Inhalt
Als Rayne in einer dunklen Gasse auf der Suche nach ihrer kleinen Schwester auf Colt und Miles trifft, scheint ihr Leben glatt ihren Lieblingsbüchern entsprungen zu sein. Wer sind die zwei Kämpfer, die vor ihren Augen einen Mann ermorden? Wieso löst er sich einfach auf? Und was hat das mit den verschwundenen Menschen rund um Chicago zu tun? Als Colt ihr eröffnet, dass die Welt in Licht- und Dunkelseelen gespalten ist, die einen andauernden Krieg führen, muss sich Rayne entscheiden, auf welcher Seite sie stehen will. Dass sie scheinbar ihren Seelenpartner getroffen hat, macht ihr die Wahl aber nicht einfacher …
Meine Bewertung
Überrascht es noch jemanden, dass hier Bianca Iosivonis neuestes Werk auftaucht? Nein? Gut. Nachdem ich sämtliche Titel der Autorin verschlungen habe, durfte auch ihr neuestes Werk aus dem Ravensburger Verlag nicht fehlen. Gespannt war ich vor allem, wie sie sich im Fantasy-Genre schlagen würde – und wurde sehr angenehm überrascht.
Anfangs hatte ich wirklich Schwierigkeiten, ins Buch hineinzufinden. Rayne war mir etwas zu flach als Protagonistin, ihre Entscheidungen konnte ich nicht ganz nachvollziehen – als junge Frau ausgerechnet in den dunkelsten Ecken rumzuschleichen, wenn in der Stadt immer wieder Leute verschwinden? Aber mit der Zeit habe ich mich an sie gewöhnt und mochte vor allem ihre kämpferische Seite, mit der sie gezeigt hat, dass sie sich nicht von ihrer Vergangenheit und auch nicht von ihren neuen Feinden unterkriegen lässt.
Auch mit Colt hatte ich anfangs meine Probleme. Er schien mir ein wenig zu sehr ins Bad Boy-Klischee gedrängt, das durch die Buchwelt geistert. Aber sobald er sich Rayne gegenüber geöffnet hat, war er mir doch sympathischer und vor allem die Welt der Lichtseelen, in die er sie einführt, hat mich dann richtig begeistern können. Die Nebencharaktere waren, wie nicht anders von der Autorin zu erwarten war, unheimlich detailreich und mit einer eigenen Persönlichkeit und Hintergrundgeschichte ausgestattet. Und auch der Weltenentwurf, der auf Platons Komödie der Kugelmenschen mit den gespaltenen Seelen beruht, war sehr gut ausgeführt.
Obwohl ich anfangs schwer reinkam, weil mich auch die Storyline erst mal nicht richtig packen konnte, wurde dann das Tempo richtig angezogen und ich konnte mich gar nicht mehr vom Buch lesen. Zwei Drittel des Buches habe ich fast in einem Rutsch gelesen – man kann es einfach nicht mehr aus der Hand legen, wenn man angefangen hat. Vor allem die Dunkelseelen haben mich unheimlich fasziniert, aber auch die geheimnisvollen Nebelseelen, über die man leider erst viel zu spät etwas erfährt, waren für Überraschungen gut.
Mein Lieblingscharakter war eindeutig Lauren, die Anführerin der Dunkelseelen. Obwohl sie nicht oft auftaucht, finde ich ihre Gabe der Manipulation von Erinnerungen, und was sie damit anstellt, besonders interessant. Auch ihre Skrupellosigkeit und ihr größtes Begehren waren nachvollziehbar und haben mich direkt für sie eingenommen – trotz ihres Status als Antagonistin. Ich stehe wohl einfach mal wieder auf die bösen Mädchen.
Was ich besonders toll fand, waren die Kampfszenen. Bianca hat ein Händchen dafür, diese immer wieder interessant zu schildern, ohne durch die vielen agierenden Charaktere den Leser total zu verwirren. Durch Raynes Sicht hat man einen stabilen Punkt, an dem man sich orientieren kann, weshalb ich hier auch die Perspektive der Ich-Erzählerin perfekt gewählt fand. Das Ende hat wohl einige geschockt, und auch ich habe es nicht ganz kommen sehen, wobei ich es wahnsinnig toll finde, dass es kein Friede-Freude-Eierkuchen-Happy End ist. Es bedeutet Drama, viel Spannung für den zweiten Teil und zeigt deutlich, dass eine Fraktion geschwächt ist. Für mich war es ein runder Abschluss, der mich umso mehr überzeugt hat, sofort den zweiten Teil zu lesen, wenn dieser erscheint.