oder nur schwer verständlich ist.
Lachen musste ich über die Erwähnung eines deutsch singenden Argentiniers, Rosino Messi.

Die handelnden Personen sind detailreich beschrieben und wachsen dem Leser schnell ans Herz. Das gilt besonders der durchs Leben stolpernden und wider Willen zum Detektiv mutierenden Hauptfigur, Mekong.

Ach ja, eine Info für die, die sich über den Titel wundern” Steirisches Wurzelfleisch” ist eine regionale Spezialtät.

Fazit:

Ein durchaus witziger Krimi mit ernsten Hintergrund, dem ich 4 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 03.02.2018

Fesselnd bis zur letzten Seite

Wetterleuchten im Roussillon (Roussillon-Krimi 2)
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Philippe Georget entführt seine Leser nun zum zweiten Mal in die französisch-spanische Grenzregion Roussillon, nach Perpignan.

Inspecteur Gilles Sebag bekommt es mit einem Mord zu tun, dessen Ursprung, ...

Philippe Georget entführt seine Leser nun zum zweiten Mal in die französisch-spanische Grenzregion Roussillon, nach Perpignan.

Inspecteur Gilles Sebag bekommt es mit einem Mord zu tun, dessen Ursprung, allem Anschein nach, im mehr als sechzig Jahre zurückliegenden Algerienkrieg liegt. Hat doch der Mörder die drei Buchstaben „OAS“ (=Organisation de l’armée secrète) hinterlassen.
Das Opfer ist ein einfacher algerisch stämmiger Franzose im Rentenalter, ein sogenannter „pied noir“.
Während sich Sebag auf Mördersuche begibt, wird der Schulfreund seiner Tochter beerdigt. Der junge Mann ist bei einem Verkehrsunfall gestorben. Niemand will dem Unfalllenker, einem geeichten Trinker glauben, dass er von einem anderen Auto geschnitten wurde.

Wie hängen die beiden Vorfälle zusammen? Hängen sie überhaupt zusammen?

Als dann ein zweiter Mord passiert, das Denkmal das den Opfern der OAS gewidmet ist, geschändet wird, geraten Sebags private Probleme in den Hintergrund. Gilles zweifelt nämlich an der Treue seiner Gemahlin.

Inspecteur Gilles Sebag ermittelt und geht jeder noch so kleinen und abstrus scheinenden Spur nach. Diese Hartnäcktigkeit macht sich letztlich bezahlt.

Interessant fand ich, dass die Ränge der Polizisten amerikanisiert wurden. Da hat wohl das Innenministerium in Paris zu viele Folgen von CSI gesehen. Sebag ärgert die Maßnahme.

Mit hat der Krimi sehr gut gefallen, wobei ich zugeben muss, dass ich den ersten Teil nicht kenne, und daher ein paar Details vermisse. (wird aber nachgeholt)

Aufschlussreich fand ich den Exkurs in den Algerienkrieg.
Sehr lobenswert ist, dass der Autor die geschichtlichen Passagen den Lesern nicht oberlehrerhaft überstülpt.

Zu meiner Schande gestehe ich, dass ich bislang so gut wie gar nichts darüber wusste. Die Kämpfe der Résistance im Zweiten Weltkrieg sind mir geläufig, aber Algerien? Da habe ich noch großen Aufholbedarf!
Das liebe ich an Büchern, dass sie dem Leser den Horizont erweitern helfen, wenn er dies zulässt.

Die Sprache des Krimis ist einfach. Das Buch lässt sich leicht und flüssig lesen. Ich hatte daher Zeit, mich auf den historischen Hintergrund zu konzentrieren.

Zugegeben, es gibt rasanter aufgebaute Krimis, aber eine höhere Spannung ginge zu Lasten der Geschichtsschreibung.
Sehr gelungen fand ich den mehrmaligen Wechsel der Perspektiven.

Ein rundum kompakter Krimi - empfehelenswert.

Veröffentlicht am 03.02.2018

Nicht ganz so toll wie seine Vorgänger

Venezianische Schatten (Ein Luca-Brassoni-Krimi 3)
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Die Autorin lässt Commissario Luca Brassoni nun schon zum dritten Mal ermitteln.

Inhalt:

Schon der Prolog ist sehr aufregend: eine junge Frau verirrt sich in den engen Gassen Venedigs, begegnet einem ...

Die Autorin lässt Commissario Luca Brassoni nun schon zum dritten Mal ermitteln.

Inhalt:

Schon der Prolog ist sehr aufregend: eine junge Frau verirrt sich in den engen Gassen Venedigs, begegnet einem Fremden und ...SCHNITT
Commissario Luca Brassoni und seine Freundin, Gerichtsmedizinerin Carla Sorrenti, genießen ihre Heimatstadt Venedig, die ohne Touristen und Tauben viel erträglicher erscheint, obwohl Winter herrscht. Luca und Carla probieren seit einiger Zeit das Zusammenleben und philosophieren, jeder für sich und auch gemeinsam über eine weitere Zukunft.
Auf einem ihrer nächtlichen Spaziergänge durch die Lagunenstadt finden sie eine junge Frau, die lediglich mit einem dünnen Fähnchen bekleidet ist, Schnell stellt sich heraus, dass die Frau misshandelt wurde und an Amnesie leidet.
Ist sie es, die wir aus dem Prolog kennen? Die drei Monate vorher in den Gassen der Serenissima die Orientierung und, wie es scheint, ihr Gedächtnis verloren hat?
Doch dann findet eine Spaziergängerin eine weibliche Tote. Sie gleicht der verwirrten Frau aufs Haar. Treibt ein Serienmörder in der Serenissima sein Unwesen?

Erzählstil/Spannung

Der Einstieg im Prolog legt ein hohes Tempo vor, bevor er durch einen Cliffhanger abrupt gestoppt wird. Gemütlicher geht es da schon im Privatleben Brassonis und Sorrentis zu. Obwohl, wenn ich die Andeutungen weiterspinne, ist Carla in ihrer Zukunftsvision ein wenig weiter als Luca.

In die Ermittlungen mischen sich private Turbulenzen.

Anmerkungen:

Das kurze Verhältnis Lucas' mit Maria,der Sekretärin, hat unangenehme Folgen. Doch, dass ein Gspusi ein Disziplinarverfahren und einen Eintrag in der Personalakte mit sich bringen kann, erscheint mir an den Haaren herbeigezogen.

Leider haben sich einige Tippfehler eingeschlichen, die mein Lesevergnügen trüben. Allem voran heißt es immer noch „Caffé Florian“ mit „Doppel-F“ und nicht „Café Florian“ – ärgerlich, so etwas sollte nicht passieren.
Die Sprache hat gegenüber den Vorgängerbänden („Venezianische Verwicklungen“ und „Venezianische Delikatessen“) an Präzision abgenommen. Es gibt eine erkleckliche Anzahl von Füllwörtern.

Fazit:

Ein durchaus spannender Kriminalfall, der jedoch nicht an seine Vorgänger heranreicht.