Jessica Koch
Dem Abgrund so nah
Inhaltsangabe:
Danny ist gerade zehn Jahre alt, als sein Leben aus den Fugen gerät.
Ein schwerer Schicksalsschlag veranlasst seine Familie, aus den Vereinigten Staaten nach Deutschland zu ziehen. Dannys Vater ertränkt seinen Kummer in Alkohol und fällt zurück in Verhaltensmuster, von denen er glaubte, sie vor der Ehe endgültig abgelegt zu haben. Danny ist seinem Vater schutzlos ausgeliefert. Aber er gibt nicht auf …
Bei einem Sommercamp lernt Danny die Französin Dominique kennen. Ihre Liebe hilft ihm, sich von seiner Familie – und damit aus der Dunkelheit, die sein junges Leben prägt – zu lösen.
Es beginnt ein Kampf um Anerkennung, Freiheit, Gerechtigkeit – und um die Liebe.
Meine Meinung:
Schon der erste Band der Buchreihe "Dem Horizont so nah" hat mich begeistert und meine Gefühle Achterbahn fahren lassen. Für mich war deshalb klar das ich den zweiten Band der Reihe über Danny unbedingt lesen musste - ich wollte einfach mehr über Danny erfahren. Erfahren was in seiner Kindheit vorgefallen war - was ihn so geprägt hat und zu diesem besonderen Menschen gemacht hat.
Das Cover von Band zwei passt unglaublich gut zu der Geschichte, aber auch zum ersten Band der Reihe. Es springt einem förmlich ins Auge, es wirkt traurig auf mich und ich weiß von Anfang an das es mich gleichermaßen fesseln wie berühren wird. Ein Buch das nachhaltig auf mich wirken wird, tja so war es dann auch.
Während ich im ersten Band die Liebesgeschichte von Danny und Jessi lese, geht es jetzt um Dannys Kindheit. Eine Kindheit die ihn geprägt hat und in denen es nur wenige Lichtblicke gab. Eine Kindheit die man keinem Kind wünscht.
Es war für mich wieder eine emotionale Achterbahnfahrt, unvorstellbar und kaum nachvollziehbar. Ich schüttelte immer wieder den Kopf, hatte Tränen in den Augen und musste auch oft das Buch zur Seite legen um erst einmal alles sacken lassen. Es ist für mich auch jetzt noch schwer die richtigen Worte zu finden - es ist unfassbar das ein Kind so etwas erleben muss, noch dazu von den Personen die ihn eigentlich beschützen und auffangen sollten. Ich litt mit Danny, Jahr für Jahr und hoffte das er endlich einen Ausweg finden würde oder aber das endlich jemand merken würde was bei Danny daheim, hinter verschlossenen Türen stattfindet, ihn endlich jemand rettet.
Nach wie vor frage ich mich warum keiner Dannys Hilfeschreie wahr genommen hat, warum ihm keiner helfen konnte. Vielleicht weil Danny vieles überspielte, aus Angst das auch seiner Mutter etwas schlimmeres passieren könnte.
Ich habe das Buch gelesen und mit Danny gelitten, aber es gab auch Momente in denen es Danny geschafft hat mich zum Lächeln zu bringen. Ich bewundere Danny immer mehr. Egal wie schlecht es ihm geht, er schaut nach vorne und weiß er darf sich vom Vater nicht unterkriegen lassen. Es ist sehr bewegend mitzuerleben wie ein kleiner Junge über Jahre hinweg von seinem Vater misshandelt und missbraucht wird. Keiner merkt wie sich das Kind verändert, keiner greift ein und Danny selbst ist so tapfer. Er hat Angst um die Mutter und schweigt deshalb, obwohl sie ihm nie zur Seite steht. Manipuliert vom Vater - alle beide. Mir geht das Herz auf wenn Danny seinem Vater entgegen tritt und ihn in den miesesten Situationen mit Schlagfertigkeit entgegentritt. Wie er sich freut wenn er den Vater mit den "eigenen Waffen" schlägt, ihn sprachlos macht und wie er diese Momente genießt. Ich freue mich, unter Tränen in den Augen, jedes Mal mit ihm wenn er so einen kleinen "Gewinn" verbuchen kann - es zeigt mir das sein Lebenswille noch nicht gebrochen ist und das er sein Ziel erreichen wird. Er will sich nicht unterkriegen lassen, es ist erstaunlich wie viel Kraft in Danny steckt.Bewundernswert auch das er sich immer für die Schwächeren und Gerechtigkeit eingesetzt hat.
Aber es gab auch ein paar wenige Lichtblicke in Dannys Leben. Er wurde von der Familie seines Freundes "aufgefangen" - auch wenn diese nicht wusste was daheim bei Danny abgeht. Man spürte wie wohl er sich hier fühlte. Auch die kurze Zeit im Sommercamp war ein Lichtblick. Er lernte dort ein Mädchen kennen dem er vertrauen konnte und die sich gleich nah fühlten. Sie akzeptierte ihn wie er war, auch wenn diese Reise leider ein trauriges Ende hatte.
Dannys Kindheit hat ihn geprägt und nachdem ich "Dem Abgrund so nah" gelesen habe, konnte einiges aus dem Buch "Dem Horizont so nah" besser verstehen. Die Reihenfolge war gut gewählt und die Autorin hat es geschafft, aus vielen Erzählungen und Aufzeichnungen eine emotionale Geschichte zu schreiben. Ich war wieder einmal begeistert - wobei mich Dannys Kindheit sehr mitgenommen hat.
Mein Fazit:
Ein sehr bewegendes Buch bei dem man in keiner Minute vergisst das es sich um eine wahre Geschichte handelt und die einen deshalb auch so mitnimmt.
Eine Geschichte die auf der einen Seite spannend und fesselnd ist, aber die auch unglaublich viel in einem frei setzt. Eine Geschichte die man nicht einfach nur liest, man investiert beim lesen viel Herzblut und es läuft einem nicht nur einmal eiskalt über den Rücken.
Mir war klar das dieses Buch eine emotionale Achterbahnfahrt werden würde, es war mir klar das es mir öfters eiskalte Schauer über den Rücken jagen würde. Beim Lesen wurde mir dann aber auch recht schnell klar das alles was ich lese, mit Rücksicht auf den Leser, nur angedeutet wird. Das Dannys Kindheit in Wirklichkeit noch schlimmer war und darüber mag man dann gar nicht nachdenken, denn das was man liest ist schon HORROR genug. Gerade für eine Kinderseele und mir als Mutter blutet hier das Herz ungemein.
Von mir gibt es für dieses bewegende Buch wieder eine absolute Leseempfehlung und fünf Sterne.