Wie alles anfing
Blasse Heldennach dem Ende nämlich. Was war so los nach dem Ende der Sowjetunion? Anton aus Deutschland hat schon immer gern in Extremen gelebt und so geht er kurz nach der Auflösung dieser riesigen Staatengemeinschaft ...
nach dem Ende nämlich. Was war so los nach dem Ende der Sowjetunion? Anton aus Deutschland hat schon immer gern in Extremen gelebt und so geht er kurz nach der Auflösung dieser riesigen Staatengemeinschaft nach Moskau, um Business zu machen.
Und er stösst auf eine andere Welt: eine, in der sozusagen alles möglich ist - naja, vieles zumindest. Die Menschen gehen an ihre Grenzen, probieren aus, was alles so möglich ist. Das Russland Jelzins strotzt nur so vor Dollars, schillernden Gestalten - und vor Korruption. So besucht er zum Beispiel eine Feier in der Wohnung eines russischen Intellektuellen, einem heruntergekommenen Loch, das jedoch prall gefüllt ist mit den wunderbarsten und seltensten Büchern. Und ihm wird ein - Business ist Business - ein tiefgefrorener Mammut angeboten, dessen Artgenosse leider schon verspeist wurde.
Ja, es geht rund in Russland und in der Ukraine, in die sich Anton auch begibt. Ganz klar kann man hier die Anfänge des Oligarchentums, von dem heutzutage wieder und wieder die Rede ist, ausmachen. Andererseits muss der Leser sich klarmachen, dass er hier auf einen kleinen und engen Mikrokosmos trifft, auf einen kleinen Teil dessen, was es gab. Das Leben auf dem Lande war sicher ganz anders.
Atmosphärisch ist stets die Schilderung der Umgebung, eher gesichtslos die Figuren: also blasse Helden im wahrsten Sinne des Wortes. In diesem Roman wird viel gezeigt, vieles bleibt aber auch ungeschrieben. Eine interessante Geschichte, die leider - wie die Menschen der damaligen Zeit - auch wieder und wieder an ihre Grenzen stößt. Dennoch ist dies ein Einblick, der sich lohnt - ein Blick auf eine teilweise vergangene Welt, die uns jedoch vieles verstehen lässt. Wohlgemerkt: verstehen, aber nicht gutheißen.
Ein Roman, den ich Lesern empfehle, die sich gerne zurückversetzen lassen in die 1990er - und mal schauen, was damals so los war hinter dem Eisernen Vorhang, der keiner mehr war.