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Veröffentlicht am 07.02.2018

Entlang der Route 66

Das Leuchten der Erinnerung
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Bei Lovelybooks habe ich diesen Roman zur Buchverfilmung mit Donald Sutherland und Helen Mirren gewonnen. Ich war schon sehr gespannt auf diese Geschichte, in der es um ein über 80-jähriges Ehepaar geht, ...

Bei Lovelybooks habe ich diesen Roman zur Buchverfilmung mit Donald Sutherland und Helen Mirren gewonnen. Ich war schon sehr gespannt auf diese Geschichte, in der es um ein über 80-jähriges Ehepaar geht, dass sich auf eine allerletzte Reise in ihren Oldtimer-Wohnmobil "The Leisure Seeker" aufmacht. Ihre Kinder und die Ärzte sind absolut dagegen, denn Ella hat Krebs und John leidet an schwerer Demenz.

Was mir gleich aufgefallen ist, obwohl ich den Film nicht gesehen habe, sondern mir nur den Trailer dazu angeschaut habe ist, dass sich im Buch und Film das Ziel der Reise, als auch die Strecke komplett unterscheiden. Während sich John und Ella im Film entlang der Ostküste von Boston bis nach Florida auf den Spuren von Ernest Hemingway begeben und in Key West sein Haus anschauen wollen, fahren die Beiden im Buch auf der Route 66 von Chicago nach Kalifornien.
Dabei finde ich eigentlich die Idee im Film besser, denn warum das alte Ehepaar Disneyland als Ziel gewählt hat, war mir nicht wirklich klar.

Die Route 66 ist wohl den meisten ein Begriff. Dass es sie eigentlich gar nicht mehr vollständig gibt und befahrbar ist, war mir nicht bekannt und finde ich sehr schade. Die verfallenen Raststätten und die heruntergekommenden Orte entlang der berühmten Straße, die flirrende Hitze und der Staub, die trockene und öde Landschaft - all das verbreitet eine eher trostlose Stimmung im Roman. Dazu kommt natürlich auch die schwere Krebserkrankung von Ella und die Demenz von John. Trotzdem schwingt immer wieder ein Schuss Humor mit, den Ella ist trotz ihrer Krankheit ein toughe Frau, die auch schwierige Situationen, wie einen Überfall, meistert.

Der Roadtrip der beiden alten Menschen besteht größtenteils aus Aneinanderreihungen von denselben Begebenheiten oder ähnlichen Ereignissen. Auf dem Weg nach Santa Monica machen die Beiden, mit einer Ausnahme, immer wieder auf Campingplatzen Halt, wo sie auf ihrer Leinwand Fotos von früheren Reisen mit ihrem Wohnmobil anschauen. Für Ella ist es eine schöne Erinnerung an ihr gemeinsamen Leben und die Kinder. Außerdem gedenkt sie an gemeinsame Reisen mit bereits verstorbenen besten Freunden. Ella möchte aber auch mit den Bildern Johns Erinnerung überprüfen und ihn immer wieder an seine Kinder und schöne gemeinsame Momente erinnern. Die starke Persönlichkeit von Ella trägt die beiden dabei durch die Handlung.

Die gesamte Reise ist nicht nur wegen des Settings sehr amerikanisch, sondern mir fällt bei US-Autoren immer wieder auf, wie anders wir hier eigentlich in Europa leben bzw. wie uns die Amerikanierung immer mehr und mehr einholt. Ich fragte mich während der Lektüre, ob es in den USA eigentlich nichts anderes als Burger zu essen gibt. Man wird zwar darauf hingewiesen, dass Burger Johns Lieblingsessen ist und er darauf besteht. Bei Demenzkranken ist eine tägliche Routine sehr wichtig...doch muss man diese Besuche in Burgerketten immer wieder und vorkauen? Ich finde auch, dass Johns Demenzerkrankung zu leicht dargestellt wird. Wenn ich an meine verstorbene Mutter denke, die noch keine schwere Demenz, aber ab und zu richtige Aussetzer hatte, wo sie vollkommen in eine andere Welt abtauchte, mit Johns Verhalten vergleiche, kommt die Krankheit hier für einen schwer Demenzkranken zu leicht daher.

Die beiden Hauptprotagonisten sind sehr liebevoll beschrieben, wirken lebendig und authentisch. Ella ist eine patente Frau mit einem großen Herz und viel Mitgefühl für andere Menschen. Ihren sarkastischenr Humor mochte ich sehr. John hat hingegen keine Ahnung von Ellas schweren Krankheit. Für ihn ist es einfach nur eine weitere Reise mit dem Wohnwagen, wie er sie die letzten Jahrzehnte immer wieder gemacht hat. Die Liebe zwischen den beiden ist trotz ihrer Krankheit greifbar. Auch wenn John nicht immer den Namen seiner Frau weiß, erkennt er in ihr seine Geliebte.
Ellas Wunsch für diese Reise konnte ich nachvollziehen. Mit der ansteigenden Zahl an gefahrenen Kilometern, schwinden die Kraftreserven besonders von Ella immer mehr und ich habe bei ihren Beschwerden mitgelitten. Das Ende war für mich zwar traurig, aber stimmig. Trotzdem hat mir das gewisse Etwas gefehlt.
Mir hat der Roman gefallen, aber richtig berührt hat er mich leider nicht. Das lag vorallem an den immer wiederkehrenden Aneinanderreihungen gleicher Begebenheiten, das "zu Amerikanische" und manche Ungereimtheiten. Außerdem plätscherte mir die Handlung einfach zu viel dahin.

Schreibstil:
Der Schreibstil des Autoren ist leicht und flüssig zu lesen. Die Kapitel sind eher kurz gehalten und sind nach der Reiseroute von Ella und John angeordnet. So begleitet man die Beiden von einem Bundesstaat zum nächsten bis sie in Disneyland ankommen. Die Dialoge zwischen John und Ella sind liebevoll, heiter, aber auch zornig und deprimierend.
Eine Karte mit den Etappen im Buch wäre ebenfalls nett gewesen.

Fazit:
Leider konnte mich die eigentlich rührende Geschichte nicht ganz abholen. Es ist ein leiser Roman ohne große Höhen und Tiefen, der trotzdem die Empfindungen von Ella sehr gut widerspiegelt. Bei mir kamen die Emotionen dennoch nur teilweise an und der ganze Roman war mir etwas "zu amerikanisch" (aufgebauscht).

Veröffentlicht am 06.01.2018

Konnte mich leider nicht ganz überzeugen

Beim Leben meiner Mutter
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Von Rowan Coleman habe ich leider immer noch ihren Bestseller "Einfach unvergesslich" im SuB Regal stehen. Damals wollte ich das Buch unbedingt lesen und wie es so oft passiert mit meinen selbst gekauften ...

Von Rowan Coleman habe ich leider immer noch ihren Bestseller "Einfach unvergesslich" im SuB Regal stehen. Damals wollte ich das Buch unbedingt lesen und wie es so oft passiert mit meinen selbst gekauften Büchern ...sie bleiben im Regal und verstauben. Zuerst kommen Leserundenbücher und Rezensionsexemplare an die Reihe und dann auch noch die Büchereibücher....so wie dieses hier.
Nun habe ich "Beim Leben meiner Mutter" als ersten Roman der Autorin gelesen, der mich aber leider etwas zwiespältig zurücklässt.

Das Buch ist zwar ein Roman, hat aber auch einen Touch Fantasy, da wir uns auf eine Zeitreise begeben. Ich liebe Zeitreisen und auch hier gefiel sie mir...nur leider nicht bis zum Ende der Geschichte.

Marissa leidet seit Jahrzehnten an Depressionen und beschließt ihrem Leben ein Ende zu setzen. Sie verbirgt ein dunkles Geheimnis, das sie mit ins Grab nimmt. Ihren beiden erwachsenen Töchtern, Luna und Pia, hinterlässt sie einige Videos. Darauf offenbart sie Luna, dass Pia und sie nicht denselben Vater haben. Luna ist entsetzt und die beiden Frauen beschließen sich auf die Spuren von Marissas Vergangenheit zu begeben. Gemeinsam machen sie sich von London auf nach Brooklyn, New York, dem Heimatort ihrer Mutter. Neben dem Geheimnis um Lunas Vater, müssen sich Luna und Pia auch um ihr Erbe kümmern: eine Haushälfte von Marissas Elternhaus. Dieses ist seit Jahren unbewohnt und in einem schlechten Zustand. Die andere Hälfte gehört Marissas Schwester Stephanie, zu der sie keinen Kontakt mehr pflegte, seit sie Broolyn verlassen hat, um den Engländer Henry zu heiraten.

Als sich Luna das Haus ihrer Mutter ansieht, verspürt sie ein sonderbares Gefühl. Plötzlich steht sie inmitten von jungen Menschen - mittendrin ihre Mutter. Es ist das Jahr 1977 und Marissa ist eine fröhliche, unbeschwerte und wunderschöne junge Frau, umgeben von Freunden und ihrer Schwester Stephanie. Luna erkennt ihre Mutter kaum wieder - diese Frau, die zeitlebens nur depressiv war, ist hier der Mittelpunkt der jungen Menschen und strahlt nur vor Lebensfreude. Was ist ihr nur passiert?
Luna versucht daraufhin öfters ins Jahr 1977 zu reisen, doch sie kann Zeitpunkt und Dauer ihrer Zeitreise nicht beeinflussen. Bald fühlt sie sich wohl unter Marissas Freunden und versucht herauszufinden, was dasmals passiert ist, dass aus diesem lebenfrohen Mädchen eine junge Frau mit schweren Depressionen wurde. Luna versucht den Grund zu finden und etwas dagegen zu unternehmen....

Anfangs war ich noch begeistert von den Zeitreisen und den Treffen von Luna mit ihrer Mutter und deren Clique. Zu schnell wurde allerdings das Geheimnis aufgedeckt und dadurch verlor die Geschichte etwas an Spannung. Dies wurde zum Ende hin mit einer überraschenden Wendung kompensiert, die nochmals Spannung verhieß. Leider konnte mich dann aber der fantastische Part nicht mehr richtig überzeugen. Es wurde etwas verwirrend und zu unglaubwürdig.

Die Charaktere sind schwer zu beschreiben, da sich durch die Zeitreise einige Begebenheiten in der Zukunft verändern. Daraus folgend hatte eine Person auch verschiedene Charakterzüge, maßgeblich durch ihre Vergangenheit beeinflusst. Das macht es etwas schwer eine gute Verbindung aufzubauen. Bei Luna gelingt es größtenteils, bei Pia nicht wirklich.

Die zeitgenössische Familiengeschichte unterscheidet sich zu "gewöhnlichen" Romanen durch die fantastischen Elemente, auf die man sich einlassen muss. Auch wenn Luna als Physikerin anfangs nicht an verschiedene Zeitebenen glaubt, muss sie sich dieser "Realität" stellen. Fand ich die Zeitreise zurück ins Jahr 1977 anfangs noch sehr interessant und liebenswert, wurde sie zum Ende hin leider zu verworren und konfus.

Schreibstil:
Rowan Coleman schreibt sehr angenehm. Obwohl es im Mittelteil etwas an Spannung fehlte und mir der letzte Abschnitt zu verworren war, ließ sich die Geschichte trotzdem flüssig lesen. Die Kapitel sind eher kurz gehalten.


Fazit:
Die Grundidee und der Schreibstil der Autorin ist toll - und ich liebe Zeitreisen. Trotzdem konnte mich der Roman nicht richtig abholen. Vorallem die letzten hundert Seiten waren zu verworren und haben das Konzept der Autorin irgendwie zerstört.

Veröffentlicht am 27.12.2017

Winter eines Lebens

Winter eines Lebens
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***KANN SPOILER ENTHALTEN!**

Der finale Band, dieser wirklich tollen und interessanten Saga, ist nun leider auch gelesen. Wir befinden uns bereits in den 80-iger und 90-iger Jahren des letzten Jahrhunderts ...

***KANN SPOILER ENTHALTEN!**

Der finale Band, dieser wirklich tollen und interessanten Saga, ist nun leider auch gelesen. Wir befinden uns bereits in den 80-iger und 90-iger Jahren des letzten Jahrhunderts und haben die Cliftons und Barringtons rund siebzig Jahre lang begleiten dürfen. Da kommt doch Wehmut auf.....
Auch wenn Band 7 bei mir nur mittelmäßig abschneidet, lasst euch nicht davon abschrecken diese Reihe zu lesen. Ich hatte mir einfach als Finalband etwas anderes vom Autor erhofft, als ich bekommen habe. Bevor ich näher darauf eingehe, möchte ich trotzdem jeden von euch der gerne spannende Familiensagen liest und die englische Zeitgeschichte der letzten siebzig Jahre miterleben möchte, diese Reihe empfehlen.

Wie üblich startet auch der letzte Band mit der Auflösung des fiesen Cliffhanger des vorherigen Bandes. Trotzdem fand ich diesmal wirklich schwer in die Geschichte hinein. Das begann damit, dass Archer innerhalb einer Seite völlig willkürlich von einem Thema zum nächsten wechselte. War man gerade gefangen in einer Handlung, konnte es passieren, dass man im nächsten Absatz wieder ganz woanders war. Das brachte mich ziemlich aus meinem Lesefluss, auch wenn ich die meisten Figuren schon seit dem ersten Band begleitete.
Erwartungsgemäß war die Politik wieder Schwerpunkt. Doch nach insgesamt wirklich hunderten von Seiten, die das Thema Wahlen durchkauten, war ich dem Thema diesmal schon ziemlich überdrüssig. Neben Giles verfolgen wir nun auch noch Emmas politische Karriere unter Margret Thatcher. Die Geschwister stehen für unterschiedliche Parteien im Rennen und so folgen einige Schlagabtäusche. Einzig die Kapitel rund um Lady Virginia konnten mich an die Seiten fesseln, die einfach DIE Königing der Intriganten ist. Was Archer hierzu immer wieder Neues eingefallen ist, hat mich am Ball bleiben lassen.

Besonders gestört hat mich, dass Archer seitenweise über Kleinigkeiten geschrieben hat oder unwichtige Szenen genauestens erklärte, wie etwas Karins Marathonlauf oder ein Kricketspiel. Beide Abschnitte trugen in keinster Weise zur Handlung bei, wichtige Familienthemen wurden hingegen gerade mal in einem Satz erwähnt. Einmal musste ich sogar nochmals kurz zurückblättern, um die Information überhaupt aufzunehmen, die so beiläufig erwähnt wurde und doch so wichtig für die Cliftons/Barringtons war. Da gab es zum Beispiel Babys, die ohne Erklärung geboren wurden; tote Verwandte ohne Beerdigungen; Kinder, die ihre Eltern adoptierten, 70 Jahre alte Karrierewege ohne wirkliche Erklärung, genauso wie Kunstpreise, die aus dem Ärmel geschüttelt wurden. Doch das wirkliche Leben hinter der Fassade wurde völlig ignoriert und eines der wichtigsten Themen dieses Romans wurde auf wenigen Seiten abgehandelt. Schon in anderen Büchern der Reihe habe ich manche Zeitraffer bemängelt, aber hier störte es mich diesmal massiv. Gerade für den letzten Band hätte mir mehr Geschichten über Harry und Emma gewünscht - eine Art Rückblick bzw. ein Schließen des Kreises von Band 1 zu Band 7...und vorallem mehr Persönliches zu den "Gründern" dieser Saga. Leider waren Harry und Emma auch diesmal wieder nur Randfiguren und wurden erst am Ende des Buches mehr miteinbezogen. Das Finale ist allerdings angemessen und hat mich das Buch traurig, aber zufrieden zuschlagen lassen.

Am Ende dieser Ära angekommen, kann ich sagen, dass der Finalband mich leider enttäuschte, die komplette Reihe aber absolut lesenwert ist! Besonders der erste Band war ein absolutes Highlight!

Fazit:
Der letzte Band der Clifton Saga hat mich leider etwas enttäuscht zurückgelassen. Ich hatte mir für das Finale dieser Reihe etwas Anderes erwartet. Jeffrey Archer hat trotzdem das Ende angemessen gestaltet und die Clifton-Saga erfolgreich abgeschlossen.

Veröffentlicht am 09.11.2017

Leider nicht mein Krimi

Tödliches Handicap
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Vielleicht war es mein Fehler mit dem 3. Teil der Krimireihe von Eva Reichl anzufangen. Vom Inhalt her versprach ich mir einen spannenden Krimi, der noch dazu in der oberösterreichischen Landeshauptstadt ...

Vielleicht war es mein Fehler mit dem 3. Teil der Krimireihe von Eva Reichl anzufangen. Vom Inhalt her versprach ich mir einen spannenden Krimi, der noch dazu in der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz in meiner Heimat Österreich spielt. Gerechnet habe ich allerdings nicht mit den humorvollen himmlischen Zwischenepisoden in kursiver Schrift, die über Petrus, dem Erzengel Gabriel und Gott erzählen. Was den meisten Lesern in der Leserunde gefiel, schmiss mich jedes Mal aus der Krimihandlung. Das war schade, da der Plot eigentlich sehr vielversprechend klang.

Beim Treffen im Linzer Landhaus des tschechischen Ministerpräsidenten und des oberösterreichischen Landeshauptmannes zum Thema Ausbau des grenznahen Kernkraftwerkes Temelin sind die Sicherheitsmaßnahmen hoch. Neben der üblichen Security sind auch Chefinspektor Thomas Neuhorn und sein Kollege Mark Sollstein der Linzer Krimnalpolizei im Einsatz. Bei einem Schusswechsel wird Sollstein verletzt und in späterer Folge Neuhorn von einem weiteren Täter hinterrücks niedergeschossen. Galt der Anschlag tatsächlich den beiden Polizisten oder ging hier jede Menge schief? Der verletzte Mark Sollstein nimmt mit seinen Kollegen die Ermittlungen auf....

Der eigentliche Fall hat Potential und ist gut konstruiert. Ebenso hat die Geschichte einige überraschende Wendungen zu bieten. Die Themen wie Atomkraft, ein Vergnügungspark am See und die Leichen zweier jungen Frauen in der Donau ergaben fast zu viele Handlungsstränge. Diese liefen jedoch am Ende perfekt zusammen und ließen keine Fragen offen.
Teilweise fehlte mir die Spannung, die meiner Meinung vorallem durch die störenden Einschübe direkt aus dem Himmel, zu kurz kam. Diese sind zwar sehr humorvoll, waren aber für mich als Krimi-und Thrillerleser vollkommen unnötig und störten den Lesefluss. Deswegen muss ich leider sagen dass "Tödliches Handicap" nicht mein Buch war. Dies soll jedoch andere Leser nicht davon abhalten diesen humorvollen Krimi zu lesen, denn die Bewertungen der anderen Leser waren sehr gut. Bildet euch einfach eure eigene Meinung!

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und konnte mich überzeugen. Die Beschreibungen der Stadt Linz, der nahen Umgebung und vorallem des Linzer Hafens sind lebendig, wenngleich ich mir hier etwas mehr Lokalkolorit gewünscht hätte. Auch die Charaktere sind authentisch und konnten mich überzeugen. Besonders in Herz geschlossen habe ich Sollsteins Zwergschnauzer Bello.

Fazit:
Für mich war dieser humorvolle Krimi leider nicht das, was ich mir erwartet hatte. Mit den Abschnitten aus dem Himmel wurde ich nicht warm und diese störten meinen Lesefluss. Meine Mitleser waren allerdings begeistert - deswegen bildet euch bitte eure eigene Meinung!

Veröffentlicht am 21.10.2017

Musik ist Macht

Der Klang der Erinnerung
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Fantasy ist ja nicht gerade MEIN Genre, aber wenn es um Musik geht, greife ich auch gerne genrefremden Büchern. Man sollte ja auch hin und wieder seinen Horizont erweitern ;) Bei dieser Geschichte macht ...

Fantasy ist ja nicht gerade MEIN Genre, aber wenn es um Musik geht, greife ich auch gerne genrefremden Büchern. Man sollte ja auch hin und wieder seinen Horizont erweitern ;) Bei dieser Geschichte macht man das sicherlich, denn alleine der Schreibstil der Autorin ist eine kleine Herausforderung! Deswegen empfehle ich jeden, der sich für "Der Klang der Stille" interessiert zuerst in die Leseprobe reinzulesen.

Der Klappentext hat mich fasziniert, denn es geht um Musik und um Erinnerungen. Letztere wurden den Einwohnern der Stadt seit dem großen Bruch genommen. Simon lebt auf dem Land und kommt nach den Tod seiner Eltern nach London - einem London, das wir so nicht kennen. Er soll nach einer Melodie, die ihm seine Mutter zugeflüstert hat, suchen. Auch ein Name wird genannt und die Rabengilde. Simons Mutter war eine der wenigen Menschen, die sich auch nach dem großen Bruch erinnern kann. Sie hat die Gabe die Erinnungen anderen Menschen festzuhalten und zu verwahren. Kaum jemand aus der Rabengilde ist noch übrig, denn beim großen Bruch wurder der Klang zur Waffe. Viele Menschen starben, einige wurden blind und taub und übrig blieben nur mehr die, deren Herzen und Gehör rein waren, und die auf eine neue Harmonie warteten. Die Einwohner der Stadt haben seitdem nur mehr die Erinnerung eines Tages.
Auch Bücher oder Schriften, sogenannte Chiffren, gehören der Vergangenheit an Deshalb helfen sich die Menschen mit Melodien, um gegenseitig zu kommunizieren oder wieder nach Hause zu finden. Jeder geht anders mit dem Gedächtnisverlust um. Einige verlassen sich auf ihr Körpergedächtnis, viele verwenden Gegenstände, aber alle verlassen sich auf die Musik und jeder von ihnen spielt ein Instrument. Musik ist Macht.

"Ein Wanderarbeiter singt das Hin-und-Zurück seiner Tagesreise, die Kadenz seines Liedes endet an unserem Dorfplatz. […] Kaum jemand wagt sich weiter als eine Tagesreise von zu Hause und den dort verwahrten Erinnerungen fort. Schließlich könnte man die Melodie für den Rückweg vergessen."
- Seite 12

Simon ist unser Hauptprotagonist, der kaum in London angekommen, sich dem Pakt der Five Rover anschließt. Lucien ist ihr Anführer, der sich schnell mit Simon anfreundet, denn er erkennt, dass dieser Junge vom Land anders ist. Simon ist ebenso wie seine Mutter ein Hüter der Erinnerungen, was er selbst jedoch noch nicht erkennt. Gemeinsam gehen die Beiden in den Widerstand und haben das Ziel das Carillon, das sich in unter der Erde der inneren Stadt befindet, zu zerstören und den Menschen wieder die Erinnerung zu geben.

Die Grundidee ist wirklich originell! Eine Welt ohne Sprache und voll mit Musik und Klängen. Eine Klangkakaphonie statt einer Überpräsenz der Medien, die uns in der heutigen Welt begleitet. Auch der Verlust der Erinnerung durch einen besonderen Klang, ist eine gänzlich neue Idee. Bekannt war für mich die übliche Elite, die wir in jeder Dystopie finden, die sich von den gewöhnlichen Menschen abhebt und in Wohlstand lebt. Diese finden wir auch hier...
Doch der eigene Schreibstil macht es dem Leser schwer in die Geschichte zu finden. Auch die Charaktere wirkten für mich sehr blass. Ich konnte sie nicht richtig fassen und spürte keinerlei Emotionen bei ihren Weg ins Innere der Stadt, der eigentlich eine Art Widerstandsbewegung sein soll.
Erst ab der Hälfte wurde für mich die Geschichte immer verständlicher. Man gewöhnt sich mehr und mehr an den Schreibstil. Irgendwie hatte ich das Gefühl, umso mehr Erinnerungen Simon findet, umso klarer lässt sich der Roman lesen. Trotzdem kam keine richtige Spannung auf, die mich absolut an das Buch fesseln konnte.

Schreibstil:
Anna Smaill erzählt sehr bildhaft und poetisch. Der Schreibstil ist, neben der guten Grundidee, das Außergewöhnliche an dieser Geschichte, Die Autorin benutzt für ihren Roman die Sprache der Musik. So finden wir viele Fachwörter der Musiktheorie wie lento (langsam), tacet (schweigen, Pause), subito (schnell). Diese werden in die Sätze miteingebracht, was etwas gewöhnungsbedürftig ist. Genauso wie die Schreibweise von Mettall, Leerlinge und Pollizzei. Warum hier Doppelkonsanten verwendet wurden, hat sich mir leider bis zum Ende der Geschichte nicht erschlossen. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Simon.

Fazit :
Ein großartiger Plot, der durch den ziemlich schwierigen Schreibstil und fehlender Spannung leider ziemlich verliert. Deswegen konnte mich die Umsetzung nicht gänzlich überzeugen. Trotzdem fand ich meinen Ausflug in ein für mich eher selten gelesenes Genre interessant.
Wer sich für den Roman interessiert, sollte auf jeden Fall zuerst die Leseprobe lesen.