Cover-Bild König - Kaiser - Kardinal
24,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Styria Premium in Verlagsgruppe Styria GmbH & Co. KG
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
  • Genre: Sachbücher / Religion & Philosophie
  • Seitenzahl: 336
  • Ersterscheinung: 27.02.2015
  • ISBN: 9783222134890
Thomas J. Nagy

König - Kaiser - Kardinal

Auf den Spuren von Kardinal Franz König
Wie wurde aus einem Bauernbub einer der einflussreichsten Kardinäle der Welt und ein Mitgestalter des Zweiten Vatikanums? Warum ist Kardinal Franz König auch elf Jahre nach seinem Tod und 110 Jahre nach seiner Geburt derart präsent? Wie konnte er sich als Kirchendiplomat und Seelsorger bewähren? Und was zeichnete seine große Menschenkenntnis aus? Dieses Buch folgt den Spuren Kardinal Franz Königs. 50 Zeitzeugen und Wegbegleiter erinnern sich nicht nur, sondern sprechen auch erstmals offen über Hintergründe und brisante Themen: Ständestaat, Politik und Kirche, Weltkirche, Fristenregelung, Gewerkschaft, Suspendierung, päpstliche Stärken und Schwächen, Intrigen. Aus diesen Gesprächen entstand ein Zeitdokument, das Zusammenhänge aufzeigt und Auswirkungen nennt, die bis in die Gegenwart reichen. Kardinal König war seiner Zeit weit voraus und traf auf Ängste und Widerstände. Seine Haltung und sein Mut erinnern heute an Papst Franziskus.

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Lesejury-Facts

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.02.2018

Ein Kardinal für alle

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„Ich bin kein Bischof der ÖVP und kein Bischof der SPÖ, kein Bischof der Unternehmer und keiner der Gewerkschafter, nicht ein Bischof der Bauern und nicht einer der Städter: Ich bin ein Bischof ALLER Katholiken. ...

„Ich bin kein Bischof der ÖVP und kein Bischof der SPÖ, kein Bischof der Unternehmer und keiner der Gewerkschafter, nicht ein Bischof der Bauern und nicht einer der Städter: Ich bin ein Bischof ALLER Katholiken. Die Kirche ist für alle da, sie fühlt sich verantwortlich für alle Menschen, auch für jene, die ihr formell nicht zugehören.“ Diese Worte spricht Kardinal Franz König vor Politikern und Gewerkschaftern im Jahre 1973 und festigt damit seinen Ruf als „roter Kardinal“.

Wer ist er nun der Kardinal, der offen auf die Menschen zugeht und keine Scheu vor Politikern und anders Denkenden hat?

1905 als erster Sohn einer Bauernfamilie in Niederösterreich geboren, ist es der Mutter sehr wichtig, dem aufgeweckten Knaben eine ordentliche Schulbildung zu ermöglichen. Er besucht das Stiftsgymnasium in Melk und studiert anschließend Philosophie und Theologie in Rom. 1933 zum Priester geweiht, beginnt seine seelsorgerische Tätigkeit in einer Zeit des Grauens. Mit der indifferenten Haltung der Kirche zum Nationalsozialismus hat König seine liebe Not. Er wird Militärvikar und Jugendseelsorger. Die Jugend, entwurzelt durch die Nazi-Zeit, ist ihm ein besonderes Anliegen. Er geht auf die jungen Menschen vorurteilslos zu.
Später wird ihm seine Offenheit, auf andere zuzugehen zum Vorwurf gemacht. Ja, sie bringt ihn sogar um die Chance Papst zu werden, gilt er doch als „papabile“. Doch nach dem Tod von Papst Paul VI. ist die Zeit für einen nicht italienischen Papst noch nicht gekommen.
Franz König geht, sehr zum Missfallen der Rom treuen Kleriker auf die Ostkirche zu und die Politiker zu. Er ist der erste Kardinal, der eine Fabrik besucht und mit den Arbeitern spricht.

Er gestaltet das Zweite Vatikanische Konzil mit, lehnt aber eine Dauerstellung in Rom ab.
Ökumene und das Miteinander sind ihm wichtig.

Als er 1960 auf dem Weg zum Begräbnis des verfemten Zagreber Kardinal Stepinac einen schweren Autounfall erlitt, sah er dies als göttliches Zeichen, sich um die Kirchen im östlichen Europas zu kümmern.

Während des Kalten Krieges reist er häufig in den Ostblock. Er zählt zu den Wegbereitern von Johannes Paul II., mit dem er dann später den einen oder anderen Disput haben wird.

Die Skandale rund um Hans Hermann Groer und Kurt Krenn haben ihn tief getroffen. Über deren Berufung war er Johannes Paul II., lange gram.

Autor Thomas J. Nagy, Sohn eines Ungarnflüchtlings von 1956, hat rund 50 Zeitzeugen und Weggefährten für diese Biographie aufgeboten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Zum einem Königs langjährige Sekretärin Annemarie Fenzl und zum anderen einige sozialdemokratische Politiker wie Karl Blecha.
Viele Fotos und Ausschnitte aus Briefen und anderen Dokumenten ergänzen dieses Buch.
Der Autor ist ein grenzenloser Bewunderer (um nicht zu sagen Fan) von Franz, Kardinal König, wie er immer bezeichnet wird. Daher sind nur wenig kritische Töne zu verspüren.

Ich finde diese Biographie, die anlässlich des 110. Geburtstag dieses auf Ausgleich bedachten Mannes erschienen ist, sehr aufschlussreich.

Zum Wortspiel des Titels:

König = sein Geburtsname
Kaiser = der Name seines Stiefvaters
Kardinal = seine Berufung


Einen Denkanstoß habe ich durch diese Biographie auch erhalten: Kardinal Innitzer, ein Befürworter des Anschlusses, war sich der Tragweite dieses Entschlusses damals nicht bewusst. Im Stillen hat er, als die Gräuel der Nazis ruchbar wurden, zahlreichen Verfolgten Hilfe gewährt. Da werde ich noch nachlesen.