Toller Auftakt einer neuen Krimiserie
Der nasse FischMit diesem Buch ist Volker Kutscher ein toller Auftakt zu einer besonderen Krimi-Reihe gelungen.
Berlin, in den späten 1920 Jahren, ist der Schauplatz. Es ist eine Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs. ...
Mit diesem Buch ist Volker Kutscher ein toller Auftakt zu einer besonderen Krimi-Reihe gelungen.
Berlin, in den späten 1920 Jahren, ist der Schauplatz. Es ist eine Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs. Das Land und die Leute haben sich noch immer nicht mit dem verlorenen Großen Krieg abgefunden. Die Arbeitslosigkeit ist groß, die Angst vor dem Kommunismus noch größer, die vaterländische Front rüstet auf und die SA-Schlägertrupps beginnen Ausländer und Juden zu tyrannisieren. Das wirkt sich in allen Gesellschaftsschichten aus. Und eben in diese Zeit platziert der Autor seinen Krimi.
1. Mai 1929: die Kommunisten und Sozialisten veranstalten trotz Verbote Mai-Aufmärsche. Es kommt zu blutigen Zusammenstößen mit der Polizei, bei denen es mehrere Tote gibt. Auch Gereon Rath, ehemaliger Mordermittler aus Köln, wegen eines Todesschusses aus seiner Dienstwaffe, nach Berlin zur Sitte versetzt, ist mitten im Chaos. Weil die Berliner Mordkommission chronisch unterbesetzt ist, soll Rath aushelfen. Er ermittelt auf eigene Faust. Doch damit macht er sich weder am Alexanderplatz noch in der Demi-Monde von Berlin Freunde. Mit den Berliner Gepflogenheiten im Nachtleben nicht vertraut, tritt er so manchem auf die Zehen.
Gereon Rath ist nicht ganz unkompliziert. Er muss sich von seinem übermächtigen Vater emanzipieren, der ständig aus dem fernen Köln, seine Fäden zieht.
Dummerweise kokst der Herr Kommissar manchmal und hat auch schon das eine oder andere Mal mit kriminellen Mitteln Ergebnisse erzielt.
Volker Kutscher stellt zeitweise ihm Charlotte „Charly“ Ritter an die Seite. Charly ist eigentlich Stenotypistin im Alexander und protokoliert an den Tatorten. Ihr großes Ziel ist, selbst Kommissarin zu werden. Das Zeug dazu hätte sie.
Der Krimi liest spannend und zeichnet ein authentisches Abbild des Lebens in der Millionenstadt Berlin.
Erschreckend für mich war zu lesen, wie die Beamtenschaft und die Offiziere von Heer und Polizei von rechtsradikalem Gedankengut durchsetzt waren. Muss natürlich so sein, sonst hätte es Hitler 1933 nicht so leicht gehabt.
Bin schon auf die nächsten Fälle gespannt. Sie liegen schon bereit.
Ach ja, den Titel sollte ich noch auflösen: als „nasser Fisch“ bezeichnen die Kriminalisten ungeklärte Fälle - eine schöne Metapher.
Ein supertolles Cover, das sich durch das Schwarzweiß-Foto aus der Masse der Krimis hervorhebt und neugierig auf dem Inhalt macht - gut gelungen .