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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.02.2018

Vor dem Abschied

Der erste Blick, der letzte Kuss und alles dazwischen
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Dieser Roman beschäftigt sich auf sehr konzentrierte und dichte Art mit einem Thema, dass vielen jungen Menschen begegnen kann. Der Trennung aufgrund Auszug aus der Heimat. Das bedeutet Abschied von Eltern, ...

Dieser Roman beschäftigt sich auf sehr konzentrierte und dichte Art mit einem Thema, dass vielen jungen Menschen begegnen kann. Der Trennung aufgrund Auszug aus der Heimat. Das bedeutet Abschied von Eltern, Freunden und dem Altbekannten, und möglicherweise von der Liebe. Clare und Aidan sind seit Jahren ein Liebespaar, jetzt werden sie 3000 Kilometer entfernt voneinander studieren. Das ist das vermutliche Aus für die Beziehung. Niemand junges übersteht eine Fernbeziehung in diesem Ausmaß.
Doch noch sind Clare und Aidan nicht bereit für die Trennung.
Die Handlung erstreckt sich hauptsächlich auf den letzten Tag und die letzte Nacht.

Jennifer E. Smith besitzt einen guten Schreibstil, durch die Figuren wird es aber auch manchmal anstrengend. Insbesondere Clare besteht darauf, ihre Beziehung intensiv zu analysieren. Das soll helfen, die Entscheidung zu treffen, ob die Trennung wirklich das Richtige ist. Dieser Prozess ist teilweise eine Qual für die beiden.

Zum Problem der möglichen Trennung kommen auch noch Familienprobleme, Aidan und sein Vater haben Streit, und Schwierigkeiten mit den Freunden.

Der Originaltitel Hello, Goodbye And Everything In Between gefällt mir besser als der deutsche, der zu oberflächlich für diesen ernsthaften Roman klingt.
Insgesamt ein guter Roman über Liebe im Fokus der Trennung, der aber nicht über die Leichtheit vergleichbarer Liebesromane für Young Adults besitzt und daher wohl nicht jedem Leser gefallen wird.
Ich schätze an dem Buch, wie ernsthaft und auch realistisch dieser (unvermeintliche?) Abschied beschrieben wird.

Veröffentlicht am 10.02.2018

Geschichte, Gesellschaft und Religion

Syrien verstehen
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Man muss hohen Respekt haben, wie gründlich und umfassend der Autor über Syrien, den Menschen dort und der Geschichte des Landes geschrieben hat. Er geht dabei weit zurück, bis ins Mittelalter, schreibt ...

Man muss hohen Respekt haben, wie gründlich und umfassend der Autor über Syrien, den Menschen dort und der Geschichte des Landes geschrieben hat. Er geht dabei weit zurück, bis ins Mittelalter, schreibt über das Wesen des Islams, Herrscher Syriens wie Saladin und auch über das Zusammenspiel zwischen verschiedenen Ländern, Libanon, Jordannien oder vergleicht z.b. mit Türkei oder Ägypten.
Wesentlich die Passagen über die Baath-Partei und ihr Vorgehen. Interessant der Abschnitt über die Rechte der Frauen in Syrien, auch im Vergleich zu anderen arabischen Ländern.

Es sollte aber klar herausgestellt werden, dass der Kern des Buches schon von 1998 ist und für die vorliegende Ausgabe überarbeitet und erweitert wurde. So sind die Abschnitte über Syriens Bürgerkrieg, dem Islamischen Staat, der Zerstörung von Weltkulturerbe wie z.B. in Palmyra und den Flüchtligsströmen nach Europa zum Buch hinzugekommen und nehmen nicht unbedingt den Schwerpunkt ein. Das letzte Verstehen der Entwicklung der letzten Jahre bleibt aus. Das kann man aber nicht dem Autor direkt anlasten. Vieles an dem jetzigen Syrienzustand kann man nicht nachvollziehen und zu Recht wundert man sich, warum Bashar al Assad von einem Erneuerer, der den Damaszener Frühling einleitete, Demokratisierung und mehr Frauenrechte versprach, zu einem so schlimmen Diktator und Massenmörder werden konnte.

Gerhard Schweizer hat ein ansprechendes, gut verständliches Buch geschrieben, dass sich in die Reihe über Länder (Iran verstehen, Türkei verstehen, Islam verstehen etc) einfügt.

Veröffentlicht am 09.02.2018

Psychogramm einer Weltmacht

Die Chinesen
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Die Chinesen ist ein interessantes Sachbuch, dass einen ganzheitlichen Ansatz besitzt. Somit werden die unterschiedlichsten Themen über die Chinesen und ihre Eigenschaften und Verhaltensweisen in verschiedenen ...

Die Chinesen ist ein interessantes Sachbuch, dass einen ganzheitlichen Ansatz besitzt. Somit werden die unterschiedlichsten Themen über die Chinesen und ihre Eigenschaften und Verhaltensweisen in verschiedenen Bereichen des Lebens gezeigt.

Mich persönlich interessierte erst einmal der wirtschaftliche Aspekt am meisten und da der Journalist Stefan Baron Spezialist gerade im Bereich Wirtschaft ist, gibt es einiges Substantielles darüber zu lesen. Neben Fakten, die dem Leser bekannt sein dürften oder wo sich der Effekt des erwartendes und bestätigenden ergibt, sind auch einige Überraschungen dabei.
Zweifellos werden einige Bereiche der Thematik durch Stefan Barons Co-Autorin und Ehefrau Guangyan Yin-Baron bereichert.

Das Lesen reflektiert eigene Erfahrungen, die sicher manche Leser mit Chinesen als Kunden, Lieferanten oder Kollegen haben. Im privaten Leben wird es schon etwas seltener.
Das Buch wirkt dadurch erhellend, dass einem klar wird, das man nur Teilaspekte der Chinesen erkennt, es einen kulturellen, sozialen Background gibt, der einem ohne entsprechende Erfahrungen fremd bleibt. Einige Klischees lassen sich besser einordnen, wenn man die Hintergründe kennt, die jeweils dazu führen können.

Manche Passagen sind auch langweilig, aber das betrifft hauptsächlichen Abschnitte mit Themen, die mich weniger beschäftigen.
Die gefühlte Fremdheit kann einem das Buch aber auch nicht nehmen. Trotz Sympathien für China glaube ich nicht, das ich hinreisen könnte, ohne mich verloren zu fühlen.

Das Buch bleibt durchgehend und zu vielen Themen gut verständlich und schafft den Spagat zwischen kulturwissenschaftlichen und unterhaltenden Text.

Veröffentlicht am 06.02.2018

Elegant

All die Jahre
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All die Jahre ist eine elegant geschriebene Familien- und Auswanderergeschichte. Der Stil ist angenehm zu lesen, aber auch ein wenig verhaltend, nie ausschweifend. Das zeichnet en Roman durchaus aus.

Dem ...

All die Jahre ist eine elegant geschriebene Familien- und Auswanderergeschichte. Der Stil ist angenehm zu lesen, aber auch ein wenig verhaltend, nie ausschweifend. Das zeichnet en Roman durchaus aus.

Dem Buch ist ein schönes Zitat von Margaret Atwood vorangestellt:
Ich existiere an zwei Orten,
Hier und wo du bist.

Nora Flynn ist eine junge Frau, die sich nach dem frühen Tod ihrer Mutter pflichtbewusst um ihre jüngeren Geschwister kümmert. Dabei ist sie eigentlich kein selbstbewusster Typ, im Gegensatz zu ihrer jüngeren Schwester Theresa, die forsch und neugierig auf das Leben ist.
In den fünfziger Jahren wandert Nora mit Theresa von Irland in die USA aus. In Boston soll sie ihren Verlobten heiraten. Obwohl Nora nicht sehr in ihn verliebt ist, lässt sie sich darauf ein, damit Theresa gute Zukunftsaussichten bekommt. Prompt wird diese unbeabsichtigt Schwanger. Und wieder muss Nora Pflichten übernehmen.

Es ist beeindruckend, wie deutlich die Beziehungen er Figuren untereinander gezeigt werden. Das gilt zunächst für die Schwestern und eine Generation später auch für deren Kinder, die aber hauptsächlich 2009 als Erwachsene gezeigt werden. John, Patrick, Bridget, Brian. Auch diese 4 haben grundverschiedene Charaktere. Das macht das Buch gerade interessant.

Veröffentlicht am 04.02.2018

Ausgezeichnete Sprecher-Riege

Mudbound – Die Tränen von Mississippi
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Dieser Roman funktioniert aufgrund der verschiedenen, wechselnden Perspektiven hervorragend als Hörbuch, zumal es mit 6 großen Namen eine große Anzahl von Sprechern gibt. Der legendäre Detlef Bierstedt ...

Dieser Roman funktioniert aufgrund der verschiedenen, wechselnden Perspektiven hervorragend als Hörbuch, zumal es mit 6 großen Namen eine große Anzahl von Sprechern gibt. Der legendäre Detlef Bierstedt spricht Henry, , Eva Mackbach seine Frau Laura, Patrick Güldenberg seinen jüngeren Bruder Jamie, dazu kommen noch Steve Windolf, Maria Hartmann und Walter Kreye.
Eigentlich möchte ich keinen dieser hervorragenden Sprechern herausheben, aber erwähnenswert ist, dass Eva Mackbach am Anfang die umfangreichste Rolle, die sie entsprechend meistert. Später verteilen sich die Sprecheranteile mehr.

Die Dichte der Atmosphäre ergibt sich aus dem Schauplatz Mississippi und der Zeit, den vierziger Jahren. Die Handlung ist entsprechend von den Themen und Problemen der Südstaaten wie z.B. Rassenkonflikten, Kriegstraumata und den Naturgewalten beeinflusst.
Die weiße Familie McAllan und die schwarzen Pächter Jackson leben als Nachbarn und sind aufeinander angewiesen, aber es gibt auch Probleme. Ein alltäglicher, latenter Rassismus ist tief verwurzelt, aber es ist auch interessant zu sehen, wie sich manche der Figuren davon befreien können.

Das ist schon sehr hörenswert. Die Sprecher geben mit ihren einmaligen, prägenden Stimmen den Figuren wirklich Charakter und Persönlichkeit.
Nicht nur die Dialoge sind gelungen, besonders die inneren Gedanken der Figuren werden sichtbar und ihre Emotionen nachvollziehbar.

Hillary Jordans Mudbound ist ein Hörbuch, das man nicht so schnell vergisst!