Slàinte
Mit herrlich schrägem schwarzen Humor schildert der irische Anthropologe David Slattery, wie es vielleicht auch uns gelingen kann, sich wie ein waschechter Ire zu verhalten. Trotzdem macht er uns wenig ...
Mit herrlich schrägem schwarzen Humor schildert der irische Anthropologe David Slattery, wie es vielleicht auch uns gelingen kann, sich wie ein waschechter Ire zu verhalten. Trotzdem macht er uns wenig Hoffnung, dass wir ggf. je mehr sein werden als sogenannte Hereingeschneite oder auch Plastic Paddys. Vieles war mir wirklich grundlegend neu. Zum Beispiel hatte ich noch nie gehört, dass es früher eine traditionelle Art des Heiratsantrages war, die Angebetete zu fragen, ob sie gern zusammen mit der Sippe des Fragestellers beerdigt werden würde. „Überraschenderweise fasste die heiratswillige Frau das nicht als Drohung auf.“ Herrlich! Da die Iren nicht nur gern klagen, sondern offensichtlich auch eine morbide Ader haben, widmet sich das erste Kapitel der typisch irischen Beerdigung. Das darin Beschriebene kam mir wirklich sehr irisch vor, während andere Kapitel zwar auch äußerst unterhaltsam waren, aber fast ebenso in Deutschland spielen könnten, zum Beispiel das Kapitel über das Berufsleben mit dem wunderbaren Titel „Unverschämt genug für zwei Ärsche“, oder das Kapitel über Handwerker. Andererseits kennzeichnet es den deutschen Handwerker eher, zu vereinbarten Terminen zu Beginn erst gar nicht aufzutauchen. Zumindest das heben sich irische Handwerker anscheinend für spätere Bauphasen auf. Mich hat das Buch wirklich bestens unterhalten, auch wenn das hohe Humorniveau natürlich nicht ununterbrochen aufrecht erhalten werden kann. Als großer Fan der keltischen Vergangenheit Irland hätte ich mir lediglich mehr Ausflüge dorthin oder ins Gälische erhofft. Als Eigentümerin dreier in Irland gezüchteter Irish Tinker (Pferde der Irish Travellers) hätte ich mir auch ein Kapitel über die Irish Travellers gewünscht. Lediglich eines ihrer gescheckten Ponys galoppiert mal am Rande durch Dublin. Das werden aber nahezu alle anderen Leser nicht vermissen und ist daher kein Kritikpunkt. Einzig das Ende war mir zu aprupt, hier fehlte ich mir noch eine Art Schlusswort.
Die Innenseite des Buchcovers zeigt ein Foto von Slattery mit sympathischem verschmitzten Lächeln in der Marsh’s Library in Dublin. Unter dem Tisch sind seine Füße in einer Schüssel. Skurril und liebenswert, auch die Einbandgestaltung hat mir sehr gut gefallen. Passenderweise sind Vor- und Rückseite grün wie die grüne Insel und zeigen wollige Schafe. Dank des Buches weiß ich nun, dass Irlands Nationalfarbe aber Blau ist.