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Veröffentlicht am 20.02.2018

Facettenreich und spannend

Trümmerkind
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Hamburg im Winter 1946/1947, der junge Hanno Dietz kämpft gemeinsam mit vielen Familien im eisigen Winter ums überleben, dabei sucht er unter anderem die vielen Trümmer ab, die man in der zerbombten Stadt ...

Hamburg im Winter 1946/1947, der junge Hanno Dietz kämpft gemeinsam mit vielen Familien im eisigen Winter ums überleben, dabei sucht er unter anderem die vielen Trümmer ab, die man in der zerbombten Stadt findet. In einer dieser Trümmer findet er jedoch etwas entsetzliches: die Leiche einer jungen Frau und ganz in ihrer Nähe einen kleinen Jungen. Kurzentschlossen nimmt er den Kleinen mit nach Hause, doch woher er kommt bleibt ein Geheimnis. Im Jahre 1993 ist eine Frau auf der Suche nach der Herkunft ihrer Familie. Sie selbst wurde in Südafrika geboren, lebt nun aber in Köln. Ihre Mutter Clara ist eine geborene Anquist, einstige Gutshofbesitzer in der Uckermark und so reist sie kurzentschlossen in die Heimat ihrer Familie, um mehr über sie zu erfahren.
Meine Meinung:
Klappentext und Cover passen hervorragend zusammen und so wurde ich sehr neugierig auf diese Geschichte und schon der Einstieg war überzeugend und mitreißend. Mechtild Borrmann schildert die Ereignisse sehr lebendig und auch ihr Schreibstil ist sehr einnehmend und fesselnd. Die Begebenheiten, wie z. B. die Jahrhunderkälte aus dem Winter der Nachkriegszeit, wurden so deutlich, dass man diese beinahe schon spüren konnte. Doch mit einem war ich ein wenig überrascht, nämlich dass diese Geschichte über gleich drei Erzählstränge in drei Zeitebenen spielt. Nichts desto Trotz war es dann doch sehr gut erzählt und gelungen aufgebaut. Interessant ist hier noch, dass die Autorin ihre Erzählform der Zeit anpasst, so schreibt sie gegenwärtige Ereignisse auch in der Gegenwart, so wie vergangene Ereignisse in der Vergangenheit und ihre Formulierungen werden dem jeweiligen Stand der handelnden Personen angepasst und authentisch der Zeit entsprechend wiedergegeben.

Die Geschichte selber lässt sich sehr spannend lesen, an manchen Stellen bekam ich durchaus eine Gänsehaut, da so manch eine Szene lebendig wurde. Alles in allem findet der Leser auf gerade einmal 300 Seiten unheimlich viele Ereignisse, spannend wie ein Krimi, dabei historisch gut recherchiert und obenauf noch eine Menge Familiengeheimnisse werden hier miteinander verknüpft. Gerne hätte ich hier, vor allem im historischen Erzählstrang, noch mehr über die Personen erfahren. So blieb ich doch ein kleines bisschen zu sehr Beobachter, um richtig tief mitempfinden zu können und die Dichte und Komplexität fehlten ein wenig.
Erzählt wird die komplette Geschichte von einem personellen Erzähler mit auktorialer Funktion. Gerade durch den gegenwärtigen Erzählstrang weiß man das ein oder andere der persönlichen Entwicklungen oder ahnt diese zumindest voraus. Dabei bekommt man auch eine Menge Möglichkeiten mitzurätseln und mitzuspekulieren.
In den drei unterschiedlichen Erzählsträngen lernt man auch eine Menge Charaktere kennen. Die Protagonisten erhalten dabei aber nicht ganz den Tiefgang, den ich mir gewünscht hätte, um noch mehr mit dem Einzelnen mitzufiebern. Trotzdem verteilt man hier schon recht schnell seine Sympathien und ist bei der ein oder anderen Begebenheit betroffen oder auch entsetzt.
In Hamburg war die Familie Dietz und deren Überlebenskampf der Mittelpunkt. Ich muss zugeben, dass ich hier gerade der Mutter meinen größten Respekt zollte. Mechtild Borrmann schildert den Kampf der Familie, bzw. der Mutter mit drei Kindern sehr gelungen und ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie hart es sein muss, unter diesen Umständen nicht aufzugeben.
In der Uckermann verfolgte ich die Perspektive der Gutshofbesitzer Anquist, allen voran ist Clara hier der Mittelpunkt oder mehr der Charakter, der den meisten Raum erhält. Alles in allem habe ich mit ihnen sehr gut mitleiden können und war über ihr Schicksal letzten Endes betroffen.
In der Gegenwart lernt man Anne kennen, die versucht, mehr über ihre Familiengeschichte herauszubekommen und die damit etwas zu Tage fördert, der alle drei Perspektiven zu einem großen Gesamtbild werden lässt.
Mein Fazit:
Eine Geschichte, bei der ich im Großen und Ganzen mehr der Beobachter blieb, auch wenn ich an manch einer Stelle Betroffenheit verspürte, so hätte ich durchaus gerne noch mehr von den Personen und ihren Eigentschaften erfahren, um es noch emotionaler werden zu lassen. Trotzdem ist es wirklich toll erzählt und historisch sehr gut recherchiert, gerade wenn man herausfindet, dass die Autorin wahre Begebenheit fiktiv ausschmückt. Genau das lässt mich nach Beenden des Buches auch nachdenklich zurück und ich könnte mir vorstellen, dass die Autorin mit ihrer fiktiven Idee vielleicht gar nicht so falsch liegt. Das Buch bekommt von mir eine Leseempfehlung für alle, die gerne Geschichten mit Familiengeheimnissen lesen und mehr über die Nachkriegszeit erfahren wollen.

Veröffentlicht am 18.02.2018

Auftakt mit viel Atmosphäre

Die Blutkönigin
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Als Elementargeister das kleine Dorf, in dem Daleina mit ihrer Familie lebt, angreifen, schaffen sie es so gerade noch, sich in ihrem kleinen Haus zu retten. Doch dabei kommt etwas zu Tage, mit dem das ...

Als Elementargeister das kleine Dorf, in dem Daleina mit ihrer Familie lebt, angreifen, schaffen sie es so gerade noch, sich in ihrem kleinen Haus zu retten. Doch dabei kommt etwas zu Tage, mit dem das Mädchen nicht gerechnet hätte, sie hat die seltene Gabe, die Elementargeister zu kontrollieren. Mädchen mit solchen Gaben werden von den Dorfhexen ausgebildet und haben später die Möglichkeit, an Schulen zu lernen, ihre Gaben noch kontrollierter einzusetzen, um einst Königin über das Land zu werden. Doch Daleinas Gabe ist nich so intensiv, wie bei manch einer anderen, trotzdem gelingt es ihr, an der Schule aufgenommen zu werden. Fleiß und Willensstärke zeichnen sie aus, doch wird dies genügen?
Meine Meinung:
Gleich auf den ersten Blick wurde ich auf dieses Buch aufmerksam, denn das Cover ist wirklich wunderschön und ansprechend. Dementsprechend neugierig war ich auf das, was sich dahinter verbirgt und gleich zu Beginn, der Inhalt konnte mich auch begeistern.
Der Schreibstil der Autorin hat mich sehr schnell in ihren Bann gezogen, denn sie versteht es ausgezeichnet, mit Worten Bilder lebendig werden zu lassen. Dabei ist die Geschichte sehr flüssig zu lesen und nimmt den Leser mit auf eine fantasievolle Reise. Auch wenn die Protagonistin noch jünger ist, denke ich aber, dass die Geschichte eher für den etwas älteren Leser/Teenager geeignet ist, für ein Jugendbuch sind hier doch manche Szenen sehr anschaulich beschrieben.
Die Geschichte an für sich ist eher ruhig, zumindest über große Strecken bleibt das Tempo eher gemächlich und doch wird es hier niemals langweilig, denn die gesamte Idee ist spannend zu verfolgen und die Umsetzung der Geschichte durch die Autorin absolut gelungen. Erst im letzten Teil wird es dann auch zunehmend spannender und doch war ich hier durchweg mitten in der Geschichte.
Das Worldbuilding rund um die Elementargeister mag nicht völlig neu sein, allerdings fand ich hier auch wieder die Umsetzung sehr individuell und neu. Landschaften, Gebäude und Personen waren gut vorstellbar und haben mir sehr gut gefallen.
Innerhalb der Geschichte, die durch einen personellen Erzähler in der dritten Person erzählt wird, wechselt die Autorin immer mal wieder die Perspektiven. Zum großen Teil erleben wir das Geschehen mit Daleina gemeinsam und das über mehrere Jahre hinweg. Zwar gibt es dabei immer wieder größere Zeitsprünge, doch ich hatte hier nicht das Gefühl, dass ich etwas verpasst hätte, um Daleinas Entwicklung nachvollziehen zu können. Neben dieser Perspektive gibt es immer mal wieder kleinere Momente aus der Sicht anderer Charaktere, wie z. B. die des Meisters Ven oder der Königin.
Die Protagonistin Daleina hat mir hier sehr gut gefallen, denn sie ist eine etwas andere Heldin. Ihr Talent ist nicht überragend, dafür handelt sie mit Herz und Mut. Sie lernt mit ihren Fähigkeiten umzugehen und ihre Entwicklung dabei ist glaubwürdig. Allerdings konnte ich mich nicht immer in sie hineindenken, was wohl mit an der Erzählperspektive lag, die einfach auch ein wenig die Gedanken- und Gefühlswelten der Charaktere zurückhielt. Trotzdem war sie mir sehr sympathisch und ich bin gespannt, wie es mit ihr weitergehen wird.
Neben Daleina gibt es eine große Anzahl an Nebencharakteren, bei denen ich auch die Entwicklung beobachten konnte. Doch auch hier gilt das gleiche, wie auch bei Daleina. Mir fehlte es ein wenig, hier mitzufiebern, weil ich sie einfach nur durchweg beobachtet habe. Sie agieren doch meistens eher im Hintergrund und doch haben mich einige Ereignissen treffen und schockieren können.
Einen Charakter fand ich übrigens sehr spannend, nämlich Merecote, und bei ihr bin ich sehr neugierig, ob sie in den nächsten Bänden wieder in Erscheinung treten wird, denn ich könnte mir durchaus vorstellen, wie ihr nächster Auftritt aussehen könnte.
Mein Fazit:
Alles in allem konnte mich die Autorin mit ihrer Geschichte rund um Daleina fesseln und mitreißen. Auch wenn der Grundton, bzw. das Grundtempo der Story eher ruhig bleibt, ist es trotzdem spannend und interessant. Die Idee dahinter klingt nicht völlig neu, doch die Umsetzung des Ganzen war, für mich, auf jeden Fall etwas Neues. Die Charaktere könnten für mich noch eine Spur mehr Tiefe erhalten, sind fürs reine Beobachten allerdings gut dargestellt. Atmosphäre und Worldbuilding konnten mich überzeugen. Eine Fantasygeschichte, die ich gerne an Leser weiterempfehle, die Welten mit Magie mögen und nicht permanent Action brauchen.

Veröffentlicht am 13.02.2018

Gefiel mir besser als Band 1

Hot Mama
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Da es sich um den zweiten Band einer Reihe handelt, könnte es kleinere inhaltliche Spoiler zu Band 1 geben.

Fiona Fine ist nicht nur eine der besten Fashiondesignerinnen Bigtimes sonders auch ein Mitglied ...

Da es sich um den zweiten Band einer Reihe handelt, könnte es kleinere inhaltliche Spoiler zu Band 1 geben.

Fiona Fine ist nicht nur eine der besten Fashiondesignerinnen Bigtimes sonders auch ein Mitglied der Fearless Five, Fiera, die des Nachts mit ihren Superheldenkräften die Bewohner Bigtimes schützen. Doch vor einem Jahr musste sie einen harten Verlust hinnehmen, als ihr Partner und Lebensgefährte ums Leben kam. Als ihre Freunde Carmen und Sam vor dem Altar treten, lernt sie bei der anschließenden Hochzeitsfeier den äußerst charismatischen Johnny Bulluci kennen, Bruder der Designerin Bella Bulluci. Doch während ihres Flirts mit Johnny tauchen zwei Superschurken auf der Hochzeit auf und wollen die Gäste berauben. Schnell wird es Fiona klar, dass sie diese Superschurken besiegen muss, doch dann taucht ein neuer Superheld auf.
Meine Meinung:
Als großer Fan der Autorin Jennifer Estep war ich schon beim ersten Band ihrer neuen Superheldenreihe sehr gespannt auf die Geschichte. Mit dem zweiten Band rund um die Helden der Fearless Five konnte die Autorin mich durchaus auch mehr überzeugen, als mit dem ersten Band.
Das Cover passt perfekt zum bereits erschienenen ersten Band, doch in diesem Teil geht es nicht, wie in dem Vorgänger um das Karma Girl, sondern um ein weiteres Mitglied der Superheldengruppe, nämlich Fiera, deren Kräfte das Beherrschen von Flammen ist.
Der Schreibstil der Autorin ist, wie immer, flüssig und mitreißend, so dass man schnell in die Geschichte abtauchen kann. Ihre Sprache ist leicht und schnörkellos und die Geschichte dadurch genauso fließend erzählt.
Doch trotz des wirklich rundum guten Schreibstils war die Geschichte einfach zu vorhersehbar und konnte mich nicht allzu sehr überraschen. Viele als Wendung angedachter Momente hatte ich bereits genau so geahnt und trotzdem fühlte ich mich mit dieser Geschichte gut unterhalten. Diese Geschichte ist einfach ein angenehm zu lesender Zeitvertreib für gemütliche Lesestunden und wenn man Superhelden mag, mag man auch ganz bestimmt die Fearless Five.
Das Setting Bigtime stellt einen Stadtteil von New York da und Superhelden gehören hier einfach zum Alltag dazu, genauso wie die Superschurken als ihre Gegenspieler und ich hatte hier auch das Gefühl ein Superheldenabenteuer für erwachsene Leserinnen zu verfolgen.
Erzählt wird das Abenteuer in der Ich-Form aus der Sicht Fionas, womit ich zuerst ein kleines bisschen überrascht war, denn eigentlich hatte ich angenommen, dass es weiterhin um Carmen, das Karma Girl gehen würde. Doch so passte es auch sehr gut und schnell war ich wieder in der Geschichte drin.
Fiona ist mir sehr sympathisch, auch wenn sie auf den ersten Blick eher kalt und unnahbar wirkt, steckt hinter der Fassade einiges mehr. Allerdings ist sie, wie auch die meisten anderen Charaktere, für einen Superhelden doch recht einfältig. Dinge, die mir als Leser schnell glasklar waren, brauchten hier etwas länger, um bei ihr anzukommen. Ihr männlicher Gegenpart Johnny Bulluci ist charmant, gutaussehend, reich, also auch eher ein stereotyp ohne große Überraschungen.
Dafür gefielen mir hier die beiden Nebencharaktere der Geschichte, nämlich Lulu und Hermit, unglaublich gut. Die Beiden sind mir recht schnell ans Herz gewachsen und auch wenn ich gerade Lulu so manches Mal hätte schütteln mögen, waren sie doch sehr sympathisch.
Was die Superschurken angeht, hatte ich hier ein klares Bild vor Augen und ich fühlte mich alles in allem wie in einem Comic, denn so ähnlich lief auch die Geschichte vor meinem inneren Auge ab.
Mein Fazit:
Auch wenn es hier doch sehr vorhersehbar und leicht zu durchschauen daher ging, konnte mich die Geschichte durchaus gut unterhalten und brachte mir eine leichte Lektüre für ein paar gemütliche Lesestunden auf dem Sofa. Die Charaktere haben einfach den typischen Comic-Superhelden-Flair, waren mir aber durchaus sympathisch. Jennifer Esteps Schreibstil ist sehr angenehm und man fliegt leicht und schnell durch die Seiten. Wer auf der Suche nach einer locker-leichten Lektüre für zwischendurch ist und dazu noch Superhelden mag, kann hier zugreifen.

Veröffentlicht am 28.01.2018

Solider Krimi

Die Tote im roten Kleid
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Es regnet auf den Shetlands und das schon seit Tagen und ausgerechnet auf der Beerdigung eines Dorfbewohners kommt es zu einem gewaltigen Erdrutsch, der große Teile des Friedhofes, aber auch einige weitere ...

Es regnet auf den Shetlands und das schon seit Tagen und ausgerechnet auf der Beerdigung eines Dorfbewohners kommt es zu einem gewaltigen Erdrutsch, der große Teile des Friedhofes, aber auch einige weitere Teile Ravenswicks mit sich reißt. Eine kleine Hütte wird dabei völlig zerstört, doch die Bewohnerin ist schon vor einer Weile verstorben, doch dann entdeckt man bei Aufräumarbeiten eine Tote in genau dieser Hütte. Eine Frau, die niemand zu kennen scheint, in einem roten Kleid zurecht gemacht, als hätte sie eine Verabredung gehabt. Jimmy Perez beginnt zu ermitteln und dabei bittet er seine Kollegin Willow Reeves um Hilfe. Wer war die Frau? Was tat sie in der Hütte? Hatte sie eine Verabredung und wenn ja, mit wem?
Meine Meinung:
Mit Die Tote im roten Kleid erschien bereits der siebte Band rund um den Ermittler Jimmy Perez aus der Feder der Krimiautorin Ann Cleves. Man muss die Vorgänger zu diesem Buch nicht unbedingt gelesen haben, denn der Fall ist in sich abgeschlossen und man kann dem gesamten Geschehen problemlos folgen. Doch wie immer in Krimireihen gilt, dass die privaten Erlebnisse und Erfahrungen der Ermittler weitergeführt werden. Wen das nicht stört, findet sich hier also mit Sicherheit zurecht.
Das Buch lässt sich leicht und flüssig lesen, denn Ann Cleeves hat einen sehr guten, verständlichen Schreibstil, der auf mich aber auch ein wenig emotionslos wirkte. Sie bleibt auf einer klaren Linie und hält fast konstant ein Tempo beim Erzählen. Genau dies hat mich aber bei diesem Krimi ein wenig gestört, denn es bleibt lange Zeit sehr ruhig und ohne große Entwicklungen, selbst das Mitfiebern oder Miträtseln blieb mir hier ein wenig fern. Sicherlich muss ein Krimi nicht vor Blut triefen, um Spannung zu erzeugen, doch hier geschah nur recht wenig. Auf der einen Seite spiegelt die Autorin hier recht gut die eigentlichen Ermittlungsarbeiten, wie ich sie mir auch in der Realität vorstellen könnte, aber diese konnten mich erst ab ca. der Hälfte des Buches für sich einnehmen. Hier wurde ein wenig zu lange gebraucht, bis man herausfand, wer die Tote wirklich ist und man dreht sich regelrecht gemeinsam mit den Ermittlern im Kreis. Doch dann beginnen Verwicklungen, Verstrickungen und Geheimnisse und damit begann es dann auch wirklich interessant zu werden und ich wollte wissen, was es mit der Frau auf sich hat.
Ann Cleeves erzählt ihr Buch aus verschiedenen Perspektiven durch einen Erzähler in der dritten Person, aber man bleibt als Leser hier der Beobachter und erfährt recht wenig von den Gefühlen und Gedanken der Handelnden. Was ich gerade auf die persönliche Entwicklung zwischen Jimmy und Willow bedauert habe. Wir beobachten also das Geschehen aus den Perspektiven der Ermittler Jimmy, Willow und Sandy, aber auch durch die Nachbarin Jane, die mit ihrer Familie in unmittelbarer Näher zu den Tatorten lebt und somit ein wenig mit ins Zentrum des Geschehens rückt.
Der Fall an für sich wirkte gut konstruiert und durchdacht und auch wenn die Ermittlungen recht lange auf der Stelle traten, war es hier doch grundsolide. Die Atmosphäre der Shetlands ist gut dargestellt und greifbar und wurde in der Vorstellung lebendig.
Die Charaktere sind ja bereits seit einer Weile bekannt und ich hatte durchaus ein wenig auf eine weitere Entwicklung gewartet, wie ich auch zuvor schon angedeutet habe. Jimmy ist sich selbst aber nicht sicher, gerade auch in Bezug auf Cassie. Das macht ihn sehr authentisch und sympathisch und auch die weiteren Ermittler mochte ich durchaus.
Die Nebencharaktere bekommen nur teilweise Tiefgang, aber bleiben durchdacht und an ihren angedachten Stellen im Geschehen.
Mein Fazit:
Unblutig und auch wenig spektakulär, dafür gut und mit klarer Linie erzählt Ann Cleeves von den Ermittlungen auf den Shetland Inseln. Die bereits bekannten Ermittler sind mir sympathisch, die Inselbewohner glaubwürdig dargestellt. Lediglich der Beginn konnte mich nicht einnehmen und fesseln und es dauerte etwas, bis ich mit dem Fall warm wurde. Trotzdem ein solider Krimi, der für Fans der Autorin auch wieder ein Muss ist.

Veröffentlicht am 28.01.2018

Die Zeit läuft

TICK TACK - Wie lange kannst Du lügen?
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Zehn Jahre ist es her, dass Nic ihren Heimatort Cooley Ridge verlassen hat, zehn Jahre, als ihre damals beste Freundin Corinne spurlos verschwand. Bis heute hat niemand etwas von dem Mädchen gehört und ...

Zehn Jahre ist es her, dass Nic ihren Heimatort Cooley Ridge verlassen hat, zehn Jahre, als ihre damals beste Freundin Corinne spurlos verschwand. Bis heute hat niemand etwas von dem Mädchen gehört und alle sind sich sicher, dass Corinne damals einem Verbrechen zum Opfer fiel. Nun muss sie zurück in die Heimat, denn ihr Bruder Daniel hat sie um Hilfe gebeten, dass Elternhaus zu entrümpeln und zu verkaufen. Doch kaum in der Heimat, holt Nic die Vergangenheit ein, denn ihr Vater, mittlerweile an einer Demenz erkrankt, erinnert sich plötzlich an die Ereignisse vor zehn Jahren und nicht nur dieser. Plötzlich verschwindet eine weitere junge Frau in Cooley Ridge und die Suche nach der Wahrheit beginnt.
Meine Meinung:
Schon das düstere Cover mit dem auffälligen Schriftzug macht sehr neugierig auf die Geschichte und der Klappentext verspricht auch eine eher ungewöhnliche Geschichte, denn Megan Miranda erzählt die Geschichte rückwärts, beginnend mit der vierzehn Tagen nach Nics Heimkehr bis hin zum ersten Tag. Ich muss zugeben, dass ich hier am Anfang ein wenig Schwierigkeiten hatte, diesem rückwärts Erzählten zu folgen, doch nach drei - vier Kapiteln wurde es langsam klarer und ich wurde gut unterhalten.
Megan Mirandas Schreibstil gefällt mir sehr gut, denn sie schreibt recht schnörkellos und gut verständlich, dabei durchaus flüssig. Doch hier und da, gerade weil es mir schwer fiel, dem Inhalt zu Beginn zu folgen, gab es ein paar kleinere Längen. Doch so nach und nach nahm mich doch die Geschichte rund um den eher düsteren Ort Cooley Ridge gefangen. Manches konnte ich erahnen, manches war mir nicht klar und so hatte durchaus genügend Gelegenheit, mitzurätseln und eigene Vermutungen anzustellen.
Neben dem rückwärts Erzählen der vierzehn Tage nach Nics Heimkehr, wird ein Erzählstrang geliefert, doch innerhalb dieser Kapitel setzt Nic sich mit ihrer Vergangenheit und den damaligen Ereignissen gedanklich auseinander. Man spürt, dass die junge Frau vieles verdrängt und in Cooley Ridge zurückgelassen hat, doch auch dieses wird erst so nach und nach klar. Ich hätte hier gerne mehr aus der Vergangenheit erfahren und hätte mir vorstellen können, dass man hier auch noch parallel einen Zeitstrang in der Vergangenheit hätte auslegen können. So konnte ich mir nur schwer ein Bild davon machen, wie es für die Teenager damals in dem kleinen Ort gewesen war und konnte diesen Handlungen nur anhand der Gedanken mitverfolgen.
Mit dem Setting des kleinen Ortes Cooley Ridge hat Megan Miranda einen eher düsteren und einsam wirkenden Ort geschaffen. Hier kennt jeder jeden und die Gerüchteküche brodelt permanent. Genau so stellt man sich auch die passende Atmosphäre zu dieser Geschichte vor und man konnte durchaus Nics Wunsch, diesem Ort zu entfliehen, nachempfinden.
In der Ich-Form erzählt Nic die Geschichte und auch wenn man ihren Handlungen zusieht, lernt man sie nur sehr schwer kennen. Ich hatte hier auch den Eindruck, dass sie selbst lange Zeit nicht richtig zugegeben hat, wer sie wirklich ist und sich hinter einer Fassade versteckte. Bis zum Schluss blieb sie eher blass und richtig nahe kam ich ihr nicht.
Neben Nic gibt es einige Nebencharaktere, die aber alle nicht zuviel Tiefgang erhielten. Sie blieben mir nur wenig greifbar und richtige Sympathien konnte ich hier nicht verteilen. Alles in allem stellten sie aber die typischen Einwohner eines Dörfchen in der Einöde dar.
Mein Fazit:
Ein Buch, an dessen Verlauf ich mich erst gewöhnen musste, doch so nach und nach geriet ich in den Sog der Geschichte. Der Schreibstil, der wirklich sehr locker und leicht ist, hilft hierbei ungemein und nach einer Weile wollte ich wirklich wissen, was damals und auch aktuell wirklich vor sich ging. Mit dem Ende konnte die Autorin mich durchaus überraschen, denn ich habe es so nicht kommen sehen. Dafür hatte ich genügend Freiraum, mir eigene Gedanken zum Geschehen zu machen und mitzurätseln, wenn ich auch nicht mit den Charakteren mitgefiebert habe, da mir diese zu blass blieben.