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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.03.2018

Spannendes Psychodrama

Am Ende bist du still
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Sabine wird von der Fürsorge ihrer Mutter erdrückt. Sowohl in Kindestagen, als auch im Erwachsenenalter gibt es quasi keine Situation, bei der ihre Mutter nicht einen guten Ratschlag oder Kritik an Sabines ...

Sabine wird von der Fürsorge ihrer Mutter erdrückt. Sowohl in Kindestagen, als auch im Erwachsenenalter gibt es quasi keine Situation, bei der ihre Mutter nicht einen guten Ratschlag oder Kritik an Sabines Verhalten parat hat. Sie versucht den Kontakt zu ihrer Mutter abzubrechen, aber ohne Erfolg. Sabine steigert sich immer weiter in die scheinbar ausweglose Situation, bis sie sich zu dem einzig scheinbaren Ausweg durchringt, ihre Mutter muss sterben...

Ich habe bereits zwei Kriminalromane von Herbert Dutzler gelesen und bin von seiner Schreibweise sehr angetan. In "Am Ende bist du still" überzeugt er mich erneut mit seinem sehr flüssig zu lesenden und mit vielen Dialogen gespickten Schreibstil. Er erzählt die Geschichte in zwei unterschiedlichen Handlungssträngen. Zum einen wird Sabines Kindheit aufgearbeitet, in der sich das schlechte Ver-hältnis zu ihrer Mutter nach und nach aufbaut und zum anderen können wir das aktuelle Geschehen um Sabine und ihre eigene Entwicklung nach dieser verstörenden Kindheit beobachten. Der Autor entwickelt mit den Sprüngen zwischen den Zeiten und Handlungen eine Dynamik und stachelt mit häufigen Cliffhangern die Spannung an. Obwohl die Eskalation der Beziehung allein schon aus dem Titel zu erahnen ist, baut sich im Verlaufe des Buches ein enormer Spannungsbogen auf und kann im Finale aus meiner Sicht sogar noch mit einer Überraschung aufwarten. Der Charakter der Mutter, des Vaters und von Sabine wird gut herausgearbeitet und schon alleine das aufreibende Miteinander innerhalb der Familie konnte mich an das Buch fesseln.

"Am Ende bist du still" ist für mich eine überzeugende Schilderung einer dramatischen Mutter-Kind-Beziehung, die niemals eine Chance bekam, erfolgreich zu verlaufen. Der Autor Herbert Dutzler versteht es diese Szenerie packend zu schildern und bescherte mir ein paar spannende Stunden. Ich empfehle das Buch daher gerne weiter und bewerte es mit guten vier von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 19.03.2018

Stille ist nicht nichts

Stille
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"Reden ist Silber, schweigen ist Gold" Allein über das Sprichwort wurde uns schon oft suggeriert, dass die Lösung nicht immer im gesprochenen Wort oder einer Tat liegt. Der Autor Erling Kagge hat den Moment ...

"Reden ist Silber, schweigen ist Gold" Allein über das Sprichwort wurde uns schon oft suggeriert, dass die Lösung nicht immer im gesprochenen Wort oder einer Tat liegt. Der Autor Erling Kagge hat den Moment der Stille analysiert und bewertet. Er erzählt in 33 Kapiteln unterschiedliche Ansätze Stille zu erleben, zu ertragen oder zu genießen.

In unserer heutigen Zeit zählt die Zeit des Innehaltens und der Erholung eher zur Schwäche. Frei nach dem Motto schneller, höher, weiter versuchen wir immer neue Maxime zu erreichen, ohne dem Erlebten und dem aktuellen Moment eine Wertschätzung zu geben. Vieles entfaltet erst durch den Raum der Stille sein wahres Potential, so wird in der Musik viel auf der Stille aufgebaut, um dann den Tönen eine Basis zu geben. Der Autor Erling Kagge ist ein erfahrener Abenteurer, der in seinem Leben schon viele außergewöhnliche Momente erleben durfte. Besonders fasziniert hat ihn dabei immer wieder die Zeit, die er mit sich selber hatte. So konnte er die Stille auf den langen und einsamen Weg zum Südpol sicherlich ganz anders wahrnehmen, als ein Autonormalverbraucher in der heutigen Welt, aber Erling Kagge macht auch deutlich, dass es nicht extremer Expeditionen bedarf, um Stille erleben zu dürfen. In unser aller Leben gibt es immer wieder die Möglichkeit innezuhalten und den Moment zu genießen. Ein mutiger Prozess, da es durchaus als ungewöhnlich angesehen wird gerade im Miteinander eine Zeit lang zu schweigen.

"Stille" regt zum Nachdenken und zur Veränderung an. Ein weiser Ratgeber für das tägliche eben, denn es ist sicherlich hilfreich, durch das Lesen seiner unterschiedlichen Ansätze, sich der Stille hinzugeben. Ein sehr lesenswertes und hochwertig aufbereitetes Buch, welches das Leben lebenswerter gestalten kann. Von mir erhält "Stille" daher gute vier von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 17.03.2018

In amerikanischer Gefangenschaft

Ein mögliches Leben
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Martin reist mit seinem Großvater Franz nach Amerika. Für Franz ist es gleichzeitig eine Reise in die Vergangenheit. Während des zweiten Weltkrieges ist er in amerikanische Gefangenschaft geraten und hat ...

Martin reist mit seinem Großvater Franz nach Amerika. Für Franz ist es gleichzeitig eine Reise in die Vergangenheit. Während des zweiten Weltkrieges ist er in amerikanische Gefangenschaft geraten und hat so das Ende des Krieges in einem Gefangenlager erlebt. Aber auch hier gab es Kämpfe zwischen den unterschiedlichen Lagern. Auf der einen Seite warteten viele der deutschen Gefangenen auf das nahende Ende des Krieges mit der Kapitulation, auf der anderen Seite gab es die überzeugten Nazis, die den Glauben an eine Superwaffe und der großen Wende im Kriegsverlauf niemals aufgeben wollten. Die andauernden Konflikte sorgen für viel Unruhe in den Lagern...

Hannes Köhler gewährt dem Leser einen spannenden und äußerst interessanten Blick auf ein Thema, welches bisher selten behandelt wurde. Es gab sicherlich schon viel Lesestoff über russische Kriegs-gefangenschaft, aber der Blick auf den anderen Kontinent stellt das Thema der Gefangenschaft deutscher Soldaten in einem gänzlich anderen Licht dar. Der Protagonist Franz, der in jungen Jahren im amerikanischen Gefangenenlager landet, hatte bisher wenig Einfluss auf sein eigenes Leben. Sein Vater hat ihn als überzeugter Nazi in den Krieg gedrängt, wo er dann schnell in Gefangenschaft gerät. Das Leben in diesem Lager wird vom Autor Hannes Köhler sehr spannend und fesselnd beschrieben. Er erzählt dies in einer angenehm zu lesenden und lebendigen Schreibweise, die es mir leicht machte, mich in die damalige Zeit zu versetzen. Mit einem Zeitsprung schildert er gleichzeitig Franz Leben nach dem Krieg. Geschickt verbindet er die Handlungsstränge über Franz Tochter, die niemals eine enge Verbindung zu ihrem Vater aufbauen konnte. Durch den Besuch in Amerika findet somit auch eine Vergangenheits-bewältigung statt, die vielleicht Vater und Tochter wieder einander annähert.

Insgesamt aus meiner Sicht ein spannender und sehr gut recherchierte Rückblick in eine düstere Zeit der deutschen Geschichte. Bemerkenswert für mich hier die außergewöhnliche Betrachtung der amerikanischen Beteiligung am Weltkrieg und der Kampf der deutschen Soldaten innerhalb eines Gefangenenlagers. Ich bewerte das Buch daher mit guten vier von fünf Sternen und empfehle es sehr gerne weiter.

Veröffentlicht am 24.02.2018

Schlechte Zeiten für die Männer...

Die Königin von Lankwitz
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Bea und Irene haben sich im Knast kennengelernt und werden nun entlassen. Sie denken natürlich darüber nach, was sie nun mit ihren fünfzig Jahren in der Freiheit erwartet. Womit sollen sie ihren Lebensunterhalt ...

Bea und Irene haben sich im Knast kennengelernt und werden nun entlassen. Sie denken natürlich darüber nach, was sie nun mit ihren fünfzig Jahren in der Freiheit erwartet. Womit sollen sie ihren Lebensunterhalt verdienen? Bei ihren Überlegungen kristallisiert sich immer mehr die Idee einer Ich-AG zum Favoriten heraus. Die beiden wollen anderen Frauen die Möglichkeit geben, sich per Auftrag an ihren Männern zu rächen. Die ausgewiesene Spezialität der beiden neuen Unternehmerin ist das Anfahren der Männer, bei dem sie auf Wunsch gezielt bestimmte Körperpartien verletzen können. Das Geschäft läuft gut an, bis eines Tages überraschend Konkurrenz auf dem Markt auftaucht...


Max Urlacher setzt in "Die Königin von Lankwitz" eine witzige Idee locker und unbeschwert um. Er überzeugt mit seinem sehr lebendigen und angenehm zu lesenden Schreibstil, der mit viel schwarzem Humor versetzt ist. Auch hat er aus meiner Sicht mit Berlin eine passende Umgebung für die verrückte Idee gewählt, denn in der Stadt kann man sich wirklich vorstellen, dass die Ich-AG erfolgreich geführt werden kann, an Interessenten wird es zumindest nicht mangeln. Auch die teilweise makabren Aufträge werden so locker erzählt, dass man den Hauptprotagonistinnen nicht wirklich böse sein kann. Mit 200 Seiten wird allerdings aus meiner Sicht das Potential der Geschichte nicht voll ausgeschöpft. Gerade das Finale kommt mir ein wenig zu rasch erzählt vor, so dass ich mir hier eine etwas stimmigere Auflösung gewünscht hätte.


Insgesamt ist "Die Königin von Lankwitz" aber für mich ein lustiges und unterhaltsames Buch für zwischendurch, so wie es wahrscheinlich auch gedacht war. Ich empfehle es daher gerne weiter und bewerte es mit vier von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 10.02.2018

Guter Krimi aus dem Norden

Deichfürst
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Für das umstrittene Emssperrwerk ist gerade erst der Baustopp wieder aufgehoben, als bei den ersten Erdarbeiten eine Kiste gefunden wird. Darin befindet sich die Leiche des Deichfürsten Tadeus de Fries, ...

Für das umstrittene Emssperrwerk ist gerade erst der Baustopp wieder aufgehoben, als bei den ersten Erdarbeiten eine Kiste gefunden wird. Darin befindet sich die Leiche des Deichfürsten Tadeus de Fries, ein Verfechter des Emssperrwerks. Ist dies eine Tat mit einem politischen Hintergrund, muss der Täter bei den Gegnern des Bauwerks gesucht werden? Hauptkommissar Stephan Möllen-kamp ist nicht überzeugt von der Theorie und recherchiert trotz des Ergebnisdrucks durch die Staatsanwaltschaft in alle Richtungen. Dabei bekommt er es auch mit der engagierten Lokalreporterin Gertrud Boekhoff zu tun.


Heike van Hoorn hat mit Deichfürst einen Kriminalroman mit viel Lokalkolorit geschrieben. Sie erzählt die Geschichte in einer lebendigen und sehr angenehm zu lesenden Schreibweise und arbeitet mit zwei unterschiedlichen Handlungssträngen und in verschiedenen Zeiten. Im Verlauf des Buches werden diese beiden Stränge geschickt immer mehr miteinander verbunden, um dann in einem raffinierten und für mich in der Form überzeugenden Finale zu einem Ganzen zu werden. Der Spannungsbogen wird ebenfalls gut aufgebaut und durchaus über die Länge des Kriminalromans aufrechtgehalten, es entstehen aber aus meiner Sicht einige Längen, so dass auch die ganz große Begeisterung ausblieb. Was mir sehr gut gefallen hat, war der wohldosierte Einsatz der nordischen Mundart, die dem Kriminalroman einen ordentlichen Schub an Authentizität und Charme verleiht.


Insgesamt hat mir "Deichfürst" gut gefallen, auch wenn sicherlich noch ein wenig Luft nach oben ist. Ich bewerte das Buch mit 3,5 Sternen, die ich gerne auf 4 Sterne aufrunde.