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Veröffentlicht am 08.02.2018

Toller Auftakt mit einer großartigen Protagonistin!

Die Eiskriegerin
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Licia Troisi kenne ich bereits aus Reihen wie Die Drachenkriegerin, Die Schattenkriegerin oder Die Feuerkriegerin und an den Titeln lässt sich unschwer erkennen, dass meist eine Frau oder ein Mädchen im ...

Licia Troisi kenne ich bereits aus Reihen wie Die Drachenkriegerin, Die Schattenkriegerin oder Die Feuerkriegerin und an den Titeln lässt sich unschwer erkennen, dass meist eine Frau oder ein Mädchen im Mittelpunkt der Handlung steht – und dass sie gut auf sich selbst aufpassen kann, denn sonst würde man den Begriff „Kriegerin“ ja wohl kaum verwenden. Mit Die Eiskriegerin, oder im italienischen Original Le Lame Di Myra, also Die Klingen von Myra, steigt Troisi in die neue Dominium-Saga ein. Diese Reihe ist nach dem Kontinent benannt worden, auf dem sich unsere Helden und Bösewichte aufhalten. Eine Karte des Dominiums ist vorn im Buch eingezeichnet und erleichtert die Orientierung während des Lesens etwas. Allerdings hätte sie für meinen Geschmack noch etwas detailreicher sein können – manche für mich wichtige Orte sind gar nicht genauer verzeichnet.

Die Eiskriegerin dreht sich um Myra, eine junge Frau, die als Mädchen mit ansehen musste, wie ihr Vater brutal ermordet wurde. Ihr Leben sah seitdem selten schön aus – Sklaverei eingeschlossen -, aber nun ist sie als erfolgreiche Schwertkämpferin an der Seite eines großen Heerführers unterwegs, um die Zukunft des Dominiums zu verändern. Dann erfährt sie, dass der Grund der Ermordung ihres Vaters doch nicht ganz so eindeutig zu sein scheint, wie sie es jahrelang angenommen hatte. Myra macht sich auf, um endlich die Wahrheit zu erfahren, trifft dabei nicht nur auf Überraschungen, sondern auch auf unerwartete – und anfangs auch unerwünschte – Weggefährten und entdeckt ein ganz neues Schicksal.

Myra ist einerseits eine typische Fantasy-Heldin: eine starke Kriegerin, im Kampf ausgebildet und mit einem Ziel vor Augen, das es zu verfolgen gilt, außerdem scheint sie etwas Besonderes zu sein, wodurch sie sich von der Masse abhebt. Andererseits ist sie ein Mensch wie du und ich. Myra zweifelt und ist sich unsicher, wie sie mit Informationen umgehen oder welchen Weg sie einschlagen soll. Welche Situationen erlauben es, über ihre Moralvorstellungen hinweg zu sehen? Es fällt ihr schwer, ihren Weg zu gehen und wie jeder junge Mensch hat auch sie ihre schwachen Momente. Sie hat außerdem als eine Art Selbstschutz gelernt, Menschen auf Distanz zu halten – Ausnahmen bestätigen die Regel – und keinerlei Übung im Prinzip „Freundschaft“, weshalb sie Fremden und auch Bekannten gegenüber oft eiskalt rüberkommt (See what I did there?). Myra ist alles andere als perfekt, aber bereit und in der Lage, zu lernen. Das macht für mich einen Großteil ihres zweifelhaften Charmes aus. Ihr Charakter entwickelt sich weiter und ist am Ende dieses ersten Bandes kaum noch mit der Person in Einklang zu bringen, die wir zu Beginn kennen lernen.

Das gleiche trifft auch auf die meisten Nebencharaktere zu. Anstatt mit reinen Stereotypen um sich zu werfen, hat die Autorin jeder wichtigen Figur mehrere Schichten verpasst: Je länger man eine Figur begleitet, desto mehr Schichten lassen sich abpellen und desto mehr Eigenschaften werden deutlich, desto eher lässt sich eine Entwicklung erkennen. Gleichzeitig sind die Figuren auch stabil, in Ermangelung eines besseren Wortes. Sie erfüllen im Rahmen der Geschichte einen bestimmten Zweck und sind in ihrer Entwicklung nicht ZU wankelmütig, aber eben auch nicht nur stumpfe Stereotypen. Es fällt mir schwer, hierfür die richtigen Worte zu finden; vermutlich müsst ihr das Buch einfach selbst lesen, um zu verstehen, was genau ich meine. Oder ihr kennt Troisis Stil schon, denn dieselben Merkmale lassen sich auch in ihren älteren Büchern finden.

Apropos Stil: Licia Troisi ist bekannt für ihr detailliertes Worldbuilding. Auch diese Medaille hat zwei Seiten, wie Myras Charakter. Einerseits sind die Beschreibungen der Welt, in der wir uns aufhalten, toll geschrieben und sehr bildlich formuliert – ich hatte beim Lesen ständig exakte Bilder vor Augen und mein Kopfkino lief auf Hochtouren: großartig! – und auch zwingend notwendig, um das Dominium und seine Politik und Gesellschaft, die eine nicht unwesentliche Rolle spielen, verstehen zu können. Andererseits sind diese Beschreibungen und Erklärungen an einigen Stellen schlicht zu lang, weshalb trotz des ständig präsenten roten Fadens der Spannungsbogen beeinträchtigt und das Tempo merklich gedrosselt wurde. Auch das hat Vor- und Nachteile. (Ihr merkt schon, ich bin bei diesem Aspekt in meiner Meinung ziemlich zwiegespalten.) Es ist beim Lesen durchaus etwas lästig, immer wieder ausschweifende Landschaftsbeschreibungen und Erklärungen, warum eine bestimmte Handlung in der Politik wie ausgeführt werden konnte, serviert zu bekommen. (Wobei ich hier der Autorin hoch anrechne, dass es kaum Wiederholungen gab und wenn doch, dann nur, sofern die erste Erwähnung einer Gegebenheit schon viele Kapitel zurück lag.) Ich würde sagen, mit 30 Seiten weniger hätte man die Durchhänger vermeiden können.

Diese langen Worldbuilding-Momente sorgten aber auch dafür, dass ich mir die Zeit genommen habe, sie zu würdigen. Die Geschichte, so spannend und aufreibend sie auch stellenweise sein mochte, wurde so entschleunigt. Das habe ich sehr entspannend empfunden. Normalerweise lese ich Romane in einem Rutsch, an einem, maximal zwei Tagen, je nach Seitenzahl und Stimmung. Die Eiskriegerin hat für gut zwei Wochen vorgehalten (auch, weil die Weihnachtstage und damit einige Familienangelegenheiten dazwischen kamen), weil ich einfach langsamer gelesen habe. Ich habe nicht nur gelesen, um schnell in der Handlung voran zu kommen, um möglichst rasch all den Rätseln auf die Spur zu kommen, die die Geschichte stellt, sondern den Text selbst wahrgenommen, die Worte, die Welt. Das ist mir schon recht lange nicht mehr passiert. Nicht, weil ich keine guten Bücher gelesen hätte, sondern eher, weil viele der Romane auf meinem „Speiseplan“ davon leben, mit hohem Tempo und viel Action die Leser bei Laune zu halten – Dystopien, New Adult, Urban Fantasy. Die Eiskriegerin würde ich meinem Gefühl nach in der High Fantasy einordnen: Auch Tolkiens Werke oder Markus Heitz‘ Die Zwerge hatten diese entschleunigende Wirkung auf mich.

Ein weiteres Merkmal des Schreibstils sind die vielen Zeitsprünge, mit denen Troisi Myras Vergangenheit Stück für Stück aufrollt. Zuerst war ich verwirrt, warum an genau dieser Stelle so wichtig ist, was Myra zu diesem anderen bestimmten Zeitpunkt in der Vergangenheit passiert ist. Das wurde aber jeweils schnell deutlich. Die Sequenzen aus der Vergangenheit sind optisch klar erkennbar, weshalb es da zu keinen Verwechslungen kommen kann. Ich finde es extrem gelungen, wie sich so ein Rätsel nach dem anderen von selbst aufklärt. Wir Leser werden eine ganze Weile über die verschiedensten Dinge im Dunkeln gelassen und erfahren so nach und nach gewisse Hintergründe, die wie Puzzlestücke irgendwann ein ganzes Bild ergeben. Das ist eine tolle Art, die Geschichte der Eiskriegerin zu erzählen, wenn ihr mich fragt!

Noch ein dicker Pluspunkt sind die Wendungen, die in 90 Prozent der Fälle für mich unerwartet kamen. Besonders rückblickend bin ich schwer beeindruckt, sowohl von der Kunstfertigkeit der Autorin als auch von meinen eigenen Scheuklappen: Viele Dinge wurden schon so früh und dann immer wieder angedeutet, während es mir erst in dem Moment klar wurde, den die Autorin für die jeweilige Enthüllung vorgesehen hat. Ich bin einfach in die Fallen getappt, in die ich treten sollte, und habe erst kurz vor dem finalen Plottwist, der gleichzeitig auch der Cliffhanger vor dem nächsten Band ist, vermutet, was passieren könnte. Schon allein hierfür LIEBE ich dieses Buch und seinen tollen Stil.

Oh. Eins noch: Es gibt Magie. UND DRACHEN! Wenn all meine Schwärmerei bisher noch nicht ausreichte, um euch zu überzeugen, Die Eiskriegerin zu lesen, dann doch bestimmt dieses kleine Detail. ?

Licia Troisi hat mit Die Eiskriegerin wieder einmal eine junge Frau auf die Reise ihrer Bestimmung geschickt, ihren Weg mit Stolpersteinen und Hürden bestückt und diese Geschichte kunstvoll verpackt.
Die entschleunigte Lektüre unterhält mit detailreichem Worldbuilding und überzeugt durch Charaktere, die über sich hinauswachsen. Ich freue mich schon auf Band 2 und vergebe ohne Zweifel 5 von 5 Sternen!
(Am liebsten noch mit Sternchen, aber, na ja, es sind ja schon Sterne …)

Veröffentlicht am 30.01.2018

Eine tolle Ergänzung zur ursprünglichen Reihe

Throne of Glass – Celaenas Geschichte Novella 1-5
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Seit Oktober 2016, als ich hat Sarah J. Maas mich von Celaena Sardothien und ihrer Geschichte durch Throne of Glass begeistert. Die ursprüngliche Reihe beginnt mit Celaena, die als Sklavin in den Salzminen ...

Seit Oktober 2016, als ich hat Sarah J. Maas mich von Celaena Sardothien und ihrer Geschichte durch Throne of Glass begeistert. Die ursprüngliche Reihe beginnt mit Celaena, die als Sklavin in den Salzminen von Endovier festgehalten wird. Aber wie kam die einst größte Assassinin von Ardalan in diese missliche Lage? Warum hasst sie ihren Ziehvater Arobynn so und was genau ist damals eigentlich mit Sam, ihrer ersten großen Liebe, passiert? Diese und andere Fragen werden in den fünf Novellen, die in Celaenas Geschichte aus Vorgeschichte zusammengefasst sind, beantwortet.

Die Novellen umfassen jeweils ca. 50 – 100 Seiten, weshalb sich dieses Buch wunderbar häppchenweise lesen lässt – und ich hatte kein schlechtes Gewissen, wenn ich es zwischen den einzelnen Kurzgeschichten auch mal beiseite gelegt habe. Jede Geschichte führt Celaena in ein neues Abenteuer und lässt mich als Leserin besser verstehen, warum sie zu Beginn von Die Erwählte so ist, wie sie ist. Warum sie Arobynn abgrundtief hasst. Wie sehr sie Sam geliebt hat.

Es kommen viele Figuren vor, die später in der ursprünglichen Reihe Throne of Glass auftauchen und deshalb schon bekannt sind, die Kurtisane Lysandra zum Beispiel, oder der Piratenkönig Rolfe. Besonders letzterer hat es mir angetan, ich hätte mir mehr Handlung mit seiner Figur gewünscht – da es aber doch zentral um Celaena geht, verstehe ich, dass die anderen Storylines kurz gehalten werden mussten. Vielleicht gibt es ja einmal eine andere Gelegenheit, mehr über Rolfe zu erfahren.
Auch viele unbekannte Charaktere traten auf. Die Stillen Assassinen gefielen mir sehr und erinnerten mich ein bisschen an die Liga der Assassinen aus der Serie Arrow.

Verglichen mit der ursprünglichen Throne of Glass-Reihe wird in Celaenas Geschichte relativ wenig Worldbuilding betrieben. Das zeigt ganz deutlich, dass diese Kurzgeschichten nach Beginn der Reihe entstanden und für Leser geschrieben worden sind, die die Welt um Adarlan schon kennen. Das finde ich aber ziemlich gut, denn jede längere Erklärung hätte den Spannungsbogen überreizt und zerstört. So sind die Novellen kurz und knackig – jedenfalls überwiegend: Die letzte und mit Abstand längste der fünf Novellen fand ich etwas ZU lang. Sie hatte ein paar Durchhänger – eben genau an den Stellen, an denen die Autorin die Handlung durch zu viele Erklärungen in die Länge gezogen hat. 20 Seiten weniger hätten dieser Kurzgeschichte gut getan. Insgesamt ist Celaenas Geschichte jedoch in Maas’ gewohnt angenehmen Schreibstil verfasst und lässt sich flüssig lesen.

Ich finde es schade, dass der geniale Originaltitel The Assassin’s Blade nicht übernommen bzw. mit Das Schwert der Assassinen übersetzt wurde, denn unter diesem Titel ist Celaena in Adarlan bekannt und diese fünf Novellen erzählen, wie eben dieses menschliche Schwert geschmiedet und geschliffen wurde, bis es das tödliche Werkzeug war, das wir in Die Erwählte kennen gelernt haben. Die Nicht-Übersetzung und stattdessen die Verwendung des schon irgendwie langweiligen Titels Celaenas Geschichte ist aus meiner Sicht verschenktes Potential vonseiten des Verlags.

Zum Schluss ein paar Worte zum Cover: Wie alle Taschenbuchausgaben dieser Reihe trägt auch Celaenas Geschichte auf dem Cover die kampfbereite Titelheldin mit ihren Schwertern und einem wunderschönen Kleidungsstück, in diesem Fall einen Umhang. Das passt perfekt zu der Figur. Besonders raffiniert finde ich, dass auf der U4-Seite jedes Bandes, also auch hier, die Rückseite des Titelbildes zu sehen ist, zusammen mit einer kräftigen Farbe. Damit die Schwerter sichtbar bleiben, hat man hier den Umhang auf der Rückseite weggelassen, was aber nicht schlimm ist. Dieses Konzept, Buchcover und U4 ( = Rückseite) eines Buches auf diese Weise zu verbinden, finde ich sehr gelungen und ich habe noch kein anderes Buch gesehen, bei dem es auf die gleiche Weise umgesetzt wurde.

Für Fans von Throne of Glass sind diese Novellen eine tolle Ergänzung zur ursprünglichen Reihe im bekannten Stil der Autorin und geben uns Lesern einen interessanten Einblick in die Entstehung der Figur Celaena Sarthodien.

Schön zu lesen, spannend und sicherlich nicht das letzte Buch, das ich von Sarah J. Maas lesen werde! (See what I did there? ? )

Veröffentlicht am 20.12.2017

Super als Geschenk geeignet!

Pinguine sind kitzlig, Bienen schlafen nie, und keiner schwimmt so langsam wie das Seepferdchen
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Dieses niedliche kleine Büchlein habe ich erstmals irgendwo in den Tiefen von Instagram entdeckt – die App ist also tatsächlich zu etwas zu gebrauchen! ?

Besonders die Illustrationen haben mich interessiert, ...

Dieses niedliche kleine Büchlein habe ich erstmals irgendwo in den Tiefen von Instagram entdeckt – die App ist also tatsächlich zu etwas zu gebrauchen! ?

Besonders die Illustrationen haben mich interessiert, aber auch die „Fun Facts“ über ausgewählte Tiere fand ich spannend. Die Zeichnungen der schwedischen Künstlerin sind sehr schlicht und „nur“ schwarz-weiß, aber in ihrer Einfachheit sehr detailliert und liebevoll gestaltet. Ich mag Zeichnungen, denen man noch ansieht, dass sie von Hand gezeichnet sind, die nicht makellos sind, sehr gern. Deshalb gefallen mir die vielen kleinen und teilweise auch ganze Doppelseiten einnehmenden Illustrationen sehr.
Schön und gleichzeitig sehr schade finde ich, dass die Illustrationen so viel Raum einnehmen, und zu den Illustrationen gehört auch der Leerraum dazwischen. Das klingt jetzt etwas paradox, da es mir doch eigentlich um die Zeichnungen geht. Allerdings sind 120 Seiten in dem kleinen Format nicht viel und die einzelnen Seiten beinhalten nicht allzu viel Text. Dadurch hatte ich Pinguine sind kitzlig nach weniger als einer Stunde beendet. Der Vorteil an bebilderten Büchern ist aber, dass man einfach wieder von vorn beginnen kann und mit etwas Glück ein paar Details entdeckt, die einem vorher nicht aufgefallen waren.

Die als verblüffend angepriesenen Fakten über die abgebildeten Tiere waren mir nicht alle unbekannt, aber es gab genügend, die mich überraschten oder zum Schmunzeln brachten. Dass Grashüpfer fünf Augen haben war mir zum Beispiel fremd – aber es erklärt, warum die Biester immer so schnell weggehüpft sind, als ich sie als Kind im Sommer fangen wollte … Wieder etwas gelernt! Dieses Buch ist also in meinen Augen (auch) für Erwachsene geeignet. Was mir nicht ganz klar wurde, war, wie die Autorin/Illustratorin die abgebildeten Tiere ausgesucht hat. Vorn im Inhaltsverzeichnis ist auch eine Ente dargestellt, die genau diese Frage stellt – die aber nicht wirklich beantwortet wird. Es ist jetzt nicht so, dass ich die schönen Zeichnungen und die teilweise echt interessanten Fakten dazu nicht genießen könnte, nur, weil ich nicht weiß, warum Giraffen, aber keine Gnus ausgesucht wurden. Das ist einfach eine Frage, die sich mir beim Lesen gestellt hat.

Ich habe mit dem Gedanken gespielt (und mich inzwischen dafür entschieden), es meinem bald fünfjährigen Neffen zu Weihnachten zu schenken. Man wird ihm noch ein paar der Details erklären müssen – zum Beispiel die großen Zahlen mit viel zu vielen Nullen dahinter, deren Ausmaße man sich als Kind ja gar nicht vorstellen kann -, aber ich bin sicher, dass ihm das Buch gefallen wird. (Und wenn es ihm irgendwann langweilig werden sollte, freut sich die Mama.)

Apropos „freut sich die Mama“: Pinguine sind kitzlig eignet sich hervorragend als Geschenk, weil es jedem Leser/Betrachter garantiert² ein Lächeln aufs Gesicht zaubern wird und auch nach mehrerem „Lesen“ nicht an Charme verliert. Das handliche Format passt auch gut in eine normale Handtasche oder einen Rucksack, sodass es gut für unterwegs geeignet ist. Ich finde, damit erfüllt es die notwendigen Kriterien für einen Geschenktipp. Was meint ihr?

² Ich übernehme keine Haftung, falls das doch nicht der Fall ist. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sich jeder über ein Geschenk freut, besonders, wenn es so schön ist wie dieses Buch!

Fazit
Dieses niedliche Büchlein legt den Fokus auf die einfachen, aber schönen Illustrationen. Wer also die interessanten Infotexte eher nebensächlich findet, der wird hier gut bedient.

Veröffentlicht am 27.11.2017

Großartig: Für jeden - nicht nur Comicnarren - ist etwas dabei!

Love is Love: Eine Comic-Anthologie für Respekt, Akzeptanz und Gleichberechtigung
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Liebe ist ein Thema, das nie aufhört, wichtig zu sein. Gerade in den letzten Jahren ist endlich auch die gleichgeschlechtliche Liebe und überhaupt alles, was nicht hetero ist, an die Oberfläche der gesellschaftlichen ...

Liebe ist ein Thema, das nie aufhört, wichtig zu sein. Gerade in den letzten Jahren ist endlich auch die gleichgeschlechtliche Liebe und überhaupt alles, was nicht hetero ist, an die Oberfläche der gesellschaftlichen Wahrnehmung gestoßen. Noch nie habe ich Toleranz, Gleichberechtigung und Akzeptanz als öffentlich diskutierte Themen so omnipräsent wie in den letzten paar Jahren wahrgenommen.

Leider sind die Gründe dafür nicht immer so schön (im Gegensatz zum Voting-Ergebnis in Australien vor kurzem) – wie zum Beispiel der Anschlag auf den Schwulen-Nachtclub „Pulse“ in Orlando am 12. Juni 2016, bei dem 49 Menschen ermordet wurden. Aus dem darauf folgenden verzweifelten Wunsch, irgendetwas zu tun, und einer spontanen Idee entstand durch Mithilfe vieler Künstler diese Anthologie, in der unzählige sehr viele kurze Comics und teilweise wunderschöne Artworks zusammengefasst sind. Wer nun aber ausschließlich Regenbögen und strahlende Gesichter erwartet, weil das Cover so farbenfroh ist, wird enttäuscht. Stattdessen finden sich hier die verschiedensten Stile, die unterschiedlichsten Ansätze zur Bewältigung des Anschlags, diverse Gedanken und Gefühle. Kurz gesagt: Es ist für jeden etwas dabei.

Gefühlschaos


Während des Lesens ging es mir nicht immer gut. Die eine oder andere Träne konnte ich nicht unterdrücken und auch wütend bin ich zwischendurch geworden. An wieder anderen Stellen habe ich mir das Lächeln nicht verkneifen können und die Hoffnung schwappte nur so aus den Seiten. Und zwischendurch habe ich die Artworks bewundert und die Ideen, auf die die Künstler – Texter wie Zeichner – gekommen sind. Weil diese Anthologie absolut keine seichte und leichte Unterhaltung für Zwischendurch ist, habe ich sie immer mal wieder beiseite gelegt. Ich konnte sie nicht in einem Rutsch lesen, weil ich emotional einfach ausgelaugt war. Das ist bei mir keine Seltenheit; Bücher nehmen mich häufig so richtig mit – das ist einer der Gründe, warum ich so gern lese. Das heftige hieran war einfach, dass die Grundlage für jedes Szenario, das sich in dieser Sammlung wiederfindet, der Anschlag in Orlando war. Es mussten 49 Menschen sterben. Dieser Gedanke ließ mich nicht los, keinen Augenblick, als ich die Comics gelesen habe. Sehr gut gefällt mir daher, dass am Anfang des Bandes eine Liste der Toten abgedruckt ist, die die vollständigen Namen und Altersangaben umfasst. Diese 49 Toten bleiben hier nicht namenlos und werden teilweise auch explizit in den Werken genannt.

Für jeden etwas dabei


Ich lese wenige Comics. Früher habe ich die Lustigen Taschenbücher und die Abenteuer von Lucky Luke und Asterix & Obelix verfolgt, heute greife ich hauptsächlich – wenn überhaupt – nach Mangas. Deshalb kenne ich mich nicht besonders gut mit Comics aus, dadurch habe ich aber auch keine großen Ansprüche. Besonders gut gefällt mir an Love is Love, dass wirklich sehr viele verschiedene Stile zu finden sind. Es geht von Superhelden mit harten Linien, vielen Details und dunklen Farben über Federzeichnung und Aquarellmalerei bis hin zu stilisierten Bildern, die beinahe wie Strichmännchen aussehen. Mal umfasst ein Comic eine einzelne, mal eine Doppelseite. Manchmal ist es einfach ein riesiges Panel mit wenig, aber gut platziertem Text. Mal ist es mehr Text als Bild. Manchmal ist es eine einfache, kurze Geschichte, die Hoffnung schöpfen lässt; bei manchen Comics habe ich auch jetzt rückblickend noch keine Ahnung, was genau mir der Autor damit sagen möchte – doch das bedrückende Gefühl, ausgedrückt durch Farbe und Formen, kam auch bei mir an. In einigen Comics tauchen bekannte Helden wie Superman oder Batman auf, ein Artwort – das mir so gut gefällt, das ich es hier abbilden werde (s. Blog) – zeigt Charaktere aus Harry Potter. Es sind total verschiedene Gedanken und Momente, die die Künstler hier zusammengestellt haben, die nur unterstreichen, dass die Unterschiede vollkommen egal sind, solange man sich liebt. Liebe ist eben Liebe. Love is Love.

Beispiele


Es gibt einen Comic, der thematisiert, dass nicht nur Homosexuelle von diesem Anschlag betroffen sind, und der mir besonders in Erinnerung geblieben ist: Über heterosexuelle Männer und Frauen, die in Clubs wie das „Pulse“ gehen, um nicht in „normalen“ Bars ständig angemacht zu werden und einfach Spaß zu haben. Diesen Menschen habe man durch diesen Anschlag ebenso den sicheren Hafen genommen wie den homosexuellen Menschen, die dort ein- und ausgehen.

Ein anderer Comic kommt fast ganz ohne Text aus und zeigt eine junge Frau, die jede Menge Spaß beim Feiern hat. Nach dem Tanzen kommt sie heim und geht schlafen. Am nächsten Morgen steht sie auf, entfernt die Reste der Schminke vom Vorabend und zieht ihre Arbeitskleidung an. Plötzlich sieht man, dass SIE eigentlich ein Mann ist. Rein theoretisch sieht es so aus, als ob ER fürs Feiern in eine andere Rolle schlüpft, doch ich habe das Gefühl, dass es genau umgekehrt ist: Für die Gesellschaftsnormen und die Arbeit trägt SIE eine Verkleidung und abends, wenn es in den Club geht, kann sie endlich sie selbst sein.

Ein anderer kurzer Comic zeigt, wie der Hass weitergetragen werden kann – und die Akzeptanz. Es wird die Vorbildfunktion der Eltern thematisiert.

Ein Comic zeigt eine Situation direkt nach Bekanntwerden der Nachrichten aus Orlando – und obwohl die genutzten Farben den Regenbogen symbolisieren, sind die Emotionen, die ich mitnehme, Verzweiflung und Angst, Panik. Denn die einzigen Farbkleckse sind die zahllosen SMS, die die Menschen an ihre Freunde und Verwandten schicken mit Fragen wie „Geht es dir gut? Ist dein Bruder in Sicherheit? Hast du von Erica gehört?“.

Ein weiterer Comic besteht aus einem einzigen Panel. Man sieht eine geschlossene Tür und Text, der vermuten lässt, was hinter dieser Tür passiert. Dann gibt es noch den eigentlichen Text, der verdeutlicht, dass man als Leser keine Ahnung hat, was hinter der Tür passiert und dass man sich einfach keine Gedanken darum machen und seine Nase aus anderer Leute Angelegenheiten heraushalten soll. Ich zitiere:

"Nimm einfach folgendes an: Es handelt sich um erwachsene Menschen, die tun, was immer sie wollen, im gegenseitigen Einverständnis. So einfach ist das. Also bitte: Nicht stören!"

Ich könnte noch so viele Comics erwähnen und am liebsten würde ich auch viel mehr Bilder zeigen (s. Blog), aber ich fürchte, das würde zu umfassend und ginge an die Grenzen des Urheberrechts. Deshalb:

Fazit


Ich kann jedem, der sich mit der Thematik, die ich einfach mal weit umfassend und treffend mit Love is Love umschreiben möchte, befassen will, diese Comic-Anthologie nur empfehlen. Man muss kein Comicnarr sein, um die Botschaften zu verstehen, und man muss nicht selbst zur LGBTQ+-Community gehören, um das Recht zu haben, Interesse zu zeigen. Ganz im Gegenteil, es werden so viele verschiedene Ansätze und Gedanken mit so vielen unterschiedlichen Stilen und Techniken kombiniert, dass jeder etwas finden wird, das ihm gefällt, dass seinen Ansichten entspricht oder mit dem er sich identifizieren kann. (Ich wollte eigentlich schreiben „dass jeder seine Freude damit haben kann“, aber da es eben nicht nur Freude ist, die hier zum Ausdruck gebracht wird, wäre das blöd formuliert.)

Veröffentlicht am 25.05.2017

Selten hat mich ein Buch so schnell und so sehr begeistert

Der letzte erste Blick
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Zuerst war da natürlich das Cover, was sonst. Ich bin nun mal jemand, der sich zumindest bei Büchern gern auch mal vom Äußeren täuschen lässt. Hier gefiel mir, dass es schwarz-weiß gestaltet war und nur ...

Zuerst war da natürlich das Cover, was sonst. Ich bin nun mal jemand, der sich zumindest bei Büchern gern auch mal vom Äußeren täuschen lässt. Hier gefiel mir, dass es schwarz-weiß gestaltet war und nur durch kleine, dezente Farbtupfer lebendig wurde. Es wirkt ruhig, gelassen, aber nicht bleich. Gleichzeitig ist eine innige Umarmung abgebildet (in der sich der Kerl hinunterbeugt und sich das Mädel nicht hochrecken muss, diese Emanipation ist selten auf Buchcovern!), wodurch eine Art Wärme transportiert wird. Ich kann es schwer beschreiben, meinen Gefallen hat es jedenfalls gefunden. Die Leseprobe hat mir den Rest gegeben, sodass ich das Buch einfach lesen MUSSTE. Ich liebe das Sprichwort „Was sich liebt, das neckt sich“ und schon von Anfang an war klar, dass das quasi das Motto von Der letzte erste Blick sein würde. Übrigens bekommt der Titel im letzten Drittel seine Bedeutung, es geht also nicht nur darum, die Leser mit einem möglichst mysteriösen Satz einzufangen. ?

Protagonisten
Emery ist ein Mädchen, das ich mir nicht besser hätte ausdenken können. Genau genommen hätte ich nichts dagegen, sie als beste Freundin zu haben. Sie hatte es beileibe nicht leicht im Leben, hat aber einen Weg gefunden, damit zurecht zu kommen und weiter zu machen. Sie umgibt sich mit den richtigen Leuten und findet in Dylan jemanden, der wie für sie gemacht ist. Gleichzeitig weiß sie sich zur Wehr zu setzen und sorgt mit einem Schlag auf die jetzt blutige Nase ihres nagelneuen Mitbewohners dafür, dass ich sie seit den ersten Sätzen dieses Buches liebe. Ich kann einfach nicht anders. Bei Dylan ging es mir genau so: Kaum taucht er auf der Bildfläche auf, ist es um mich geschehen. Das ist etwas ganz Besonderes und ich verehre Bianca Iosivoni beinahe dafür, dass sie mir diese beiden Charaktere vorgestellt hat. Natürlich ist von Anfang an klar, dass die beiden miteinander glücklich werden – schließlich ist das der Sinn dieses ganzen Romans. Die Entwicklung ihrer Beziehung ist allerdings ebenso besonders wie die Protagonisten selbst.

Handlung
Wir beginnen mit einem wortwörtlichen Schlagabtausch, den sich unsere Protagonistin liefert, setzen die Geschichte mit vielen einfallsreichen Streichen fort und enden irgendwie in einer tollen, authentischen Liebesgeschichte. Das ist genau der Stoff, den ich mir von Romanen wie diesem erhoffe und viel zu selten bekomme. Ich selbst neige dazu, dieses Heck-Meck mit meinen Mitmenschen zu treiben, das auch Emery und Dylan verbindet, wobei es bei mir nie in Klamotten-Klau oder Manipulation der Fernbedienung (ich wünschte, das wäre mir in einer bestimmten Situation eingefallen!) endet. Deshalb gefällt mir dieser rote Faden, der sich durch die Geschichte zieht, sehr gut: ich kann es nachvollziehen. Sie zeigen gegenseitiges Interesse und auch eine gewisse Nähe. Um diese Streiche zu spielen, müssen sie sich schon recht gut kennen und auch vertraut miteinander sein. Das gefällt mir besonders gut: Diese Nähe zwischen Emery und Dylan wird unter anderem durch diese Streiche sehr deutlich, sodass ständige Sexszenen – die übrigens auch überhaupt nicht zum Rest der Geschichte gepasst hätten – überflüssig werden. Sex ist nur dann eingesetzt, wenn er passt und absolut in eine Szene gehört. Allein das hebt Den letzten ersten Blick schon von anderen Romanen dieses Genres ab, die leider viel zu häufig in die Erotik-Schublade greifen, um Nähe oder Liebe auszudrücken. Ja, natürlich spielt Sex auch hier eine Rolle, die Charaktere sind schließlich in den ersten Collegejahren. Aber das ist eher unterschwellig und sehr dezent, nicht „in your face“. Mir fällt einfach keine bessere Beschreibung ein, aber ich bin begeistert. Die Beziehung zwischen Emery und Dylan entwickelt sich so natürlich, dass ich im Grunde gar nicht mitbekommen habe, dass sie plötzlich ein Paar wurden. Und auch das ist ein riesiger Pluspunkt, denn mal ehrlich: Stellt sich nicht jeder an einem gewissen Punkt einer Beziehung die Frage nach dem Etikett? „Was sind wir eigentlich? Freunde, gute Freunde, Freunde mit gewissen Vorzügen, ein Paar, ein nicht ganz so monogames Paar?“ Es gibt so viele Varianten und selten ist klar, wo man gerade steht. Es spielen ja immer zwei mit und die haben nicht immer dieselbe Ansicht. Dieser Aspekt ist nicht durch ständige Selbstzweifel oder so in die Geschichte eingebaut worden, sondern die Übergänge zwischen „Wir kennen uns gerade mal fünf Minuten“ über „Ich glaub, ich kann dich ganz gut leiden“ bis zu „Mensch, ich hab dich verflixt gern“ verlaufen so fließend, dass man sie beim Lesen kaum mitbekommt. Das liegt nicht zuletzt am Stil der Autorin, aber dazu später mehr. Emery und Dylan haben natürlich – wie sollte es anders sein, schließlich müssen ein paar Klischees des Genres ja doch erfüllt werden – jeweils ein Päckchen zu tragen. Bei Emery ist es ein Ereignis aus der Vergangenheit, das sie gewissermaßen sogar wortwörtlich verfolgt, Dylan trägt ein Geheimnis und eine Aufgabe mit sich herum. Und ja, es ist ein Klischee. Klischees müssen aber nicht immer schlecht sein. In diesem Fall finde ich die Hintergrundgeschichte nicht nur angemessen, sondern notwendig, um ein paar Wendungen einzubauen. Und was das für Wendungen sind! Manche Dinge habe ich kommen sehen, andere haben mich total von den Socken gehauen. Fest steht, dass ich mir so manche Träne nicht verdrücken konnte, während ich an anderen Stellen wegen meiner Lachanfälle von Mitreisenden in der Bahn schief angeschaut wurde. Mehr verlange ich nicht von einem Buch!

Schreibstil
Durch ihre Art, die Dinge auf den Punkt zu bringen und dabei das Drumherum auch noch so gut zu beschreiben, dass ganz leicht Bilder in meinem Kopf entstehen, hat mich die Autorin um ihren kleinen Finger gewickelt. Das ging ratzfatz. Mal ganz abgesehen von der Storyline, die ich, wie ihr vielleicht schon mitbekommen habt, liebe, bildet sie durch ihre Worte und die Art, damit umzugehen, der Geschichte einen so tollen Rahmen, dass ich einfach nicht anders kann, als diesen Kettensatz zu formulieren, weil ich gar nicht weiß, wie ich meine Begeisterung sonst ausdrücken soll!

Ich bin fast ein bisschen traurig, Emery und Dylan verlassen zu müssen. Gerade die letzte Szene hat mir noch ein abschließendes Lächeln ins Gesicht gezaubert. Wenigstens wird es zumindest einen weiteren Band um die Clique geben und die Chancen, dass diese beiden uns als Nebenfiguren erhalten bleiben, stehen gut. Ich bin also gespannt und werde den Wartezeitraum zum nächsten Band Der letzte erste Kuss vermutlich mit weiteren Geschichten aus Bianca Iosivonis Feder überbrücken.

Fazit
Selten hat mich ein Buch so schnell und so sehr begeistert, obwohl ich mit recht niedrigen Erwartungen an es herangetreten bin. In diesem Genre ist es eben schwer, hervorzustechen. Bianca Iosivoni hat es geschafft und ich bin sehr gespannt auf Band zwei!

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