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Veröffentlicht am 11.03.2018

Ein Wohlfühlbuch!

Drei Schwestern am Meer
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Katharina verbringt ihren Urlaub bei ihrer Oma Marianne auf Rügen und ist glücklich wieder dort zu sein. Nach dem Tod ihrer Eltern wuchsen Katharina und ihre Schwestern Pia und Jana bei ihrer Grossmutter ...


Katharina verbringt ihren Urlaub bei ihrer Oma Marianne auf Rügen und ist glücklich wieder dort zu sein. Nach dem Tod ihrer Eltern wuchsen Katharina und ihre Schwestern Pia und Jana bei ihrer Grossmutter auf! Trotz Liebesprobleme mit Freund Daniel geniesst Katharina die Tage auf Rügen.
Bis ihre Oma bewusstlos zusammenbricht. Zum Glück kann Katharina, die Ärztin ist, sofort helfen. Der Zusammenbruch ist der Auslöser für allerhand Turbulenzen im Leben der drei Schwestern. Plötzlich müssen sie sich mit einem alten Familiengeheimnis auseinandersetzen.


Nach "Apfelkuchen am Meer" ist dies nun das zweite Buch von Anne Barns, das mich total begeistert hat. Wieder finde ich die tollen Inselbeschreibungen, die Atmosphäre am Meer, die sehr gut beschrieben wurden und eine fesselnde Geschichte. Rügen ist so bildlich beschrieben, dass ich etliche Male mich dorthin geträumt habe. Allerlei Wissenswertes und für mich Neues, wie zum Beispiel über das Material Phosphor, habe ich erfahren und so fühle ich mich wieder einen Tick schlauer:). Zudem wurden diese Ansätze gut in die Handlung verwoben.
Zu Beginn werden nicht nur die Liebesprobleme von Katharina beschrieben, sondern auch die Gedanken "was will ich mit meinem Leben anfangen? Wie will ich leben, wo und mit wem ?", die sofort Tiefe vermitteln. Dadurch ist diese Geschichte nicht nur "Friede, Freude, Eierkuchen". Wenn mir auch einige Punkte zu einfach abgehackt waren. Wie zum Beispiel, dass es für zwei Schwestern zufälligerweise eine passende Arbeitsstelle auf Rügen gibt.
Katharina ist Ärztin und im Buch spielt eine längere Passage in einem Krankenhaus. Bei den medizinischen Details hatte ich stets das Gefühl von guten Recherchen und so wirkte das Ganze überzeugend.
Der Schreibstil von Anne Barns hat mich wieder überzeugt. Sie versteht es, einzelne Passagen, wie die Herstellung von Haselnusspaste, detailliert und keineswegs langatmig in die Story einzufügen.
Dieses Buch hat mich gefesselt und begeistert. Vor allem die Verbindung zwischen Familiengeheimnis, Familienzusammengehörigkeit und einer Prise Liebe machen es für mich zu einem wahren Wohlfühbuch.

Veröffentlicht am 10.02.2018

Wird nicht mein letzter sein....

In eisiger Nacht
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In London wird ein entsetzlicher Fund gemacht. In einem Kühllaster sind zwölf Frauen erfroren, der Verdacht liegt nahe, dass es sich um Flüchtlinge handelt, die von einem Schlepper nach England gebracht ...

In London wird ein entsetzlicher Fund gemacht. In einem Kühllaster sind zwölf Frauen erfroren, der Verdacht liegt nahe, dass es sich um Flüchtlinge handelt, die von einem Schlepper nach England gebracht wurden. Zwölf tote Frauen, jedoch dreizehn Pässe in der Führerkabine. Wer und vor allem wo ist die Frau, die fehlt? DI Max Wolfe und sein Team nehmen die Ermittlungen auf und entdecken, dass der Menschenhandel, aber auch der Bandenkrieg in London tobt.

Der Prolog der Geschichte ist absolut entsetzlich und grausig. Der Autor hat sehr bildlich beschrieben, wie man sich fühlt, wenn man erfriert. Beim Lesen denkt man sich, dass es genau so sein muss. Man fühlt sich den Frauen, die dort in diesem Laster dem Tod entgegensehen, gleich nahe…und so war das Entsetzen bei mir gross, als sich im nächsten Kapitel herausstellt in was für einer Verfassung sie von den Ermittlern schlussendlich aufgefunden werden. Gerade die medizinischen Details zu Hypothermie sind hervorragend recherchiert und überzeugend eingeflochten. Ging mir sehr nahe!
Ebenso wie die Kriminalität rund um die Flüchtlinge, die Abzocke der Schleuser, die Hoffnung der Menschen, die flüchten. Gerade dieser Aspekt ging mir nahe, weil man weiss, dass es genau so auch noch in der aktuellen Weltlage ist. Gerade das hier beschriebene Beispiel, erinnert sehr an den Sommer 2015, als in Österreich 71 Menschen in einem Kühltransporter erstickt sind.
Dies war mein erstes Buch von Tony Parsons, wird jedoch ganz sicher nicht das letzte sein. Der Schreibstil hat mir ausserordentlich gut gefallen. Sehr linientreu, bleibt er eng bei dem Fall, schweift nicht ab und fügt Privates der Ermittler sehr dezent ein. Witzige Sätze wie "Sie trug ein schwarzes, ärmelloses Cocktailkleid, das aufhörte, ehe es auch nur begonnen hatte"(Seite 83) haben mich immer wieder schmunzeln lassen. Und haben die eher düstere und schreckliche Thematik aufgelockert.
Die Figur Max Wolfe empfand ich als wohltuend "normal"….in letzter Zeit begegnen mir in Krimis und Thrillern eher komplexbeladene und abgedrehte Ermittler. Wolfe ist auf dem Boden geblieben, versucht den Spagat Beruf und Kind zu schaffen und meistert dies als alleinerziehender Vater mit einer Haushaltshilfe. Ich werde die vorderen Bände nun noch nachholen, weil ich wissen will, warum Wolfe und seine Kollegin eine etwas spezielle Beziehung haben.
Die Handlung ist schlüssig, das immer intensivere Eintauchen in den Menschenhandel hat mich berührt und betroffen gemacht. Spannend ,wie sich gerade dieser Aspekt immer weiter entwickelt.
Diese Geschichte ist eine, mit der ich mitgefühlt und mitgelitten habe, weil sie sehr authentisch ist.

Veröffentlicht am 07.02.2018

Wer eine solche Freundin hat, braucht keine Feinde!

Stirbwohl
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Sophie und Valerie arbeiten beide in einem Verlag für Backbücher. Sophie als Bürohilfe und Valerie als Starlektorin. Die beiden sind beste Freundinnen, obwohl sich ihre Arbeit und ihr Leben völlig unterscheidet. ...

Sophie und Valerie arbeiten beide in einem Verlag für Backbücher. Sophie als Bürohilfe und Valerie als Starlektorin. Die beiden sind beste Freundinnen, obwohl sich ihre Arbeit und ihr Leben völlig unterscheidet. Wobei…das mit den besten Freundinnen stimmt so nicht ganz. Valerie sieht Sophie als beste Freundin an. Sophie ist eifersüchtig auf Valerie und beschliesst in Valeries Rolle zu schlüpfen. Sie will auch eine Familie wie Valerie haben. Ehemann Richard, dazu die beiden süssen Kinder Antonia und Eddie. Und setzt ihren Plan in die Tat um….ohne Rücksicht auf Verluste!

Wer eine solche Freundin hat, braucht keine Feinde! Bitterböse zeigt die Autorin auf, wie Frauenfreundschaft sein kann. Valerie und ihre Familie werden von Sophie manipuliert, belogen und sie biegt sich die Wahrheit so zurecht, bis es für sie passt. Ein Krimi, der mit einer völlig durch geknallten Täterin ganz schön viel Psycho enthält. Als Leser kann man Sophie bei ihrem falschen Spiel zugucken und man erkennt, dass das was sie sagt nicht immer das ist, was sie denkt!
Da in abwechselnden Kapiteln immer wieder andere Figuren erzählen, erlebt man als Leser 1:1 mit, wie krank der Plan von Valerie ist. Die Figur ist hervorragend charakterisiert und die Autorin hat das Bild der durchgeknallten Freundin sehr gut übermittelt. Zudem hat sie sich gekonnt in die verschiedenen Personen versetzt und gerade die Sicht von der 12 jährigen Antonia, der Chefin Bea und / oder Schwiegermutter Thekla ist überzeugend.
Der Schreibstil ist einfach und mit einem witzigen Unterton gehalten. So manches mal habe ich geschmunzelt. Gegen Schluss wird es echt spannend. Wer wird das Rennen machen, wer überzeugt Richard davon, wer die Wahrheit sagt. Antonia oder Sophie? Was mit einem Mord begonnen hat, dann humorvoll und sarkastisch weiter ging wandelt sich in bitterböse und tragisch. Meine Gefühle fuhren Achterbahn! Mich hat vor allem all das , was Antonia durchmachen muss, sehr berührt. Sie muss sich konstant wehren gegen die übermächtige Sophie, und tut das mit sehr viel Willen und Kraft, lässt sich nicht um den Finger wickeln wie ihr Vater.

Veröffentlicht am 03.02.2018

Ambras-Syndrom

Katzenbach
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Stefan und Nadine Attinger sind überglücklich, als nach der 4jährigen Lotte die kleine Luzia zur Welt kommt. Bis sie den ersten Blick auf ihr Baby werfen, denn der Anblick der kleinen Luzia wirbelt ihre ...

Stefan und Nadine Attinger sind überglücklich, als nach der 4jährigen Lotte die kleine Luzia zur Welt kommt. Bis sie den ersten Blick auf ihr Baby werfen, denn der Anblick der kleinen Luzia wirbelt ihre heile Welt durcheinander. Luzia wurde mit einer Anomalie geboren , dem "Ambras- Syndrom.
Als die Kleine 4 Monate alt ist, geschieht ein Unglück. Luzia wird von Valerie Gut, die mit ihrem Hund spazieren geht, im Katzenbach, der durch das Dorf fliesst, gefunden. Jemand hat das Baby aus dem Kinderwagen genommen und in den Bach geworfen, Luzia ist tot.
So viele aus dem Umfeld der Familie, haben nach der Geburt gedacht oder gesagt, dass für die Kleine der Tod eine Erlösung wäre…..hat jemand seine Gedanken oder Worte in die Tat umgesetzt? Oder hat die Mutter die soziale Ausgrenzung mit dem entstellten Baby nicht mehr ausgehalten und die Kleine getötet?

Das Grundthema in diesem Buch hat mich wahnsinnig berührt. Wie geht das Umfeld damit um, wenn ein Paar, ein durch einen Gendefekt stark entstelltes Baby bekommt? Wie gedankenlos können Nachbarn, Eltern von Schullkollegen. Arbeitskollegen sein um subtilen Psychoterror zu betreiben, damit die Eltern an ihrem Kind zweifeln. Wer entscheidet, wann ein Kind lebenswert ist ? Diese Fragen haben mich sehr beschäftigt und fassungslos habe ich die Geschichte gelesen. Fassungslos, weil ich weiss, dass genau das, was hier beschrieben wird, überall auf der Welt und jeden Tag vorkommen kann.
Die "Hypertrichose" mit dem Ambras -Syndrom kannte ich nicht, habe mich jedoch erinnert, mal was darüber gelesen zu haben. Menschen mit diesem sehr seltenen Gendeffekt entwickeln eine übermässige Körper und Gesichtbehaarung. Recherchen im Internet haben mich sprachlos für das Leid der Betroffenen gemacht.
Die Autorin hat geradezu lebensecht die Sorgen, die Ängste und die Ausgrenzung der Familie, nach dem Bekanntwerden der Anomalie der jüngeren Tochter , beschrieben. In abwechselnden Zeitzonen, in denen man immer sofort erkennt, wo man in der Story steht, beschreibt sie die Zeit um die Geburt, das nach Hause kommen mit dem Säugling , die Zeit danach und während und nach dem Mord. Sehr eindrücklich, wie man als Leser "in die Köpfe" einiger Protagonisten sieht und wie der Vater denkt, die Mutter meistere die Behinderung der Tochter mit links und umgekehrt.
Der Schreibstil ist sehr einfach gehalten, lässt sich sehr flüssig lesen. Ein paar holperige Stellen haben mich überhaupt nicht gestört, zu intensiv hat mich diese Story beschäftigt. Immer wieder hatte ich meine Vermutungen, wer denn nun genau für den Tod des Babys verantwortlich ist. Eine davon hat sich schlussendlich bestätigt. Doch da ich gegen Schluss, diese Vermutung nur bei 4 Menschen eingrenzen konnte, empfinde ich die Täterfrage und die Auflösung als gelungen und überraschend.

Veröffentlicht am 10.01.2018

Erfrischend anders...

Totenstille im Watt
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Johannes Theissen flüchtet nach beruflichen und familiären Schwierigkeiten nach Norddeich und verwandelt sich dort in den Arzt Dr. Bernhard Sommerfeldt. Er eröffnet eine Praxis, ohne jemals Medizin studiert ...

Johannes Theissen flüchtet nach beruflichen und familiären Schwierigkeiten nach Norddeich und verwandelt sich dort in den Arzt Dr. Bernhard Sommerfeldt. Er eröffnet eine Praxis, ohne jemals Medizin studiert zu haben und lernt Beate Herbst kennen und lieben. Die beiden verbindet die gemeinsame Liebe zur Literatur und sie sind glücklich. Als eines Tages die von ihrem Mann geschlagene Susanne Ricklof in Sommerfeldts Praxis kommt, beschliesst der Arzt der Frau zu helfen und ihrem Mann einen Schrecken einzujagen. Das Ziel ist, dass er Frau und Sohn in Ruhe lässt. Sommerfeldt entdeckt, wie sehr es ihm gefällt die Welt von unnötigem Ballast zu befreien und wird zum Mörder.

Die Geschichte beginnt sehr persönlich. Doktor Sommerfeldt gesteht, dass er Namen und Beruf gewechselt hat. Sehr schnell bekommt man so als Leser ein gutes Feeling für den Hauptprotagonisten, er wirkt sehr sympathisch. Der Schreibstil ist so, dass man fast die ganze Story in Ich Perspektive leist. Fast monologartig erzählt Sommerfeldt sein Leben. Ab und zu wird dieser Monolog durch Gespräche unterbrochen, doch dies eher zurückhaltend. Sehr sarkastisch, die Gedanken Sommerfeldts, die kursiv geschrieben, eingefügt wurden und die mich haben schmunzeln lassen.
Diese Geschichte ist für einmal aus der Sicht , und nur aus dieser, des Mörders geschrieben. Wobei zu Beginn Sommerfeldt nicht ein Täter im klassischen Sinn ist. Er will die Welt von Ballast befreien und tötet Männer, die was auf dem Kerbholz haben. Mehr und mehr spielt er sich jedoch als Richter auf und mordet immer weiter. Für mich war gerade diese Verwandlung, die sehr gut beschrieben ist, doch überraschend. Zum Schluss muss er nämlich Menschen umbringen, die als Zeugen nicht zumutbar sind.
Ein Thema, das mich sehr interessiert hat, wie wohl jeden Buchliebhaber, ist die Liebe des Pärchens zur Literatur. Ich habe etliche tiefsinnige und nachdenklich machende Gedanken und Überlegungen gefunden, die mir hervorragend gefallen haben. Wie zum Beispiel: "Wenn ich einen Satz lese, entsteht in meinem Kopf sofort ein Bild." Einfühlsam ebenfalls die Überlegungen zu Leseförderung bei Schulkindern und das Thema "Buchkauf in einer Bücherei oder per Internet."
Diese Geschichte hat mir sehr gut gefallen, weil sie vom Schema 08/15 abweicht. Und weil der Autor die Figuren, allen voran Sommerfeldt, hervorragend charakterisiert hat. Sommerfeldt überzeugt, nicht nur als Arzt sondern auch als Mörder. Als Arzt staune ich über die vielen, authentischen Situationen , die der Autor sehr unterhaltsam und gut recherchiert rüber bringt. Als Mörder hat mich die Kaltblütigkeit sehr überrascht.
Ich habe mich mit diesem Krimi bestens unterhalten und habe ihn als erfrischend anders erlebt.