Rückkehr nach Schottland misslingt
Play On - Dunkles SpielMit Samantha Young hat für mich das Liebesgenre mit höherem Erotikanteil ja erst an Bedeutung gewonnen, daher ist für mich jedes Young-Buch ein Must-Have. Ich war etwas enttäuscht, dass sie aktuell nicht ...
Mit Samantha Young hat für mich das Liebesgenre mit höherem Erotikanteil ja erst an Bedeutung gewonnen, daher ist für mich jedes Young-Buch ein Must-Have. Ich war etwas enttäuscht, dass sie aktuell nicht an ihrer Hartwell-Reihe weiterarbeitet. Aber „Play on“ führt ihre treuen Leser zurück nach Schottland, die Gegend also, wo Youngs Erfolg erst richtig begann.
Der Einstieg in „Play On“ ist mir überhaupt nicht gut gelungen. Normalerweise kenne ich es, dass ich ruckzuck im Sog bin und gar nicht mehr aufhören kann zu lesen. Hier passierte genau das Gegenteil. Zunächst wird ja die Liebesgeschichte erzählt, die gar nicht das Kernstück dieses Buches ausmacht und das hat man dem Schreibstil der Autorin deutlich angemerkt. Etwas lieblos erzählt, stellenweise überhastet und dadurch entstand eben nicht das Gefühl, da muss ich jetzt weiterlesen. Auch die erste Zeit in Schottland ist sehr langatmig erzählt, gepaart dann eben mit Frust, weil die Erkenntnis reift, dass Jim nicht der Mann ist, als den man ihn kennengelernt hat. Auch die erste Begegnung mit Aiden läuft eher unter dem Radar und auch die vielen kleinen Momente danach wirken häufig sehr angespannt.
Erst ab der Mitte des Romans wandelt sich das Bild. Nora und Aiden finden einen Rhythmus, der von Ehrlichkeit, Vertrauen, Neckereien und Prickeln geprägt ist und der mich richtig warm mit dem Pärchen hat werden lassen. Vor allem Aiden wurde mein Fels in der Brandung, der nie lockergelassen hat, mit sich eins war und dementsprechend authentisch gehandelt hat. Dennoch haben mir manches Mal die ruhigen Momente ihrer Beziehung gefehlt. Die Ruhe, die sich Young vor allem am Anfang des Romans genommen hat, fehlt bei dem Paar, wo es wirklich drauf ankommt, weitestgehend, da ein dramatisches Ereignis das nächste jagt.
Das zweite Problem ist dann noch, dass ich zwar die Grundgeschichte hinter Noras Entwicklung lobenswert fand (auch weil ich mich selbst wiedererkennen konnte), diese aber irgendwann nur noch vollkommen überzogen dargestellt wurde. Wie oft ich Nora gerne an die Wand geklatscht hätte, kann ich schon nicht mehr an zwei Händen abzählen. Meist ärgert man sich in diesem Genre über den Mann, der nicht zu seinen Gefühlen stehen kann, aber hier war es diesmal die weibliche Figur, die Frustpotenzial pur bot.
Damit ergibt sich für mich die fast vollkommen neue Erfahrung, dass ich aus einem Samantha-Young-Roman sehr enttäuscht gehe. Zwar kehrt sie wieder an den Spielort ihrer Anfänge zurück, aber dieses wunderbare, prickelnde Miteinander der einzelnen Paare bekommt sie überhaupt nicht transportiert. An Aiden liegt es ganz sicher nicht, da er ein Platz in meinem Herzen erobert hat. Aber Nora ist eine große Enttäuschung und über sie können die durchaus zahlreichen schönen Paarmomente nicht hinwegtäuschen.
Fazit: „Play On“ sollte zu den schottischen Wurzeln zurückkehren, hat aber vor allem bei den Basics, die Young normalerweise spielerisch parat hat, geschlampt. Der Anfang des Romans ist schon schwer zum Reinkommen und später liegt es vor allem an der weiblichen Protagonistin, das man nur frustriert ist und sich fragt, wie kann das sein? Das ist bitterschade, denn einzelne Momente wären ein großartiges Drumherum allemal wert gewesen!