Ein guter, atmosphärischer, spannender Krimi aus Rottal. Nette Unterhaltung.
Klappentext: „Das Rottal steht kopf: Eine im Wald vergrabene Leiche wirbelt fünfzig Jahre alten Staub auf. Dann wird ein weiterer Toter gefunden; der Mann wurde erstochen. Was haben die beiden Todesfälle miteinander zu tun? Schräge Vögel und dubiose Verdächtige: Karin Schneider stößt auf eine heiße Spur, und ihr wird klar, dass sie diesen Fall nur auf keltische Art lösen kann . . . Sympathisch-urige Figuren, unorthodoxe Ermittlungen und keltische Göttinnen – ein herrlicher Krimispaß!“
Der Krimi besticht vom Anfang an durch sein niederbayrisches Flair. Es geht einem so, als ob man im Rottal Urlaub gemacht und dieser skurrilen Geschichte beigewohnt hat. Nur eine Woche, vom Sonntag, 08 Mai bis Sonntag 15 Mai ist man dabei. Die Kapitel, ein Kapitel pro Tag, beschreiben Tage voller spannenden Ereignisse, unerwarteten Wendungen und unorthodoxen Ermittlungsschritte, in denen nicht nur zwei Morde aufgeklärt werden, sondern einige Beziehungen auf den Prüfstand gestellt oder auch angefangen werden. Die leicht humorig-ironische Erzählweise trägt zum Unterhaltungsfaktor bei.
Themen wie Familie und Familienzusammenhalt, Freundschaft, Liebe, ethisches oder auch weniger ethisches Verhalten bei Geschäfteabschlüssen sind gekonnt in den Erzählteppich eingewoben worden.
Erzählt wird in Präsens, prima passend zu dieser Geschichte, hpts. aus der Sicht der Protagonistin Karin Schneider. Sie ist alleinerziehende Mutter und Heilpraktikerin, eine sympathische und hilfsbereite Person, in sicherer Entfernung von Perfektion in vielerlei Hinsicht: Manchmal verrennt sie sich in etwas, was gar nicht da ist, stellt unmögliche Sachen an, was sie aber noch menschlicher erscheinen lässt und die Ermittlungen ganz nebenbei weiterbringt. Im Hotel gibt sie Entspannungskurse und so kommt sie auch von Berufswegen mit dem Geschehen und den Menschen, die im Hotel arbeiten und wohnen, in Kontakt. Karin ermittelt nicht allein, sie hat ihr Team auf ihrer Seite. Der Max, ein Mann Mitte dreißig, im Rollstuhl, da ein amputiertes Bein, steht ihr mit Rat und Tat zur Seite. Auch ihre Tochter Susa und ihr neuer Freund Finn spielen mit, auch weil sie selbst in die Verwicklungen voll involviert sind.
Zu den niederbayerischen Göttinnen führt Karin entweder ihre Tochter Susa, die sich neuerdings für Kelten und ihre Bräuche brennend interessiert oder auch ihre Hündin Runa, die an der älteren Apollonia einen Narren gefressen zu haben scheint, so gut gefällt ihr auf ihrem Hof. Sehr schön übrigens, dass auch ein Hündin eine Rolle im Geschehen spielt.
Die drei Göttinnen sind schon sehr gut gelungen. Spannende Persönlichkeiten, jede auf ihre Art. Ich habe sie gerne kennengelernt. Apollonia ist eine charismatische Person, die auch größeres Publikum mit Leichtigkeit zu beherrschen weiß. Sie hat ein keltisches Museum auf ihrem Hof und pflegt die keltischen Bräuche wie keine andere. Ihre Tochter und Enkelin helfen ihr nach Kräften aus. Hier erfährt man einiges zu Kelten in Niederbayern. Und alle drei sind der Meinung: „Göttinnen haben keine Väter.“
Auch andere Figuren sind urig und kommen sehr lebendig daher. Man hat den Eindruck, man war zwischendrin und hat all die Abenteuer zusammen mit Karin & Co. erlebt, all die Leute getroffen und ihre Lebensgeschichten erfahren.
Der Krimi hinterlässt durchwegs einen positiven Eindruck. Eine Art Sog übt die Geschichte aus, das Buch will nicht aus der Hand gelegt werden.
Einiges konnte ich trotzdem nicht auf Anhieb abnehmen. Manche Wendung, Gegebenheit wirkte konstruiert wie weltfremd, manche Glaubwürdigkeitsfragen blieben hängen. Aber so muss es nicht jedem ergehen.
Fazit: Ein atmosphärischer, leicht humoriger, spannender Regio-Krimi und nette Unterhaltung sind die „Niederbayerischen Göttinnen“ auf jeden Fall. Ich vergebe gerne vier Sterne und eine Empfehlung für Regio-Krimi LeserInnen.