Fesselnde, geheimnisvolle Reise in die Vergangenheit
Der SchattengartenAnna Romer erzählt die Geschichte von Lucy und ihrer Familie auf mehreren Zeitebenen. Der Handlungsstrang der Gegenwart spielt im Jahr 1993, als Lucy nach einigen Jahren in London zurückkehrt nach Melbourne. ...
Anna Romer erzählt die Geschichte von Lucy und ihrer Familie auf mehreren Zeitebenen. Der Handlungsstrang der Gegenwart spielt im Jahr 1993, als Lucy nach einigen Jahren in London zurückkehrt nach Melbourne. Sie hatte einen rätselhaften Brief ihres Großvaters Edwin erhalten. Von dem Gespräch mit ihrem Großvater erhofft sie sich Aufklärung über etliche Ungereimtheiten, die sie seit Jahren quälen.
Ein weiterer Handlungsstrang spielt in den Jahren 1930/1931, als Lucys Großeltern Edwin und Clarice auf dem Familienanwesen Bitterwood Park ein Gästehaus betreiben und das Pflegekind Orah bei sich aufnehmen.
Dazu gibt es noch kurze Rückblicke ins Jahr 1977, als Lucys Mutter ums Leben kam.
Das hört sich verwirrender an als es ist, denn die Kapitel sind entsprechend überschrieben, so dass die Wechsel bzw. Zeitsprünge gut erkennbar sind.
Leider kommt Lucys Rückkehr in die Heimat zu spät, denn ihr Großvater Edwin starb, kurz nachdem er den Brief an Lucy schickte.
Als Lucys Vater Ron, Edwins Sohn, einen Unfall hat, bittet er Lucy, sich um die Haushaltsauflösung in Bitterwood Park zu kümmern und dabei besonders nach einem alten Fotoalbum der Familie zu suchen.
Lucy fährt also nach Bitterwood und muss sich nicht nur der Vergangenheit ihrer Familie stellen sondern auch ihrer eigenen, die sie vor einigen Jahren von Australien nach London vertrieb.
Anna Romer erzählt die Geschichte der Familie Briar sehr fesselnd und schon mit dem Prolog, der von einem mysteriösen Todesfall berichtet, hat sie mich gepackt. Die Wechsel zwischen den Zeitebenen und Handlungssträngen sind geschickt gesetzt und enthüllen nur ganz allmählich ein dunkles Familiengeheimnis. Dabei wechseln auf der Vergangenheitsebene auch noch öfter die Sichtweisen, was für zusätzliche Spannung sorgt.
In der Gegenwart erleben wir Lucy als Ich-Erzählerin und bekommen tiefe Einblicke in ihre Gefühls- und Gedankenwelt. Das hat mir gut gefallen, da es viel Nähe zu Lucy bringt und der Figur Tiefe gibt. Denn für Lucy geht es nicht nur um die Aufarbeitung der Vergangenheit und die Lösung des Familiengeheimnisses sondern auch um ihre persönlichen Konflikte und ihre Zukunft.
Anna Romers Schreibstil ist bildhaft, ausdrucksvoll und detailreich. Manches wurde mir jedoch zu detailliert erzählt, was ab und zu für kleine Längen sorgt. Auch die Lösung von Lucys persönlichen Konflikten kam mir am Ende etwas zu kurz. Aber das lange gehütete Familiengeheimnis wird vollständig aufgeklärt und insoweit bleiben keine Fragen offen.
Gut gefallen haben mir auch die Märchen, die Lucys Vater auf der Basis existierender alter Märchen umschreibt und die von Lucy illustriert werden. Eines wird stückweise in die Geschichte eingestreut und trägt auch zu Lösung mancher Geheimnisse bei.
"Der Schattengarten" ist eine fesselnde Zeitreise durch die Geschichte der Familie Briar mit einer geheimnisvollen und manchmal auch etwas düsteren Atmosphäre.
Die Figuren, besonders Lucy, sind facettenreich und lebendig gezeichnet und mir hat es Freude gemacht, sie durch die Geschichte zu begleiten.
Die Kulisse von Bitterwood Park an der australischen Küste bildet einen schönen Schauplatz, den die Autorin gut für ihre Geschichte nutzt.
Insgesamt bietet die Geschichte fesselnde und gute Unterhaltung und kann mit einem komplexen, weitreichenden Familiengeheimnis punkten!
Fazit: 4 von 5 Sternen
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