Einsam
Sweetgirlist die junge Percy und das längst nicht zum ersten Mal, denn ihre drogensüchtige Mutter hat sich mal wieder auf einen Trip begeben und zwar sowohl, was den Drogenkonsum anbelangt, als auch psychisch. ...
ist die junge Percy und das längst nicht zum ersten Mal, denn ihre drogensüchtige Mutter hat sich mal wieder auf einen Trip begeben und zwar sowohl, was den Drogenkonsum anbelangt, als auch psychisch. Wie so oft ist sie einfach nicht auffindbar und Percy macht sich mal wieder auf die Suche. Und sie weiß, wo sie schauen muss, nämlich bei Shelton, DEM Drogenhändler im Ort (und es gibt tatsächlich nicht nur einen, obwohl es ein winzigkleines Kaff ist, in dem die Sucht jedoch eine große Rolle spielt).
Nur findet Percy bei Shelton nicht ihre Mutter, sondern ein Baby, das bereits ziemlich verwahrlost ist und sucht Hilfe bei Portis, der - obwohl ebenfalls süchtig - ihr seit Jahren eine Stütze und so etwas wie ein väterlicher Freund ist. Und sich bald mit ihr und Jenna - so heißt das Baby - auf der Flucht vor Sheltonn befindet, der wie ein Wahnsinniger hinter ihnen her ist. Und nicht nur er, er hat eine ganze Menge seiner Leute - und das sind wahrhaft keine Kuschelbären - auf sie angesetzt. Und bald schon wird die Sache ziemlich blutig.
Kraftvoll und wortgewaltig geht es zu in diesem Roman, der durchaus auch Spannung beinhaltet, sich aber in keine Kategorie drängen lässt. Krimi- und Thrillerfreunde werden hier ebenso auf ihre Kosten kommen wie Liebhaber gefühlvoller Familienromane und anspruchsvoller Gegenwartsliteratur und das auf höchstem Niveau.Travis Mulhauser reiht wunderschöne Sätze wie Perlen aneinander. Entfernt hat mich das Buch an "Winters Knochen" von Daniel Woodrell erinnert, das mich ebenfalls sehr beeindruckt hat, auch eine gewisse Nähe zu Stewart O'Nan habe ich gespürt. Doch Mulhauser ahmt in keinster Weise nach, dazu beinhaltet das Buch zu viel Eigenes. Ein ganz besonderer Roman, den ich sehr genossen habe und jedem Freund guter Literatur empfehle. Sie werden ihn nach der Lektüre - viel zu früh, so habe zumindest ich es empfunden - ganz erfüllt aus der Hand legen, mit dem Gefühl, etwas ganz besonderes, Unvergessliches genossen zu haben.
Mein Fazit also: eine wunderschöne Geschichte mit einer ganz besonderen Heldin, Beim Lesen zerriß es mir wieder und wieder das Herz, doch ich stand (bzw. saß) auch staunend, ehrfürchtig und voller Achtung da vor dem Autor Travis Mulhauser, der ein eigentlich kleines Buch geschrieben hat, das aber wahre menschliche Größe in sich trägt ebenso wie faszinierende Charaktere und einen Stil, der süchtig macht. An Travis Mulhauser sollte man also dran bleiben - ich wünsche ihm (und der Leserschaft) noch viel, viel Fantasie und Erzählkraft, damit er uns noch mit zahlreichen Romanen beglücken kann.