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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Das große Leben eines kleinen Mannes

Der König der Schelme
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Dieser Roman orientiert sich an der wahren Geschichte des 1739 geborenen polnischen Grafen Jozef Boruwlaski, der wegen seiner Körpergröße für Furore sorgte. Als er im Alter von neun Jahren von seiner Mutter ...

Dieser Roman orientiert sich an der wahren Geschichte des 1739 geborenen polnischen Grafen Jozef Boruwlaski, der wegen seiner Körpergröße für Furore sorgte. Als er im Alter von neun Jahren von seiner Mutter an eine reiche Adelige verkauft wurde, war er gerade mal so groß wie ein normaler Knabe bei der Geburt, und er blieb Zeit seines Lebens kleiner als einen Meter.
Dass ein solcher Winzling über jede Menge Charme und Esprit verfügte, in mehreren Sprachen parlieren sowie musizieren und tanzen konnte, versetzte die Menschen in Erstaunen und machte ihn zu einem gern gesehenen Gast in den Salons der Reichen, der auf seinen Reisen durch Europa diverse gekrönte Häupter bezauberte.
Doch fast alle, denen er begegnete, sahen in ihm nur eine Art Spielzeug oder Schoßhündchen, eine eigenständige Persönlichkeit mit eigenen Gefühlen und Wünschen mochte ihm kaum einer zugestehen.

Das Buch befasst sich also mit einem brisanten wie auch ergreifenden Thema und regt zum Nachdenken darüber an, wie Personen, die von der Norm abweichen, behandelt wurden und auch heute noch oftmals werden.

Der Erzählstil gefällt mir sehr gut, er wirkt irgendwie altertümlich und passt zur Handlung.
Man kann sich hervorragend in Jozef hineinversetzen, seine Frustration darüber, nicht für voll genommen zu werden und immer auf die Unterstützung anderer angewiesen zu sein, nachfühlen.

Es ist interessant, ihm auf seinem Lebensweg zu folgen, der sich an einigen historisch gesicherten Fakten orientiert, bei dessen Ausgestaltung sich die Autorin aber auch viel dichterische Freiheit genommen hat. Dabei sieht er sich einer Reihe von Problemen gegenüber, alles in allem widerfährt ihm deutlich mehr Negatives als Positives, die Grundstimmung ist dennoch selten wirklich bedrückend.

Allerdings ist der Titel nicht gut gewählt. Jozef entspricht nicht wirklich der Definition eines „Schelms“, der Originaltitel „Joujou“ (Jozefs Spitzname, der sich vom französischen Wort für Spielzeug ableitet) ist treffender.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Sammelsurium für Mathe-Fans und Rätselliebhaber

Professor Stewarts mathematische Detektivgeschichten
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Wie schon in seinen früheren Werken gelingt es Ian Stewart auch hier wieder hervorragend, die Vielfalt und Faszination der Mathematik greifbar zu machen.

In mundgerechten Häppchen stellt er große Fragen ...

Wie schon in seinen früheren Werken gelingt es Ian Stewart auch hier wieder hervorragend, die Vielfalt und Faszination der Mathematik greifbar zu machen.

In mundgerechten Häppchen stellt er große Fragen und Probleme der Mathematik ebenso vor, wie er ganz alltägliche Dinge von einem mathematischen Gesichtspunkt aus betrachtet. Gewürzt ist das Ganze mit allerlei Anekdoten und Witzen.
Immer wieder tritt dabei der Privatdetektiv Hemlock Soames auf, der von seiner Wohnung Baker Street Nummer 222B aus neidisch beobachtet, wie sein berühmter Konkurrent von gegenüber von Klienten förmlich überrannt wird. Dabei handelt es sich bei Soames doch selbst um einen Meister seines Faches, der sich gemeinsam mit seinen Gehilfen Dr John Watsup der kompliziertesten Fälle annimmt, für deren Lösung jeweils Interesse an Mathematik sowie die Fähigkeit, logisch zu denken, von Nöten sind.
Die Figur des Soames wird zwar etwas überstrapaziert, die entsprechenden Episoden sorgen aber auch für einige Spannung und bringen Leben in die Sache.

Auch sonst gestaltet sich die Lektüre sehr abwechslungsreich, der Autor spricht die verschiedensten Themengebiete an. Von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen, sind die Ausführungen dabei auch ohne besondere mathematische Vorkenntnisse nachvollziehbar.
Außerdem werden nicht nur interessante Informationen präsentiert, die Leser werden auch zum Miträtseln aufgefordert (die Antworten gibt es dann im Anhang), sodass dieses Werk richtig fesselnd ist.

Einziger kleiner Kritikpunkt: Es wäre für den Lesefluss (zumindest der E-Book-Ausgabe) besser gewesen, wenn einige Abbildungen anders platziert worden wären.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Zwei Suchende in London

Vor dem Abgrund
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Wieder hat Tom Finnek einen packenden historischen Roman verfasst, der diesmal im London des ausgehenden 19. Jahrhunderts angesiedelt ist, wo in die reichen Bevölkerungsschichten bereits das moderne Leben ...

Wieder hat Tom Finnek einen packenden historischen Roman verfasst, der diesmal im London des ausgehenden 19. Jahrhunderts angesiedelt ist, wo in die reichen Bevölkerungsschichten bereits das moderne Leben mit elektrischem Licht und Telefon Einzug hält, während die weniger eleganten Viertel von Armut und Hoffnungslosigkeit geprägt sind – und noch dazu gerade die Angst vor dem grausamen Killer „Jack the Ripper“ umgeht.

18. Oktober 1888: Nahe eines Londoner Bahnhofs kommt es zu einem kurzen Zusammentreffen zweier junger Menschen, die völlig unterschiedlichen Welten entstammen:
Celia Brooks hat sich nach dem Tod ihrer Mutter aufgemacht, um ihren Vater Ned zu suchen, der die Familie vor acht Jahren von einem Tag auf den anderen verlassen hatte. Mit nur wenig Geld in der Tasche geht sie in der für sie völlig fremden Stadt auf Spurensuche und entdeckt dabei mehr und mehr Hinweise auf den Verbleib des Vaters, die aber meist nur immer neue, vielfach beunruhigende Fragen aufwerfen.
Auch Rupert Ingram, Sohn eines erfolgreichen Hoteliers, ist in gewisser Weise auf der Suche nach einem Platz in der Welt. Er scheint zwar vom Glück begünstigt zu sein, sträubt sich aber dagegen, dem von seinem Vater vorgegebenen Lebensweg zu folgen. Lieber treibt es sich in den dunklen Vierteln Londons herum, wo er interessante, aber auch gefährliche Bekanntschaften macht.
Celias und Ruperts Wege kreuzen sich in den nächsten Tagen noch öfters und es stellt sich heraus, dass ihre Schicksale mehr miteinander verknüpft sind, als sie zunächst ahnen.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Celia, Rupert (in Ich-Form) und Ned erzählt, wobei bisweilen dasselbe Ereignis mehrmals aus verschiedenen Perspektiven betrachtet wird, was dem Roman eine ganz besondere Note verleiht.
Die Schilderungen sind dabei sehr anschaulich und lebendig, sodass man wunderbar in die Geschehnisse
eintauchen kann.

Sämtliche Protagonisten und auch die Nebenfiguren sind gut gezeichnet und auch wenn manche ihrer Aktionen unvernünftig oder unnötig riskant wirken, kann man immer nachvollziehen, warum sie so handeln, wie sie es tun.

Die Spurensuche, welche in die verschiedensten Gegenden Londons führt, ist spannend und man kann während des Lesens immer miträtseln, wie die verschiedenen Hinweise wohl zusammenhängen, wobei es einige Überraschungen gibt. Die Auflösung ist dann alles in allem stimmig und dass einige Fragen offen bleiben, passt zu der facettenreichen Geschichte.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wissenschaft spannend vermittelt

Sind wir allein im Universum?
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Die Frage, ob es außerirdisches Leben gibt, bewegt und fasziniert die Menschen seit langem, und gerade in den letzten Jahren werden die diesbezüglichen Spekulationen regelmäßig angefeuert, wenn immer wieder ...

Die Frage, ob es außerirdisches Leben gibt, bewegt und fasziniert die Menschen seit langem, und gerade in den letzten Jahren werden die diesbezüglichen Spekulationen regelmäßig angefeuert, wenn immer wieder Berichte über neu-entdeckte Exoplaneten durch die Medien geistern.

Lisa Kaltenegger ist als Astrophysikerin an der Front der Forschung und war selbst schon an spektakulären Funden beteiligt.
Sie erzählt hier von unserem Platz im Universum, den Geheimnissen unseres Sonnensystems, vor allem aber von den faszinierenden Welten, die sich außerhalb davon in den Weiten des Alls verbergen. Sie beschreibt unter anderem die Methoden, die Wissenschaftler anwenden, um neue Planeten aufzuspüren und einzuschätzen, welche Bedingungen auf ihnen herrschen, und stellt die interessantesten der auf diese Weise gefundenen Exemplare vor.
Dabei wird deutlich, dass die Experten ihre Meinungen darüber, was in diesem Bereich alles möglich ist, im Lichte neuer Beobachtungen immer wieder revidieren mussten, was darauf schließen lässt, dass das Universum noch viele weitere Überraschungen bereithält.

Die Ausführungen sind allgemein verständlich und werden durch viele Illustrationen unterstützt und anschaulich gemacht.
Im Gegensatz zu vielen anderen „witzigen“ populärwissenschaftlichen Büchern wird hier aber nicht der Fehler gemacht, den Inhalt zu sehr zu trivialisieren, die Erläuterungen sind zwar eher knapp gehalten, wirken aber wissenschaftlich fundiert.

Ich kann dieses Werk daher allem, die sich einen amüsanten Überblick über dieses spannende Thema verschaffen wollen, nur weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Krimi trifft Humor

Bei Zugabe Mord!
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„Eine Schokoholikerin, ein Kastrat und ein Osterhase stellen sich beim Zirkelwirt am Papagenoplatz an die Bar“ – Schon dieser erste Satz zeigt, dass es sich bei diesem Roman nicht um einen typischen Krimi ...

„Eine Schokoholikerin, ein Kastrat und ein Osterhase stellen sich beim Zirkelwirt am Papagenoplatz an die Bar“ – Schon dieser erste Satz zeigt, dass es sich bei diesem Roman nicht um einen typischen Krimi handelt. Es ist vielmehr eine Komödie, die mit einem Kriminalfall gewürzt wird.

Hauptfigur und Ich-Erzählerin ist die gefeierte Sopranistin Pauline Miller, welche als großer Star für die Aufführung der „Entführung aus dem Serail“ bei den Salzburger Festspielen engagiert wurde. Dort trifft sie einige Kollegen wieder, mit denen sie bereits während ihrer Ausbildung an der Juilliard-School gemeinsam auf der Bühne stand. Doch das Wiedersehen ist von kurzer Dauer: Einer nach dem anderen stirbt eines gewaltsamen Todes und Pauline ist eine der Hauptverdächtigen.
Zur Seite stehen der Diva dabei unter anderem ihre kleinwüchsige, aber nichtsdestotrotz durchsetzungsstarke Agentin Bröcki und ihr narkoleptisches Schoßhündchen Radames.

So entsteht eine flott erzählte, vor allem aber ausgesprochen amüsante Geschichte mit interessanten Charakteren und einer Hauptdarstellerin, die sich zwar arg divenhaft benimmt, aber doch das Herz am rechten Fleck hat und über eine Menge Selbstironie verfügt.
Die Handlung ist oftmals klischeehaft und stellenweise ziemlich unrealistisch, das tut dem Lesespaß aber keinen Abbruch.
Ich freue mich schon auf das nächste Abenteuer von Pauline Miller!