Wir beide, irgendwann ist ein charmantes Jugendbuch, das den Leser auf eine interessante Reise in die noch nicht allzu weit entfernte Vergangenheit schickt. Es bietet einen schönen Einblick in die Zeit der Anfänge der privaten Internetnutzung und während etwas ältere Leser sich vielleicht selbst noch dunkel an diese Zeit erinnern können, bekommen alle anderen einen kleinen Eindruck davon wie das angefangen hat, was für viele Menschen, vor allem für die jüngeren Generationen, inzwischen so selbstverständlich geworden ist.
Jay Asher und Carolyn Mackler setzen sich in ihrem gemeinsamen Roman kritisch mit Social Networks wie Facebook auseinander, allerdings ohne dem Leser eine bestimmte Meinung dazu vorzuschreiben. Sie zeigen ferner auf, wie sich gewisse Einstellungen der Menschen mit der Zeit immer mehr geändert haben. Während viele junge Leute kein Problem damit haben Details aus ihrem Privatleben, ob nun wichtig oder völlig unbedeutend, im Internet kund zu tun, können die beiden Hauptfiguren Emma und Josh (noch) nicht nachvollziehen, warum man alle möglichen Gedanken oder Handlungen auf diese Weise veröffentlichen sollte.
Eigentlich ist Facebook in diesem Buch aber nur ein Mittel zum Zweck, denn hauptsächlich geht es um die Frage nach der Zukunft. Das zukünftige Facebook-Profil dient nur dazu die Charaktere dazu zu bringen sich besonders damit auseinanderzusetzen. Es ist also kein Fantasy- oder gar ein Zeitreiseroman, sondern einfach eine Geschichte über Freundschaft und normale Jugendliche, die sich ein wenig vor der Zukunft fürchten.
Genau wie die meisten Jugendlichen, die sich dem Ende ihrer Schulzeit nähern, müssen auch Emma und Josh sich der Frage nach ihrer Zukunft stellen. Wie soll sie einmal aussehen und was können oder müssen sie sogar jetzt schon tun um sie positiv zu beeinflussen?
In Wir beide, irgendwann macht das Autoren-Duo deutlich, dass alles, was wir jetzt tun, zwar in gewisser Weise Einfluss auf unsere Zukunft hat und wir unser Schicksal somit selbst in der Hand haben, wir allerdings nicht immer beeinflussen können, wie es sie verändert und wir deshalb nicht schon heute vorhersehen können, welche Handlungen Jahre später zu welchen Folgen führen werden.
Außerdem zeigen sie, dass man über die Sorgen wegen der Zukunft nicht das Hier und Jetzt vergessen darf. Manchmal muss man sich zwar fragen, was man viele Jahre später erreicht haben will um darauf hinarbeiten zu können, manchmal ist es jedoch wichtiger sich erst darüber klar zu werden, was man sich genau jetzt wünscht.
Josh und Emma, aus deren Perspektive das Geschehen abwechselnd geschildert wird, sind zwei sehr sympathische Hauptfiguren und sie verbindet eine Jahre lange Freundschaft, wenn auch eine mit Höhen und Tiefen. Sie sind beide sehr unterschiedlich und aus diesem Grund teilweise überraschend anders. Im Gegensatz zu vielen anderen Mädchen glaubt Emma z.B. nicht wirklich an die Liebe, ist aber trotzdem schon öfter mit Jungs zusammen gewesen. Das ist für Josh nur schwer verständlich und ihre gemeinsame Freundschaft hat einen Riss bekommen seit Josh vor ein paar Monaten mehr von Emma wollte, sie sich aber, eigentlich um eben diese Freundschaft zu bewahren, nicht darauf eingelassen hat.
Emma kann manchmal sehr schwierig sein, vor allem in Bezug auf ihr zukünftiges Facebook-Profil, sodass der ein oder andere Streit mit Josh, der als einziger ebenfalls darüber Bescheid weiß, wegen ihrer zahlreichen krampfhaften Versuche ihr Profil zu verändern nicht ausbleibt. Es ist aber schön zu beobachten, wie beide sich immer wieder zusammen raufen, weil sie den jeweils anderen nicht verlieren wollen.
Verständlicherweise gefällt Emma nicht, was sie liest, allerdings zieht sie immer ziemlich voreilige Schlüsse. Sie erkennt nicht – oder kann es vielleicht einfach noch nicht wissen – dass es sich bei den Beiträgen auf Facebook nur um momentane Statusmeldungen handelt, anhand derer es wirklich schwierig ist zu beurteilen, ob jemand mit seinem Leben unglücklich ist oder nicht. Jeder Mensch ist irgendwann einmal schlecht gelaunt oder hat einen miesen Tag, dementsprechend deprimierend klingen dann eben die Nachrichten, die man an solchen Tagen schreibt. Das muss aber noch lange nicht bedeuten, dass man mit seinem Leben tatsächlich generell unzufrieden ist, denn am nächsten Tag, wenn man vielleicht wieder gute Laune hat, schreibt man gleich viel optimistischere Sachen.
Das Ende des Buches ist ein wenig offen gehalten, allerdings auf eine positive Weise und ohne, dass eine Fortsetzung notwendig wäre. Es passt einfach zur Geschichte und gibt dem Leser die Möglichkeit sich selbst Gedanken darüber zu machen, wie es wohl mit Emma und Josh weiter gehen wird.
FAZIT
Wir beide, irgendwann ist ein schönes Jugendbuch für zwischendurch, das eine charmante Geschichte über Freundschaft erzählt und sich dabei noch ein wenig kritisch mit Social Networks und dem Verhalten alle möglichen Gedanken oder Handlungen öffentlich kund zu tun auseinander setzt.