Profilbild von Nisnis

Nisnis

Lesejury Profi
offline

Nisnis ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Nisnis über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Kulinarisch, kannibalistisch angerichtet

Angerichtet
0

Kulinarisch, kannibalistisch angerichtet - 4. Thriller aus der „Sterbe wohl…“ Reihe

Restaurantbesitzer Michael Guthmann bietet einer elitären Gruppe von Gästen ein außergewöhnliches, kulinarisches Angebot: ...

Kulinarisch, kannibalistisch angerichtet - 4. Thriller aus der „Sterbe wohl…“ Reihe

Restaurantbesitzer Michael Guthmann bietet einer elitären Gruppe von Gästen ein außergewöhnliches, kulinarisches Angebot: „Menschenfleisch“. Neben seinem Tagesgeschäft begibt er sich immer wieder auf die Suche nach frischem, zartem, menschlichem Fleisch.

Wen wird er als nächstes töten?

Der Autor:

Marcus Sammet ist ITler, Hobbykoch und -fotograf. Nähere Informationen über ihn und seine Bücher findet ihr auf seiner Homepage.

Reflektionen:

Nach dem ich Marcus Sammets Thriller-Debüt „Aderlass“ vor ein paar Monaten gelesen habe, war ich mir sicher, dass der Autor noch einiges an Potenzial zu bieten haben würde. Und richtig.

Angerichtet ist inzwischen der 4. Thriller der „Sterbe wohl …“ Reihe und der (schmutzigen) Fantasie des Autoren sind scheinbar keine Grenzen gesetzt, denn in „Angerichtet“ dreht sich alles um Kannibalismus. Dass Marcus Sammet Hobbykoch ist, das kann man in „Angerichtet“ erkennen. Für mich persönlich kratzte Marcus Sammet mit der Thematik Kannibalismus und den dazugehörigen Schilderungen jedoch deutlich an meiner Grenze des ertragbaren Ekels.

Ganz besonders kann ich zwischen dem Debüt und diesem Thriller eine positive, schriftstellerische Weiterentwicklung erkennen. Marcus Sammet schreibt harmonischer, weniger umgangssprachlich und er scheint seinen eigenen Stil und seinen Ausdruck gefestigt zu haben. Die Handlung ist runder, die Protagonisten agieren weniger naiv, wenn auch noch nicht vollkommen authentisch.

Marcus Sammet legt besonderen Wert auf ehrliche Lesermeinungen und Rezensionen und daher finde ich es so besonders und spannend, seine Entwicklung erlesen zu dürfen und so macht es mir unglaublich viel Freude, diesen Autoren mit seinem Ergebnis wertzuschätzen, auch wenn das Thema der Handlung nicht meinem Geschmack entspricht.

Die Handlung ist von einer Nervenkitzel-Spannung durchzogen, die allein auf Grund der nicht alltäglichen Thematik Kannibalismus enorm antreibt schnell durch die Seiten zu gleiten. Auch wenn mich die Widerlichkeiten in diesem Thriller einige Male stolpern lassen, so kann ich das Buch doch nicht aus der Hand legen.

Die abwechslungsreichen Erzählperspektiven, die der Autor am Ende geschickt ineinanderfließen lässt, erlauben die Sicht- und Handlungsweise der Täter mitzuerleben. Spannend auch, dass einige sympathische Figuren aus Marcus Sammets erstem Thriller hier erneut ihre Rolle spielen. Dennoch, „Angerichtet“ ist durchaus als ein „stand alone“ zu lesen. Man muss nicht zwingend am Anfang der Reihe einsteigen.

Fazit und Bewertung:

Angerichtet ist ein kurzweiliger Thriller, der Widerlichkeiten, Gewalt und Brutalität en masse beherbergt und vom Leser eine dementsprechende Toleranz einfordert.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Finanz-Thriller – Top recherchiert, authentisch und angenehm solide

Söldner des Geldes
0

Ein Hubschrauber explodiert. Alle Insassen kommen ums Leben. An Bord der Pilot, ein vermögender Scheich und Anne, Mitarbeiterin einer schweizer Privatbank. Ein technischer Defekt kann ausgeschlossen werden ...

Ein Hubschrauber explodiert. Alle Insassen kommen ums Leben. An Bord der Pilot, ein vermögender Scheich und Anne, Mitarbeiterin einer schweizer Privatbank. Ein technischer Defekt kann ausgeschlossen werden und so bleibt die Frage nach den Tätern und ihren Motiven. Haben es die Täter auf den Scheich abgesehen oder war der Absturz gar ein terroristischer Akt?

Sicherheitschef der Privatbank, ehemaliger Polizist Tom Winter, recherchiert über den mysteriösen Absturz und stößt bald auf ein umfangreiches, intrigantes Spiel. Er folgt dem Weg des Geldes durch die Schweiz, Ägypten, Amerika und Norwegen und ahnt nicht, welche grandiosen Ausmaße hinter dem Attentat stecken.

Der Autor:

Peter Beck, geboren 1966, studierte in Bern Psychologie, Wirtschaft und Philosophie, doktorierte in Psychologie und machte einen MBA in Manchester. Er trägt im Judo den schwarzen Gürtel, war Geschäftsleitungsmitglied eines Großunternehmens und in mehreren Verwaltungsräten. Heute ist Peter Beck sein eigener Chef und unterstützt Organisationen bei der Gestaltung der Unternehmenskultur. (Quelle: Emons Verlag)

Reflektionen:

Schon auf den ersten Seiten wurde mir deutlich, dass mir dieses Debüt gefallen würde. Autor Peter Beck hat mich mit seinem anspruchsvollen, angenehm ruhigen Schreibstil sofort sehr tief in die Geschichte hineingezogen. Ich mochte seine Ausdrucksweise, seine Wortwahl und die harmonische Integration von Beschreibungen der Schauplätze, Landschaften und Örtlichkeiten. Ein Hauch Länderkunde und ein Hauch von Geschichte sind intelligent in der Geschichte verarbeitet.

Besonders beeindruckend empfand ich den Stil des Autoren, mir zu erläutern, wie Finanzmärkte und dessen Transaktionen funktionieren. Mein Verständnis über die Funktionalität der heutigen Finanzwelt ist begrenzt und daher genoss ich die fundierten, globalen Einblicke in diese Welt und muss gestehen, einiges gelernt zu haben. Niemals war ich überfordert sondern stets maßvoll gut informiert. Peter Becks Recherchen für diesen Thriller müssen enorm gewesen sein. Klasse.

Mit Tom Winter ist Peter Beck eine äußerst glaubwürdige und sympathische Figur gelungen. Winter ist solide und gebildet. Eher der unauffällige Typ, der mit seiner unsagbaren Höflichkeit meistens verschlossene Türen öffnet, der aber auch zuschlägt, eiskalt und kraftvoll, wenn man ihn bedroht oder, wenn es einfach mal nicht anders geht. Darüber hinaus ist er männlich und doch sensibel genug, um von Annes Tod sehr berührt zu sein. Er steht im Konflikt mit sich selbst, da er Annes Tod noch nicht verarbeitet hat, aber Fatimah, eine Ölprinzessin, erste Emotionalitäten in ihm auslöst. Sein innerer Kampf ist maßvoll und lebendig in die Handlung geschrieben.

Auch weitere, selbst kleinere Figuren erscheinen nie nur kurz, sondern auch sie hinterlassen ausgeprägte Charaktereigenschaften, um mir als Leser ein sehr rundes Bild zu zeichnen.

Wer ist Freund und wer ist Feind? Auch dieses Thema kommt in diesem Debüt nicht zu kurz. Der eine ist doch Feind und der andere wird zum wahren Freund.

Die Spannung hält sich konstant und begleitet die Story angenehm. Spannungshöhepunkte entstehen hauptsächlich durch Winters Handlungen und sie verlieren sich am Ende zu einem unglaublichen Showdown. Insgesamt empfand ich diesen Thriller aber doch eher ruhig und hier und da hätte noch einiges mehr an Spannung produziert werden können, weswegen ich auch einen Stern bei meiner Bewertung abziehe.

Die Einordnung in das Genre Thriller ist meiner Meinung nach nicht ganz treffend. Ich würde dieses Werk eher als einen starken Kriminalroman einordnen, da manch ein Thriller-Element für mich fehlt.

Fazit und Bewertung:

Insgesamt ist dies ein sehr gelungenes Debüt, das mich bis zu Letzt an die Seiten gefesselt hat. Ich habe die angenehm beschriebene Thematik „Finanzwelt“ begriffen, wurde spannend unterhalten und genoss die interessanten Figuren. Ich werde sicher ein weiteres Werk von Peter Beck lesen.


Veröffentlicht am 15.09.2016

Japan hautnah. Von schrullig bis wunderlich

Junglaub
0

Detlev van Heest lebt mit seiner Ehefrau Annelotte in einer Siedlung namens Junglaub, in der Nähe von Tokio.

Der Journalist Van Heest, der von den Japanern Heesto-san genannt wird, arbeitet als Auslandskorrespondent ...

Detlev van Heest lebt mit seiner Ehefrau Annelotte in einer Siedlung namens Junglaub, in der Nähe von Tokio.

Der Journalist Van Heest, der von den Japanern Heesto-san genannt wird, arbeitet als Auslandskorrespondent für niederländische Zeitungen. Doch seine Ideen, über was er schreiben könnte, sind längst versiegt. Also greift er zu dem nächst Gelegenen und schreibt über die Alltagsgeschichten seiner japanischen Nachbarn, während Annelotte für eine japanische Importfirma arbeitet, die holländische Blumen vertreibt.

Der Autor:

Detlev van Heest, geboren 1956, studierte Geschichte und arbeitete in Japan als Korrespondent mehrerer Tageszeitungen und einer Wochenzeitschrift.Noch im Jahr seines Debütromans »Junglaub« (im Original »De verzopen katten en de Hollander«, 2010) erschien die in Neuseeland spielende Fortsetzung »Pleun«. In 2011 folgte »Het verdronken land«, eine Rückkehr zu den Hauptpersonen von »Junglaub«. Mit »Junglaub« wurde van Heest u. a. für den Librisprijs nominiert. 2014 gab er gemeinsam mit Lousje Voskuil die besten Rezensionen von J. J. Voskuil aus 50 Jahren heraus. Heute lebt er in Amsterdam und arbeitet als Parkraumüberwacher in Noordwijk. (Quelle: Verbrecher Verlag)

Reflektionen:

Hinsichtlich der Frankfurter Buchmesse, die in diesem Jahr die Niederlande mit Flandern als Gast begrüßt, fand ich es sehr spannend, einen Roman von einem niederländischen Autoren zu lesen.

Mit „Junglaub. Jahre in Japan“ hat mir der Autor Detlev van Heest das Leben der Japaner ein Stück weit näher gebracht. Interessiert startete ich mit diesem Roman, stolperte jedoch über Dialoge, denen ich anfangs kaum entnehmen konnte, wer da gerade sprach oder erzählte. Im Laufe der 594 Seiten, wohlgemerkt sehr klein gedruckt, gewann ich jedoch bald ein Gefühl für die lebendigen Dialoge.

Die Sprache in der van Heest schreibt ist klar und geradlinig. Der Stil ist angenehm und ich lese interessiert die Geschichten von und über van Heests Nachbarn, über dessen Kultur und Marotten. Hat man sie einmal als Freund, so behält man sie scheinbar ein Leben lang und wird nie verhungern.

Van Heests japanische Nachbarn erscheinen in diesem Roman feinfühlig, sensibel und hoch emotional. Die Bindungen die van Heest mit ihnen aufbaut begleiten von nun an sein Leben. Immer maßvoll angepasst an die fremde Kultur ist er ein gern gesehener Gast und nimmt so an ihren Leben teil. Er teilt ihre Alltagssorgen, die ihn zutiefst berühren, er verbringt viel Zeit mit ihnen, trinkt Tee und isst mit ihnen, teilweise bis sie sterben. Die sterbenden Japaner in diesem Roman nehmen auch ein stückweit ihre alte Kultur mit ins Grab und sehenden Auges zerfällt diese feinfühlige Kultur immer mehr. Die nächste Generation wirkt fast schon industrialisiert und das Zwischenmenschliche scheint zu verebben.

Van Heest schreibt über die leicht schrullige, demente und liebenswerte Frau Suzuki, über einen krebskranken Friseur, ein äußerst armes Musikerehepaar, einen Koch, der nie lange seinen Job behält, und von einem Steinalten, der eventuell an Kriegsverbrechen in Südostasien, während des 2. Weltkriegs beteiligt gewesen ist.

Es hat mir Freude gemacht dieses Buch zu lesen, da die lebendigen, authentischen Figuren, die vom Leben gezeichnet sind, ein hohes Maß an Vielfältigkeit bieten. Ich mochte die Details, die Kleinigkeiten aus dem japanischen Alltag und ich mochte den Einblick in diese Kultur.

Aber, es fehlte mir Tiefgründigkeit, ein klares Fazit oder ein harmonisches Resümee. Ich las und las über van Heests Nachbarn und Punkt. Mit diesem Roman habe ich keine Lese-Erfüllung erleben können.

Fazit und Bewertung:

Ein interessanter Roman, der das Leben in Japan wiederspiegelt. Empfehlen kann ich diesen Roman nur denjenigen, die Alltagsgeschichten ohne großartiges Resümee zu lesen bereit sind.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein schräger, unterhaltsamer Kriminalroman

Die Schöne und der Tod
0

Max Broll ist Totengräber, in seinem Slang „Einbuddler“. Er lebt direkt am Friedhof. Ganz zum Leidwesen des Pastors rennen er und seine Freunde nackt durch den Friedhofsgarten, um die selbstgebaute Sauna ...

Max Broll ist Totengräber, in seinem Slang „Einbuddler“. Er lebt direkt am Friedhof. Ganz zum Leidwesen des Pastors rennen er und seine Freunde nackt durch den Friedhofsgarten, um die selbstgebaute Sauna aufzusuchen.

Eines Tages taucht Max Brolls Ex-Freundin Emma in dem beschaulichen Dorf auf und bittet ihn, ihre Schwester Marga zu begraben, die sich das Leben nahm. Gesagt getan, Job erledigt, aber, Max Uhr muss im Grab geblieben sein. Klamm heimlich will er seine Uhr ausgraben und stellt mit großem Entsetzen fest, dass die Leiche von Marga entführt wurde.

Max will „seine“ Leiche zurück und so beginnt er mit seinem besten Freund Baroni, einem pensionierten Fußballstar, die Leiche zu suchen. Baroni und Max ahnen nicht, dass einige brenzlige Situationen auf sie kommen.

Der Autor:

Bernhard Aichner (geb. 1972) lebt als Schriftsteller und Fotograf in Innsbruck. Er schreibt Romane, Hörspiele und Theaterstücke. Für seine Arbeit wurde er mit mehreren Literaturpreisen und Stipendien ausgezeichnet, unter anderem mit dem Crime Cologne Award 2015. Internationale Erfolge feiert er mit seiner Totenfrau-Trilogie. Bereits zuvor machte er in seiner Heimat Österreich Furore mit seinen Krimis um den Totengräber Max Broll. Für „Leichenspiele“, den dritten Max-Broll-Krimi, wurde er mit dem Burgdorfer Krimipreis 2014 ausgezeichnet. (Quelle: btb Verlag)

Reflektionen:

Bernhard Aichner hat mich mit seinem wirklich schrägen Kriminalroman absolut gut und anders unterhalten. Ich bin normalerweise kein Freund von lustigen Krimis, doch dieser hier hat ein Dauerlächeln in meiner Mimik hinterlassen.

Der Schreibstil des Autors ist unglaublich auf Zack. Seine wortgewandten Dialoge sind ein wahrer Lese-Schmaus. Anfangs musste ich mich zunächst an die besondere Form der Dialoge gewöhnen, doch einmal warm geworden, konnte ich sie sehr genießen. So salopp die Sprache des Max Broll auch ist, so darf man nicht davon ausgehen, dass Tiefgründigkeit in dessen Unterhaltungen fehlt. Im Gegenteil. Bernhard Aichner gelingt es spielend leicht den Leser zu amüsieren und zeitgleich durch das Schicksal geplagte Leben Max Brolls auch ernsthaft zu berühren.

Die knackige Sprache treibt zum rasanten, wissbegierigen Lesen an. Die Spannung hält sich auf hohem Niveau und manch eine Verstrickung und Wendung kreiert überraschende Spannungshöhepunkte.

Die Handlung ist so schräg wie die Figur Max Broll selbst. Nicht ganz authentisch zwar, aber ein Genuss für die Lese-Seele. Überhaupt sind die sympathischen, durchgeknallten Figuren voller irrer Energie, die die Handlung so sehr lebendig erzählen.

Besonders gut hat mir ein Konflikt gefallen, den Max Broll mit sich selbst, fast allein, austrägt. Er liebt seine verflossene Emma und doch stößt er sie auch wieder von sich. Auch auf Hanni will und kann er nicht verzichten und so taumeln seine Emotionen von rechts nach links und von Hochgefühl bis hin zu Trauer. Von aller Harmonie weit entfernt ist auch seine aufrichtige Freundschaft zu Baronie. Die beiden kamen mir manchmal so kauzig und komisch vor, wie die beiden Opas auf dem Balkon der Muppet-Show.

So besonders gut dieser Kriminalroman auch geschrieben ist und trotz dass ich wirklich Spaß beim Lesen hatte, trifft er nicht ganz meinem persönlichen Lese-Geschmack.

Fazit und Bewertung:

Wer mal einen außergewöhnlichen, fluffig amüsanten Krimi braucht, der wird mit „Die Schöne und der Tod“ abwechslungsreich, spannend und schräg unterhalten.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Dorf das schweigt. Commissario Pavarottis 3. Fall

Commissario Pavarotti spielt mit dem Tod
0

Ein Dorf das schweigt – Commissario Pavarottis 3. Fall

Als in einem kleinen Bergdorf in Südtirol die Überreste eines skelettierten Kindes aufgefunden werden, steht Commissario Pavarotti vor einem Kriminalfall, ...

Ein Dorf das schweigt – Commissario Pavarottis 3. Fall

Als in einem kleinen Bergdorf in Südtirol die Überreste eines skelettierten Kindes aufgefunden werden, steht Commissario Pavarotti vor einem Kriminalfall, der ihn zu den Anfängen seiner Karriere führt. Versagensängste und Schuldgefühle begleiten den Commissario, der mit Lissie von Spiegel in dem Dorf die Ermittlungen aufnimmt, dessen Bewohner düstere Geheimnisse hüten.

Die Autorin:

Elisabeth Florin wuchs in Süddeutschland auf und verbrachte als Jugendliche viel Zeit in Meran. Ihre journalistische Laufbahn begann sie im nahen Bozen bei der Radiotelevisione Italiana (RAI). Meran hat sie seither nicht mehr losgelassen. Elisabeth Florin arbeitet seit zwanzig Jahren als Autorin, Finanzjournalistin und Kommunikationsexpertin für Banken und Fondsgesellschaften in Frankfurt. Sie lebt mit ihrer Familie im Taunus. (Quelle: Emons Verlag)

Reflektionen:

Mit diesem Kriminalroman bin ich sehr schnell durchgestartet, da mich Elisabeth Florins Schreibstil angenehm durch die Seiten begleitete. Er ist federleicht und verständlich, und doch anspruchsvoll. Mir gefielen ihr Ausdruck und ihre Sprache gleichermaßen gut.

Dieser Südtiroler Kriminalroman ist mit charmantem, maßvollem Insiderwissen über die Region ausgestattet und als Leser spüre ich, dass Elisabeth Florin ihr Herz längst hierhin verloren hat.

Besonders gut gefallen hat mir die Figur des Commissario Pavarotti. Er ist ein sympathischer, etwas kauziger Ermittler, der höchste Ansprüche an sich selbst stellt, um nicht erneut mit seinem neuen Kriminalfall zu scheitern. Seine Versagensängste und seine Schuldgefühle hat die Autorin sehr fein gezeichnet, so dass ich als Leser die Ängste des Kommissars gut nachvollziehen und ein Stück weit miterleben kann. Pavarotti liebt auch in diesem Roman, doch seine Liebe steht einem Hindernis gegenüber, dass ich als Leser am liebsten schnell aus dem Weg räumen möchte.

Im Großen ist dieser Krimi sehr authentisch erzählt. Einzig Lissies Amnesie, nach einer Schussverletzung, war mir nicht zu jedem Zeitpunkt schlüssig.

Sehr berührend empfand ich die Schicksale des vor Jahrzehnten vermissten Jungen und seiner Familie, für die das Verschwinden in einer grauenhaften Katastrophe endete. Die Dorfbewohner machen Pavarotti und Lissie die Ermittlungen schwer, denn niemand will hier reden, in einem Dorf wo es keinerlei Haustiere gibt.

Viele düstere Geheimnisse und mysteriöse Rätsel gestalten die Spannung dieses Romans, die sich durchweg gleichmäßig durch die Seiten zieht, bis am Ende die Auflösungen auf den Leser warten und kaum etwas Offenes zurückbleibt.

Umso länger ich las umso mehr hatte ich jedoch das Gefühl, dass mir zahlreiche Informationen über die Lebensgeschichten der Figuren fehlten. Auch manche Handlungsweisen und Denkweisen der Figuren erschlossen sich mir nicht vollständig, da mir Hintergründe für ihre Beweggründe und Charaktereigenschaften fehlten. Man kann diesen Kriminalroman als „stand alone“ lesen, doch ich würde empfehlen, zunächst die beiden vorherigen Bände zu lesen.

Fazit und Bewertung:

Ein Südtiroler Kriminalroman, der spannend und anspruchsvoll unterhält. Da dies der dritte Fall für Commissario Pavarotti ist, würde ich zunächst das Lesen der beiden vorherigen Bände empfehlen.