Cover-Bild Memory Wall
8,00
inkl. MwSt
  • Verlag: btb
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 144
  • Ersterscheinung: 12.02.2018
  • ISBN: 9783442715541
Anthony Doerr

Memory Wall

Novelle
Werner Löcher-Lawrence (Übersetzer)

Was, wenn wir unsere Erinnerungen verlieren?

Unser Leben, unsere Welt werden durch unsere Erinnerungen zusammengehalten. Was geschieht mit uns, wenn wir sie verlieren, und welche Möglichkeiten tun sich auf, wenn andere unsere Erinnerungen wiederbeleben können? Der 74-jährigen Alma Konachek, die in einem Vorort von Kapstadt lebt, widerfährt genau dies. Sie verliert ihr Gedächtnis ...

Wie alle Werke Doerrs zeugt auch dieses von der Größe des Lebens – von der geheimnisvollen Schönheit der Fossilien, Wolken, Blätter – von dem atemberaubenden Glück, in diesem Universum zu leben. Die Vorstellungskraft und Sprachmacht, das Einfühlungsvermögen und die Erzählkunst Anthony Doerrs sind unvergleichlich.

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.03.2018

"Wir sind in jeder Stunde tausend verschiedene Menschen."

0

"Alma steht barfuß und ohne Perücke mit einer Taschenlampe im oberen Schlafzimmer. [...] Vor einem Moment noch, da ist sich Alma sicher, hat sie etwas Wichtiges getan. Etwas, bei dem es um Leben und Tod ...

"Alma steht barfuß und ohne Perücke mit einer Taschenlampe im oberen Schlafzimmer. [...] Vor einem Moment noch, da ist sich Alma sicher, hat sie etwas Wichtiges getan. Etwas, bei dem es um Leben und Tod ging. Aber sie kann sich nicht erinnern, was es war."

In dieser Anthony Doerrs Novelle lernen wir die Geschichte von Alma kennen. Alma hat Demenz. Man kann es auch gar nicht schön reden, doch es ist trotz der fortschreitenden medizinischen Möglichkeiten nicht aufzuhalten. Ärzte können aufgrund von 4 Ports, die in Almas Kopf verankert sind, Erinnerungen 'ernten', auf Kassetten speichern. So können diese Fragmente oder Puzzleteile immer mal wieder abgespielt und zurück ins Gedächtnis gerufen werden. Früher hatte Alma täglich an der Wand gearbeitet. Eine Wand mit dutzenden von Erinnerungen in Form von Kassetten, Bildern und gekritzelten Notizen. In dessen Innerstes ein Bild ihres Mannes Harold. Eine Herzattacke riss ihn während der Suche nach Fossilien aus ihrem Leben. Und so ist Alma ganz auf sich allein gestellt. Naja, nicht ganz, ihr Haushälter Pheko, ein Einbrecher und Luvo leisten ihr hin und wieder Gesellschaft. Doch als sie in ein Heim abgeschoben und das Haus verkauft werden soll, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit und die Suche nach der einen entscheidenden Erinnerung...

"Jede Kassette an Almas Wand wird zu einem kleinen Feuer in der Dunkelheit. Luvo bewegt sich zwischen ihnen hin und her und erkundet nach und nach das Labyrinth ihrer Geschichte."

Dieses Buch hat mich auf eine sehr tiefgründige Art und Weise bewegt. Es sind die Bilder, die Anthony Doerr (und der Übersetzer Werner Löcher-Lawrence) hier hervorruft. Die Vergänglichkeit und das Zurücklassen von Erinnerungen und Andenken, die für andere eher Krempel darstellen und ohne die zugehörige Person nutzlos erscheinen. Es ist das Bild, dass wir ohne Erinnerung eigentlich nichts wären, als eine nutzlose Hülle unserer selbst. Schon allein das im Einstieg abgedruckte Zitat von Luis Bunuel schließt die Klammer um dieses Buch und öffnet die Gedankenwelt. Der Spiegel spricht von einem Zauber, den das obsessive Erzählen erzeugt - für mich ist es mehr als das. Eine mitreißend, traurig, schöne Geschichte sowie ein Gedankenanstoß der Endlichkeit und das Erkennen des ungeahnten Glücks.

"Nichts bleibt [...] Dass etwas versteinert, ist ein Wunder. Die Chancen stehen eins zu fünfzig Millionen. Der Rest von uns? Wir verschwinden im Gras, in Käfern, in Würmern. In Lichtstreifen."

Veröffentlicht am 17.02.2018

Von der Schönheit der Welt, unserem Platz darin und Gedanken darüber, was wir ohne unsere Erinnerungen wären.

0

„Memory Wall“ ist mein erstes Buch von Anthony Doerr – nach diesem Werk bin ich aber mehr als euphorisch, noch andere seiner Bücher zu lesen! Doerr erzählt in dieser 130 Seiten kurzen Novelle von einer ...

„Memory Wall“ ist mein erstes Buch von Anthony Doerr – nach diesem Werk bin ich aber mehr als euphorisch, noch andere seiner Bücher zu lesen! Doerr erzählt in dieser 130 Seiten kurzen Novelle von einer alten Dame, die mit einem Gedächtnisstimulator in der Lage ist, mittels Kassetten längst verlorene Gedanken abzuspielen. Dies geschieht mit einem speziellen Helm, dessen Enden in ihre in den Schädel eingelassenen Öffnungen eingeführt wird. Den Patienten soll durch die mehrfache Stimulation mit den Erinnerungs-Kassetten ermöglicht werden, sich ans Erinnern zu erinnern. Parallel dazu versuchen Kriminelle, Erinnerungen reicher oder berühmter Personen zu „ernten“. Der junge Luvo wird von der Straße aufgesammelt, bekommt die Zugänge für den Stimulator gelegt und soll nun in den Erinnerungen Almas nach dem einen Fetzen stöbern, der seinen Auftraggeber reich machen soll. Denn Almas Mann war ein begeisterter Hobby-Archäologe, der bei dem Fund seines Lebens während einem Ausflug mit ihr einen Herzanfall erlitt. Das Fossil soll riesig und viele Millionen Rand wert sein, Geld, mit dem Roger seine Schulden abbezahlen kann…


Almas Hausdiener Pheko lebt im Gegensatz zu ihr ein bescheidenes Leben in einer beschaulichen Hütte in ärmlichen Verhältnissen. Er pflegt Alma, fährt sie zum Arzt, legt ihr ihre Lieblingskassetten und hilft ihr, im Alltag zurecht zu kommen. Während ihr Zustand zusehends schlechter wird, muss er sich mit der plötzlichen Krankheit seines Sohnes zurechtfinden und auch noch seine drohende Arbeitslosigkeit im Auge behalten, denn Alma soll bald in ein Heim verlegt werden. Doch ob sie ihre „Memory Wall“, ihre Wand aus mehr oder weniger geordneten Erinnerungs-Kassetten, Ausschnitten und Fotos, dorthin mitnehmen darf, ist fraglich. Und auch Luvo muss sich beeilen, diese eine Erinnerung zu finden, denn schon bald kommt der Makler und das Haus wird verkauft.


»Nichts bleibt«, sagte Harold. »Dass etwas versteinert, ist ein Wunder. Die Chancen stehen eins zu fünfzig Millionen. Der Rest von uns? Wir verschwinden im Gras, in Käfern, in Würmern. In Lichtstreifen.«


Anthony Doerr erzählt in einer faszinierenden Art und Weise von der flüchtigen Welt der Erinnerungen, und wie diese uns als Mensch ausmachen. Was sind wir ohne Erinnerungen, was bleibt von einem Menschen übrig, wenn wir diese verlieren? Dieser Gedanke flößt einem Angst ein, denn Alzheimer und Demenz sind ein nicht so seltenes Leiden in unserer Welt. Und was geschieht mit unserem Bewusstsein und den ganzen Erinnerungen nach unserem Tod? Doerr greift hier spannende Themen und Fragen auf und knüpft sie herrlich zu einer Geschichte zusammen.


Fazit: Wie gern hätte ich mehr von dieser Geschichte gelesen! 130 Seiten erscheinen für ein solches Thema viel zu kurz, und dennoch hat Anthony Doerr diese wenigen Seiten wunderbar genutzt, um uns diese Geschichte zu schenken. Nicht nur das Schicksal Almas erzählt der Autor mit Bravour, sondern auch die Schönheit der Natur, der Fossilien und die Frage nach unserem Platz in der Geschichte spinnt er grandios zu einer ergreifenden Geschichten zusammen. „Memory Wall“ wirkt trotz seiner Kürze noch lange nach. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!


Diese und weitere Rezensionen findet ihr auf meinem Blog: https://killmonotony.de

Veröffentlicht am 23.08.2018

Schönes Buch, aber anders als gedacht

0

Zunächst dachte ich, das Buch handelt nur von Alma und ihrem Leben mit Demenz, aber es war weit mehr als das.

Sie unterzieht sich kurz nach der Diagnose einer Behandlung, die die Krankheit nur langsam ...

Zunächst dachte ich, das Buch handelt nur von Alma und ihrem Leben mit Demenz, aber es war weit mehr als das.

Sie unterzieht sich kurz nach der Diagnose einer Behandlung, die die Krankheit nur langsam voranschreiten lassen soll, was jedoch leider nicht geklappt hat. Mithilfe von Kassetten, die an einer Wand hängen, kann sie auf vergangene Erinnerungen zurückgreifen. Der Titel „Memory Wall“ ist sehr schön in die Geschichte eingebunden.
Ihr Mann, der vor einigen Jahren verstorben ist, war Fossiliensucher. Kurz vor seinem Tod erzählte er seiner Frau von einem wahnsinnigen Fund, der leider nie gefunden werden konnte. Diese Erinnerung ist aber auf einer der Kassetten gespeichert, weshalb Einbrecher versuchen, an die Kassette zu gelangen.

Die Trennung zwischen schwarz und weiß, zwischen arm und reich wird sehr deutlich. Ohne es direkt anzusprechen, hat Anthony Doerr das auf den Punkt gebracht. Er schafft mit seinem Buch eine wunderbare Atmosphäre, aber wenn ich das Buch in ein bestimmtes Genre einordnen müsste, könnte ich es nicht.

Sprachlich ist das Buch schon anspruchsvoll, aber wirklich sehr schön. Die Beschreibungen der Personen, Orte und des ganzen Geschehens waren auf den Punkt getroffen.

„Memory Wall“ ist ein Buch, das man schnell liest, aber einen großen Eindruck hinterlässt.

Veröffentlicht am 30.06.2018

Wenn Erinnerungen schwinden

0

Wow, es ist schon erstaunlich welch dicht gewobene Geschichte der Autor auf recht wenigen Seiten zu Papier gebracht hat. Mit gerade mal 134 Seiten ist diese Novelle wahrlich nicht sehr umfangreich.
Doerr ...

Wow, es ist schon erstaunlich welch dicht gewobene Geschichte der Autor auf recht wenigen Seiten zu Papier gebracht hat. Mit gerade mal 134 Seiten ist diese Novelle wahrlich nicht sehr umfangreich.
Doerr erzählt in einem wunderschön zu lesenden Stil von Alma, deren Erinnerungen auf Kassetten gespeichert ist und die sie mit Hilfe von ins Gehirn gepflanzter Stecker abrufen kann. Es ist aber auch die Geschichte von Pheko, ihrem treuen Diener. Der ihr jeden Tag zur Seite steht und täglich von den Slums vor Kapstadt zu ihr in die vornehme Villa kommt um ihr zu helfen. Pheko ist alleinerziehender Vater und kämpft für seine Jungen um das tägliche überleben. Und dann ist da noch Luvo, der Weisenjunge, der von dem zwielichtigen Roger für seine Zwecke missbraucht wird, um die Erinnerungen von Alma zu durchforsten um etwas ganz bestimmtes darin zu finden.
Alma tat mir erst sehr leid, denn Erinnerungen sind etwas kostbares. Ein trauriges Dasein ist ihr bestimmt ohne diese Erinnerungen. Aber in ihren Erinnerungen durchleuchtet man auch ihr Leben und erfährt so manches über sie, was sie nicht wirklich zu einer liebenswerten Person macht. Traurig ist die Geschichte aber doch, denn in einer Gesellschaft wo nach wie vor ein großer Spalt zwischen weiß und schwarz besteht, haben es besonders die Kinder schwer. Das zeigt Luvos Part der Geschichte. Als Weise und Straßenjunge hat er es zeitlebens schwer gehabt. Durch Roger hat er zwar seine tägliche Portion Essen und eine Schlafplatz, aber der Mann verlangt Luvo auch alles ab. Erst als das Schicksal ihn von dem Mann erlöste ist Luvo frei und nutzt Almas Erinnerungen für sich und er hilft damit auch anderen.
Mein Fazit:
Auf ruhige, aber schöne Art, beschreibt der Autor das Leben dreier unterschiedlicher Personen. Im Fokus stehen die Erinnerungen von Alma. Darum herum sind noch die Leben von Pheko und Luvo geschickt in die Handlung integriert. Ein wirklich nettes Büchlein, dem man gedanklich noch lange nachhängt. In Erinnerung schwelgen sozusagen.

Veröffentlicht am 19.03.2018

Sehr spannend

0

Was passiert, wenn wir unsere Erinnerungen verlieren - sind wir dann überhaupt noch wir selbst? Und was wäre, wenn man diese Erinnerungen aufnehmen und immer wieder abspielen könnte, ja, schlimmstenfalls ...

Was passiert, wenn wir unsere Erinnerungen verlieren - sind wir dann überhaupt noch wir selbst? Und was wäre, wenn man diese Erinnerungen aufnehmen und immer wieder abspielen könnte, ja, schlimmstenfalls sogar allen Menschen zugänglich machen würde? Mit diesem fast schon wie Science Fiction anmutenden Szenario beschäftigt sich die frisch als Taschenbuch erschienene Novelle Memory Wall von Anthony Doerr. Eine wirklich spannende und sehr gut geschriebene Geschichte, die genau die richtige Länge hat. Dennoch bleibt Manches ungesagt...für mich vielleicht ein wenig zu viel. Keine komplette Begeisterung, aber durchaus eine Leseempfehlung von mir. Was die Schnecken auf dem Cover damit zu tun haben? Nicht nur Menschen, sondern auch Fossilien spielen in dieser Erzählung eine wichtige Rolle!