Typisch britisch, super witzig, super fesselnd
Die Flüsse von LondonAls Police Constable hat man ja mit allerlei fiesem Gesocks und komischen Begebenheiten zu tun, aber an jenem Tag, an dem wir uns mit Peter auf die Reise machen, ist wirklich alles unnormal was unnormal ...
Als Police Constable hat man ja mit allerlei fiesem Gesocks und komischen Begebenheiten zu tun, aber an jenem Tag, an dem wir uns mit Peter auf die Reise machen, ist wirklich alles unnormal was unnormal sein kann. Und mit unnormal meine ich ziemlich magisch und übernatürlich und einfach so gar nicht das, was man nach seiner Polizei-Ausbildung erwarten würde. Von Flussgöttern, über Geister und eben Zauberer ist echt alles dabei und in all diesem Gewusel soll dann eine Mordserie aufgeklärt und eine Zaubererausbildung geführt werden. Das ist gar nicht so einfach, wie ihr euch vielleicht vorstellen könnt, aber dank Leslie, Peters Kollegin, und Inspektor Nightingale kann Peter sich seinen Weg durch die Weltgeschichte struggeln.
Sehr kurze Zusammenfassung, ich weiß, aber ich will euch hier nichts vorweg nehmen. Es ist echt viel schöner, manche Sachen und Charaktere selbst zu entdecken. Also mal direkt rein in meine schnieke kleine Bewertung.
Wir haben es von Minute 1 mit einem wortgewandten, lustigen, sarkastischen Hauptcharakter zu tun, der mehr oder minder tollpatschig mit einer wunderschönen Selbstironie durchs Leben stapft, was ihn einfach ultra sympathisch macht. Außerdem schmeißt er mit der ein oder anderen Referenz (Tolkien und Avatar sind hier stellvertretend als Beispiel angebracht) um sich, die mein Nerd-Herz einfach nur freuen.
Damit das alles so wunderbar funktioniert wie es funktioniert, brauchen wir auch einen Schreibstil, der nicht plump von Satz zu Satz und von Witz zu Witz springt, sondern sich punktgenau passend selbst die Bälle zu spielt und dabei auf dem schmalen Grat zwischen Humor und Ernst der Lage entlang balanciert und nicht aus versehen in eine Richtung kippt. Das schafft Aranovitch grandios. Man merkt einfach, dass er Schreiberfahrung hat, und das nicht zu knapp (er hat für Doktor Who geschrieben, btw).
Durch diese Schreiberfahrung ist auch die Mordgeschichte deutlich komplexer als zunächst angenommen und dabei auch noch irgendwie sehr spaßig. Ja, spaßig wirkt bei einem Mord natürlich krass makaber, aber es passieren auf der Mörderjagd einfach zu viele lustige und unberechenbare Dinge. Diese Dinge sind ziemlich oft von einem der Flussgötter verschuldet. Die sind übrigens ziemlich lustig. Ganz kurz zur Erklärung, die Flussgötter sind eine Familie von Göttern, deren Hoheitsgebiete die Flüsse Londons sind. Und da es auch noch zwei rivalisierende Familien gibt, die sich sehr uneinig sind über ihr jeweiligen Gebiete, wird der ganzen Sache noch mehr Trouble hinzu addiert. Allerdings haben sie nicht nur ihren kleinen Subplot, der sich wahrscheinlich durch die ganze Reihe ziehen wird, sondern tragen auch zum Hauptplot einiges mit.
Ein weiterer positiver Punkt ist, dass das Buch einen guten, wissenschaftlichen Zugang zum Thema Magie findet. Anders als bei Harry Potter ist nicht einfach alles übernatürlich und wird nicht hinterfragt, sondern hat irgendeinen wissenschaftlichen Hintergrund, den Peter herausfinden und erläutert haben will. Er nimmt nichts als "es ist halt einfach so" hin, sondern stellt Fragen, forscht und probiert, wie es hoffentlich jeder normal denkende Mensch machen würde, der plötzlich mit Magie konfrontiert werden würde. Und Magie wird nicht als einfach dargestellt. Es ist harte Arbeit und ein Drittel des Buches ist quasi vorbei, wenn Peter seinen ersten Zauberspruch auf die Reihe bekommt. Diese Struggles und der Realismus machen daraus mehr eine realistische Geschichte, auch wenn sie immer noch übernatürlich ist. Aber eben eine übernatürliche realistische Geschichte.
Also, alles in allem ein sehr gutes, Spaß machendes Buch, zu dem mir tatsächlich keine negativen Sachen einfallen, weil ich so unfassbar viel fun damit hatte.