Cover-Bild Lied der Weite
Band 2 der Reihe "Ein Holt Roman"
(55)
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 384
  • Ersterscheinung: 12.01.2018
  • ISBN: 9783257070170
Kent Haruf

Lied der Weite

Rudolf Hermstein (Übersetzer)

Victoria, siebzehn und schwanger, wird von ihrer Mutter vor die Tür gesetzt. Da überredet ihre Lehrerin Maggie die Brüder McPheron, zwei alte Viehzüchter, das Mädchen bei sich aufzunehmen. Ein erst widerwilliger Akt der Güte, der das Leben von sieben Menschen in der Kleinstadt Holt in Colorado umkrempelt und verwandelt.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.12.2017

So ist das Leben

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Amerika, kleinstädtisch-ländliche Gegend. Verschiedenste Charaktere, durchschnittliche Menschen, Einzelschicksale. Zum Beispiel Victoria: sie ist 17, Schülerin und schwanger. Die Mutter wirft sie aus der ...

Amerika, kleinstädtisch-ländliche Gegend. Verschiedenste Charaktere, durchschnittliche Menschen, Einzelschicksale. Zum Beispiel Victoria: sie ist 17, Schülerin und schwanger. Die Mutter wirft sie aus der Wohnung, der Freund verschwindet. Bobby, Ike, ihr Vater. Die Mutter dazu ist schwer depressiv und lässt die Familie im Stich. Die Jungs kämpfen sich ziemlich allein gelassen durch. Ihr Vater ist überfordert, müht sich mit Erziehung und Job.
Die McPherons: sympathisches altes Bruderpaar. Bewirtschaften eine Rinderfarm, arbeiten hart, sind sich eigentlich selbst genug. Beweisen viel Herz.
Sie und andere werden unaufgeregt beschrieben. So gut, dass man sie förmlich vor sich sieht. Man könnte sie kennen. Ihr Leben beinhaltet so schmerzhafte Erlebnisse, dass das Lesen schwerfällt. Ein wunderbarer Roman, zutiefst menschlich, zutiefst anrührend, trotz allen Widrigkeiten optimistisch.

Veröffentlicht am 07.02.2018

Ein Blick auf die Weite und die Einsamkeit

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Eigentlich ist es kein spannendes Buch, eigentlich ist es eher ein stilles, unaufgeregtes Buch, dass uns als Leser einen Einblick gibt auf eine (fiktive) Kleinstadt Holt und einige seiner (einsamen) MItbewohner. ...

Eigentlich ist es kein spannendes Buch, eigentlich ist es eher ein stilles, unaufgeregtes Buch, dass uns als Leser einen Einblick gibt auf eine (fiktive) Kleinstadt Holt und einige seiner (einsamen) MItbewohner. Da sind Tom Guthrie und seine beiden Söhen Ike und Bobby, deren Mutter die Familie verlässt. Die beiden alten Brüder McPheron, die auf einer abgelegenen Farm leben, die Lehrerin Maggie, die mit ihrem dementen Vater zusammen lebt und Victoria, die mit 17 Jahren schwanger wird und von ihrer Mutter auf die Straße gesetzt worden ist. Sie alle leben in dieser Stadt. Ihre Wege kreuzen sich, verbinden sich - auf vielfältigen und unterschiedlichen Wegen.

Aber mIr hat gerade das "Unaufgeregte" in diesem Roman gefallen, der fesselnde Stil, da Haruf es schafft uns als Beobachter mit in diese Stadt und zu diesen Menschen mitzunehmen, ohne zu bewerten, ohne gefühlsselig zu werden. Wir sind einfach als Leser dabei, beobachten, erleben mit und begleiten die Menschen auf ihren Wegen. Dabei gelingt es dem Autor oft auch eine sehr humorige Note mit hinein zu bringen, z.B weil er ganz nebenbei Vergleiche anbringt, die zum Schmunzeln sind, oder einfach, weil die McPheron-Brüder mal wieder in ihrer etwas unbeholfenen Art, mit dem Herz auf dem richtigen Fleck, für einen Lacher sorgen.

Die Einsamkeit verbindet die Protagonisten, ihre Suche nach Familie, Geborgenheit. Manchmal ist es erst der Weggang eines Menschen, der die zurück Gebliebenen merken lässt, dass eine Lücke, eine Leere entstanden ist, die wieder gefüllt werden muss.

MIr hat besonders gefallen, dass Haruf so einen Mikrokosmos von ganz normalen Menschen, mit Schwächen und Träumen, mit Fehlern, mit Humor, mit Mitgefühl, Prinzipien und Sorgen geschaffen hat, so dass alles irgendwie zu einer typischen amerikanischen Kleinstadt mitten in den Great Plains zu passen scheint, das Leben, Arbeiten, Lieben und auch die Einsamkeit.

Und auch wenn es kein Spannungsroman ist, haben mich der Erzählstil und die Verwicklungen und Entwicklungen in diesem Roman gefesselt. Haruf begeisterte mich mit einem detaillreichen, mitreissenden, eindringlichen, fesselnden Stil. Er vermag Melancholie mit Humor zu verbinden - und das hat mir vergnügliche und interessante Lesestunden beschert.

Veröffentlicht am 31.12.2017

Kein amerikanisches Idyll

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Eine Kleinstadt in den Weiten der amerikanischen Prärie in Colorado. Das Leben geht seinen alltäglichen Gang. Meist ist das Leben eintönig und anstrengend. Man lebt eher nebeneinander her. Aber man achtet ...

Eine Kleinstadt in den Weiten der amerikanischen Prärie in Colorado. Das Leben geht seinen alltäglichen Gang. Meist ist das Leben eintönig und anstrengend. Man lebt eher nebeneinander her. Aber man achtet auch aufeinander, jeder kann jeden beobachten. Kleinstadt eben. Einige Einwohner werden abwechselnd näher beschrieben. Da sind die 17 jährige Viktoria, die ungeplant schwanger wird und deswegen von ihrer Mutter aus dem Haus geworfen wird. Da ist ihre Lehrerin, die sich um sie kümmert, sie aber nicht bei sich behalten kann, weil sie ihren dementen Vater betreuen muss. Da ist der Lehrerkollege Guthrie, dessen Frau depressiv ist und der sich alleine um seine zwei kleinen Söhne kümmern muss. Und zusätzlich Ärger mit einem faulen und gewalttätigen Schüler hat. Und da sind die beiden alten Brüder auf ihrer abseits gelegenen Farm, die die schwangere Viktoria aufnehmen und mit ihrer eine Art Wahlfamilie aufbauen.

Eigentlich passiert in diesem Buch nicht besonders viel. Nur das Leben eigentlich. Und das ist für die meisten Protagonisten eher nicht so schön und wenig spannend. Besonders der Umgang mit den Kindern hat mich persönlich eher schockiert. Anscheinend ist es ganz normal, das 9-10 jährige Jungs jeden Morgen vor der Schule in der ganzen Stadt Zeitungen austragen. Und, dass eine 17 jährige jeden Tag nach der Schule stundenlang in einem Cafe in der Spülküche arbeitet und erst nach 19 Uhr nach Hause geht. Die Selbstverständlichkeit, mit der dies und anderes erzählt wird, lässt einen als Leser öfters schlucken. Warum man trotzdem weiter liest? Dies liegt sicherlich an der schönen, beschreibenden und gleichzeitig lakonischen Sprache, die eine Atmosphäre von Melancholie und gleichzeitig Härte vermittelt (einige sehr realistische Beschreibungen von Szenen mit einem Tierarzt inbegriffen). All dies wäre fast unerträglich traurig - wenn es nicht zwischendurch diese warmherzigen Momente mit viel Menschlichkeit geben würde. Denn es gibt schöne und positive Momente im Buch, gegenseitige Hilfe, vorsichtige Anfänge von Liebe und liebevolle Unterstützung.

Dies alles ist so einzigartig gut beschrieben und ausbalanciert, dass das Lesen zu einem schönen Erlebnis wird und man das Buch mit einem warmen und gleichzeitig melancholischem Gefühl im Bauch am Ende schließt.

Kent Haruf hat wohl alle seine Romane in der fiktiven Stadt Holt in Colorado angesiedelt. Bekannt geworden ist er in Deutschland mit seinem letzten Roman "Unsere Seelen bei Nacht", der jetzt mit Robert Redford verfilmt wurde. "Das Lied der Weite" ist ein älterer Roman, der jetzt in Deutschland neu aufgelegt wird. Im Original heißt er "Plainsongs", was noch deutlicher die Weite und die Ödnis und die Melancholie der amerikanischen Plains = Prärie wiederspiegelt.

Die Sprache von Kent Haruf hat mich verzaubert - und jetzt muss ich noch die anderen Bücher von diesem Schriftsteller lesen.

Veröffentlicht am 05.04.2018

Melancholisch und poetisch

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Als die siebzehnjährige, schwangere Victoria Roubideaux von ihrer Mutter vor die Tür gesetzt wird, nimmt sie ihre Lehrerin Maggie Jones zunächst bei sich auf. Doch Maggie hat auch ihren demenzkranken ...



Als die siebzehnjährige, schwangere Victoria Roubideaux von ihrer Mutter vor die Tür gesetzt wird, nimmt sie ihre Lehrerin Maggie Jones zunächst bei sich auf. Doch Maggie hat auch ihren demenzkranken Vater zu pflegen, und so überredet sie die beiden alten Brüder McPheron, Victoria auf ihrer Farm aufzunehmen. Für die beiden über Siebzigjährigen eine echte Herausforderung, haben sie doch immer nur zusammen, ohne Frau im Haushalt gelebt und kennen sich auch besser mit Vieh als mit Menschen aus.
Der leider 2014 verstorbene Autor Kent Haruf erzählt geradlinig, unprätentiös, fast schon sachlich. Doch hinter dem scheinbar einfachen Erzählstil offenbart sich eine ganz eigene Poesie. Die Menschen in Kent Harufs Roman wirken oft einsam, melancholisch. Dennoch funkeln immer wieder hoffnungsfrohe und komische Momente auf.
Herzzerreißend, gerade durch die nüchterne Sachlichkeit, wirkt z.B. der Moment, als Victoria nach der Schule nach Hause kommt und ihre Mutter ihr einfach die Tür nicht mehr öffnet. Großartig dagegen der Moment, als die Brüder McPheron mit dem schwangeren Mädchen über Getreide und Schweinebäuche sprechen, nur um Konversation zu betreiben und ihr – auf ihre Art - Geborgenheit zu vermitteln.
Tom Guthrie, Lehrerkollege von Maggie Jones, lebt allein mit seinen zwei Söhnen, nachdem die schwer depressive Mutter die Familie verlassen hat. Ergreifend wird in kleinen Szenen geschildert, wie die beiden neun- und zehnjährigen Jungen mit diesem Verlassenwerden umgehen. Während Maggie Jones und Tom Guthrie sich näher kommen, lernt Victoria behutsam, ihren eigenen Weg zu gehen.
Die kurzen, episodenhaften Kapitel, die jeweils andere Figuren ins Zentrum rücken, wirken wie Ausschnitte aus einem Mosaik, das erst nach und nach zu einem bedeutsamen Ganzen zusammenwächst. Ein stiller, oft traurig-melancholischer Roman, der bewegend und poetisch von Menschlichkeit, Güte, Freundschaft und Liebe erzählt.

Veröffentlicht am 04.03.2018

Rührende Story

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Ein interessanter Roman mit einigen Längen über verschiedene zwischenmenschliche Beziehungen, sei es eine Mutter-Tochter Beziehung, eine Freundschaft, eine Geschwisterbeziehung. Victoria wird ungewollt ...

Ein interessanter Roman mit einigen Längen über verschiedene zwischenmenschliche Beziehungen, sei es eine Mutter-Tochter Beziehung, eine Freundschaft, eine Geschwisterbeziehung. Victoria wird ungewollt schwnger und ihre Mutter schmeisst sie kurzerhand aus dem Haus. Plötzlich auf sich alleine gestellt sucht sie eine Unterkunft und eine Lösung für sich und ihr ungeborenes Kind. Hilfe bekommt sie dabei reichlich, viel mehr als man anfangs denkt. Von der sympathischen Lehrerin, den Brübern Bobby und Ike, sowie auch von zwei alten Farmen, die sie bei ihren aufnehmen. Weitere liebevolle Charaktere tauchen auf und machen aus der Geschichte eine rührende Story, teilweise jedoch war mir der Erzählstrang jedoch manchmal etwas zu unspektakulär. Nichtsdestotrotz handelt es sich aber hier um Unterhaltung auf hohem Niveau und die herausragende Kritik ist berechtigt.