Träume und die Realität
Liz’ Träume sind zum greifen real. Immer wieder begegnet ihr darin der selbe Junge auf einer Klippe, und sie geht seltsam vertraut mit ihm um. Dabei hat sie ihn noch nie gesehen. Umso geschockter ist sie, ...
Liz’ Träume sind zum greifen real. Immer wieder begegnet ihr darin der selbe Junge auf einer Klippe, und sie geht seltsam vertraut mit ihm um. Dabei hat sie ihn noch nie gesehen. Umso geschockter ist sie, als er ihr im realen Leben begegnet, und das unter höchst brisanten Umständen.
Zunächst, obwohl es sonst nicht meine Art ist, ein paar Worte über das Cover des Buches. Mich persönlich hat es angezogen und abgestoßen zugleich. Der Scherenschnitt von dem filigranen Baum mit dem Pärchen darunter wirkt sehr wertig und nicht so, als hielte man hier eine pure Liebesschnulze in der Hand. Diesen Eindruck machen jedoch die Herzchen wieder zu Nichte. Sie wirken kitschig und ließen mich kurz zweifeln, ob ich diesen wunderschönen Roman lesen sollte, oder nicht. Zum Glück habe ich mich für die Lektüre entschieden.
Jennifer Benkau legt von Anfang einen Schreibstil vor, der mich durch die Seiten trug und eintauchen ließ in eine Geschichte, die mehr ist als eine bloße Lovestory. Ihr Stil ist locker, flockig mit einem leicht sarkastischen Unterton, über den ich mehr als einmal herzhaft lachen musste. Trotzdem trifft die Autorin auch in ernsten Szenen immer die richtigen Worte. Sie ergeht sich nicht in ausschweifenden Beschreibungen (was ich auch nicht nötig finde, bei diesem Roman!), trotzdem hatte ich immer ein Bild von Liz und Louis vor Augen. Die kurzen Kapitel verleiteten mich oftmals dazu, noch ein oder zwei Kapitel mehr zu lesen, als eigentlich geplant.
Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt. Liz lebt bei ihrer Tante. Trotz des Autounfalls ihrer Eltern, ist sie fröhlich und steht mit beiden Beinen fest im Leben. Ihre Hobbys, Wünsche und Träume verleihen ihr Tiefe. Ich fand es sehr spannend, dass sie sich durch Näharbeiten und Designs ausgedrückt, die sie jedoch selbst nicht kaum trägt. Louis könnte gegensätzlicher nicht sein. Er hat eine Trinkerin zur Mutter, und steckt bis über beide Ohren in Problemen, die ihn schließlich in die kriminellen Klauen einer jugendlichen Gang treiben. Seine Ausweglosigkeit war wirklich bezeichnend und zog sich durch den gesamten Roman hindurch. Einfach aussteigen ist in solchen Kreisen einfach keine Option, und das obwohl er Liz schon kennen gelernt hat und dabei ist, sich in sie zu verlieben. Auch Katta, Liz’ Freundin, war den ein oder anderen Lacher wert. Generell hatten die Figuren ihre Ecken und Kanten, und waren mir nicht zu glatt. Ich hatte meinen Spaß mit ihnen.
Spannung kam vor allen Dingen am Anfang des Buches und mit dem furiosen Finale auf. Dazwischen ist Rätselraten angesagt. Außerdem wird der Kennenlernphase von Liz und Louis viel Aufmerksamkeit geschenkt (was ich persönlich nur recht und billig finde, da für mich keine Liebe funktionieren kann, in der die Charaktere sofort rumknutschen und ein Herz und eine Seele sind). Auch das wurde glaubhaft und real geschildert, worüber ich sehr froh war. Der mystische Touch durch Liz’ Träume fand ich auch toll. Nicht zu viel, nur, dass die ganze Geschichte noch ein bisschen Würze erhielt.
Alles in allem ein tolles Leseerlebnis, das den Love- und Crimeplot glaubwürdig miteinander verbindet. Wegen dem Cover und weil es sich im Mittelteil ein ganz klein wenig gezogen hat, vergebe ich für dieses wunderschöne Jugendbuch 4,5 Sterne und spreche eine klare Kaufempfehlung aus. Tolles Werk! Es wird sicher nicht mein letztes Benkau-Buch gewesen sein.