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Veröffentlicht am 20.02.2018

Und wieder ein Volltreffer!

Falsche Austern
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Diese Krimireihe aus der Normandie mag ich sehr und ich bin wieder einmal Leblancs turbulentem Privatleben und seinen Ermittlungen gerne gefolgt. Seine Freundin Marie hat einen neuen Mann, ein unscheinbarer ...

Diese Krimireihe aus der Normandie mag ich sehr und ich bin wieder einmal Leblancs turbulentem Privatleben und seinen Ermittlungen gerne gefolgt. Seine Freundin Marie hat einen neuen Mann, ein unscheinbarer Typ, der sich als indirekter Nachfahre von Napoleon vorstellt. Jacques ist furchtbar eifersüchtig und versucht dem Rivalen das Leben schwer zu machen und Marie wieder ganz für sich zu gewinnen. Wie er das macht, ist äußerst amüsant zu beobachten und er geht dabei mit viel Raffinesse vor. Schliesslich ist er ja Kommissar und kennt einige Tricks.

Jedoch leidet unter seinem Liebeskummer auch seine Aufmerksamkeit für die Mordermittlung. Außerdem wird Leblanc von oberster Polizeiebene zur Zusammenarbeit mit einem junge Kollegen, Luc Pennard aus Le Havre verdonnert. Die bessere Zusammenarbeit der Dienststellen soll für höhere Aufklärungsquoten sorgen. Dabei ist Leblanc lieber im Alleingang unterwegs und es passt ihm gar nicht, seinem Kollegen über jede neue Erkenntnis und jeden Schritt zu unterrichten. Aber er fügt sich, in Gedanken ist er sowieso mehr bei Marie. Als ihn dann auch seine Mutter aus Kamerun besucht und ihren 13jährigen Stiefsohn Dayo mitbringt, ist Jacques mehr als genervt. Doch auch hier gewöhnt er sich an den Jungen und nimmt ihn sogar auf Ermittlungseinsätze mit. Heimlich natürlich!

Das Mordopfer Albert Barat war nicht nur anerkannter Museumsleiter, er hat sich auch als Nachfahre von Algerienfranzosen sehr für die Integration von Bewohnern aus dem Maghreb stark macht. Catherine Simon lässt nicht nur Eindrücke über die Kunstfälscherszene und den internationalen florierenden Handel mit Duplikaten berühmter Gemälde in ihren Krimi einfliessen. Sie vermittelt auch tiefe Einblicke in die Problematik von Migranten der zweiten Generation. Sie zeigt das Leben von Algerienfranzosen und die Probleme von chancenlosen Jugendlichen aus den Maghrebstaaten, die gegen die französische Gesellschaft rebellieren. Der ideale Nährboden für islamistischen Terror und organisiertes Verbrechen.

Aber wer ist denn nun für den Mord verantwortlich? Sind es kampfbereite Gewaltäter aus der islamistischen Szene oder doch eher Kunstfälscher?

Wieder sorgt die ausgewogene Mischung zwischen Ermittlungsgeschehen und Privatleben für gute Unterhaltung. Die Spannung bleibt dabei nicht auf der Strecke und die Einblicke in Migration und Kunstszene sorgen für den nötigen Tiefgang.

Dieses Buch ist absolut genüsslich zu lesen. Mir liegt der angenehme, ruhige Erzählstil von Catherine Simon und ich mag die charmanten Charaktere. Eine unblutige Handlung vor dem Flair der Normandie mit der französischen Küche sind weitere Bausteine für diesen perfekt gestrickten Krimi.

Wer Regionalkrimis mag, sollte hier aufmerken. Mich haben die "falschen Austern" erneut begeistert. Man wird gut unterhalten, bekommt Lust auf die Normandie, amüsiert sich über den eifersüchtigen Leblanc und erkennt die Hintergründe für gesellschaftliche Probleme. Mehr geht nicht!

Veröffentlicht am 19.02.2018

Berührender Schicksalsroman

Libellenschwestern
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Dieser Schicksalsroman basiert auf wahren Gegebenheiten und zeigt das Ausmaß an tragischen Ereignissen verschiedener Personen, in diesem Fall am Beispiel einer fiktiven Familie und ihren 5 Kindern, die ...

Dieser Schicksalsroman basiert auf wahren Gegebenheiten und zeigt das Ausmaß an tragischen Ereignissen verschiedener Personen, in diesem Fall am Beispiel einer fiktiven Familie und ihren 5 Kindern, die ein einfaches Leben auf einem Hausboot auf dem Mississippi führen.


Die Tennessee Childrens´s Home Society unter der Führung von Georgia Tann war ein grausames Kapitel in der Waisenhaus- und Adoptionsgeschichte von Memphis in den 20er bis 50er Jahren. Unter dem Deckmantel der Fürsorge für arme, unerwünschte und vernachlässigte Kinder, wurden Babies und Kleinkinder durch Späher ausgesucht, ihren Eltern abgeluchst oder sogar verschleppt, um dann gegen Geldzahlungen an adoptionswillige Eltern verkauft zu werden. Die Heime wurden nicht kindgerecht geführt und niemand ging den wahren Machenschaften der geldgierigen Kriminellen nach, der Skandal wurde selbst von höheren Regierungskreisen unterstützt. Offiziell wurden armen Kindern ein neues Heim und bessere Lebensbedingungen geboten. Aber eigentlich war das nur Kinderhandel in übelster Art und Weise und es betraf Tausende von Kindern, die nie wieder in ihre Familien zurück kehrten.


In ihrem Roman arbeitet Lisa Wingate die schrecklichen Schicksale dieser den Familien entrissenen Kindern auf.

Dazu stellt sie in einem Handlungsstrang das Leben auf dem Hausboot und die Entführung und den weiteren Verlauf der Kinder der Familie Foss dar. Es sind schöne, bildhafte Darstellungen von der Natur, vom Leben auf dem Fluss, von Armut und Familienleben und dem engen Zusammenhalt der Geschwister, aber auch sehr betroffen machende Schilderungen durch die Verschleppung ins Waisenhaus und den schlimmen Machenschaften vor Ort.


Circa 70 Jahre später macht Avery Stafford, eine junge Juristin, in einem Altenheim eine ungewöhnliche Entdeckung. Ihr Libellenarmband, ein Familienerbstück, wird von der über 90jährigen Bewohnerin May als ihres erkannt. Diese Erkenntnis bringt Avery dazu, sich auf die Suche nach dem dahinter liegenden Familiengeheimnis zu machen, denn ihre Großmutter ist an Demenz erkrankt und von ihr sind keine Informationen zu erfahren. Avery kommt zu erschütternden Erkenntnissen, die auch ihr eigenes Leben verändern werden.


Mich hat diese Geschichte sehr berührt und ich habe insbesondere mit Rill und den anderen Kindern mitleiden müssen. Es ist schwer zu glauben, wie herzlos und ohne jegliche Schuldgefühle Giorgia Tann und ihre Mitarbeiter mit den Kindern umgingen und sie wie eine Handelsware auf dem "Markt" zu Geld machten. Der Autorin lag sehr an einer Publikmachung dieses Skandals und das ist ihr mit ihrer Aufarbeitung in Romanform ausgesprochen gut gelungen.


Wie hier die kindliche Protagonistin Rill/May ihre inneren Kämpfe ausfechtet, um ihre Geschwister zu schützen, ist überaus beeindruckend und überzeugend dargestellt. Sie allein vermag es nicht, sich gegen die Mitarbeiter zu wehren, auch wenn sie es noch so gern möchte. Die ständige Angst um die Geschwister und die Strafen im Heim hat man als Leser dauernd vor Augen und man möchte sie am liebsten beschützen.

Dieses Bild von Kinderheimen setzt sich dauerhaft fort, es wird nicht nur im amerikanischen Heimen solche Machenschaften gegeben haben, das ist nach dieser Lektüre das schlimme Resümee. Man kann nur hoffen, dass heutige Jugendämter mehr Kontrolle ausüben.


Die Nachforschung Averys sorgt für den neueren zeitlichen Bezug, man möchte mit ihr hinter das Geheimnis ihrer Großmutter kommen. Es gibt noch eine eher nebensächlich verlaufene Liebesgeschichte, die sich nicht so sehr in den Vordergrund drängt.


Der Schreibstil der Autorin ist sehr detaillreich, bildhaft und lebendig gestaltet, man findet sich in Rills kindlicher Sichtweise wieder und erkennt ihre Liebe zu den Geschwistern sehr genau. Ebenso deutlich wird auch der Zwiespalt von Avery in ihrer Verantwortung für den guten Ruf ihrer Familie. Doch im Ganzen folgt man viel gespannter Rill und ihren Erlebnissen.


Das Ende klärt einige Ungereimheiten auf, es führt Menschen zusammen und kann doch die Lücken der Familien nicht endgültig schliessen.


Ein Schicksalsroman, der den Leser teilhaben lässt an kindlichen Schicksalen und der besonders die tiefe Verbundenheit zwischen Geschwistern sehr gut zeigt. Von mir eine volle Leseempfehlung, denn so etwas darf sich nicht wiederholen.


Veröffentlicht am 13.02.2018

Wieder ein packender Band der Reihe um die Amish People

Grausame Nacht
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Schon der Einstieg ins Buch ist total spannend. In einem Rückblick in das Jahr 1985 erlebt die neunjähre Sally Ferman, wie etwas Grauenvolles geschieht. Sofort ist man in der Handlung gefangen und möchte ...

Schon der Einstieg ins Buch ist total spannend. In einem Rückblick in das Jahr 1985 erlebt die neunjähre Sally Ferman, wie etwas Grauenvolles geschieht. Sofort ist man in der Handlung gefangen und möchte nur noch wissen, was sich hier wirklich abgespielt hat.

Kate Burkholder ist gerade dem Tornado entkommen und begibt sich erneut in Gefahr. Sie ermittelt im Fall eines unbekannten Toten und die Menschen der amischen Gemeinde mögen es nicht, wenn man in ihren alten Familiengeheimnissen wühlt und alte Rache aufspürt.

Die Einsicht in die zwei völlig verschiedenen Gesellschaftsgruppen ist der Autorin auch dieses Mal wieder gut gelungen. Auf der einen Seite steht die amerikanische Gesellschaft, in Form der Polizistin Kate Burkholder und dann die für uns fremde Welt der Amischen, dieser nach alten Traditionen lebende reale Glaubensgemeinschaft, die sehr authentisch und interessant wiedergegeben ist. Die Darstellung dieser Glaubensollkommen erscheint vorurteilsfrei und mit anschaulichen Beschreibungen ihrer Lebensweise, Ansichten und auch typischen Kleidung. Wie sie wie vor über 100 Jahren ohne Strom, Autos und Landwirtschaftsfuhrpark ihr Leben meistern und tief religiös leben, kann man sich nach dieser Lektüre sehr gut vorstellen. Gerade die eingefügten Dialekte in Pennsylvania-Deutsch haben sehr dazu beigetragen. Man versteht alles wunderbar, denn es wird immer sofort übersetzt.

Die Thrilleratmosphäre hat mich auch wieder sehr gepackt. Die Todesart ist grausam und lässt einen beim Lesen nicht wieder los. Die Polizei- und Ermittlerarbeit wird genau beschrieben, die verschiedenen Zuständigkeitsbereiche machen es nicht immer leicht. Natürlich wird auch Kate dieses Mal wieder verfolgt, angefeindet und verletzt. Bei diesen Gefahren setzt sie ihr Leben aufs Spiel und versucht das von anderen Menschen in Not zu retten. Sie ist einfach eine Figur, die stark und selbstbewusst ist und in ihrer Rolle als Chief aufgeht. Privat dagegen ist sie eher unentschlossen und zögerlich, was aber mit ihrer Vergangenheit zu tun hat.

In "Grausame Nacht" ist auch das Privatleben von Kate und ihrem Freund John Tomasetti einen entscheidenden Schritt weiter gekommen. Nachdem sie im 6. Band bereits zusammen gezogen sind, erleben sie nun gemeinsam eine neue Prüfung ihrer Liebe. Dieser Einblick in das emotionale Gefühlsleben der beiden Protagonisten zeigt all die Facetten ihrer bisherigen Beziehung und bringt es auf den Punkt. Auch wenn für einen Thriller hier sehr viel Persönliches einfließt, gehört es zu dieser Reihe und belebt das Ganze.

Auch der 7. Band enthüllt eine atmosphärisch dicht gewebte Geschichte, deren Hintergründe und Zusammenhänge logisch und packend aufgeklärt werden. Der Blick in das Leben der Amischen hat mich erneut gut unterhalten und ich freue mich schon auf die Fortsetzung dieser Reihe.

Veröffentlicht am 13.02.2018

Dieser vielschichtige und genreübergreifende Roman enthüllt auf spannende Weise ein dunkles Familiengeheimnis!

Berlin – Beirut
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Hier geht es um ein dunkles Familiengeheimnis und ein nahezu unbekanntes Kapitel der deutschen Geschichte: Berlin-Beirut schildert das Leben im West-Berlin der 70er Jahre und zeigt dabei alle Facetten ...

Hier geht es um ein dunkles Familiengeheimnis und ein nahezu unbekanntes Kapitel der deutschen Geschichte: Berlin-Beirut schildert das Leben im West-Berlin der 70er Jahre und zeigt dabei alle Facetten der illegalen Einreise libanesischer Bürgerkriegsflüchtlinge.


Dieser Roman vereint Krimi-Teile, Liebesroman, Szenen von brutaler Gewalt und zeigt ebenfalls den Lebensweg der jungen Deutschen Maria, die den Libanesen Mahmoud heiratet.
Diese Kombination macht das Buch zu einer fesselnden Lektüre, deren Handlung und Schicksalsbeschreibungen den Leser nicht wieder los lassen. Hier werden kriminelle Machenschaften sichtbar gemacht. Ob Berliner Milieustudie oder Schleuser und Autoschieber-Geschäfte in den Nahen Osten, wer hier erst einmal mitmacht, ist in einem kriminellen Teufelskreis gefangen.



Die Autorin hat einen lebendigen Erzählstil und durch einige Perspektivwechsel verdeutlicht sie die familiären Zusammenhänge. Ausgehend von Jasmin im Jahr 2011 zeigen Rückblenden, die bewusst spannend im Präsens gehalten sind, die Vorgeschichte ihrer Eltern und Verwandten.

Maria ist Buchhalterin ihres Onkels Albert, genannt Ali. Dort erledigt sie nicht nur die reguläre Buchführung, sondern auch die kriminelle Geldwäsche aus den illegalen Einnahmen von Alis Bar Big Apple. Ali nimmt junge Libanesen in einem Wohnhaus auf, die Miete müssen sie in seiner Autowerkstatt abarbeiten.
Auf einem dieser Autoschieber-Konvois nach Beirut begleitet Maria Mahmoud, denn er ist Analphabet. Dort lernt sie seine Familie kennen, sein verstorbener Vater hatte zwei Frauen und vier Kinder, nun sorgt Mahmoud als Familienoberhaupt für die Familie. In Beirut herrscht Krieg, also liess sich Mahmoud von der DDR von Ost-Berlin aus in den Westen schleusen.

Die Fakten der Einschleusung habe ich bewusst noch einmal aufgeführt, da man so erst mal die Tragweite dieses Romans erahnen kann. Mich hat es betroffen gemacht, dass DDR-Bürger damals mit dem Einschleusen von Libanesen Geld verdient haben. Sie wollten den Westen schädigen und haben dabei die schwierigen Schicksale der notleidenden, teilweise aber auch schon kriminellen Libanesen ausgenutzt. Aber auch im Westen wurden diese Menschen wiederum in einen Kreislauf krimineller Handlungen eingebaut. Ein Teufelskreis baut sich auf, der Schleuser, Autoschieber und Drogendealer unentrinnbar miteinander verbindet.

Wie Maria in diese Situation gerät und wegen ihres Mannes stets die Rache anderer Krimineller auf sich zieht, ist furchtbar. Dabei träumt sie nur von einem ganz normalen Leben als Familie ohne kriminellen Hintergrund. Doch ihr Mann ist zu sehr verstrickt in Schulden und der Ruf nach Ehre verlangt die Hilfe für die Familien anderer Krimineller, die zu Schaden kommen. Ein Teufelskreis, außerdem sind Waffen in Gebrauch, da lassen sich keine entschuldigenden Worte mehr finden. Auch nicht von Seiten von Maria, die endlich mit Mahmoud und ihrer Tochter ein ganz normales Familienleben führen möchte. Doch wie er wirklich in die Dinge verwickelt ist und was er alles schon so begangen hat, entdeckt sie erst zu spät.


Ein fesselnd geschriebener Roman, der dadurch so interessant ist, weil er ein Familiengeheimnis aufdeckt, dass man so nicht für möglich gehalten hätte.

Veröffentlicht am 13.02.2018

Toller Krimi mit interessanter Zeitreise in die 50er Jahre!

Chrom, Koks und feine Leute
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Dieser Krimi liest sich wie eine Zeitreise, denn man taucht in die Welt der 50er Jahre ein. Wie es damals finanziell eher knapp bei den meisten Menschen aussah, wird im Buch sehr gut deutlich. Nach den ...

Dieser Krimi liest sich wie eine Zeitreise, denn man taucht in die Welt der 50er Jahre ein. Wie es damals finanziell eher knapp bei den meisten Menschen aussah, wird im Buch sehr gut deutlich. Nach den Schrecken des Zweiten Weltkrieges und dem Elend der unmittelbaren Nachkriegsjahre kam das Wirtschaftswunder langsam, aber stetig in Gang und gab den Menschen allmählich neues Selbstbewusstsein.

Wir erleben Kommissar Poggel, der bei seiner Vermieterin Anna Puff lebt. Das deutsche Wirtschaftswunder kommt langsam in Gang, wer jetzt schon finanziell gut darsteht, bewegt sich möglicherweise am Rande der legalen Arbeit vorbei.
Schieberei aller Arten von Waren, Drogenkonsum von Kokain und
Korruption zeigen die kriminellen Energien der Zeit und verstecken sich hinter einer sauberen Fassade.

Chanel Nr. 5 gilt als exclusives Parfum, Luxusautos von Mercedes sind fast unerschwinglich. Der Normalbürger fährt allenfalls den VW-Käfer und gönnt sich mal einen Eierlikör.

Zu dieser Zeit muss Alfred Poggel in Mühlheim den Mord an einem reichen einflussreichen Autohändler aufklären. War er in üble Geschäfte verstrickt? Selbst der Staatsanwalt hält sich sonderbar betroffen zurück. Doch davor schreckt Alfred Poggel nicht zurück. Er geht der Sache mit Elan und uneingeschränktem Obrigkeitsdenken nach.
Nebenbei erfährt man durch die Besuche von Anna Puff in einem Kinderheim, wie dort die Waisenkinder von den strengen Nonnen unter dem Deckmantel der katholischen Religion ihre Zöglinge grob gezüchtigt und unsensibel behandelt werden.

Mir hat dieser Krimi die Augen geöffnet über diese Zeit, die noch gar nicht so lange her ist. Selbst die Emanzipation steckte noch in den Kinderschuhen. Frauen ohne Ausbildung und ohne versorgenden Ehemann standen lediglich Verdienstmöglichkeiten Putztätigkeiten, als Vermieterin mit Essens- und Wäschedienst oder aber der soziale Abstieg in Form von Prostitution in Aussicht.

Die Aufklärung ist spannend und durch die zeitlichen Besonderheiten und persönlichen Verknüpfungen der Figuren auf eine unterhaltsame Weise beschrieben.
Die Personen zeigen vielschichtige Wesenszüge, die man interessant verfolgen kann und bei Alfred und Anna wird sehr viel Mitgefühl gezeigt und das macht sie sehr sympathisch.

Ein Krimi, der den Leser auch ohne großes Blutvergiessen eine spannende Zeitreise antreten lässt und ausgesprochen gut unterhält.