Spannend, emotional und richtig schön geschrieben
17 Erkenntnisse über Leander BlumIch hatte vor einigen Jahren Irmgard Kramers Buch „Am Ende der Welt traf ich Noah“ gelesen. Da mir dieses sehr gut gefallen hat, war ich auf ihren neuen Jugendroman schon sehr gespannt. Das Cover und der ...
Ich hatte vor einigen Jahren Irmgard Kramers Buch „Am Ende der Welt traf ich Noah“ gelesen. Da mir dieses sehr gut gefallen hat, war ich auf ihren neuen Jugendroman schon sehr gespannt. Das Cover und der Klappentext konnten mich sofort überzeugen und da ich bisher fast nur begeisterte Meinungen über das Buch gehört hatte, stand „17 Erkenntnisse über Leander Blum“ sehr weit oben auf meiner Wunschliste.
Leander und Jonas sind seit frühester Kindheit die allerbesten Freunde. Eine große gemeinsame Leidenschaft, die die beiden teilen, ist das Malen, ganz besonders das Sprayen. Beide sind sie sehr talentierte Streetartkünstler und hinterlassen an den verschiedensten Orten in der Stadt ihre Bilder. Ob an Mauern, U-Bahn-Waggons oder in verlassenen Gebäuden - überall findet man ihre beeindruckenden Graffitis, die sie unter dem Tag BLUX veröffentlichen. Bisher ist es den beiden Jungen erfolgreich gelungen, ihr Geheimnis zu wahren, niemand weiß, wer sich hinter BLUX verbirgt. Jonas und Leander führen so etwas wie ein Doppelleben: Tagsüber gehen sie zur Schule und nachts streifen sie durch die Stadt und verschönern diese mit ihrer Kunst, die mit den Jahren immer perfekter geworden ist. Nichts kann Leander und Jonas trennen, die beiden sind Freunde fürs Leben. Doch dann begegnet Leander dem wunderschönen Mädchen mit den langen goldenen Haaren. Da er ihren Namen nicht kennt, beginnt er sie Rapunzel zu nennen. Vom ersten Moment an ist er fasziniert von diesem Mädchen. Durch sie verliert er BLUX immer mehr aus den Augen. Doch das ist leider längst noch nicht alles, denn es soll sich noch etwas Furchtbares ereignen, dass das Leben der beiden Freunde für immer verändern wird.
Vielleicht waren meine Erwartungen an das Buch etwas zu hoch gewesen, denn mich konnte es leider nicht so packen wie von mir erhofft. Ich weiß noch nicht mal genau woran es lag. Ich habe mich beim Lesen nur immer wieder dabei ertappt, dass ich mich manchmal etwas zum Weiterlesen zwingen musste. Vielleicht lag es auch an mir, vielleicht war ich eigentlich gerade gar nicht so in der Stimmung für dieses Buch und hätte es lieber wann anders lesen sollen. Da ich es aber im Rahmen einer Leserunde gelesen habe, konnte ich das Buch leider nicht beiseite legen, um mich ihm später wieder zu widmen.
Mir hat der neue Jugendroman von Irmgard Kramer eigentlich richtig gut gefallen. Der Aufbau ist ihr großartig gelungen und auch die Charaktere wurden wunderbar und sehr authentisch von ihr ausgearbeitet. Ihren Schreibstil kann ich ebenfalls nur den loben, diesen habe ich schon in „Am Ende der Welt traf ich Noah“ als richtig klasse empfunden.
In diesem Buch sind mir sofort die besonderen Beschreibungen aufgefallen. Ob die Graffitis,das Haar von Rapunzel oder sonstige kleine Details – all dies wird immer sehr bildhaft und irgendwie künstlerisch beschrieben, was perfekt zur Geschichte passt.
Ich habe nur leider ein wenig gebraucht, bis ich mich in dieser zurecht gefunden habe. Das Buch beginnt ohne Einleitung, man ist gleich mittendrin im Geschehen. Etwas irritiert haben mich die Zitate an dem Kapitelanfängen oder die Beschreibungen über Leander. So nach und nach hat sich mir da dann aber der Sinn erschlossen und nun, da ich weiß, was es damit auf sich hat, finde ich diese Idee wirklich super.
Ebenfalls begeistert bin ich von der Erzählweise des Buches. Den Schreibstil habe ich ja bereits gelobt, aber was in meinen Augen auch sehr gut gelungen ist, sind die beiden verschiedenen Handlungsstränge. Wir haben zwei Personen, die hier abwechselnd und in verschiedenen Zeitebenen erzählen. Da wäre zum einen Leander, der mir ja sofort ans Herz gewachsen ist, und zum anderen das Mädchen Lila, die Leander in der Schule kennenlernt und die sofort ganz fasziniert von seinem unnahbaren und geheimnisvollen Verhalten ist.
Lila war mir ebenfalls auf Anhieb sympathisch. Ich fand es richtig interessant zu sehen, wie sie Leander wahrnimmt. Ganz anders, als er auf uns Leser wirkt, wenn er an der Reihe ist mit dem Erzählen.
Mir hat es richtig gut gefallen, wie sich die beiden Stränge immer mehr angenähert und sich schließlich in einem tollen Ende vereint haben. Die Auflösung des Buch konnte mich vollkommen zufriedenstellen, da alle offenen Fragen geklärt wurden.
Am schwächsten habe ich den Mittelteil des Buches empfunden. In diesem gab es für mich so ein paar Längen, die mir leider ein klein wenig den Lesespaß geraubt haben.
Die meiste Zeit über ist das Buch aber richtig spannend und auch sehr emotional und gefühlvoll. Ich fand es unglaublich interessant mitzuverfolgen, wie immer mehr offene Fragen geklärt wurden und sich am Ende schließlich ein vollständig gelöstes Puzzle ergeben hat. Damit habe ich im letzten Drittel des Buches nicht so wirklich gerechnet, da einfach so vieles noch ungeklärt war. Der Autorin ist es aber gelungen und das auch sehr gekonnt mit vielen überraschenden Wendungen, sodass man als Leser lange Zeit im Dunklen tappt und am Herumrätseln ist.
Obwohl mich das Buch nicht komplett überzeugen konnte, hatte ich doch sehr viel Spaß beim Lesen und ich kann es wärmstens weiterempfehlen. Besonders ans Herz legen kann ich „17 Erkenntnisse über Leander Blum“ allen Kunstliebhabern und Graffitikünstlern. Ich kenne mich mit dem Sprayen ja überhaupt nicht aus und habe hier beim Lesen sehr viel Neues und Interessantes über die Streetart und die Kunst dazugelernt.
Fazit: Leider kein Lesehighlight für mich, aber mir hat das neue Jugendbuch von Irmgard Kramer trotz allem richtig gut gefallen. Die Geschichte ist spannend, sehr gefühlvoll und auch ziemlich komplex aufgebaut. Ich war dadurch anfangs ein wenig verwirrt, aber nachdem ich mich zurechtgefunden habe und schließlich auch wusste, wie alles miteinander zusammenhängt, war ich von diesem tollen Aufbau hellauf begeistert. Dies ist ein Buch voller Liebe und Leidenschaft und obwohl es meine Erwartungen nicht komplett erfüllen konnte, kann ich es absolut weiterempfehlen und vergebe 4 von 5 Sternen!