Ein Mann gibt sich preis
Tom verliert seine Frau, kurz bevor es zum schönsten Moment ihres gemeinsamen Lebens kommen kann:nämlich dem, in dem sie zusammenEltern werden. Und das Unfassbare passiert: das kleine Mädchen Livia - die ...
Tom verliert seine Frau, kurz bevor es zum schönsten Moment ihres gemeinsamen Lebens kommen kann:nämlich dem, in dem sie zusammenEltern werden. Und das Unfassbare passiert: das kleine Mädchen Livia - die Mutter, die noch eine Weile um ihr Leben kämpft, kann ihr noch diesen Namen geben - überlebt, die Mutter muss ihre Familie verlassen, noch bevor diese zu einer geworden ist: Karin hat eine schreckliche Krankheit, eine seltene, die spät entdeckt wird und unheilbar ist, sie erlebt ihre Mutterschaft nur noch kurz und quasi in einer Zwischenwelt - zwischen Leben und Tod.
Tom erlebt diese unfassbare Zeit, in der er - quasi automatisch - zum alleinerziehenden Vater wird - wie durch einen Film, durch den falschen Film, in den er geraten ist. Und das Schlimme - der Tod ist weiterhin um ihn herum, sein Vater und Schwiegervater ringen damit.
Und das Unfassbarste an allem - Tom Malmquist, der Autor, IST Tom, er hat diese erschreckenden Erfahrungen hinter sich, hat seine Geschichte aufgeschrieben - als Roman.
Tom ist ein Dichter, ein junger Mann, der der Poesie verpflichtet und nicht so recht von dieser Welt ist. Sprache benutzt er als Waffe, so scheint es, als eine Art Abwehrmittel gegen die Welt um sich. Und daher wirkt seine Geschichte oft sehr befremdend, sehr distanziert.
Ich kann mir vorstellen, dass das die einzige Art ist, mit diesen Schicksalsschlägen klarzukommen, sie in irgendeiner Form aushalten, ja: parieren zu können. Und deswegen hat er, der Mann des Wortes seine Geschichte in einen Roman gepackt, in dem er sie aus der Ferne erlebt: seinen Lesern gibt er sich und sein trauriges Schicksal dadurch preis. Eine sehr mutige Art, mit seinem Schicksal umzugehen, finde ich.
Ob ich das Buch empfehle? Ja, natürlich, aber die Lektüre kostet viel Kraft, man sollte es also nicht in jeder Lebenslage lesen - sondern eine wählen, in der man eine gewisse Stabilität an sich feststellt, in der man sich ein wenig auf sich selber verlassen kann. Sonst kann ich - und Tom sicher auch nicht - für nichts garantieren.