Zwei Suchende in London
Wieder hat Tom Finnek einen packenden historischen Roman verfasst, der diesmal im London des ausgehenden 19. Jahrhunderts angesiedelt ist, wo in die reichen Bevölkerungsschichten bereits das moderne Leben ...
Wieder hat Tom Finnek einen packenden historischen Roman verfasst, der diesmal im London des ausgehenden 19. Jahrhunderts angesiedelt ist, wo in die reichen Bevölkerungsschichten bereits das moderne Leben mit elektrischem Licht und Telefon Einzug hält, während die weniger eleganten Viertel von Armut und Hoffnungslosigkeit geprägt sind – und noch dazu gerade die Angst vor dem grausamen Killer „Jack the Ripper“ umgeht.
18. Oktober 1888: Nahe eines Londoner Bahnhofs kommt es zu einem kurzen Zusammentreffen zweier junger Menschen, die völlig unterschiedlichen Welten entstammen:
Celia Brooks hat sich nach dem Tod ihrer Mutter aufgemacht, um ihren Vater Ned zu suchen, der die Familie vor acht Jahren von einem Tag auf den anderen verlassen hatte. Mit nur wenig Geld in der Tasche geht sie in der für sie völlig fremden Stadt auf Spurensuche und entdeckt dabei mehr und mehr Hinweise auf den Verbleib des Vaters, die aber meist nur immer neue, vielfach beunruhigende Fragen aufwerfen.
Auch Rupert Ingram, Sohn eines erfolgreichen Hoteliers, ist in gewisser Weise auf der Suche nach einem Platz in der Welt. Er scheint zwar vom Glück begünstigt zu sein, sträubt sich aber dagegen, dem von seinem Vater vorgegebenen Lebensweg zu folgen. Lieber treibt es sich in den dunklen Vierteln Londons herum, wo er interessante, aber auch gefährliche Bekanntschaften macht.
Celias und Ruperts Wege kreuzen sich in den nächsten Tagen noch öfters und es stellt sich heraus, dass ihre Schicksale mehr miteinander verknüpft sind, als sie zunächst ahnen.
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Celia, Rupert (in Ich-Form) und Ned erzählt, wobei bisweilen dasselbe Ereignis mehrmals aus verschiedenen Perspektiven betrachtet wird, was dem Roman eine ganz besondere Note verleiht.
Die Schilderungen sind dabei sehr anschaulich und lebendig, sodass man wunderbar in die Geschehnisse
eintauchen kann.
Sämtliche Protagonisten und auch die Nebenfiguren sind gut gezeichnet und auch wenn manche ihrer Aktionen unvernünftig oder unnötig riskant wirken, kann man immer nachvollziehen, warum sie so handeln, wie sie es tun.
Die Spurensuche, welche in die verschiedensten Gegenden Londons führt, ist spannend und man kann während des Lesens immer miträtseln, wie die verschiedenen Hinweise wohl zusammenhängen, wobei es einige Überraschungen gibt. Die Auflösung ist dann alles in allem stimmig und dass einige Fragen offen bleiben, passt zu der facettenreichen Geschichte.