Weg von Berlin
Zurück in Berlinwollen vor, während, aber auch nach dem 2. Weltkrieg viele, insbesondere solche, die nicht konform gingen mit Nazideutschland, die entweder anderer Meinung waren oder von den Verantwortlichen gejagt, gehetzt ...
wollen vor, während, aber auch nach dem 2. Weltkrieg viele, insbesondere solche, die nicht konform gingen mit Nazideutschland, die entweder anderer Meinung waren oder von den Verantwortlichen gejagt, gehetzt und vernichtet wurden. So auch Eric Devon, den die Protagonistin, eine amerikanische Journalistin - und somit ganz offensichtlich das Alter ego der Autorin ganz zufällig zusammen mit seiner Frau auf einem Überseedampfer kennenlernt.
Fast noch zufälliger kommt sie seiner Geschichte, seinem Hintergrund auf die Spur - im Ergebnis steht eine Berlin-Reise, die sie eigentlich allein machen wollte, auf der sie jedoch nun das Ehepaar Devon begleitet.
Es ist eine Reise in Erics Vergangenheit, in die offenen Wunden Deutschlands, die die Protagonistin ebenso schonungslos wie einfühlsam aufdeckt. Zunächst meint man, von Klischee auf Klischee gestoßen zu werden, doch sollte sich der Leser vor Augen führen, dass er ein mehr als 50 Jahre altes Werk liest. Folgt man Verna B. Carlton mit diesem Wissen vor Augen, dann erstarrt man gleichsam vor Erfurcht vor ihrer Voraussicht, ihrer Hellsichtigkeit, mit der sie bereits damals das Wort Wiedervereinigigung - ein Phänomen, das sie leider nicht mehr erleben durfte, in den Mund nimmt ,
Einige Entwicklungen am Ende - nein, ich verrate sie Ihnen nicht - empfand ich dann auch als etwas sehr rund und ein wenig weit hergeholt!
Aber das macht überhaupt nichts, ich bin dennoch vollends begeistert und das hängt vor allem mit der frühen Publikation dieses Werkes zusammen und mit dem bereits erwähnten Umstand, dass die Autorin Amerikanerin bzw. keine Deutsche ist. Die paar Klischees, die sie einfließen ließ und die sich zum Ende hin ein wenig häufen, verzeihe ich ihr gern ob der Tatsache, dass sie trotz allem einen ganz besonderen, einfühlsamen Blick auf die Deutschen und vor allem auf das Nachkriegsberlin richtet - voller Empathie und dem Erkennen der Nöte, die viele dieser Menschen zu der Zeit durchlebten - innerlich, versteht sich!
Ein Buch, das ich nach dem Lesen staunend und voller Bewunderung in den Händen halte. Zeitweise ein bisschen tollkühn, etwas zu verwegen fast: aber dennoch ist es alles andere als ein weiblicher Münchhausen, der da schreibt, sondern eine Realistin. Denn die wildesten Geschichten schreibt nun mal das Leben selbst!