Etwas zu viel Puderzucker
Sister of the NightIch habe mich sehr auf das Finale gefreut - die bisherige Story sprach mich doch sehr an.
Generell ist sie auch diesmal wieder gut - abwechslungsreich in Bezug auf actionreiche Szenen, zwischenmenschlichen/dämonischen ...
Ich habe mich sehr auf das Finale gefreut - die bisherige Story sprach mich doch sehr an.
Generell ist sie auch diesmal wieder gut - abwechslungsreich in Bezug auf actionreiche Szenen, zwischenmenschlichen/dämonischen Auseinandersetzungen und ein paar Rätseln. Auch, dass die Autorin sich bemüht, nicht zu vorhersehbar zu schreiben und uns gelegentlich mit plötzlichen Wendungen überrascht, lockert das Ganz wunderbar auf. Auch wenn man ehrlich sein muss und das Rätsel um die Prophezeiung nun nicht sehr komplex war - man hat sehr schnell erahnen können, was mit dem Wortlaut gemeint ist und welche Folgen das eventuell hat.
Gefallen hat mir auch, dass zumindest ein Hauch von Diversität zu erkennen ist, was Hautfarben und sexuelle Orientierungen anbelangt. Da ist aber Luft nach oben.
Was ich außerdem immer etwas lästig finde: wenn Missverständnisse bei Charakteren ständig nur daher rühren, dass sie einfach nicht anständig miteinander reden (wollen). Auch etwas, was mich schon bei ihrer Angelussaga störte. Die Hauptcharaktere finden nur deswegen so lang nicht zusammen, da ständig irgendwelche Vorwürfe und Anschuldigungen erhoben werden, die man mit wenigen Worten hätte aufklären können. Fairerweise muss ich sagen, dass es in diesem Band besser wurde, als in jenem davor und auch im Gesamten weniger konzentriert auftrat als bei der Engelreihe. Trotzdem muss ich sagen, dass andere AutorInnen, wie Sarah J. Maas das doch häufig deutlich eleganter und erwachsener lösen.
Tatsächlich fanden sich jetzt in "Sister of the Night" einige Parallelen zu "Das Reich der sieben Höfe" ebenso, wie zu "Harry Potter", wie ich finde (siehe Spoiler)
Was ich als positiv empfand, war, dass Vianne auch mal allein kämpfen durfte. Sie gerät immer wieder in Konflikte, aber muss inzwischen nicht immer vom starken Aarvand gerettet werden, wie es im Vorgängerbuch erschien. Sie befreit sich selbst aus diversen Situationen und darf auch selbst Retterin sein.
ACHTUNG SPOILER!
Leider missfiel mir schon bei ihrer Angelreihe das übertrieben zerkitschte Happy-End. Ich bin zwar durchaus eine Happy End-Liebhaberin, aber sie müssen für mich schon auch realistisch sein und Sinn ergeben. Das am Ende einfach auf Teufel-komm-raus alles gut ist, obwohl vorher Krieg, Chaos und Folter herrschten oder dass bewusstes, folgenreiches Fehlverhalten einfach spontan vergeben wird, erschließt sich mir nicht. Man wird entführt und zwei Jahre in einem Kerker gefoltert, was enorme psychische und emotionale Folgen mit sich bringen sollte, aber der Verursacher ist am Ende dann dein best buddy? Vielleicht nicht komplett ausgeschlossen, aber so etwas braucht Zeit und vielleicht eine ordentliche Therapie. Auch Aarvands Folterung am Ende wird gar nicht weiter thematisiert - seine Wunden heilen in kurzer Zeit und dann ist alles wieder gut. Keine Ängste, keine Albträume, keine Aufarbeitung. Das ist genau jene Form von mangelndem Realismus, die mir missfällt.
Ebenso fand ich es albern, dass alle drei Schwestern am Ende spontan zur gleichen Zeit schwanger sind - natürlich, sie haben eine besondere Verbindung und es ist ja nicht komplett abwegig, aber dennoch albern. Man merkt eben, dass hier zwingend auf schöne heile Welt gestaltet wurde und da wird es dann mit der Logik nicht mehr so genau genommen. Es wird am Ende von Woolfs Werken eben einfach keinerlei Problematik mehr thematisiert. Alles ist immer einfach nur gut und das ist mir zu banal und kinderbuchhaft.
Mal abgesehen davon, dass es heutzutage mehr Formen gibt als immer nur zu heiraten und schnell Kinder zu bekommen, um Glück darzustellen.
Die Verbindung zu Harry Potter, die ich außerdem erkannte, war beispielsweise eine sehr identische Szene zum Halbblutprinzen - ein See in einer Höhle, ein Boot, mit welchem man darüber zu einer Insel fahren muss, tote Kreaturen darin, die einen in die Tiefe ziehen wollen, ein Stein, der erobert werden muss? Da hatte ich doch ein deutliches Deja-vu. Kann man jetzt von halten, was man will.
FAZIT:
Ich kann ganz gut mit diesem Finale leben. Ich hätte mir etwas mehr Finesse am Ende gewünscht, aber ich bin zufriedener mit diesem Abschluss als mit jenem in der Engelreihe. Erstaunlich, dass es meist ihre Endings sind, die ihre eigentlich mitreißenden Buchreihen, die ich bis dahin mit Spannung verfolge, für mich etwas weniger lobenswert machen. Dennoch bleibt die Reihe lesenwert, wenn man junge, kreative Fantasy mag.