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Veröffentlicht am 21.02.2018

Max legt zu

Die Schwangerschaft des Max Leif
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Und zwar vor allem an Verantwortung - seine Maja ist nämlich schwanger und das muss gecoacht werden. Zudem hat er gut zu tun - nicht nur als Musiklehrer in Majas neuer Kita "Kling Klang".

Als Hypochonder ...

Und zwar vor allem an Verantwortung - seine Maja ist nämlich schwanger und das muss gecoacht werden. Zudem hat er gut zu tun - nicht nur als Musiklehrer in Majas neuer Kita "Kling Klang".

Als Hypochonder ist Max nicht mehr unterwegs, denn mit seiner Einsamkeit ist es vorbei - ihm fehlt es an Zeit, sich neue Krankheiten auszudenken. Auch wenn er immer noch seine russische Putzfrau Jekaterina Poljakow hat, die über Haus und Seele - und inzwischen auch über Maja - wacht, hat sich doch vieles geändert: Max ist nun Teil eines Paares und ebenso Teil eines Kita-Teams. Und wichtiger, als auf sich selbst zu achten, ist es zu schauen, dass es den anderen gut geht - Maja vor allem, aber auch den Kids. Und Big Mama, der kreolischen Kita-Köchin, dem Herzstück des Teams sozusagen. Zumal sie mit Frau Poljakow, die natürlich auch im "Kling Klang" putzt, so gar nicht kann.

Wie man sieht: es gibt einiges zu tun. Dazu gehört auch, Maja jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Und Musik spielt bei Max, auch wenn er kein Produzent mehr ist, immer noch eine große Rolle - die Playlist des Lebens nimmt eben nie ein Ende! Leif is Leif!

Wie im Vorgängerband "Die sieben Tode des Max Leif" ist der Protagonist nicht nur für eine Überraschung gut. Und weil jeder das bekommt, was er verdient, kann nicht nur Max, sondern auch seine Maja, aber auch andere Figuren mit dem ein oder anderen Bubenstück überraschen.

Max' Geschichte, die ich im Vorgängerband noch als eine Art modernes Märchen bezeichnen habe, entwickelt sich zum Alltagsmovie der ganz besonderen Art. Auch diesmal fungiert er wieder als eine Art moderner Prinz oder Glücksritter, aber einer der ganz besonderen Art und um ihn herum springen jede Menge Prinzessinnen, Froschköniginnen, gute Feen, aber auch böse Schwiegermütter. Nur, wer wen verkörpert, das wird oft erst nach einer ganzen Weile klar.

Genau das Richtige für die Ferien oder für ein entspannendes Wochenende: Eine leichte Lektüre mit vielen Überraschungen und nicht ohne Anspruch, gerade auch, was Wertvorstellungen angeht! Wer seine Freizeit zur Freu-Zeit machen, also genießen und nicht vergeuden will, sollte nicht lange fackeln und zu diesem Buch greifen. Nicht zuletzt deswegen, weil der Stil der Autorin Juliane Käppler einfach wundervoll ist.

Und am Ende wird klar - aus dem "Staying alive" der Bee Gees wird hier Staying a Leif, um mit den Lyrics der drei kalifornischen Herren zu singen: "Well, you can tell by the way I use my walk,
I'm a woman's man... no time to talk." Warum diese Zeilen mehr denn je auf Max Leif zutreffen - man darf gespannt sein!

Veröffentlicht am 21.02.2018

Ein Mann gibt sich preis

In jedem Augenblick unseres Lebens
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Tom verliert seine Frau, kurz bevor es zum schönsten Moment ihres gemeinsamen Lebens kommen kann:nämlich dem, in dem sie zusammenEltern werden. Und das Unfassbare passiert: das kleine Mädchen Livia - die ...

Tom verliert seine Frau, kurz bevor es zum schönsten Moment ihres gemeinsamen Lebens kommen kann:nämlich dem, in dem sie zusammenEltern werden. Und das Unfassbare passiert: das kleine Mädchen Livia - die Mutter, die noch eine Weile um ihr Leben kämpft, kann ihr noch diesen Namen geben - überlebt, die Mutter muss ihre Familie verlassen, noch bevor diese zu einer geworden ist: Karin hat eine schreckliche Krankheit, eine seltene, die spät entdeckt wird und unheilbar ist, sie erlebt ihre Mutterschaft nur noch kurz und quasi in einer Zwischenwelt - zwischen Leben und Tod.

Tom erlebt diese unfassbare Zeit, in der er - quasi automatisch - zum alleinerziehenden Vater wird - wie durch einen Film, durch den falschen Film, in den er geraten ist. Und das Schlimme - der Tod ist weiterhin um ihn herum, sein Vater und Schwiegervater ringen damit.

Und das Unfassbarste an allem - Tom Malmquist, der Autor, IST Tom, er hat diese erschreckenden Erfahrungen hinter sich, hat seine Geschichte aufgeschrieben - als Roman.

Tom ist ein Dichter, ein junger Mann, der der Poesie verpflichtet und nicht so recht von dieser Welt ist. Sprache benutzt er als Waffe, so scheint es, als eine Art Abwehrmittel gegen die Welt um sich. Und daher wirkt seine Geschichte oft sehr befremdend, sehr distanziert.

Ich kann mir vorstellen, dass das die einzige Art ist, mit diesen Schicksalsschlägen klarzukommen, sie in irgendeiner Form aushalten, ja: parieren zu können. Und deswegen hat er, der Mann des Wortes seine Geschichte in einen Roman gepackt, in dem er sie aus der Ferne erlebt: seinen Lesern gibt er sich und sein trauriges Schicksal dadurch preis. Eine sehr mutige Art, mit seinem Schicksal umzugehen, finde ich.

Ob ich das Buch empfehle? Ja, natürlich, aber die Lektüre kostet viel Kraft, man sollte es also nicht in jeder Lebenslage lesen - sondern eine wählen, in der man eine gewisse Stabilität an sich feststellt, in der man sich ein wenig auf sich selber verlassen kann. Sonst kann ich - und Tom sicher auch nicht - für nichts garantieren.

Veröffentlicht am 21.02.2018

Budenzauber der unschönen Art

Voll von der Rolle
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erwartet uns diesmal bei Loretta und ihren Freunden im schönen Ruhrgebiet und eigentlich ist der Grund ein überaus erfreulicher. Frank hat sich einen Kindheitstraum erfüllt und eine Bude namens "Kropkas ...

erwartet uns diesmal bei Loretta und ihren Freunden im schönen Ruhrgebiet und eigentlich ist der Grund ein überaus erfreulicher. Frank hat sich einen Kindheitstraum erfüllt und eine Bude namens "Kropkas Klümpchenbude" eröffnet, doch wird diese leider nicht nur nur von zahlungswilligen Kunden frequentiert.

Und dann liegt einer dieser ungebetenen Gäste auf einmal auch noch tot vor Franks Konsumtempel - wie könnte es anders sein, ist es Loretta, die ihn findet.

Und so kommen Minipli-Mann und Hornbrillengirl (aka Erwin und Loretta) quasi wie von selbst an einen neuen Auftrag, sehr zum Mißfallen von Lorettas Freund Pascal, aus dessen Sicht seine "Perle" ein viel zu gefährliches Leben führt. Doch Frank darf nicht in Stich gelassen werden und - um ganz ehrlich zu sein - ist auch Lorettas Spürsinn wieder erwacht und lässt sich einfach nicht unterdrücken

Ganz schön gewalttätig geht es rund um das Büdchen zu und Loretta muss sich mal wieder durchschlagen. Doch nicht ohne "a little help from my bzw. Lorettas friends", die Fans dieser Serie bereits kennen und lieben. Wobei sie diesmal eher in kleiner Schar auftreten, aber dennoch für Furore sorgen - insbesondere Erwin natürlich, aber auch Frank, der sein neu gewonnenes Revier selbstverständlich verteidigen will.

Dass die anderen Mitglieder des Freundeskreises sich bedeckt halten - von Doris bspw. sieht man diesmal hauptsächlich Buletten und andere Leckereien - ist für mich zwar ein Schlag, aber ich blicke voller Zuversicht auf den nächsten Band, zumal sich mit Senzo und Uschi zwei neue Akteure - diesmal aus der Nachrichtenbranche - anschicken, den Freundeskreis zu Entern.

Mal wieder läuft ohne Freundschaft läuft nix - dies das Credo des Buches. Ein anderes könnte "witzig geht die Welt zugrunde" sein. Nur schade, dass es schon wieder vorbei ist, denn auch dieser, bereits achte Band der Reihe, war allererste Sahne. Wer Spaß kombiniert mit ein wenig Spannung mag, der kommt an dieser Reihe mit Loretta Luchs nicht vorbei!

Veröffentlicht am 21.02.2018

Pieter Posthumus in seinem dritten Fall!

Der Tote im fremden Mantel
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Ein unkonventioneller Typ mit klaren Wertvorstellungen: das ist Pieter Posthumus, der Protagonist dieses ausgesprochen ungewöhnlichen Krimis aus den Niederlanden, der bereits in seinem dritten Fall ermittelt. ...

Ein unkonventioneller Typ mit klaren Wertvorstellungen: das ist Pieter Posthumus, der Protagonist dieses ausgesprochen ungewöhnlichen Krimis aus den Niederlanden, der bereits in seinem dritten Fall ermittelt. Auch diesmal steht die Atmosphäre an erster Stelle, danach kommt erst die Spannung - wobei diese auf ganz eigene Art übermittelt wird. Brutalität hingegen kommt in diesem Buch eher wenig vor, auch wenn es diesmal ein bisschen härter zugeht - aber nur im Vergleich zu den vorherigen Fällen. Vergleichen mit anderen Krimis und Serien geht es immer noch recht sanft zu, auch wenn dieser Krimi wie so viele nicht ohne Tote auskommt.

Das Setting ist ein ungewöhnliches: Posthumus arbeitet in einem Büro der Stadt Amsterdam, das sich um "einsame" Tote, um Leichen ohne Angehörige, kümmert. Dabei ist des Öfteren Ermittlungsarbeit vonnöten, denn es geht darum, möglichst viel über ihr Leben, ihr Umfeld, ihre Hinterlassenschaften in Erfahrung zu bringen - und dabei geraten Pieter und seine Kollegen immer mal wieder in die ein oder andere ungewöhnliche, prekäre oder gar gefährliche Situation. Diesmal hat er einen Obdachlosen in einem schicken Mantel "vorliegen" und es stellt sich heraus, dass das edle Teil einem Bekannten um mehrere Ecken gehörte - dieser wurde in der vorherigen Nacht schwer verletzt und liegt nun im Krankenhaus im Koma.

Überhaupt spielt Pieters Bekanntenkreis eine nicht geringe Rolle in diesem wie auch in den vorherigen Krimis - und genau das macht eine Menge vom Charme der Reihe aus, denn die Figuren sind nicht minder originell und liebevoll gestaltet als Pieter selbst - jede auf eine ganz eigene Art!


Genauso liebevoll wird auch die Stadt Amsterdam, in diesem Falle: Pieters Amsterdam geschildert. Ich habe mich gleich wieder gefragt, wie ich einer so faszinierenden Stadt so lange Jahre fernbleiben konnte, jetzt muss ich unbedingt wieder da hin.

Allerdings hoffe ich, dass ich nicht in einen Kriminalfall wie den hier geschilderten gerate, denn da geht es um Mord und Totschlag in spannenden Milieus - sowohl im Rahmen einer Umweltkonferenz als auch unter den Kleinkriminellen der Umgebung tauchen mögliche Verdächtige auf.

Wen ich aber sehr gern treffen würde, ist Pieter Posthumus selbst, gerade weil er so ist, wie er eben ist: eine Art linker Intellektueller, jedoch kein Althippie, sondern ein Mann mit einer Vorliebe für edle, hochwertige Kleidung und ebensolches Essen, auf seine Art jedoch ein durchaus unkonventioneller Typ, wenn auch mit vielen Wertvorstellungen, darunter auch althergebrachten sowie einigen sehr persönlichen Zwängen behaftet. Und er hängt an seinem Umfeld, vor allem an der Kneipenbesitzerin Anna und der jungen Tina. Wenn Sie wissen wollen, wie genau das alles zusammenhängt, müssten Sie sich die Geschichte aneignen, ja gönnen, denn es ist ein wahrer Lesegenuss, der hier auf sie wartet: Pieter Posthumus, der jüngere Bruder von Miss Marple, Dr. Siri und der große Bruder bzw. Onkel von Flavia de Luce gibt sich in seinem dritten Fall die Ehre!

Veröffentlicht am 21.02.2018

Prost(ata) die Zweite

Tanztee
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Tanztee statt Eierlikör steht nun auf dem Terminplan von Hendrik Groen. Aber auch diesmal passt der Titel nicht so recht, denn Hendrik entflieht eher dem Tanztee als sich ihm zu stellen. Aber das ist auch ...

Tanztee statt Eierlikör steht nun auf dem Terminplan von Hendrik Groen. Aber auch diesmal passt der Titel nicht so recht, denn Hendrik entflieht eher dem Tanztee als sich ihm zu stellen. Aber das ist auch schon das Einzige, das aus meiner Sicht an diesem Buch nicht passt, der Rest tut es um so mehr. Denn Hendrik ist ein Junge bzw. - um die Dinge klarzurücken - ein Greis aus dem Leben und zwar einer, der inzwischen schon 85 Jahre auf dem Buckel hat und seine noch überschaubare Zukunft wohl in dem Amsterdamer Seniorenheim verbringen wird, das den maßgeblichen Schauplatz des Geschehens bildet. Wo nicht (nur) der Alkoholgenuss, sondern auch die verschiedenen kleinen und vor allem größeren Zipperlein, die man eben so hat, eine ungewollt große Rolle spielen. Hendrik hat ein Buch geschrieben und zwar ist es kein Roman, sondern ein Tagebuch, das jeden Tag des Jahres 2015 dokumentiert, wie er das auch schon 2013 tat.

Hendrik ist ein Typ, der zwar nicht überschäumend frohgemut ist, dennoch ist er bereit, jeden Tag seines restlichen Lebens zu genießen, aber so, wie er es will! Und mit wem er es will! Damit ist dieses Buch quasi eine Hymne auf die Indiviualität, auf den eigenen Weg, den man in jeder Situation gehen kann, selbst wenn einem die Freunde nach und nach wegsterben. In diesem Band geht es emotional ganz schön zur Sache, denn die Tage von Hendriks bestem Freund sind nun gezählt. Und Hendrik wäre nicht er selbst, wenn er sich dem nicht so stellen würde, wie es am besten zu ihm passt - mit Trauer, aber auch mit einer gehörigen Portion Schalk im Nacken!

Wir wissen ja schon vom ersten Band, dass auch Hendriks eigenes Leben nicht gerade ein Rosengarten war - dennoch scheint gerade dies ihm deutlich zu machen, welche Prioritäten er noch setzen will und wann Schluss sein sollte. Auch das gehört nämlich zu einem selbstbestimmten Leben. Dieses Buch ist nicht niedlich, es ist nicht anrührend, auch wenn es bestimmte Dinge tief in mir drin sehr berührt hat (ja, das ist ein Unterschied). Ich bewundere Hendrik nicht, ich will ihn auch nicht kennen lernen - aber ich hoffe sehr, dass ich selbst und die Menschen die mir wichtig sind, im hohen Alter ebenso in der Lage sein werden, ihre Prioritäten zu setzen wie Hendrik es tut. Auf jeden Fall habe ich tiefen Respekt vor ihm und vor seiner Art, die Dinge anzupacken. Sein Seniorenclub Alanito (Alt, aber nicht tot) trotzt wie schon in den Eierllikörtagen den Widrigkeiten des Lebens, von denen es im Alter leider mehr und mehr gibt. Dass man dennoch viel Spaß haben und offen in die Welt blicken kann, das zeigt uns Hendrik hier einmal mehr!

Ich liebe diesen Kerl und seine Kumpels von Alanito! Keine Ahnung, ob es diesen Hendrik wirklich gibt, aber wer auch immer dieses Buch geschrieben hat, der hat etwas geschaffen, das mich beeindrucken konnte, das ich nicht so schnell vergessen und unbedingt weiterempfehlen werde! Wer so altert, der hat es wirklich drauf!