Sprachlich und erzähltechnisch ein Meisterwerk! Märchen mal anders!
Von Schatten und LichtKlappentext
„Hama und Bo arbeiten in derselben Fabrik, und als sie sich begegnen, ist es die große Liebe. Obwohl sie sich nicht oft sehen – Hama steht tagsüber an ihrer Maschine, Bo arbeitet nachts –, ...
Klappentext
„Hama und Bo arbeiten in derselben Fabrik, und als sie sich begegnen, ist es die große Liebe. Obwohl sie sich nicht oft sehen – Hama steht tagsüber an ihrer Maschine, Bo arbeitet nachts –, erleben sie ein unbeschwertes Glück. Doch ein Unfall ändert alles und sie müssen aus der Stadt fliehen. Es beginnt eine abenteuerliche, lange Reise ins Unbekannte, mit seltsamen Begegnungen und unerwarteten Hindernissen. Und irgendwann müssen sich Hama und Bo fragen: Kann die Liebe auch dann bestehen, wenn der gemeinsame Weg immer steiniger wird, wenn die Schatten das Licht verdrängen?“
Gestaltung
Das Cover gefällt mir sehr gut, denn ich mag die vier verschiedenen Bilder sehr gerne. Diese Schattenumrisse sehen richtig cool aus und zudem verdeutlicht so schon das Cover die Aufteilung der Geschichte in vier Abschnitte. Zudem verdeutlichen die Bilder für mich auch sehr schön die Atmosphäre der Geschichte. Auch mag ich die orangene Farbe des Covers, da sie dem Motiv eine angenehme Stimmung einhaucht.
Meine Meinung
„Von Schatten und Licht“ war mein erstes Buch von Anne-Laure Bondoux, aber sicher nicht mein letztes, denn die Geschichte, die in diesem Buch steckt, war eine ganz besondere. Ebenso wie der Schreibstil der Autorin. Das Buch erzählt die Geschichte von Hama und Bo, die sich ineinander verlieben und aus ihrer Heimatstadt fliehen müssen. Dabei wird das Buch in vier Teile gegliedert, die die Geschichte an unterschiedlichen Handlungsorten entlang der Reise der Protagonisten erzählen.
Etwas ganz Besonderes ist dabei die Erzählweise des Buches, denn jeder Teil der Geschichte wird anders erzählt. Zu Beginn fokussiert der Erzähler die Gefühle von Hama sowie Bo und von der in der Stadt lebenden Bevölkerung, die in einer „wir“-Perspektive aufgegriffen wird. Als Leser fühlte ich mich so, als sei ich in dieser „Wir“-Perspektive miteingefasst worden, was beim Lesen einen interessanten Effekt erzeugt hat, denn ich fühlte mich als Teil der Geschichte. Im zweiten Abschnitt wird die Geschichte vom personalen Erzähler aus Bos und Hamas Sichtweise erzählt, während die letzten zwei Teile aus der Ich-Perspektive der Tochter der Protagonisten wiedergegeben wird. So ist „Von Schatten und Licht“ erzähltechnisch ganz besonders, denn es gibt stets etwas Neues zu entdecken.
Das Buch ist gespickt mit symbolischen Anspielungen. Die Autorin spielt mit Gegensätzen, sowohl bei den Figuren, als auch bei den Handlungsorten (Fabrik vs. Natur) und der Handlung. Jede Kapitelüberschrift stellt einen Gegensatz dar, welcher gleichzeitig auch im jeweiligen Kapitel mal direkter, mal indirekter thematisiert wird. Zudem ist die Handlung auch mit einigen kleinen Weisheiten versehen. Die Aufteilung der Geschichte mit den verschiedenen Erzählperspektiven empfand ich als sehr angenehm und schön, auch wenn der letzte Teil für mich im Vergleich etwas kurz war. Die Handlung ist insgesamt sehr ruhig, aber in den ersten zwei Dritteln des Buches gibt es stets neue Dinge zu entdecken, während das letzte Drittel der Geschichte für mich zu unspektakulär war. Hier passierte eigentlich so gut wie nichts und vieles wurde einfach nur zusammengefasst, statt dass wirkliche Erlebnisse stattfanden.
Die Handlung erinnerte mich an ein modernes Märchen, denn Hamas und Bos Reise hat mich in ganz unterschiedliche Welten entführt und einen Hauch von Magie verbreitet. Sie stellte einen sehr schönen Kreislauf dar, der von Teil zu Teil fortgeführt wird. Die Reise der Figuren zieht sich über mehrere Handlungsorte, die alle eine besondere Anziehung auf mich ausgeübt haben. Der erste Ort, eine Stadt mit einer Fabrik und verschiedenen mechanischen Dingen, erinnert an die Zeit der Industrialisierung. Der zweite Ort ist sehr märchenhaft und sogar leicht phantastisch angehaucht, während der dritte Ort bis zu einem bestimmten Zeitpunkt sehr paradiesisch ist. So spielt das Buch mit sehr gegensätzlichen Settings, die ich alle sehr reizvoll fand, denn die Autorin hat jedem Ort Leben eingehaucht.
Dies schaffte sie vor allem mit ihrem ganz besonderen Schreibstil. Anne-Laure Bondoux verzaubert mit einer leichten Sprache, die den märchenhaften Charakter der Geschichte gekonnt unterstreicht. Ich hatte wirklich den Eindruck, ein Märchen zu lesen, nicht nur weil die Handlung neben den sehr realen Orten auch magische Aspekte aufwies, sondern vor allem auch weil die Autorin die Geschichte unfassbar gut erzählt. Die Sprache in diesem Buch ist sehr einnehmend und wirkt sogar etwas altmodisch. So lässt sie Märchenflair aufkommen! Ich habe mich beim Lesen rundum wohl gefühlt und der Schreibstil der Autorin gab mir das Gefühl, dass er mich in eine warme Decke einhüllte. Die Worte lullten mich ein und versetzten mich in eine zauberhafte Geschichte, die von ihrer besonderen Erzählweise und den magischen Geheimnissen lebt.
Fazit
„Von Schatten und Licht“ ist für mich ein erzähltechnisches Meisterwerk mit einer ganz besonderen Sprache, die mich in eine warme Decke hüllte und in die märchenhafte Welt von Bo und Hama entführte. Die Handlung ist ruhig, aber durch die magischen Geheimnisse und lebendigen Handlungsorte sehr fesselnd auch wenn mir im letzten Drittel zu viel zusammengefasst wurde und nichts mehr wirklich passiert ist. Die Gegensätze wie beispielsweise Industrie und Natur oder Krieg und Frieden machen das Buch zusätzlich sehr spannend. „Von Schatten und Licht“ entführt den Leser in ein modernes Märchen mit einer ganz speziellen Geschichte. Die Erzählweise und Sprache in diesem Buch sind einfach aufmerksamkeitserregend und üben einen besonderen Charme aus. Wer erzähltechnische und sprachliche Besonderheiten mag, wird dieses Buch lieben!
4 von 5 Sternen!
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