Spannender Thriller mit übersteigertem Ende
Nach einigen Jugendromanen und viel Fantasy hatte ich mal wieder Lust auf einen richtigen Thriller. Der Klappentext zu diesem Buch hat mich sofort angesprochen und meine Erwartungen wurden beinahe auch ...
Nach einigen Jugendromanen und viel Fantasy hatte ich mal wieder Lust auf einen richtigen Thriller. Der Klappentext zu diesem Buch hat mich sofort angesprochen und meine Erwartungen wurden beinahe auch alle erfüllt.
Die Figuren konnten mich zum größten Teil überzeugen. Gerade die Hauptpersonen rund um Helena Faber, wie ihre Kinder und ihr Ex-Mann sowie Faber selbst, sind wirklich gut in den vielen kleinen Zwischenszenen ausgearbeitet. Man kann sich wunderbar in die Charaktere hineinversetzen, gerade wenn es um familiäre Belange geht. Ganz besonders hat mir da der psychologische Kniff rund um Helena Faber gefallen, wie sie langsam an der Jagd nach dem Mörder zu verzweifeln droht. Mehr will ich an der Stelle nicht verraten, aber bis zu einem gewissen Punkt wird dies super und nachvollziehbar gezeigt.
Das übrige Personal wirkt dagegen etwas blass, was mich allerdings nicht so sonderlich gestört hat, da das vermutlich komplett den Rahmen gesprengt hätte. Nur bei Dionysos hätte ich mir etwas mehr Profil gewünscht.
Der Schreibstil hat etwas Distanziertes, Kühles an sich, was jedoch toll zu der Geschichte passt. Denn dadurch wird eine ganz eigene Art von Spannung und Atmosphäre erzeugt, die die dargestellte Brutalität erträglich macht und einem die Morde sehr nahe bringt. Man kann sich alles sehr bildlich vorstellen, ohne emotional so sehr mitgenommen zu werden, dass man nicht weiterlesen würde.
Zusätzlich nutzt der Autor die Story, um das Problemthema Emanzipation auf seine Weise näher zu beleuchten und Fragen aufzuwerfen, über die man(n) und frau vielleicht einmal nachdenken sollten.
Leider haben mir die letzten ungefähr hundert Seiten gar nicht gefallen. Ich will hier nicht spoilern, aber Uwe Wilhelm verliert sich hier in einer Wendung, die dem Ganzen komplett die Spannung und den Thrill nimmt. Es passt einfach nicht recht zum Rest des Buches, gerade weil die Heldin nicht mehr so souverän agiert wie vorher. Mehr will ich dazu nicht verraten, aber wenn ihr es lest, werdet ihr wissen, was ich meine.
Fazit
Die sieben Farben des Blutes von Uwe Wilhelm ist alles in allem ein in weitesten Teilen sehr spannender Thriller. Mit zum größten Teil glaubhaften und sehr gut ausgearbeiteten Figuren, einem schonungslosen, aber distanzierten Schreibstil und interessanten Aspekten zum Thema Emanzipation konnte der Roman bei mir punkten.
Allerdings wurden nicht alle Fragen geklärt und besonders der unnötig ausgeweitete Schluss hat mich ziemlich gestört, da er massiv die Spannung aus der Geschichte herausnimmt.
Wer plausible Charaktere zu schätzen weiß, deren psychologischer Werdegang dem Leser wichtiger ist als die Jagd nach dem Mörder, und wer sich von blutigen Geschichten nicht abschrecken lässt, für den ist dieses Buch bestens geeignet.