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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.02.2018

Toller PSychokrimi

Tiefer Fall
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Im zweiten Teil findet sich Anna Kronberg mitten im direkten Duell Holmes – Moriarty wieder.

Von Moriarty entführt, ist sie gezwungen für ihn zu arbeiten.
Obwohl sie mehrfach versucht sich zu befreien, ...

Im zweiten Teil findet sich Anna Kronberg mitten im direkten Duell Holmes – Moriarty wieder.

Von Moriarty entführt, ist sie gezwungen für ihn zu arbeiten.
Obwohl sie mehrfach versucht sich zu befreien, erliegt sie seinen teuflischen Machenschaften.

Doch es wäre nicht Anna, die eine perfide Möglichkeit findet, sich an Moriarty zu rächen. Moriarty hat in Anna seine Meisterin gefunden.
Seine Handlanger und Kreaturen können entkommen.

Die psychologischen Duelle zwischen Moriarty und Anna sind sehr spannend aufgebaut.
Manchmal hat es den Anschein, dass Sherlock Holmes doch nicht der „Wunderwuzzi“ ist, dem alles auf Anhieb gelingt.

Die Autorin, in ihrem Brotberuf, selbst Mikrobiologin versorgt die Leser mit höchst interessanten Details zu biologischen Kampfstoffen. Völlig unaufgeregt erfährt der Leser, dass biochemische Kriegsführung keine Erfindung der Neuzeit ist. Schon in früheren Zeiten verseuchten Feldherren Brunnen und warfen Pesttote über die Mauern der von ihnen belagerten Burgen und Städte. Die Raffinesse wurde allerdings mit den Jahrhunderten eine andere.

Wieder konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen und habe es gleich dem ersten Teil in einem Stück durchgelesen.

Den Titel „Tiefer Fall“ finde ich sehr ansprechend.

Veröffentlicht am 18.02.2018

Rückkehr ins viktorianische London

Teufelsgrinsen
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Annelie Wendeberg entführt ihre Leser in das späte 19. Jahrhundert. Eine Zeit voller Widersprüche, Entwicklungen und Erfindungen.

Es ist auch die Zeit von extremen Gegensätzen: auf der einen Seite reiche ...

Annelie Wendeberg entführt ihre Leser in das späte 19. Jahrhundert. Eine Zeit voller Widersprüche, Entwicklungen und Erfindungen.

Es ist auch die Zeit von extremen Gegensätzen: auf der einen Seite reiche Adelige und Industrielle und auf der anderen Seite bitterste Armut. Die Mittellosen überwiegen und bevölkern die Slums von London (und anderer Großstädte).

Es ist auch die Zeit, in der Frauen nur in wenigen Ländern studieren dürfen: in der Schweiz z.B. ab 1840, in Österreich-Ungarn ab 1878, in Deutschland gab es unterschiedliche Zugangsbestimmungen. Vereinzelt promovierten Frauen schon ab 1754 (z.B. Dorothea Erxleben an der Universität in Halle als Medizinerin).

Doch in den meisten deutschen Ländern war es Frauen nicht erlaubt zu studieren, daher greift auch unsere Protagonistin Anna Kronberg zu Maske und falschem Penis und gibt sich als Mann aus.

Im stinkenden London lebt sie seit mehr als zehn Jahren unerkannt ihr Doppelleben. Einerseits als anerkannter Bakteriologe Dr. Anton Kronberg und andererseits als Anna, ihres Zeichens Krankenschwester.

Als eines Tages ein vermeintlicher Choleratoter in der Themse gefunden wird, muss Anton/Anna eine Obduktion durchführen, die Erstaunliches ans Tageslicht bringt. Gemeinsam mit Detektiv Sherlock Holmes geht sie dem Fall nach.
Danach ist nichts mehr wie vorher. Holmes erkennt die Frau in Männerkleidung, enttarnt sie jedoch nicht

Was kommt auf die beiden noch zu?
Spinnt sich da eine Liebesbeziehung zwischen den beiden hochintelligenten Personen an?
Was weiß Sherlock Holmes und verrät es nicht?

Sehr spannend. Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lesen.
Interessant sind die Ausflüge in die historische Medizin.

Bislang kannte ich keine der Sherlock-Holmes-Geschichten des C.A. Doyle. Der Meisterdetektiv ist mir bis jetzt nur in einer Geschichte von Gerhard Tötschinger „Sherlock Holmes und das Geheimnis von Mayerling“ begegnet. Hier habe ich also ein wenig Nachholbedarf.

Veröffentlicht am 18.02.2018

Die im Dunklen sieht man nicht

Märzgefallene
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Inhalt:

Berlin 1933, das Gebäude des Reichstags brennt! Sofort werden die Kommunisten der Brandstiftung beschuldigt.
Rath muss mit der politischen Polizei Kommunisten jagen, wird aber bald wieder abgezogen, ...

Inhalt:

Berlin 1933, das Gebäude des Reichstags brennt! Sofort werden die Kommunisten der Brandstiftung beschuldigt.
Rath muss mit der politischen Polizei Kommunisten jagen, wird aber bald wieder abgezogen, weil nun der Mord an einem vorerst unbekannten Obdachlosen aufzuklären ist. Der Mann, der von einem ehemaligen Kameraden und nunmehrigen Schriftsteller identifiziert wird, scheint in ein längst vergessenes Kriegsverbrechen verwickelt zu sein. Doch der Unterstandslose wird nicht der einzige Tote bleiben.
Wer tötet die Weltkriegsveteranen und warum?

Während sich Rath noch mit den Ermittlungen abgibt, wird Hitler Reichskanzler. Die Braunhemden nehmen überhand. Egal wo man hinschaut, sogar in den Reihen des Alex, findet man Mitglieder der NSDAP. Manche sind Nazis der ersten Stunde, manche Mitläufer und viele erhoffen sich von der neuen Partei Aufschwung und persönliche Vorteile.

Gereon Rath nimmt die Veränderungen zwar wahr, aber leider noch nicht wirklich ernst. Im Gegensatz dazu ist Charly realistischer und erkennt die Gefahren, vor allem als auch noch Polizeipräsident Weiß aus seinem Amt entfernt wird.
Dann stolpern Fritze, ein Straßenjunge und Hannah Singer, eine aus der Irrenanstalt entflohene, mehrfache Mörderin, in Charlys Leben. Charly gerät in Gewissenskonflikte. Kann sie dieser Polizei, diesem Willkürstaat noch dienen?

Die Atmosphäre ist düster. Wem können Charly und Gereon noch vertrauen?

Für den einzigen Lichtblick sorgt die Hochzeit von Gereon Rath und Charly Ritter. Doch auch hier hat der neue Reichskanzler seinen ungebetenen Auftritt, wenn auch nur im Radio. Doch wie viele Deutsche ist auch Charlys Mutter begeistert.

Erzählstil/Charaktere:

Volker Kutscher zeichnet ein beklemmendes Bild der damaligen Zeit. Ein grausliches Detail ist für mich, als der SA-Mann dem gefangenen Unterweltler das Auge herausgesaugt hat. Geht das überhaupt? Doch wie wir heute wissen, ist die Brutalität der SA- und SS-Schergen beinahe grenzenlos.

Der Autor hat Charlys Gewissenskonflikt sehr gut herausgearbeitet. Gereon hingegen wirkt diesmal ein wenig naiv in seinem Abwarten.

Diesmal habe die Einschübe im Berliner und Kölschen Dialekt den Lesefluss ein wenig gestört.

Der eigentliche Kriminalfall ist diesmal ein wenig ins Hintertreffen geraten. Er ist allerdings durch die Komplexität und der Ursache im Jahre 1917 ziemlich verwickelt. Ich musste da einiges, wie z. B. das „Unternehmen Alberich“, nachlesen. Auch das falsche Identifizieren von gleich zwei Leichen durch Graf von Roddeck ist ein bisschen zu viel des Zufalls.

Fazit:

Ein durchaus spannendes Buch, bei dem die Verbrecherjagd ein wenig hintansteht. Vor allem, weil damals noch nicht klar ist, dass die Verbrecher auf der Seite des Staates zu suchen sind.

Veröffentlicht am 18.02.2018

Eine verschwundene Leiche

Bretonischer Stolz
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Dieser, nunmehr vierte Fall für Georges Dupin beginnt mit einer verschwundenen Leiche. Außer Dupin glaubt niemand so recht der betagten Mme. Bandol. Doch dann wird ein wirklicher Toter gefunden, Kadeg ...

Dieser, nunmehr vierte Fall für Georges Dupin beginnt mit einer verschwundenen Leiche. Außer Dupin glaubt niemand so recht der betagten Mme. Bandol. Doch dann wird ein wirklicher Toter gefunden, Kadeg jagt Sandräubern nach und Dupin hat alle Hände voll zu tun, die richtige Fährte aufzunehmen.


Es gibt eine Menge Spuren, eine Menge Verdächtiger – doch so recht nachweisen kann man niemanden etwas. Doch dann, knapp bevor Dupin aufgibt, die überraschende Wendung.

Diesmal kommt mir der Kommissar ein wenig gesetzter vor. Liegt es daran, dass er die Ratschläge des Hausarztes befolgt und sich ein bisschen um seine Gesundheit sorgt? In sein Privatleben scheint ebenfalls ein wenig Konstanz zu erfahren, nachdem Claire eine Wohnung in Georges Nähe bezieht.


Für mein Gefühl sagt er weniger oft „So ein Scheiß“, doch die Zores mit seinem Präfekten gehen weiter. Diesmal muss Dupin sogar Hundemarke und Waffe abgeben, weil er suspendiert wird.

Sehr liebevoll ist die Marotte der Bretonen, alles und alle für sich zu reklamieren. So, hätte Kolumbus erst lange nach den Bretonen Amerika entdeckt usw..
Ja, sein Team schreckt nicht einmal davor zurück auch aus Dupin, dessen Familie aus dem Jura stammt, einen Bretonen zu machen. Ich denke, das wird uns in den nächsten Fällen noch weiter beschäftigen…


Fazit:

Spannende Ermittlungen, Details zu Land und Leuten und der Einblick in das Geschäft mit den Austern, haben mich bestens unterhalten. Ich halte es hier mit Dupin: ich muss keine haben.

Veröffentlicht am 18.02.2018

Tanz auf dem Vulkan

Die Akte Vaterland
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Die Serie rund um den unkonventionellen Mordermittler Gereon Rath geht weiter. Wir befinden uns im Jahr 1932. Die politischen Entwicklungen stehen auf Sturm. Noch immer erkennen die wenigsten, die heraufziehende ...

Die Serie rund um den unkonventionellen Mordermittler Gereon Rath geht weiter. Wir befinden uns im Jahr 1932. Die politischen Entwicklungen stehen auf Sturm. Noch immer erkennen die wenigsten, die heraufziehende Gefahr durch die Nazis. Man tanzt den Tanz auf dem Vulkan.

Im „Haus Vaterland“, einem bekannten Vergnügungsetablissement, wird ein Toter gefunden. Schnell ist klar, dass er auf sonderbare Weise ums Leben gekommen ist: durch ein indianisches Pfeilgift betäubt und anschließend im Fahrstuhl ertränkt. Als dann weitere Mordopfer gefunden werden, die ebenso ermordet wurden, ist klar – ein Serienmörder geht um.

Wer mordet auf solche Weise?

Die wenigen verwertbaren Spuren führen die Ermittler nach Ostpreußen, in die Spirituosenfabrik „Mathée“, die für ihren Luisenbrand bekannt ist.

Man schickt Rath nach Ostpreußen, um ihn wieder einmal mit beinahe aussichtslos erscheinenden Fällen zu beschäftigen.

Diesmal hat der Autor für Charlotte „Charly“ Ritter eine größere Rolle vorgesehen. Sie beginnt ihre Arbeit als Kommissaranwärterin im Berliner Alex. Allerdings ist sie der Inspektion G (weibliche Kriminalbeamte) zugeteilt, die sich hauptsächlich mit kriminellen Jugendlichen und Frauen beschäftigen. Doch auf Grund ihres kriminalistischen Spürsinns, wird sie an die Mordkommission ausgeliehen. Dort hat sie sofort mit Vorurteilen und dem Macho-Gehabe so mancher Mitarbeiter zu tun.

Dieser nun vierte Fall für Gereon Rath ist politischer denn je. Er beschäftigt sich unter anderen mit der Situation der Masuren in Ostpreußen, die nach der Entstehung Polens, nur über den polnischen Korridor erreichbar sind. Das kleine Städtchen Treuburg, in dem Rath wegen seiner Ermittlungen festsitzt, ist Symbol für Deutschland zu jener Zeit. Die Menschen dort fühlen sich von der aktuellen Regierung verlassen. Die Stimmung ist explosiv. Niemand traut sich gegen die Mitglieder der SA und NSDAP aufzutreten, obwohl einigen die Zusammenhänge zwischen verschiedenen Todesfällen bekannt sind.

Das einzige, das mir nicht ganz stimmig und ein wenig bemüht erscheint, ist die Szene in der Gereon in den masurischen Sumpf gelockt und dort allein gelassen wird, letztendlich aber vom Hauptverdächtigen gerettet wird.

Während Rath in Treuburg festsitzt, wird in Berlin geputscht. Die aktuelle Führungsspitze der Berliner Polizei wird gegen Nazi-Affine ausgetauscht. Welche Konsequenzen wird das in Zukunft für Gereon Rath und Charly Ritter haben?

Ganz toll wieder das Cover, auf dem das Vergnügungsetablissement „Haus Vaterland“ abgebildet ist.

Der interne Codename der Ermittlungen „Akte Vaterland“ ist für mich ein Symbol des Niedergangs des bisher bekannten Vaterlandes.

Fazit:

Das Buch ist spannend aufgebaut und hervorragend recherchiert, sodass man es unmöglich aus der Hand legen kann. Ein absolutes Muss für politisch Interessierte und Krimifans.