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Veröffentlicht am 27.02.2018

Zwei sehr unterschiedliche Schwestern

All die Jahre
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rland 1957. Nora und Theresa sind gemeinsam mit Bruder Michael auf einem Bauernhof im irischen Malbay aufgewachen. Als die Mutter viel zu früh stirbt, übernimmt Nora als Älteste der Kinder ihre Pflichten. ...

rland 1957. Nora und Theresa sind gemeinsam mit Bruder Michael auf einem Bauernhof im irischen Malbay aufgewachen. Als die Mutter viel zu früh stirbt, übernimmt Nora als Älteste der Kinder ihre Pflichten. Sie ist mit dem Nachbarjungen Charlie verlobt, der in den USA bei seinen irischen Verwandten Fuß zu fassen versucht und Geld für die Hochzeit spart. Nora soll später nach Boston nachkommen. Die jüngere Schwester Theresa ist aufgeweckt und schreibt gute Noten, deshalb will Nora sie ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten mitnehmen. Theresa bekommt in Amerika die Möglichkeit eine gute Ausbildung erhalten, während Nora ihren Charlie heiraten soll. Doch Nora ist sich unsicher und nicht wirklich verliebt, Theresa ist wild und unerfahren. Als sie schwanger wird, trifft Nora eine folgenschwere Entscheidung....

Der Roman beginnt im Jahr 2009 mit einer Todesnachricht, die das Leben von Nora und Theresa gehörig aufwirbelt. Die einzelnen Kapitel wechseln zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart. Über Jahrzehnte hinweg begleiten wir die Flynns und Raffertys mit all ihren Eigenheiten und Geheimnissen. So fügt sich Puzzlesteinchen um Puzzlesteinchen, während man abwechselnd mehr über die Zeitspanne zwischen 1957 bis 2009 erfährt. Einiges lässt sich erahnen, anderes wiederum ließ mich staunend zurück.

Anfangs hatte ich noch kleine Schwierigkeiten die einzelnen Charaktere näher kennenzulernen, was sich mit der wachsenden Seitenzahl allerdings gibt. Obwohl der Roman sehr ruhig ist, hatte ich immer das Gefühl, dass ich weiterlesen muss, um mehr über die Vergangenheit zu erfahren. Gleichzeitig wartete ich aber auch auf den großen Knall in der Gegenwart, der leider nicht wirklich passierte und mich am Ende ein klein bisschen enttäuscht zurückgelassen hat.
Die sehr komplexe Familiengeschichte zeigt besonders die familiäre Unfähigkeit auf, sich Problemen zu stellen und darüber zu reden. Man verschweigt und ignoriert, Gefühle werden ausgespart.
Mit Nora und Theresa hat die Autorin zwei sehr gegensätzliche Charaktere erschaffen, die ich oft nicht wirklich verstehen konnte. Dies bezog sich aber nicht auf alle Entscheidungen, die die beiden Frauen getroffen haben. Als Leser fühlt man sich abwechselnd einmal mehr der einen und dann wieder der anderen mehr zugetan bzw. kann man nur den Kopf schütteln über Entschlüsse, die sie treffen. Man muss sich allerdings an der Nase nehmen und sich fragen, ob man nicht selbst schon gedacht hat, das Beste für einen anderen Menschen zu wollen und im Endeffekt genau das Verkehrte gemacht hat?
Es geht um Hoffnungen und Träume und wie diese langsam wie eine Seifenblase zerplatzen. Fehler, die schon die Eltern gemacht haben und die auch deren Kinder wiederholen. In "In all den Jahren" zeigt dies sehr genau auf - mit allen erdenklichen Folgen...

Das Leben der irischen Einwanderer in den USA wird sehr authentisch dargestellt. Die erste Generation, wie Nora, Charlie und Theresa leben noch sehr nach ihren irischen Traditionen, während ihre Kinder schon als typische Amerikaner heranwachsen.
Auch der religiöse Aspekt nimmt im Roman eine größere Rolle ein. Nicht nur durch den Weg, den Theresa geht, sondern auch die gelebte Religion aus dem erzkatholischen Irland, das oft in der Fremde noch mehr praktiziert wird. Hier kann man aber auch die leise Kritik an der Kirche zwischen den Zeilen lesen.
Den größten Raum und das eigentliche Thema des Buches ist aber die "Sprachlosigkeit" zwischen den Menschen, insbesondere der eigenen Familienmitglieder.
Ein tiefsinniger Roman an dessen Ende man sich die Frage stellt, wie viel Einfluss die Herkunft und die Erziehung innerhalb einer Familie hat...

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist eindringlich und detailliert, die Figuren tiefgründig. Die Geschichte ist komplex angelegt und trotzdem eher ruhig. Die Charaktere sind wunderbar gezeichnet und entfalten erst nach und nach ihre Eigenheiten.
Der Roman ist in acht Teile gegliedert und auf zwei Zeitebenen geschrieben. Die Jahreszahlen stehen am Anfang des Abschnittes.

Fazit:
Ein leiser und tiefsinniger Roman über das Schicksal einer irischen Einwandererfamilie und ihren Familiengeheimnissen, der noch lange nachwirkt. Für mich blieben am Ende dieser komplexen Geschichte einige Fragen offen, die ich gerne aufgelöst gehabt hätte, doch im Großen und Ganzen konnte mich "In all den Jahren" überzeugen.

Veröffentlicht am 25.02.2018

Actionreicher zweiter Band rund um Mark Becker

Das dunkle Netz
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Mit ihrem zweiten Thriller rund um Feldjäger Max Becker und Oberkommissarin Lisa Schäfer präsentiert uns Silvia Stolzenburg eine überaus actionreiche Geschichte.
Bereits auf den ersten Seiten ist die Spannung ...

Mit ihrem zweiten Thriller rund um Feldjäger Max Becker und Oberkommissarin Lisa Schäfer präsentiert uns Silvia Stolzenburg eine überaus actionreiche Geschichte.
Bereits auf den ersten Seiten ist die Spannung zwischen den Zeilen spürbar. Der Leser begleitet einen Mann, der in einer Firma heimlich Daten am PC kopiert. Er ist nervös und fühlt sich nach dem Verlassen des Gebäudes unwohl und verfolgt. Zur Sicherheit kopiert er die Daten nochmals und schickt den USB-stick seinem ehemaligen Kollegen bei den Feldjägern, Max Becker, den er um Hilfe bitten, aber telefonisch nicht erreichen konnte. Dieser hat am nächsten Tag eine kurze Nachricht von seinem Exkollegen Kai Jäger auf seiner Mailbox. Als er zurückrufen will, hebt Kai auch nach mehrmaligen Versuchen nicht ab.
Als die Kriminalpolizei kurze Zeit später zu einer verkohlten Leiche gerufen wird, ergibt die Obduktion, dass es sich um Kai handelt. Die Spurensicherung findet sein Handy, die Mark als letzten Kontakt anzeigt....

So treffen Mark Becker und Lisa Schäfer im zweiten Band der Reihe wieder zusammen. Der zu Beginn Tatverdächtige wird nach seiner Entlastung erneut gebeten mit der Polizei zusammenzuarbeiten. Weder Lisa, noch Mark sind darüber besonders erfreut. Die Spur führt zu der Securityfirma, bei der Kai Jäger zuletzt gearbeitet hat. Diese ist allerdings alles andere als kooperativ. Wie kommt man einer Firma, die einer Festung gleicht und Mitarbeiter, die nur im Beisein eines Anwaltes sprechen, näher? Lisa und Mark haben es diesmal mit besonders skrupellosen Menschen zu tun....
Mit Hilfe seines Freundes Lukas, einem Hacker, gelingt es ihm die Daten zu entschlüsseln, die ihm Kai zugespielt hat. Bis die Polizei endlich dieselben entschlüsselt hat, ist Mark den Tätern bereits auf der Spur und begibt sich in große Gefahr...

Die Autorin hat wieder hervorragend recherchiert und bringt erneut die Unterschiede der Ermittlungsarbeit zwischen Bundeswehr und der Polizei auf den Punkt. Die Schauplätze sind lebendig beschrieben und betreffen die Umgebung von Stuttgart bis Ulm.
Das ungewöhnliche Ermittlerduo, das gegensätzlicher nicht sein könnte, bringt ebenfalls Schwung in die Geschichte und diesmal spürt man zum Ende hin sogar eine unterschwellige knisternde Spannung zwischen Mark und Lisa.
Mir war der neue Fall fast zu rasant und explosiv und erinnerte stark an einem Actionfilm im TV. Ich konnte den Thriller zwar nicht mehr aus der Hand legen, doch im Hinterkopf beschlich mich immer ein Gefühl der Unglaubwürdigkeit...
Die Autorin hat jedoch akribisch recherchiert und sich auf den neuersten Stand technischer Möglichkeiten gebracht und festgehalten, dass alle handlungen möglich sind.

Die vielen Abkürzungen, die zwar teilweise am Ende des Buches erklärt wurden, verwirrten etwas beim Lesen.

Das Ende lässt noch einige wenige Fragen offen und weist auf eine Fortsetzung hin.....darüber freue ich mich sehr.

Schreibstil:
Bei diesem Thriller ist der Schreibstil sehr temporeich und die Dialoge lebendig. Die Spannungskurve bleibt durchgehend oben. Die Autorin schreibt mitreißend und die Figuren sind authenisch. Die Kapitel sind sehr kurz gehalten.

Fazit:
Ein explosiver und actionreicher Thriller, den man kaum aus der Hand legen kann. Ich hatte aber diesmal fast das Gefühl es wäre "too much".... Trotzdem wieder ein nervenaufreibender Fall mit einem sympathischen, aber ungewöhnlichen Ermittlerpaar. Natürlich werde ich die Reihe weiterverfolgen!

Veröffentlicht am 21.02.2018

Die Hugenottenkriege

Der Turm der Ketzerin
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"Der Turm der Ketzerin" ist der Nachfolgeband zu "Das Lied der Hugenotten" von Deana Zinßmeister. Ich habe den ersten Band nicht gelesen, konnte der Handlung aber mühelos folgen.
In zwei Handlungssträngen ...

"Der Turm der Ketzerin" ist der Nachfolgeband zu "Das Lied der Hugenotten" von Deana Zinßmeister. Ich habe den ersten Band nicht gelesen, konnte der Handlung aber mühelos folgen.
In zwei Handlungssträngen wird die Familiengeschichte des Glasbläsers Jacon Desgranges erzählt. Der Hugenotte musste während der Bartholomäusnacht 1572 mit seinen Kindern Pierre und Magali aus Paris fliehen. Im kleinen Dorf Vernou-sur-Brenne findet er Zuflucht - gibt sich allerdings als Katholik aus und bleibt im Untergrund seinem Glauben treu. Die Kinder werden katholisch erzogen. Magali ist überzeugte Katholikin, doch Pierre denkt daran zu seiner ursprünglichen Konfession zurückzukehren. Während Magali und ihr Ehemann Olivier die florierende Glasbläserei übernommen haben, reist Pierre nach La Rochelle, wo er sich in die Hugenottin Florence verliebt hat. Er möchte aus Liebe zu ihr den Glauben seines Vaters annehmen. In La Rochelle beginnt er die Schriften der Calvinisten zu studieren und setzt alles daran in die Gemeinschaf der Hugenotten aufgenommen zu werden.
Währendessen haben Magali und Olivier Probleme mit der Produktion, derer sie kaum nachkommen. Magali liebt die Glasbläserei, als Frau ist es ihr allerdings verboten den Beruf auszuüben. Doch auch ein Widersacher im Ort bereitet der Familie Probleme...
Sowohl Pierre, als auch Magali und ihr Mann, werden hineingezogen in den Glaubenskampf der Katholiken gegen die Hugenotten...

In einem weiteren Handlungsstrang erfährt der Leser mehr über den titelgebenden Turm der Ketzerin, in dem die Katholiken willkürlich hugenottische Frauen gefangen gehalten haben, um Lösegeld zu erpressen. Die Aussicht frei zu kommen war gering, da die Summen immer wieder erhöht wurden. Hier hat sich die Autorin von der wahren Geschichte der Marie Durand inspirieren lassen, die 38 Jahre (!) wegen ihres Glaubens im Turm "Tour de Constance" gefangen gehalten wurde. Unbeschreiblich, wie die Inhaftierten leiden mussten....

Deana Zinßmeister legte in ihrem zweiten Buch über die Verfolgung der Hugenotten das Hauptaugenmerk auf das alltägliche und sehr einfache Leben der Menschen. Man begleitet die Protagonisten bei ihrer Arbeit und beim beten, beim studieren und man erfährt auch mehr über die Glasbläserei.
Die Verfolgung der Hugenotten wird sehr anschaulich erzählt. Hintergrundinformationen gibt es allerdings nicht wirklich. Hier hätte ich mir mehr Erklärungen zu den Ursachen ders Glaubenskrieges gewünscht. Ich kann allerdings nicht sagen, ob die Autorin hierzu bereits im 1. Band mehr Infos gegeben hat. Die Schauplätze, wie La Rochelle an der Atlantikküste und lange Zufluchtsort der Hugenotten, sowie Aigues-Mortes am Mittelmeer gelegen, sind sehr bildhaft beschrieben.
Bei den Charakteren empfand ich nicht ganz so. Hier fühlte ich etwas Distanz, die mir manche Personen nicht so nahe brachten wie andere.

Am Buchanfang befindet sich eine Karte von Frankreich, sowie ein Personenregister.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist bildhaft und lebendig. Abwechselnd wird aus der Sicht von Pierre oder der von Jacon, Magali und Olivier erzählt. Deana Zinßmeister hat hervorragend recherchiert und historisch belegte Ereignisse mit einer fiktiven Geschichte wunderbar vereint.

Fazit:
Ein interessanter und gut recherchierter historischer Roman, der sich auch alleinstehend gut lesen lässt. Ich fühlte mich gut unterhalten, hätte mir aber gerne noch ein paar mehr Informationen zu den Glaubenskriegen gewünscht. Vielleicht wäre die vorherige Lektüre des ersten Bandes doch zu empfehlen....

Veröffentlicht am 18.02.2018

Nicht immer leicht zu lesen, aber empfehlenswert

Der weiße Affe
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Der historische Krimi "Der weiße Affe" hat mein Interesse geweckt, als ich auf einigen Blogs sehr positive Bewertungen gesehen habe. Als es vor kurzem eine Leserunde bei Lovelybooks dazu gab, habe ich ...

Der historische Krimi "Der weiße Affe" hat mein Interesse geweckt, als ich auf einigen Blogs sehr positive Bewertungen gesehen habe. Als es vor kurzem eine Leserunde bei Lovelybooks dazu gab, habe ich mich beworben und hatte Glück.

Berlin in den Goldenen Zwanzigern. Als der junge Kommissar Ariel Spiro von Wittenberg in die Metropole Berlin kommt, wird er sofort zu seinem ersten Mordfall gerufen. Der jüdische Bankier Eduard Fromm wird erstochen im Hausflur eines Wohnhaues entdeckt. In einer der Wohnungen lebt seine Geliebte, eine deutsche Walküre, namens Hildegard Müller. Fromm hat sich bei ihr ein typisches deutsches Biedermayerleben eingerichtet. Hat das Doppelleben, das er führte, ihm den Tod gebracht?

Gemeinsam mit seinem Kollegen Ewald Bohlke versucht Spiro seinen guten Ruf gerecht zu werden und den Fall so schnell wiemöglich zu lösen. War der Mord politisch angesiedelt? Oder geschah er aus Eifersucht? Schließlich hat das Fräulein Hilde auch noch einen Verlobten....
Aber auch die wohlhabende Familie des Toten gibt einige Rätsel auf. Fürchtete der Sohn Ambros, der nicht das beste Verhältnis zum Vater hatte, um sein Erbe? Oder hat die schöne Tochter Nike, die auch Spiro den Kopf verdreht, ein Geheimnis? Aber auch zwichen Fromm und seinen Stellvetreter in der Bank, Moses Silberstein, kam es erst vor kurzem zu Unstimmigkeiten...

An Verdächtigen mangelt es also nicht wirklich. Kommissar Ariel Spiro, der vom Land in die Metropole Berlin kommt, stürzt sich bei seinen Ermittlungen eher unbewusst in das wilde Berliner Nachtleben. Von seinen neuen Kollegen wird er deshalb skeptisch beäugt. Hat Spiro etwas zu verbergen? Ist er Jude oder keiner? Ist er homosexuell, weil er in der "Zauberflöte", einem Bund für Männer, gesehen wurde? Spiro ist ein sympathischer junger Mann, der sich bei seinen Ermittlungen durch nichts aufhalten lässt. Er ist intelligent, aber auch chaotisch. Das Stadtleben ist ihm noch fremd und so tritt er auch des Öfteren von einem Fettnäpfchen ins nächste. Als ein weiterer Mord passiert, ahnen Spiro und Bohle nicht, dass die beiden Mordfälle zusammenhängen...

Neben dem Kriminalfall steht das lebenslustige Berlin der 20iger Jahre im Mittelpunkt. Die aufgekratzte Stimmung nach dem Ende des ersten Weltkrieges wird von Kerstin Ehmer wunderbar eingefangen. Auf der einen Seite haben die Menschen das Gefühl ihr Leben nach dem großen Krieg einfach genießen zu wollen. Das Vergnügen und das Ausleben der Sexualität steht bei den gehoben Schichten an erster Stelle. Hier scheint es kaum Grenzen zu geben. Auf der anderen Seite steht die Armut der Kriegsverlierer und Invaliden, der Waisen und Witwen. Kerstin Ehmer gelingt es ein äußerst authentisches Bild dieser Zeit zu vermitteln.
Auch der Berliner Dialekt, den die Autorin immer wieder einstreut, bringt noch mehr Lokalkolorit in die Geschichte und macht sie identisch.

Dazwischen gibt es immer wieder verwirrende Passagen, die in kursiver Schrift geschrieben sind. Diese Abschnitte erzählen von einem Jungen und einer grauen Königin, wilden Geistern und Affen, jungen Kriegern auf einer Südseeinsel... Immer wieder fragt man sich als Leser, was diese Passagen mit dem Rest des Krimis zu haben soll. Erst nach und nach erkennt man wohin diese Abschnitte führen und wie sie sich langsam, Puzzlestück um Puzzlestück, zueinanderfügen.

Im Allgemeinen dauerte es ebenfalls eine Weile bis ich in die Geschichte fand. Danach empfand ich aber das Konstrukt, das die Autorin hier aufgebaut hat, wirklich beeindruckend.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Kerstin Ehmers ist poetisch und der Zeit angepasst. Trotzdem hatte ich anfangs ein bisschen Probleme damit. Das typische Berlinerische war für mich als Österreicherin manchmal schwer zu verstehen. Das lag aber weniger an die im Dialekt geschrieben Dialoge, sondern eher an den Gesamtbild, dem Lokalkolorit.

Fazit:
Ein etwas anderer historischer Krimi, der durch seine Sprache und das hervorragend dargestellte Sittengemälde der damaligen Zeit in Berlin, glänzt. Nicht immer leicht zu lesen, aber empfehlenswert.

Veröffentlicht am 17.02.2018

Die Harkness Morde

Stumme Wut
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Der Prolog des Krimidebüts von Michael Wood beginnt mit einem brutalen Massaker an der Familie Harkness. Die Eltern, Stefan und Miranda, werden brutalst niedergemetzelt, der ältere Sohn Matthew bleibt ...

Der Prolog des Krimidebüts von Michael Wood beginnt mit einem brutalen Massaker an der Familie Harkness. Die Eltern, Stefan und Miranda, werden brutalst niedergemetzelt, der ältere Sohn Matthew bleibt zuerst verschwunden, während der 11-jährige Jonathan total verstört und blutbesudelt auf der Treppe sitzt und fortan nicht mehr spricht.
Zwanzig Jahre später ist der Fall der Harkness-Morde noch immer ungelöst und kommt auf den Tisch von DCI Matilda Darke. Sie hat neun schwere Monate mit psychologischer Betreuung hinter sich. Der Grund: ein ungelöster Entführungsfall eines kleinen Jungen und der Tod ihres Mannes. Der stellvertretende DC Ben Hales ist über die Rückkehr alles andere als erfreut. Er sah sich bereits als neuer Chef der Abteilung und hat nur Verachtung für Matilda übrig. Als ein Mord in der Innenstadt von Sheffield geschieht, der im Zusammenhang zum alten Harkness-Fall stehen könnte, gibt Hales seine Informationan nicht an Matilda weiter....

Matilda scheint ein Abzugbild der typischen männlichen Ermittler zu sein. Sie hat ihr Trauma noch immer nicht überwunden und versucht ihren Kummer im Alkohol zu ertränken. Der alte Fall und die Degradierung in eine kleine Kammer im Untergeschoß hebt Matildas Selbstvertrauen nicht wirklich. Ihr zur Seite stehen ihr neuer Kollege, der junge DC Rory Fleming, als auch Pathologin Adele, ihre beste Freundin. Trotz ihrer noch vorhandenen Probleme hängt sich Matilda in den alten Fall hinein, der plötzlich wieder an Aktualität gewinnt, als die Harkness Villa abgerissen wird. Sie sucht den nun erwachsenen Jonathan auf und erkennt in ihm einen sehr verstörten Mann, der nie über das damalige Geschehen hinweg gekommen ist und der sich in seiner eigenen Welt vergräbt. In Vielem scheint er ihr ähnlich zu sein...
Der rätselhafte Journalist Charlie Johnson, der ein Buch über die Harkness Morde geschrieben hat, weiß anscheinend mehr, als Matilda in den alten Unterlagen im Polizeiarchiv finden kann. Der ganze Fall wirft viel zu viele offene Fragen auf. Das Motiv für die Morde fehlt gänzlich...

Die Figuren sind sehr authentisch und facettenreich. Es gibt keine stereotypischen Charaktere, die nur gut oder böse sind. Sie sind bis in die kleinsten Nebenfiguren sehr anschaulich und lebendig dargestellt. Der Spannungsbogen steigt stetig und durch raffinierte und überraschende Wendungen ist man stets am zweifeln und rätseln.

Das Privatleben der Ermittler spielt in diesem Krimi eine große Rolle. Doch auch die Nachforschungen kommen nicht zu kurz und laden zum Miträtseln ein. Im letzten Drittel hat man als versierter Krimileser allerdings schon eine Ahnung, wer der Täter sein könnte. Einige Unstimmigkeiten haben mich etwas stutzen lassen, aber im Großen und Ganzen ist "Stumme Wut" sehr spannend erzählt und es fällt einem schwer das Buch zur Seite zu legen. Die Auflösung ist nicht ganz überzeugend und das Tatmotiv fand ich etwas unbefriedigend. Trotzdem eine Reihe, die ich gerne weiter verfolgen würde.

"Stumme Wut" ist der Auftakt einer neuen Krimreihe um DCI Matilda Darke von der Mordkommission Sheffield.

Schreibstil:
Michael Woods erster Krimi lässt sich sehr gut und flüssig lesen. Der Schreibstil ist intensiv, das Erzähltempo rasant. Die Spannung wird gekonnt aufgebaut. Mit falschen Fährten und überraschenden Wendungen vermag der Autor zu erstaunen. Die Charaktere sind sehr facettenreich dargestellt. Die 54 Kapitel sind eher kurz gehalten.

Fazit:
Ein spannendes Debüt, das zum Miträtseln einlädt. Überraschende Wendungen und falsche Fährten geben dem Krimi noch mehr Tempo. Facettenreiche Charaktere runden die Geschichte perfekt ab. Die Auflösung war mir dann aber nicht ganz überzeugend. Ich gebe schwache 4 Sterne für den rasanten englischen Krimi und bin schon gespannt auf die Nachfolgebände dieser neuen Reihe.