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Veröffentlicht am 25.02.2018

Mord verjährt nicht

Totenweg
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Bjarne Haverkorn, Kommissar aus Itzehoe, kommt nicht zur Ruhe. Immer noch beschäftigt ihn ein Fall, den er nicht lösen konnte und der sich vor mehr als zwanzig Jahren ereignet hat, der Mord an der vierzehnjährigen ...

Bjarne Haverkorn, Kommissar aus Itzehoe, kommt nicht zur Ruhe. Immer noch beschäftigt ihn ein Fall, den er nicht lösen konnte und der sich vor mehr als zwanzig Jahren ereignet hat, der Mord an der vierzehnjährigen Marit.
Auch Frida, die damals beste Freundin der Ermordeten, hat dieser nie gelöste Fall zugesetzt, sie hat ihre Heimat auf dem Apfelhof ihrer Eltern verlassen und ist jetzt Polizeianwärterin für die höhere Laufbahn in Hamburg.
Aber die Vergangenheit holt sie ein.
Als ihr Vater hinterrücks überfallen wird und im Koma liegt, muss sie ihrer Mutter beistehen und kommt zurück. Sie erkennt, dass der Hof kurz vor der Pleite steht und übernimmt die Leitung – und damit auch die Erinnerungen an den schrecklichen Mord.

Bjarne hingegen sieht in den Ermittlungen um Fridas Vater die Möglichkeit, doch noch den damaligen Fall zu lösen. Beide stehen sich anfänglich wegen der damaligen Vorkommnisse, Haverkorn hatte den nunmehr begründeten Verdacht, Frida habe ihm damals Wesentliches verschwiegen und Frida hat nicht nur deswegen Schuldgefühle, hütet sie doch ein schreckliches Geheimnis.

Aber nun stehen sie auf der gleichen Seite und es entwickelt sich Verständnis für den jeweils Anderen. Beide haben mit starken Belastungen in ihrem Privatleben zu kämpfen. Und nun ermitteln sie, jeder für sich, begegnen sich aber immer wieder.

Je mehr Frida sich in die Arbeit auf dem Hof vertieft, desto mehr kommt sie Ungereimtheiten auf die Spur – haben diese auch etwas mit dem damaligen Fall zu tun?

Es ist spannend, die bedächtigen Ermittlungen zu verfolgen, die den Leser auch gekonnt auf falsche Fährten führen und ihn miträtseln lassen, sodass man hautnah in das Geschehen involviert wird. Die Charaktere sind gut herausgearbeitet handeln authentisch und glaubhaft und auch die Atmosphäre des weitläufigen Marschlandes wird von der Autorin hervorragend eingefangen.

Die Geschichte wird im Verlauf der Handlung immer komplexer und facettenreicher und auch Frida und Haverkorn entwickeln sich aufeinander zu.
Bis sich am Schluss die Ereignisse regelrecht überschlagen und der konstant gehaltene Spannungsbogen zu neuen Höhen führt.
Dieses etwas ungleiche Ermittlerduo hat etwas Besonderes, und die Autorin hat hier ein spannendes Duo geschaffen, von welchem ich gerne mehr lesen möchte.
Ich freue mich schon jetzt auf die angekündigte Fortsetzung.

Ganz herzlich bedanken möchte ich mich bei NetGallery.com und dem Verlag für das Rezensionsexemplar.

Autor: Romy Fölck

Veröffentlicht am 22.02.2018

Eine Security Firma und ihre üblen Machenschaften

Das dunkle Netz
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Als Mark Becker seine Mailbox abhört, registriert er einen Anruf eines ehemaligen Kameraden, der sich wir ein Hilferuf anhört. Kai Jäger, inzwischen Mitarbeiter einer Security Firma, will ihm etwas extrem ...

Als Mark Becker seine Mailbox abhört, registriert er einen Anruf eines ehemaligen Kameraden, der sich wir ein Hilferuf anhört. Kai Jäger, inzwischen Mitarbeiter einer Security Firma, will ihm etwas extrem Wichtiges mitteilen.
Nur was ??
Mehrmals versucht Mark, der als Feldjäger in Ulm stationiert ist, Kai in den folgenden Tagen zu erreichen, aber immer ohne Erfolg. In der Zwischenzeit findet die Mordkommission Stuttgart eine verkohlte Leiche, deren Identität sie nicht feststellen kann. Kommissarin Lisa Schäfer wird mit den Ermittlungen betraut und als die Spurensicherung wenige Tage später das Handy von dem Toten findet, wird Lisa stutzig. Die letzten Anrufe von diesem Handy galten Mark Becker, den sie schon von einem vorigen Fall kennt, aber nicht sonderlich schätzt.
Was hat Mark mit dem Toten zu tun, und ist er etwa verantwortlich für dessen Tod? Lisa bestellt ihn zur Einvernahme aufs Kommissariat.
Relativ schnell stellt sie fest, dass Mark nichts mit dem Tod zu tun hat, aber da auch er sehr an der Aufklärung des Falles interessiert ist und zudem wenige Tage später einen Umschlag erhält, dessen Inhalt auf die Security Firma hinweist, begeben sie sich gemeinsam auf Spurensuche und raufen sich zusammen.
Eine Suche, die sie in brandgefährliche Situationen führt denn sie bekommen es mit gewissenlosen Menschen zu tun, denen ein Menschenleben nichts wert ist.

Ich habe schon den Vorgänger zu diesem Band, „Blutfährte“, mit großem Vergnügen gelesen, denn hier handelt sich zum einen um ein interessantes Ermittlerduo, wie es gegensätzlicher nicht sein könnte, und um ein Setting, das spannende Einblicke in einen Bereich gewährt, der dem Leser normalerweise nicht so zugänglich ist.
Sprache und Schreibstil lassen sich leicht und flüssig lesen, und die Autorin, Sylvia Stolzenburg, versteht es gekonnt, den Leser von Anfang bis zum Ende zu fesseln und den Spannungsbogen konsequent auf einem hohen Niveau zu halten.
Die Qualität ihrer Schreibe ist meiner Meinung nach noch besser geworden, brillante Dialoge, sehr gut recherchierte Beschreibungen des Umfeldes (da ich einige der Schauplätze sehr gut kenne, kann ich dies uneingeschränkt bestätigen) und die lebensecht beschriebenen und dadurch authentisch wirkenden Charaktere der Handlung bis hin zu den Nebenfiguren, ist beeindruckend gut.
Einen kleinen Kritikpunkt muss ich allerdings anmerken: die vielen Abkürzungen, die zwar teilweise im Anhang erklärt wurden, aber den Lesefluss doch etwas störten. Aber das ist Kritik auf hohem Niveau.

Es war für mich wieder einmal eine Freude, ein Buch aus ihrer Feder zu lesen und ich freue mich schon auf ein, hoffentlich baldiges, neues Abenteuer mit Mark und Lisa. 5 wohlverdiente Sterne für ein äußerst spannendes Leserlebnis.

Veröffentlicht am 20.02.2018

Dunkle Geheimnisse und die Gräuel der Inquisition

Tochter der Inquisition
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Mit diesem historischen Roman ist dem Autor, Peter Orontes, ein wahrhaftig großer historischer Roman gelungen.
Von Anfang an zieht er den Leser in seinen Bann. Man verfolgt mit atemloser Spannung die Geschehnisse, ...

Mit diesem historischen Roman ist dem Autor, Peter Orontes, ein wahrhaftig großer historischer Roman gelungen.
Von Anfang an zieht er den Leser in seinen Bann. Man verfolgt mit atemloser Spannung die Geschehnisse, die dieser Geschichte zugrunde liegen. Die Verfolgung der Waldenser als Ketzer, die detailliert beschriebene Menschenjagd auf Andersgläubige und ihre grausamen Folterungen durch die Knechte des Inquisitors. Die Kirche und wie sie ihre ganze Machtfülle ausspielt
Im Fokus stehen Falk und Christine, ein sympathisches, unerschrockenes Paar, die versuchen, soviel Menschen als möglich vor dem Scheiterhaufen zu retten, auch unter Einsatz ihres eigenen Lebens. Gleichzeitig ermitteln sie wegen des Todes einer jungen Frau auf Bitten ihres Mannes, Wernher von Sternberg.
Als eine Reihe von Morden geschieht und die beiden in einem unterirdischen Gewölbekeller mehrere mumifizierte Mädchenleichen finden, kommen sie bei ihren Ermittlungen in lebensbedrohliche Situationen, und auch der Inquisitor, Peter Zwicker, verfolgt sie.
Der Leser findet sich in ihnen wieder, erlebt ihre Ängste, ihre Furcht vor dem unerbittlichen Inquisitor hautnah mit, leidet mit den so grausam Gefolterten und kann sich dem Schrecken dieser Zeit nicht entziehen.
Ganz klar: dieses Buch ist nichts für schwache Gemüter, denn die einzelnen Szenen in den Kerkern der Folterknechte, die Leiden und Qualen der Menschen dort sind so lebensecht und ergreifend reell beschrieben, dass sich einem vor Grauen die Haare sträuben.
Wenn man dann mal Atem holt ist man froh, nicht in dieser Zeit gelebt zu haben.
Der Roman ist von einer Eindringlichkeit, einer Intensität, die ihresgleichen sucht. Die Charaktere sind, auch in ihren Nebenfiguren, ,brillant gezeichnet und entstehen bildhaft und lebensecht vor unserem geistigen Auge.
Auch Steyr und das Umfeld sind so großartig beschrieben, dass man sich fast dort wähnt, den Rauch riecht, der durch die alten Gassen zieht, die umtriebigen Menschen, die durch sie hindurcheilen.
Sehr gelungen auch das Dramatis Personae am Anfang des Buches mit der Aufzählung historischer und fiktiver Persönlichkeiten, sowie das ausführliche Nachwort mit Erläuterungen zu den fiktiven und historischen Begebenheiten.
Ein Glossar am Ende rundet das Ganze perfekt ab.
Ein dramatisches und aufregendes Buch, welches mich voll überzeugt und mitgenommen hat und dem ich gerne 5 Sterne und meine absolute Leseempfehlung ausspreche.

Veröffentlicht am 19.02.2018

Ein "Mords-"Gelübde

Sein Gelübde
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Vier Jugendliche lernen sich in den 60iger Jahren kennen, in einer Zeit, da die Jugend noch uneingeschränkt die Autorität der Eltern und den Respekt vor ihnen anzuerkennen hatte.

Zwei Jungen und zwei ...

Vier Jugendliche lernen sich in den 60iger Jahren kennen, in einer Zeit, da die Jugend noch uneingeschränkt die Autorität der Eltern und den Respekt vor ihnen anzuerkennen hatte.

Zwei Jungen und zwei Schwestern, die zu Familien werden. Sensibel und einfühlsam beschreibt die Autorin deren Entwicklung und Lebenswege, Sie zeichnet das Psychogramm eines verirrten Kindes, das wegen seiner unerträglichen Kindheitserlebnisse sich selbst ein Gelübde gegeben hat – keinen Menschen unnötig leiden zu lassen. Und aus diesen Beweggründen heraus zum Serienmörder wurde.

So intensiv, so lebhaft nachempfunden, dass der Leser hin- und hergerissen ist, zwischen Mitleid und Grauen. Mitleid für die geschundene Seele, und Grauen ob der Brutalität der begangenen Taten. Irgendwann verliert der Täter sich dann selbst und seine Taten werden immer verstörender und brutaler bis auch ihn das Schicksal ereilt.

Es ist beeindruckend, wie die Autorin, Sabine Giesen, sich in die seelischen Abgründe dieses Täters hineinversetzt, anfänglich etwas verwirrend, weil man lange Zeit nicht weiß, wer dieses namenlose Kind ist, dessen Gedanken und Gefühle wir hautnah miterleben können. Aber gerade diese Passagen sind es, die sich wie ein roter Faden durch das gesamte Geschehen ziehen und den Leser in atemlose Spannung versetzen. Eine Spannung, die sich von der ersten bis zur letzten Seite hält und in einem überraschenden Schluss gipfelt, einem Schluss, den man sich so auf keinen Fall vorgestellt und der mich dann auch total überrascht hat.

Eindeutig punktet die Autorin hier mit dem Charakter ihrer Hauptperson, aber auch die Nebenfiguren beeindrucken durch ihre Handlungen und lassen ein lebhaftes, authentisches Bild vor unserem inneren Auge entstehen.

Ein Buch, dass man, obwohl man ja den Täter schon sehr früh kennt, dennoch nicht vor lauter Spannung aus der Hand legen kann. Und meine absolute Leseempfehlung mit 5 Sternen natürlich.

Veröffentlicht am 19.02.2018

Historische Ereignisse verbunden mit dem Schicksal dreier Schwestern aus Heilbronn

Die Blütentöchter
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Dieser wundervolle Roman von Joel Tan entführt uns in eine Zeit, die von Aberglauben, Vorurteilen und Missgunst geprägt war, nämlich in das Jahr 1333 und nach Heilbronn. Hier wachsen die Drillinge der ...

Dieser wundervolle Roman von Joel Tan entführt uns in eine Zeit, die von Aberglauben, Vorurteilen und Missgunst geprägt war, nämlich in das Jahr 1333 und nach Heilbronn. Hier wachsen die Drillinge der Familie Laemmlin, die dem Stadtadel angehört auf, behütet und bedingungslos geliebt von ihrer Mutter, geleitet von einem strengen Vater, dem es vorrangig um Macht und Ansehen geht.

Als nun an einem Tag des Jahrmarkts ein Bußprediger namens Alardus auftaucht und den Namen der Drillinge mit einer unheilbringenden Prophezeihung verbindet, ist deren Schicksal besiegelt.

Die Gottesfürchtigen und dem Aberglauben anhängenden Heilbronner erinnern sich sofort an die unselige Prophezeihung, als die Stadt von einem verheerenden Hochwasser heimgesucht wird und sich noch ein schreckliches Unglück ereignet. Von diesem Tag an sind die Mädchen nicht mehr sicher vor dem Pöbel, der sie für all das verantwortlich macht und sie müssen fliehen, jede glaubt nun, die beiden anderen Schwestern wären tot.

Die Autorin beschreibt auf wundervolle Weise die Lebenswege der drei Schwestern, die sich nun einzeln durchschlagen müssen. Es sind starke und liebenswerte Frauen, die, bei all den auftretenden Schwierigkeiten, doch die Liebe und das Glück finden, sehr sensibel und gefühlvoll, aber beileibe nicht kitschig dargestellt durch die ausgesuchte und facettenreiche Sprache derer sich die Autorin hier bedient. Man lebt, hofft und bangt mit den Schwestern und erfährt zum großen Glück, wie sich die Schwestern, verbunden durch ihre gemeinsame Begabung, herrliche Blütenkunst auf verschiedene Arten und verschiedenen Materialien zu schaffen, letztendlich wiederfinden und beschließen, dem Schicksal zu trotzen und die Wahrheit über die ganzen Ereignisse ans Licht zu bringen.

Eingebettet in die verbürgten historischen Ereignisse der damaligen Zeit, gelingt es der Autorin, die Geschehnisse um die drei Schwestern auf bewundernswerte Art und Weise dem Leser nahe zu bringen, voller Spannung und Dramatik, so fesselnd und mitreißend geschrieben, dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen möchte, bis hin zu einem versöhnlichen Ende.


So entsteht ein farbenprächtiges Bild der damaligen Zeit, ihrer Sitten und Gebräuche, aber auch von den Intrigen und Ränkespielen die auch vor üblem Nachruf nicht Halt machten, vor dem Hintergrund großer historischer Ereignisse.

Sehr hilfreich zum Verständnis des Ganzen sind das Nachwort und das Glossar am Ende des Buches, sowie die Personenkennzeichnung zu Anfang, mit den fiktiven und historisch verbürgten Personen.


Ein außergewöhnlicher, atmosphärisch dichter und vielschichtiger Roman, der in ganzer Linie überzeugt und den ich jedem Liebhaber dieses Genres nur wärmstens ans Herz legen möchte. 5 wohlverdiente Sterne




Autor: Joel Tan
Buch: Die Blütentöchter