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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.04.2018

Laufen?

Marathonduell
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Laufen??? Richtig, ein Krimi, der sich um einen Marathon rankt - ein raffiniertes Duell zwischen Täter und Ermittler, ein Marathonduell eben - so werden immer wieder Episoden aus dem Wien-Marathon, der ...

Laufen??? Richtig, ein Krimi, der sich um einen Marathon rankt - ein raffiniertes Duell zwischen Täter und Ermittler, ein Marathonduell eben - so werden immer wieder Episoden aus dem Wien-Marathon, der zur Tatzeit stattfand, quasi als Rückblenden eingeschoben.

Doch was genau ist passiert? Nun, eine Frau in bestem Alter, nicht gerade arm, wurde ermordet. Unter Verdacht steht ihr Verlobter, dem sie kürzlich eine veritable Summe überschrieben hat. Zudem gibt es einen nicht gerade sympatischen, durchaus am Besitz der Verstorbenen interessierten Bruder, eine Nachbarin, die sowohl auf Männer als auch auf Frauen anziehend wirkt - ja, und das unkonventionelle Ermittlergespann Mayer & Katz - Mayer, das sich erstmal zusammenraufen muss.

Klingt gut? Nun, zumindest überaus ungewöhnlich! Für mich war zu viel sexuelle Spannung im Spiel, der ganze Krimi ist quasi davon durchzogen. Wiener Lokalkolorit? Nun, auf äußerst ungewöhnliche Art - den ein oder anderen mag es ansprechen, mir war es zu speziell. Zudem stehen die persönlichen Affinitäten der Ermittler im Vordergrund - auf eine Art, die ich während der Lektüre als eher störend empfand. Und nicht zuletzt war aus meiner Sicht relativ schnell klar, wer der Täter ist - es ging eher darum, ihn einzukreisen...

Wer das mag, dem ist dieser Krimi durchaus zu empfehlen, denn Sabina Naber schreibt anspruchsvoll und ungewöhnlich. Ich selbst werde wohl andere (kriminelle) Wege einschlagen und Mayer und Katz bei ihrem nächsten Fall ohne mich ermitteln lassen!

Veröffentlicht am 18.04.2018

Beatas Geschichte

Wachkoma
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Eine Art Gleichnis zu einem ernsten und sehr, sehr brennenden Thema - nämlich Burnout bzw. Work-Life-Balance - das ist das schmale Bändchen "Wachkoma" von Jasmin P. Meranius. Das Büchlein wirkt in seiner ...

Eine Art Gleichnis zu einem ernsten und sehr, sehr brennenden Thema - nämlich Burnout bzw. Work-Life-Balance - das ist das schmale Bändchen "Wachkoma" von Jasmin P. Meranius. Das Büchlein wirkt in seiner gefälligen Gestaltung zunächst eher wie eines dieser Geschenkbüchlein mit weisen Sprüchen, doch ist der Inhalt ein anderer, obwohl weise Sprüche durchaus einen Platz darin haben.

Die Geschichte von Beata und ihren Erlebnissen nach einem schweren - ja, was? Sturz, Unfall, Schock? - kommt fast im Gewande eines Märchens daher. Die Idee ist eine gute, doch beinhaltet die Umsetzung aus meiner Sicht zu viel Allgemeinplätze, zu viel bereits dagewesenes und zu wenig Kraft, um mich wachzurütteln - und dies ist, wenn ich es recht verstanden habe, durchaus ein Anspruch, den die Autorin an ihr Werk stellt. Dies mag bei anderen Lesern, die sich noch nicht ausführlich mit diesem Thema beschäftigt und zudem einen Sinn für Plakatives haben, anders ankommen - für mich war dies eher eine Enttäuschung, zumal der Erzählstil ein belehrender ist, mit dem ich mich nicht so recht anfreunden kann. In einer Situation, in der ich mich mit solchen Themen beschäftigen will bzw. muss, möchte ich sanft und verständnisvoll aufgefangen und klug begleitet werden, ob durch Fiktives oder Beratendes. Auch der Schreibstil sagt mir nicht allzusehr zu, er ist mir nicht flüssig und gekonnt genug. Gleichwohl sehe ich die Lektüre von Beatas Geschichte nicht als verlorene Zeit, sie hat mich auf jeden Fall zur weiteren bzw. anderweitigen Beschäftigung mit diesem Thema angeregt.

Veröffentlicht am 18.04.2018

Marian Sutro ist die Frau, die vom Himmel fiel

Die Frau, die vom Himmel fiel
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Marian Sutro ist die Frau, die vom Himmel fiel - und zwar während des 2. Weltkriegs über dem von Nazideutschland besetzten Frankreich. Dies geschieht während eines Einsatzes im Rahmen ihrer Geheimdiensttätigkeit ...

Marian Sutro ist die Frau, die vom Himmel fiel - und zwar während des 2. Weltkriegs über dem von Nazideutschland besetzten Frankreich. Dies geschieht während eines Einsatzes im Rahmen ihrer Geheimdiensttätigkeit für die Alliierten... der geneigte Leser kann sich also schon vorstellen, dass es sich hier um einen spannungsreichen Spionageroman eingebettet in einen dramatischen historischen Kontext handelt.

Die Protagonistin Marian ist eine fesselnde, vielschichtige Persönlichkeit, die im Krieg auf unterschiedlichste Weise zwischen die Fronten gerät. Oft genug hat sie keine Wahl... doch eine bleibt ihr nicht erspart: sie muss zwischen zwei Männern wählen, dem draufgängerischen Benoit, einem "Kollegen" und ihrem Jugendschwarm, dem tiefsinnigen, umsichtigen Clément.

Ein gefühlvolles Buch also, das sich vor allem für die weibliche Leserschaft eignet? Aus meiner Sicht ganz sicher nicht, denn die vom Autor Simon Mawer geschaffene Figur Marian ist keine besonders weibliche Protagonistin, dazu fehlen in der Darstellung ihrer Person Gefühl und weibliche Sinnlichkeit. Sex und Erotik dagegen kommen nicht zu kurz, doch hatte ich während des Lesens immer wieder das Gefühl, hier würden Klischees bzw. Wünsche, die Männer an Frauen haben, bedient. Zudem enthielt das Buch für mich ein bisschen zu viel dramatische Spannung und ein bisschen zu wenig tiefsinnige Hintergrundgedanken und ausgefeilte Dialoge. Doch wie schon der Alte Fritz sagte, soll „Jeder nach seiner Façon selig werden“ und so bin ich sicher, dass dieses Buch Liebhabern spannungsreicher historischer Romane - Männern wie Frauen - entgegenkommen und vergnügliche Lesestunden bescheren wird.

Veröffentlicht am 21.02.2018

Auf Herz und andere Organe prüfen

Für immer ein Teil von mir
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wollen Cloudy und Kyle den ein oder anderen Zeitgenossen auf ihrem Roadtrip in Richtung Kalifornien - und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, haben sie doch vor einem halben Jahr ihre Freundin Ashlyn verloren ...

wollen Cloudy und Kyle den ein oder anderen Zeitgenossen auf ihrem Roadtrip in Richtung Kalifornien - und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, haben sie doch vor einem halben Jahr ihre Freundin Ashlyn verloren - einige ihrer Organe jedoch leben durch eine Spende in anderen Menschen, denen dadurch ein neues Leben geschenkt wurde, weiter.

Ashlyns Mutter hat allen diesen Menschen Briefe geschrieben, in denen sie über ihre Tochter erzählte - und es gab eine Menge rührendes Feedback. Nun sind die Freunde der Tochter auf dem Weg zu den Menschen.

Ein interessantes Thema, könnte man meinen, aber in Wahrheit wird dieses Thema kaum angesprochen. Die Organempfänger bleiben - bis auf eine - leb- und farblos, sie werden kurz abgehandelt.

Im wesentlichen handelt das Buch, das wechselweise aus der Perpektive von Cloudy und Kyle erzählt, vom Verhältnis dieser beiden jungen Leute, ihrer Vergangenheit, ihren Animositäten. Und von dem, was sie bewegt.

Und ehrlich gesagt, ist das nicht besonders interessant, da vieles an der Oberfläche bleibt. Aus diesem Buch hätte was werden können, aber das Autorinnengespann hat seine Chance leider nicht genutzt.

Veröffentlicht am 21.02.2018

Ein Ende und ein Neubeginn?

Ein Schlag ins Gesicht
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Robert Fallner ist ein Exbulle - das ist allerdings erst ganz neu. Er hat einen jungen Typen in Notwehr erschossen, und, obwohl eigentlich so ein richtig cooler Typ, kommt er damit gar nicht klar. Und ...

Robert Fallner ist ein Exbulle - das ist allerdings erst ganz neu. Er hat einen jungen Typen in Notwehr erschossen, und, obwohl eigentlich so ein richtig cooler Typ, kommt er damit gar nicht klar. Und verliert seine Frau. Möglicherweise auch seine Würde und Selbstachtung - das ist ihm selbst noch nicht so ganz klar.

Er wird eine Art Sicherheitsmann in der Firma seines Bruders Hans - schon das erniedrigend genug. Und dann noch der Fall - es geht um eine alternde Schauspielerin auf dem absteigenden Ast, die gestalkt wird. Nur angeblich oder wirklich?

Irgendwie sind in diesem Buch alle auf dem Weg nach unten - außer Hans. Oder? Und was ist mit dem Fall?

Franz Dobler hat es wirklich drauf - zumindest, was den Stil anbelangt, der ist so unterkühlt wie in den allerbesten Noir- Krimis der 1960er Jahre. Sein Held Robert Fallner ist eine Mischung aus Raymond Chandlers Philip Marlowe und Jo Nesbos Harry Hole. Eigentlich sehr einladend, finde ich, aber so gut seine Hauptfigur angelegt sind, so cool - manchmal auch heiß, irgendwie samtig-glatt seine Schilderungen, so wenig fluppt der Fall. Irgendwie ist das nichts Halbes und nichts Ganzes und so hatte ich mit dem Buch und den extremen Längen, die dem Fall die ganze Spannung raubten, so meine Schwierigkeiten. Er zog sich, ebenso wie meine Lektüre.

Man muss schon sehr auf den Noir-Stil stehen, um Gefallen an der Geschichte zu finden und genügend Geduld aufzubringen.