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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.03.2018

Jeder Augenblick ist kostbar

Die Kostbarkeit des flüchtigen Lebens
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Cover und Gestaltung:
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Die beiden verlassenen Stühle als schönes Symbol der Erinnerung von 2 Freunden, die sich oft im Café getroffen und über Gott und die Welt gesprochen haben. Es passt sehr ...

Cover und Gestaltung:
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Die beiden verlassenen Stühle als schönes Symbol der Erinnerung von 2 Freunden, die sich oft im Café getroffen und über Gott und die Welt gesprochen haben. Es passt sehr gut zum Buch: gerade eben noch unterhielt man sich miteinander, dann ist durch den Tod des einen Gesprächspartners schon alles wieder vorbei. Die Farben und die altmodischen Stühle erinnern daran, dass die Protagonisten schon etwas älter sind. Als Hardcover mit Schutzumschlag macht das Buch einen schönen, wertigen Eindruck im Regal.

Inhalt:
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Der namenlose Ich-Erzähler ist Filmemacher und erhält eines Tage einen Anruf von seinem Freund und lebenslustiger Filmproduzent Eugène: "Du wirst lachen, ich habe einen bösen Krebs." Dies ist Anlass für ihn, sein Leben neu zu überdenken.

Mein Eindruck:
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"Unser Leben gleicht allem anderen als einer linearen Form. Es erinnert eher an das einzige Exemplar eines Buches, das für manche von uns nur aus wenigen Seiten besteht, sauber und glatt, mit einer braven, fleißigen Schrift bedeckt, für andere aber viele Seiten hat, manche zerrissen, andere mehr oder weniger durchgestrichen, voller Zurücknahmen und Reue. Jede Seite entspricht einem Moment unserer Existenz, besonders der Person, die wir in jenem Moment waren und die wir nun nicht mehr sind, und wir betrachten sie, wenn wir je die Lust oder die Notwendigkeit verspüren, in dem Buch zu blättern, wie einen Fremden, der paradoxerweise zugleich ein Nahestehender ist." (S. 170)

Mir gefiel das Buch gleich mit dem Einstieg, in dem sich der Erzähler über den Umgang mit dem Tod bei einem Volk auf der Insel Sulawesi auslässt. Der Tod wird zelebriert, die Toten bekommen ein großes Abschlussfest. Besonders berührend war die Schilderung eines Baumes, in dem gestorbene Kinder eingehüllt hineingelegt werden. Sie werden vom Baum umschlossen und wachsen mit ihm weiter. Am Ende dieser Erzählung erhält der Erzähler den traurigen Anruf, der in seinem Leben mehr Veränderung bedeutet, als er zunächst wahr haben will. Eugène war ein Freund, mit dem er über alles Reden konnte und der ihm immer - passend zur Situation - einen passenden Buchtipp geben konnte. In diesem Roman passiert nicht wirklich viel. Es ist ein ruhiges Buch, es wird wenig geredet, aber das ist auch nicht das Entscheidende. Dieses Buch lebt von den poetischen Gedanken, die den Leser durch die Handlung tragen. Es gab kaum ein Kapitel, in dem ich mir nicht mindestens einen Satz als denkwürdiges Zitat unterstrichen habe. Obwohl der Auslöser die tödliche Krankheit seines Freundes ist und es auch einige melancholische Momente gibt, schafft es der Autor, dass man nie deprimiert wird, sondern stets ein gewisser Hoffnungsschimmer über allem steht. Dies ist weniger ein Buch über den Tod als über das Leben: Man soll dankbar sein für jeden Augenblick, das Leben bewusst erleben. Genauso habe ich dieses Buch betont langsam gelesen. Die flüssige Sprache hätte durchaus ein Verschlingen des Romans zur Folge haben können, stattdessen wollte ich die schönen Worte immer wieder nach jedem Kapitel sacken lassen.

In gleichem Maße, wie das Buch das Leben zelebriert, ist es auch ein Hochgesang auf Literatur und Filme:

"Ich weiß, dass wir das, was wir sind, in erster Linie unseren Eltern, Lehrern, vielleicht sogar Professoren verdanken, doch ich bin überzeugt, dass wir einen Großteil dessen, was uns berührt und ergreift, Künstlern verdanken - ganz gleich ob sie tot oder lebendig sind - und den Werken, die sie geschaffen haben und die bleiben, der Zeit zum Trotz, die jedes Lächeln, jedes Gesicht und jeden Körper auslöscht." (Eugène zum Erzähler, S. 124)

Ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der Literatur und Filme mag und der das Leben Stück für Stück und Wort für Wort genießen möchte!

Fazit:
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Eine wundervolle, poetische Betrachtung des Lebens und wie es durch Kunst und Literatur geprägt wird - Ein Plädoyer für den Genuss des Lebens!

Veröffentlicht am 02.03.2018

Die bisher wirklich allerbeste Kinderbibel

Meine allerbeste Kinderbibel
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Cover und Gestaltung:
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Das Titelbild zeigt einen Ausschnitt aus David und Goliat, so dass man einen guten ersten Eindruck vom Illustrationsstil des Buches bekommt. Die Bilder ...

Cover und Gestaltung:
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Das Titelbild zeigt einen Ausschnitt aus David und Goliat, so dass man einen guten ersten Eindruck vom Illustrationsstil des Buches bekommt. Die Bilder sind im Stil einiger Comics und Zeichentrickserien gestaltet und sind für Kinder (und Erwachsene) dadurch sehr ansprechend. Das Buch ist ein Hardcover, mit stabilen, durchweg bunt und glänzend gedruckten Seiten, so dass es vielfaches Lesen und Durchblättern von Kinderhänden gut aushält. Wirklich klasse gemacht, es hat uns sofort angesprochen.

Inhalt:
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In dieser Bibel werden 10 bekannte Bibelgeschichten kindgerecht aufbereitet: 1. Noah und seine Arche, 2. Simson, der stärkste Mann der Welt, 3. David und Goliat, 4. Daniel und die Löwen, 5. Jona und der Wal, 6. Das Baby Jesus, 7. Der gute Samariter, 8. Der verlorene Sohn, 9. Jesus und Zachäus und 10. Die Ostergeschichte.

Mein Eindruck:
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Wir haben schon einige Kinderbibeln, aber diese hat es meiner 4 jährigen Tochter sofort angetan - und mir auch! Die Geschichten sind mit vielen bunten Illustrationen versehen, die an Comics oder Zeichentrickserien erinnern, wobei sehr häufig die Figuren Sprechtext haben (wie Sprechblasen ohne Blasen) wodurch die Handlung noch lebendiger wird. Die Bilder sind sehr detailreich und laden dazu ein, sie immer wieder zu betrachten und Neues zu entdecken. Der Text auf jeder Seite und auch bezogen auf die gesamte Geschichte ist recht kurz, so dass die Geschichten schnell gelesen sind. Meine Tochter ist es gewohnt, abends recht viel vorgelesen zu bekommen und so hieß es immer "Noch eine Geschichte!" und wir hatten die gesamte Bibel fast in einem Rutsch durchgelesen. Die Sprache ist kindgerecht und auch wenn die einzelnen Erzählungen wenig Text haben, ist doch das Wesentliche enthalten, um den Kindern jeweils den Kern der Handlung zu vermitteln. Nur die Weihnachtsgeschichte hätte für uns gerne etwas ausführlicher sein können. Durch die Kürze büßt sie ein wenig von ihrem Zauber ein.
Aufgrund der tollen Bilder blättert meine Tochter auch gerne alleine darin und entdeckt immer etwas Anderes, über das wir ins Gespräch kommen. Für uns ist diese Kinderbibel bisher wirklich unsere allerbeste, wir würden uns noch einen 2. Band mit weiteren Geschichten in diesem Stil wünschen.

Fazit:
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Kindgerecht erzählte Bibelgeschichten mit lebendigen, comicartigen Illustrationen, von denen man sich immer mehr wünscht

Veröffentlicht am 15.02.2018

Spannende Spurensuche mit viel Emotion und einer Prise Humor und leichtem Gruselfaktor

Der Duft von Nelken
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Cover:
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Das Cover passt hervorragend zum Inhalt. Es stimmt gleich auf die Landschaft ein und jagt dem Betrachter durch seine Farben angenehme Schauer über den Rücken. Zum einen durch den ...

Cover:
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Das Cover passt hervorragend zum Inhalt. Es stimmt gleich auf die Landschaft ein und jagt dem Betrachter durch seine Farben angenehme Schauer über den Rücken. Zum einen durch den Anblick der wunderschönen Landschaft von Cornwall, zum anderen ahnt man gleich, das es um ein düsteres Geheimnis gehen muss. Im Laden hätte mich das Bild durchaus angesprochen.

Inhalt:
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Sandra hat einen liebevollen Ehemann, zwei süße Kinder und hat vom Vater ein gut gehendes Unternehmen geerbt. Sie muss sich um nichts kümmern, alles scheint perfekt. Doch dann wird durch eine Tragödie ihre Familie zerstört.
Nachdem sie sich aus der Trauer erholt hat, passieren merkwürdige Dinge und sie wird erneut mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Sie merkt, dass durchaus gar nichts so perfekt war, wie sie dachte. Sie begibt sich auf Spurensuche nach Cornwall, wo ein Teil der Familie ihres verstorbenen Mannes wohnt. Dabei begegnet sie Timo, der bereit ist, ihr zu helfen. Doch kann sie ihm vertrauen? Wem kann sie überhaupt vertrauen und was ist letztendlich die Wahrheit? Wird Sandra es gelingen, Licht ins Dunkel zu bringen und ihr Leben in die richtige Bahn zu lenken?

Mein Eindruck:
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Ich war von Anfang an von der Geschichte gepackt. Die Protagonistin Sandra fand ich von Beginn an so authentisch geschildert, dass ich direkt mit ihr mitgefiebert habe. Zu Beginn ist sie die vertrauensselige, teils etwas naive Person, die ihrem Mann bedingungslos vertraut und sich zugunsten der Kindererziehung komplett aus dem Arbeitsleben zurück nimmt. Nach der Trauerzeit über den tragischen Unfall ihres Mannes und der Kinder, findet sie heraus, dass ihr Ehemann vor ihr Geheimnisse hatte. Zunächst bricht für sie eine Welt zusammen und sie ist jedem Menschen gegenüber misstrauisch. Doch nach und nach öffnet sie sich, auch dank Timo, und es ist eine Freude, dabei zuzusehen, wie sie aufblüht und sich zu einer starken, mutigen Person entwickelt.

Die Handlung selbst bietet auch kaum Verschnaufpausen, ich musste das Buch fast in einem Rutsch durchlesen, weil ich wissen wollte, wie es weitergeht. Immer wieder werden Spuren gestreut, es passieren auf den ersten Blick unerklärbare Dinge, die fast übernatürlich wirken und als Leser fragt man sich des Öfteren selbst, wem man hier vertrauen kann und wem nicht. Trotz der vielen Rätsel bleibt man am Ball und durch clevere Schachzüge wird bis zum Ende der Spannungsbogen in hohem Grade aufrecht gehalten. Obwohl man
als Leser auch unversehens auf Irr- oder gar Nebenpfade wandelt, schafft die Autorin am Ende eine geschickte Auflösung, die sich nicht künstlich konstruiert, sonder natürlich plausibel anfühlt. Dieses Kunstwerk gelingt nicht jedem!

Zudem sind die Landschaftsbeschreibungen, aber auch die bildhaften
Gefühlsbeschreibungen wahnsinnig gut gelungen. So kann man sich die Umgebung vorstellen, als sähe man sie mit eigenen Augen und die Gefühle versteht man sofort. Es werden Vergleiche verwendet, auf die ich selber nie kommen würde, bei denen ich aber sofort verstehe, was sie ausdrücken wollen, einfach genial!

Nachdem dann das Ende mein romantisches Herz erfreut hat, brachte der Epilog mich dann lauthals zum Lachen. Diese Gratwanderung, dass es romantisch, aber nie kitschig wird und immer mit einer Prise Humor, ist der Autorin hier ebenso gut gelungen, wie in ihrem ersten Roman ("Du, ich und die Farben des Lebens"). Das spiegelt sich auch in den unterhaltsamen und schlagfertigen Wortwechseln zwischen Sandra und Timo wieder.

Am Ende habe ich das Buch voller Befriedigung zugeschlagen. Dieses Buch ist für mich eins der genialsten Bücher, die ich 2016 lesen durfte. Wenn ich könnte, würde ich 6 Sterne vergeben!

Fazit:
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Geheimnisvoll, spannend, gruselig sowie romantisch und humorvoll zugleich mit einer genialen Auflösung am Ende - unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 15.02.2018

Die Farben der Liebe und des Lebens

Du, ich und die Farben des Lebens
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Cover:
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Die Farben des Covers leuchten dem Betrachter bereits auf der Abbildung des Buches entgegen. Hält man das reale Buch in Händen,wirken sie noch intensiver. Passend zum Titel wird ...

Cover:
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Die Farben des Covers leuchten dem Betrachter bereits auf der Abbildung des Buches entgegen. Hält man das reale Buch in Händen,wirken sie noch intensiver. Passend zum Titel wird damit das Leben mit all seinen bunten Facetten ausgedrückt. Auffallend sind die hellen, fröhlich stimmenden Farben, keine dunklen Braun- oder Grautöne. Es wirkt sehr lebensbejahend und vermittelt mir die Botschaft, dass das Leben einem viel Positives geben kann (wenn man es lässt). Rundum gelungen!

Inhalt:
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Janica ist eine lebensbejahende Person, sie feiert und genießt jeden einzelnen Tag ihres Lebens mit allen Farben, die er zu bieten hat. Durch einen Zufall begegnet sie Steffen und bewahrt ihn vor einer Dummheit. Durch ihn lernt sie schließlich Thomas kennen, der verschlossen ist und das Gegenteil von ihr darstellt. Dennoch entwickelt sich nach und nach eine tiefe Liebe zwischen den beiden, die leider nach kurzer Zeit schon auf eine harte Probe gestellt wird.

Mein Eindruck:
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Dieser Roman ist der erste, den die Schriftstellerin Elisabeth Büchle unter dem Pseudonym Noa C. Walker veröffentlicht hat. Da ich bisher viel positives über die Autorin gehört, aber bis dato noch kein Buch von ihr gelesen hatte, war ich sehr gespannt und wurde nicht enttäuscht!

Bereits der Einstieg ist mir sehr leicht gefallen. Eigentlich bin ich jemand, der keine Liebesromane oder Romane mit viel Gefühl und viel Landschaftsbeschreibungen liest. Meistens sind mir diese zu langatmig oder laufen schnell Gefahr, kitschig zu werden.
Hier war es anders: Obwohl von der Handlung her anfangs relativ wenig passiert und in längeren Passagen die Landschaft und die Gefühle der Leute sehr ausführlich beschrieben werden, konnte ich hier nicht einfach querlesen, wie ich das sonst oft tue. Mir gefiel die Art der Beschreibung mit vielen bildhaften Vergleichen und Adjektiven sehr gut, die die Fantasie anregen und man sich alles sehr gut vorstellen kann. Die Farben spielen im ganzen Roman eine tragende Rolle, auch im übertragenen Sinne für Lebenseinstellungen und Gefühle der Personen. Die Gefühle der Personen und deren Entwicklung sind daher auch der entscheidende Teil, von dem der Roman lebt. Mich konnte schon lange kein Autor mit Beschreibungen so fesseln, wie es hier geschehen ist.

Positiv überrascht war ich auch von der Entwicklung der Liebesgeschichte. Sie ist schön und authentisch beschrieben, Thomas und Janica nähern sich langsam einander an. Es ist kein Verliebtsein Knall auf Fall und es ist auch nicht von Beginn an klar, dass die beiden zusammengehören. Die Liebe schleicht sich nach und nach in beider Leben und mit jedem Schritt öffnet sich Thomas, aber auch Janica ein bisschen mehr.

Der Roman ist sehr gefühlvoll und intensiv, ohne kitschig zu werden. Das ist die große Kunst, die die Autorin hier wunderbar gemeistert hat: die optimale Balance zwischen allen Gefühlen herzustellen und heitere Szenen mit schwereren zu vermischen. Man lacht, man weint, fühlt mit, denkt nach, hat Angst und freut sich wieder. Ich bin beim Lesen mehrfach in die Achterbahn der Gefühle eingestiegen und habe mit Janica und Thomas alle Farben (auch die dunklen) erleben dürfen. An einigen Stellen musste ich schwer schlucken. Wer eher nah am Wasser gebaut ist, sollte sich Taschentücher bereithalten.

Obwohl es hier um ein schweres Thema (Krebs) geht, kann ich das Buch auch als Mutmachbuch empfehlen. Es enthält viele kleine Botschaften, über die es sich nachzudenken lohnt und am Ende stand für mich ganz klar die Botschaft im Vordergrund, die Janica gelernt hat: Das Leben bietet Höhen und Tiefen, aber jede Phase hat ihren Sinn und es lohnt sich, das Leben jeden Tag so intensiv wie möglich zu genießen.

Fazit:
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Gefühlvoll und bewegend, ohne kitschig zu sein - Einfach toll, unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 05.02.2018

Liebe, Verlust, Hoffnung

Gegen alle Regeln
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Cover und Gestaltung:
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Pink als Farbe des Titels auf orangem Hintergrund lässt das Buch eher wie ein Kitschroman aus den 70ern aussehen als nach einer seriösen Biographie. Im Laden hätte ...

Cover und Gestaltung:
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Pink als Farbe des Titels auf orangem Hintergrund lässt das Buch eher wie ein Kitschroman aus den 70ern aussehen als nach einer seriösen Biographie. Im Laden hätte ich das Buch wohl stehen lassen und damit leider einiges verpasst! Zwar passen diese Farben zum Geburtsjahr der Autorin und irgendwie passt diese verboten aussehende Farbkombination auch zu ihrem Leben, aber meinen Geschmack trifft das Ganze nicht. Immerhin ist das Buch ein Hardcover mit Schutzumschlag und macht so einen hochwertigen Eindruck.

Inhalt:
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Die Autorin Ariel Levy beschreibt ihr Leben, angefangen von ihrer Kindheit, ihrer (auch sexuellen) Selbstfindung sowie der Suche nach Liebe und Partnerschaft. Sie schreibt aber auch darüber, wie es sich anfühlt, die Liebe zu verlieren und wie es schaffte, die Trauer um ihren Sohn zu verarbeiten, der kurz nach seiner Geburt in ihren Armen starb.

Mein Eindruck:
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"Seit ich ein kleines Mädchen war, hat man mir gesagt, dass ich zu leidenschaftlich bin, zu energisch, zu viel. Ich hatte angenommen, dass ich meine unbändige Kraft, Gier und Liebe in ein Leben gepackt hatte, das dem standhalten konnte. Doch es ist explodiert." (S. 9)

Ich gestehe, dass ich aufgrund von Titel und Klappentext keine so genial verfasste Autobiographie erwartet hatte. Gleich mit dem ersten Satz bin ich eingetaucht in die gefühlvolle Welt der Autorin, konnte mich sofort in ihre Welt hinein begeben und mich stückweise auch mit ihr identifizieren. Ohne Verschnörkelung, ohne Selbstmitleid schreibt sie von ihrer Situation und nimmt den Leser mit an die Hand.
Ariel ist von vorneherein irgendwie "anders", zu viel und ihr Leben verläuft "gegen alle Regeln", wie der Titel schön beschreibt. Das äußert sich darin, dass sie schwer Freunde findet, sexuell zunächst nicht weiß, wie sie sich orientieren soll und auch beruflich ihre Bestimmung nicht einordnen kann. In ihrem Buch beschreibt sie sehr treffend und eindringlich, mal traurig mal komisch, von ihrer Suche nach dem richtigen Weg für sie. Man bekommt dabei sehr tiefe Eindrücke ihrer Gefühle und Gedanken, aber auch Einblicke in ihre Arbeit als Journalistin, was ich persönlich als besonders spannend empfand.
Beim Lesen habe ich jeden einzelnen Satz genossen, da die Autorin es meisterhaft versteht, Metaphern für die Ereignisse ihres Lebens zu finden, die alles viel verständlicher erscheinen lassen, so z. B.

"Beim Schreiben kann man das Ende stets ändern oder ein Kapitel löschen, das nicht funktioniert. Das Leben aber kommt dir nicht entgegen, es ist unparteiisch und unanfechtbar." (S. 235)

Die Geschichte ihrer Partnerschaft und vor allem deren Verlust sowie der Verlust ihres Sohnes haben mich oft schlucken lassen. Gleichermaßen war ich beeindruckt von ihrer Art, ihre Trauer zu verarbeiten.

"Eigentümlicherweise aber tröstet mich gerade die Wahrheit. Der Tod wird dich holen. Du kriegst zehn Minuten auf dieser Welt oder achtzig Jahre, niemand aber kommt lebend davon. Dieses Gesetz zu akzeptieren schenkt mir einen überraschenden Anflug von innere Frieden." (S. 227)

Insgesamt hat mich das Buch durch seine Schreibweise von Anfang bis Ende gefesselt und ich habe mir viele treffende Zitate markiert.

Fazit:
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Gefühlvolle Biographie in außergewöhnlicher Sprache formuliert: Die Suche nach Liebe und wie man ihren Verlust bewältigt