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Veröffentlicht am 15.09.2016

Spiel mir das Lied von der Beraterfirma

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Ausnahmsweise gehe ich mal auf den Klappentext ein. Dort heißt es, als sich Christian ein Video ansieht, das an ihn geschickt wird, ist er entsetzt über das, was er sieht: eine Wasserleiche. Diese Szene ...

Ausnahmsweise gehe ich mal auf den Klappentext ein. Dort heißt es, als sich Christian ein Video ansieht, das an ihn geschickt wird, ist er entsetzt über das, was er sieht: eine Wasserleiche. Diese Szene kommt auch wirklich vor, allerdings hat der Klappentextersteller vergessen zu sagen, dass es ein langer, langer Weg bis dahin wird. Ein Weg, der sich vor allem durch Langeweile auszeichnet. Ausgiebig und bis zum Einschlafen wird erst mal Christian beschrieben. Ein junger Businesstyp, der versucht, auf der Karriereleiter einer Beraterfirma hochzuklettern und dabei Arbeitszeiten von 80 Stunden oder mehr in Kauf nimmt und nie zu Hause ist, was seiner Freundin wenig schmeckt. Davon abgesehen, dass Christian ein langweiliger Typ ist, interessiert mich die Hierarchie und der Aufbau in so einer Firma null. Zwischendurch bekommt man Einblicke in das Leben eines Kommissars, der möchtegernzynisch einen auf einsamen Wolf macht. Bevor es um die erste Leiche geht, ist ein Drittel des Non-Thrillers vergangen.

Dann benimmt sich Christian so dermaßen irrational, dass man sich mit der Hand gegen den Kopf schlagen möchte. Andererseits kann er sonst natürlich nicht selbst zum Verdächtigen werden, denn ein kurzzeitiges Nachdenken der Ermittler (Kommissar plus Gerichtsmedizinerin plus Ex-Hackerin) hätte jeden von den drei ziemlich schnell in die Richtung des Täters geführt. Es wurde also konstruiert auf Teufel komm raus; Leichen pflastern den Weg, Christian macht sich immer verdächtiger. Aufgeteilt ist das Ganze in Buch 1, 2 und 3, wobei 3 den wenigsten Platz einnimmt, aber wenigstens noch so etwas ähnliches wie Spannung aufzubauen vermag. Spannend und interessant ist das Buch für Leute, die sich für Strukturen großer Beraterfirmen interessieren, alle, die einen fesselnden Thriller erwarten, werden enttäuscht. 1,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Teen Angst in einem schwammigen Sci-Fi-Format

These Broken Stars. Lilac und Tarver (Band 1)
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Die Zukunft: Die Menschen haben sich im All ausgebreitet und Planeten besiedelt, Raumschiffe, die sich im Hyperspace bewegen, verbinden diese Planeten. Eines der modernsten Raumschiffe, die Icarus, ist ...

Die Zukunft: Die Menschen haben sich im All ausgebreitet und Planeten besiedelt, Raumschiffe, die sich im Hyperspace bewegen, verbinden diese Planeten. Eines der modernsten Raumschiffe, die Icarus, ist gerade auf dem Weg von A nach B. Auf diesem Raumschiff treffen sich Tarver, ein junger Soldat, und Lilac, das reichste Mädchen des Universums. Sie fühlen sich sofort voneinander angezogen, doch natürlich darf Lilac keinen Freund haben, der so weit unter ihr steht, also beleidigt und erniedrigt sie Tarver. Wenige Tage später kommt es zu einer Katastrophe auf der Icarus, und zufällig befinden sich Tarver und Lilac zusammen auf einem Rettungsboot, mit dem sie als einzige auf einem unbekannten Planeten abstürzen. Ohne Möglichkeit, ein Notsignal absetzen zu können, marschieren sie ein paar Tage lang über den Planeten, um das Wrack der Icarus zu erreichen. Dabei wird Lilac immer wieder von "Stimmen" und Visionen gequält, und die beiden kommen einem Geheimnis auf die Spur.

Da ich gern Sci-Fi und Fantasy lese und dieses Buch ja geradezu euphorisch in den Himmel gelobt wird, wollte ich es unbedingt lesen. Jetzt bin ich nicht nur enttäuscht, sondern auch verwirrt. WARUM löst das Buch diesen Hype aus? Es gibt nicht einen originellen Ansatz, dafür jede Menge, das man hinterfragen könnte oder das einfach wirklich sinnlos ist. Fangen wir mal mit den beiden Protagonisten an. Tarver ist ein achtzehnjähriger Bengel, der in einem nicht näher beschriebenen Kampfeinsatz eine nicht näher beschriebene Heldentat ausgeführt hat und dafür zum Major (!!!) befördert wurde. Selten so einen Humbug gelesen. Wenn sie ihn zum Fähnrich befördert hätten, ok. Meinetwegen auch noch zum Leutnant. Geschenkt. Aber gleich zum Major? Warum haben sie nicht gleich einen General aus ihm gemacht? Oder Lilac. Hält sich für schuldig am Tod ihres Ex, obwohl sie genau weiß, dass nur (!!!) ihr Vater seine Hand im Spiel haben konnte. Das ist nicht nur naiv, das ist dumm. Genauso dumm ist es, ewig in einem Kleid in unbekannten Terrain rumzustolpern, das ist mit Sicherheit auch einer Prinzessin wie ihr aufgefallen.
Und der Planet: Die Autorinnen schaffen es nicht eine Minute, diesen Planeten mal so zu beschreiben, dass es mal was hergibt. Oh, es gibt ein paar typische Terraforma-Bäume, oh, eine Ebene, oh, ein paar Berge, heute regnet's, heute schneit's, heute ist es kalt. Die beiden hätten auch durch Hessen marschieren können, wäre genauso spannend gewesen. Überhaupt hat Spannung nur selten einen Platz in der Geschichte. Mal gibt's eine große Katze, die sich Lilac als Snack einverleiben will, dann mal einen Höhleneinsturz. Ansonsten nicht viel los. Warum sich die beiden, die sich grundsätzlich angezickt haben, verliebt haben, liegt hinter einem Teen-Angst-Schleier. Die Dialoge und Handlungen wurden teilweise aus einem Jane-Austen-Roman entnommen (was möglicherweise die Begeisterung erklärt) und haben mit Teenagern nicht viel zu tun. Welcher 18jährige sagt ernsthaft zu seiner Freundin: Du nimmst mir den Atem? Oder welche 17jährige lässt auffordernd ihren Handschuh (!!!) fallen, damit ihr Auserwählter ihn aufheben und ihr nahe kommen kann?
Und die Technik. Einerseits düsen sie in einem "Hyperspace" herum (soll man sich wohl als Warp vorstellen), andererseits braucht man nur ein paar Kabel kurzschließen, um eine Rettungskapsel zu lösen. Oder es liegen überall Akten herum. Akten. Papier. Ja, klar.
Ernsthaft gefallen an dem Buch haben mir eigentlich nur die "Stimmen" und die Befragung, die man zwischen den einzelnen Kapiteln serviert bekam. Sollte ich jemals die Fortsetzungen lesen, dann nur, um zu erfahren, ob es jemals für Lilacs Vater Konsequenzen aus seinen Taten gab oder ob das für "die Liebe" großzügig unter den Teppich gekehrt wurde.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Nordsee ohne Spuk

Der Nordseespuk
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Peter Söt, der Schreiber des Anwalts Theodor Storms, findet nach einer durchzechten Nacht im Schlick des Hafens eine Leiche. Das heißt, eigentlich findet er zuerst einen goldenen Kelch - doch als er sich ...

Peter Söt, der Schreiber des Anwalts Theodor Storms, findet nach einer durchzechten Nacht im Schlick des Hafens eine Leiche. Das heißt, eigentlich findet er zuerst einen goldenen Kelch - doch als er sich ein Hilfsmittel besorgt hat und zurückgekehrt ist, ist der Kelch verschwunden und die Leiche da. Wenig später stolpert ausgerechnet Söt auch noch über eine zweite Leiche, dieses Mal nüchtern. Und in Begleitung Storms und dessen Cousine Constanze. Dass man Söt nun für den Hauptverdächtigen hält, liegt auf der Hand. Doch die Spuren führen Söt, Storm und Constanze unter allerlei Fingerzeigen anderer Leute zu einer Sekte, die über 150 Jahre vorher in dieser Gegend agierte: Sollte es möglich sein, dass heute noch jemand mordet, um im Namen der Sekte etwas zu erreichen?

Das sind schon mal spannende Voraussetzungen. Man erwartet, was der Klappentext hinten auf dem Buch verspricht: dass die Geister der Toten übers Meer rufen und Storms unheimlichsten Fall. Und dass dieser den Fall mit seinem Freund Söt löst. Nur gab es eigentlich keinen Fall. Wer jetzt erwartet, dass Storm mit scharfen Verstand und viel altmodischer Ermittlungsarbeit den Täter findet, der erwartet zuviel. Zumal Söt und Storm keine Freunde sind - bestenfalls ist Storm bereit, seinem Angestellten zur Seite zu stehen. Er hat auch ganz andere Probleme, als unbedingt einen oder mehrere Mordfälle zu lösen, denn Weihnachten steht vor der Tür und seine gestrenge Mutter erwartet seine Anwesenheit in ihrem Haus. So stolpern sie meistens zufällig über die Lösungen, weil sie Hilfe von den Brüdern des ersten Todesopfers bekommen oder Storm zufällig immer jemanden oder etwas kennt, das ihnen weiterhilft. Spannungsarm werden dabei Ereignisse aneinander gereiht, die zwar zeigen, dass der Autor Hausaufgaben in Bezug auf die Zeit gemacht hat, aber eigentlich kein Krimischreiber ist. Alles in allem haben sowohl Klappentext als auch Titel mehr versprochen als das Buch halten konnte.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Kunstkennerin, Mörderin, Langweilerin

Maestra
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Judith Rashleigh ist ein kleines Licht in einem großen Kunsthaus. Sie hat große Erfahrung in Bezug auf Bilder, wird jedoch mehr oder weniger als Praktikantin behandelt, inklusive das klassische Kaffeeholen ...

Judith Rashleigh ist ein kleines Licht in einem großen Kunsthaus. Sie hat große Erfahrung in Bezug auf Bilder, wird jedoch mehr oder weniger als Praktikantin behandelt, inklusive das klassische Kaffeeholen oder Sachen in die Reinigung bringen/abholen. Wenn ihr mal ein Auftrag für Bilder gegeben wird, dann handelt es sich in der Regel um widerliche Kunden, die sich ihr unsittlich nähern. Nebenbei arbeitet Judith in einer Bar, wo sie Männer dazu animieren soll, die teuren Sekte oder Champagner zu bestellen. Dort lernt sie James kennen, einen hässlichen, fetten, sehr reichen Finanzier. Als sie eines Tages ihren Job in der Kunsthandlung verliert, weil sie korrekt einen Stubbs als nur aus der Schule von Stubbs klassifizierte, wird sie auf der Stelle gefeuert. Noch am selben Abend wirft sie sich James an den Hals, der sie und eine Freundin von ihr nach Frankreich einlädt. Doch James ist zu fett und ungesund, um Judith und die Schlaftabletten ihrer Freundin zu überleben. Doch das soll nicht der erste Tote sein, der auf Judiths Konto geht. Während es hier noch ein Unfall war, bemerkt Judith, dass Morden gar nicht so schwierig ist, und sie tut alles, um zu bekommen, was sie möchte.

Dieses Buch bekommt von mir nicht zwei Sterne, weil ich seine Protagonistin so unmoralisch finde. Das ist sie zweifellos, allerdings hätte es sogar zu einer gewissen Faszination beitragen können. Auch nicht, weil es sehr viele, sehr oft sehr unnötige Sexszenen gab (die, nebenbei bemerkt eher dazu beitragen könnten, dem Sex abzuschwören und in ein Kloster einzutreten). Auch nicht, weil Judith abschätzig über eigentlich alle sprach, mit denen sie zu tun hatte, das gehört halt zu ihrem Wesen dazu. Nein, dieses Buch bekommt diese wenigen Sterne von mir, weil es mich gelangweilt hat. Geradezu tödlich ... (no punch intented). Dabei ist der Schreibstil der Autorin für diese Art von Buch sogar richtig gut, könnte fesselnd und spannend sein, denn Schreiben kann sie. Aber diese endlosen, sich stetig wiederholenden Beschreibungen irgendwelcher Kleider, Taschen, Pumps, Accessoires und Mahlzeiten konnten einem so auf die Nerven gehen, dass man nur noch die Wahl hatte zu schreien oder mit glasigen Augen drüber zu lesen. Die Protagonistin samt Buch hätten das Zeug zu einer tollen Antagonistin, einer Art Bonny ohne Clyde 2.0, wenn sie sich denn mal auf die wesentlichen Sachen konzentriert hätte: Kunst und Morde.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Zauber im Zirkus?

Der Nachtzirkus
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Zu Beginn: Wer auch immer den Klappentext geschrieben hat, hat das Buch bestimmt nicht gelesen. Anders kann ich mir diesen Humbug nicht erklären. Ja, es geht um Celia und Marco, aber bevor die sich mal ...

Zu Beginn: Wer auch immer den Klappentext geschrieben hat, hat das Buch bestimmt nicht gelesen. Anders kann ich mir diesen Humbug nicht erklären. Ja, es geht um Celia und Marco, aber bevor die sich mal begegnen, vergeht eine endlos lange Zeit, und als sie es dann endlich tun, haben sie erst mal anderes zu tun, als sich unsterblich ineinander zu verlieben. Und mindestens einer von beiden wusste ganz genau, wer der andere ist. Sie sind nämlich Gegner in einem Spiel, dessen Sinn und Zweck nie wirklich erklärt wird. Ihre "Väter" sind richtige Magier, die Zauberei bewirkten können, und die eben ihre Kinder dazu vorbereitet haben, gegeneinander anzutreten. Wobei "vorbereitet" allein schon ein Witz ist, genau das tun die eben nicht. Erklärungen, wozu der ganze Spaß notwendig ist, gibt es auch nicht.

Ich habe mich durch dieses scheinbar endlos lange Buch gequält. Obwohl der Schreibstil angenehm zu lesen ist, ist es der Inhalt nicht, denn es ist extrem langweilig. Es gibt keine vernünftigen Erklärungen, Ereignisse werden scheinbar willkürlich aneinander gereiht, um das Buch zu füllen. Auf die Magie des Zirkus' wird permanent eingegangen - nur habe ich sie nicht einmal fühlen können. Mir entzog sich die Faszination, die scheinbar jeder empfand, der den Zirkus betrat, mir entzogen sich die auftretenden Protagonisten und am meisten entzog sich mir der Sinn dieser Geschichte. Mit jeder verstreichenden Seite verlor ich ein bisschen mehr die Hoffnung, noch in irgendeiner Form Unterhaltung zu fühlen, und die anderthalb/zwei Punkte bekommt das Buch aufgrund des guten Schreibstils, nicht weil die Handlung es tragen konnte.