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Veröffentlicht am 19.08.2018

Dreimal Liebe hält, was der Titel verspricht, und bietet drei unterschiedliche, abwechslungsreiche Liebesgeschichten, die zwar schnell gelesen, jedoch trotzdem nicht zu oberflächlich sind.

Dreimal Liebe
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Dreimal Liebe enthält drei abwechslungsreiche und lesenswerte Geschichten, in denen Carina Bartsch sich mit verschiedenen, wichtigen Themen auseinandersetzt, darunter Blindheit, Krankheit, Armut und Obdachlosigkeit. ...

Dreimal Liebe enthält drei abwechslungsreiche und lesenswerte Geschichten, in denen Carina Bartsch sich mit verschiedenen, wichtigen Themen auseinandersetzt, darunter Blindheit, Krankheit, Armut und Obdachlosigkeit. Es sind drei einzigartige, faszinierende und außergewöhnliche Geschichte, die unterschiedlicher kaum sein könnten, sowohl im Hinblick auf den Schreibstil als auch bezüglich der Handlung. Geschichten, die auf Grund der Kürze zwar schnell gelesen sind, aber dennoch Tiefgang aufweisen.
In Wenn man Farben schmecken könnte geht es um die zarte, glaubwürdige Liebesgeschichte zwischen Anna und dem blinden Tobias, die sich eigentlich gegenseitig sehr interessant finden, allerdings lange brauchen, um einen ersten Schritt in Richtung Freundschaft zu wagen. Als sie nach einem ungewollten Zusammenstoß schließlich mehr Zeit miteinander verbringen und sich allmählich besser kennenlernen, entwickeln sie langsam intensivere Gefühle füreinander. Sie ergänzen einander gut und beeinflussen sich positiv. Vor allem bringt Anna Licht in Tobias‘ dunkle Welt, sorgt dafür, dass er wieder offener wird, und bringt ihn zum Lächeln.

Geschildert wird die Geschichte von einem auktorialen Erzähler, der aber leider eine gewisse Distanz zwischen dem Leser und den einzelnen Figuren erzeugt. Da die Perspektive demzufolge jedoch nicht auf eine bestimmte Figur beschränkt ist, weiß man zumindest, was jeder von ihnen wirklich fühlt und denkt, insbesondere in Bezug auf den jeweils anderen.

Kein greifbarer Gegner handelt von Jan und Sonja, deren Liebe auf eine harte Probe gestellt wird als Sonja an Krebs erkrankt und der unausweichliche Abschied voneinander schließlich nur noch eine Frage der Zeit ist. Sie ist deutlich kürzer als die erste, dafür allerdings auch wesentlich trauriger. Dank des Ich-Erzählers kann man sich sehr gut in Jan hineinversetzen, was einen die Geschichte gleich viel intensiver erleben lässt.

Man fühlt seinen Schmerz über das, was der Krebs mit seiner Frau macht und die Angst vor dem drohenden Verlust seiner geliebten Frau und Mutter ihres gemeinsamen Kindes. Doch Jan muss die schwere Entscheidung treffen, was ihm wichtiger ist: Sonja so lange wie möglich bei sich zu behalten oder ihren Wunsch zu respektieren und sie gehen zu lassen, solange sie nicht im Koma liegt und sich noch von ihren Liebsten verabschieden kann.

Außerdem ist es toll, wie Jan sich und seinen Lebenswandel rückblickend beschreibt; wie die Begegnung mit seiner zukünftigen Frau seine Sichtweise verändert hat. Aus einem Mann mit Bindungsängsten wurde ein liebender Ehemann, der sich plötzlich sogar Nachwuchs wünschte und eine Familie gründen wollte, um ihr Glück zu vervollkommnen. Und obwohl er nun so großes Leid erfährt, würde er nicht mit seinem alten Leben tauschen wollen.

Die vergessenen Kinder von Brooklyn, die längste der drei Geschichte, die etwa die Hälfte des Buches umfasst, handelt von obdachlosen Kindern bzw. Jugendlichen in New York City. Carina Bartsch schildert darin das harte Leben auf der Straße, das noch wesentlich schlimmer ist als gewöhnliche Menschen sich das vermutlich überhaupt vorstellen können, vor allem im Winter. Sie wirft ein anderes Licht auf die schillernde Stadt, die ebenso ihre Schattenseiten hat. Was den Figuren widerfährt, geht einem ganz schön an die Nieren, denn kein Kind sollte so leben müssen. Sie alle haben regelmäßige warme Mahlzeiten und ein trockenes Bett verdient. Verhältnisse, die man meistens gar nicht mehr richtig zu schätzen weiß, weil sie längst selbstverständlich geworden sind.

Man erfährt leider nicht allzu viel über Joel, den Protagonisten und personalen Erzähler, und auch der Grund für seine Obdachlosigkeit wird lediglich angedeutet. Im Gegensatz zu der jungen Ausreißerin, die kürzlich zu seiner kleinen Gruppe gestoßen und ihm anfangs ein Dorn im Auge ist, haben er und seine Freunde aber offenbar nicht die Möglichkeit nach Hause zurückzukehren. Nachdem sich die beiden etwas näher gekommen sind, macht er ihr daher klar, dass sie auf die Chance auf ein angenehmes Leben, auf eine gesicherte Zukunft, nicht leichtfertig verzichten sollte.

Im Anschluss an die drei Geschichten folgt darüber hinaus noch ein sehr interessantes Nachwort der Autorin, in dem sie kurz erläutert, was sie zu den jeweiligen Geschichten inspiriert hat.


FAZIT

Dreimal Liebe hält, was der Titel verspricht, und bietet drei unterschiedliche, abwechslungsreiche Liebesgeschichten, die zwar schnell gelesen, jedoch trotzdem nicht zu oberflächlich sind. Wer einmal etwas Anderes lesen möchte, ist hier also gut aufgehoben.

Veröffentlicht am 22.04.2018

ein wirklich bewegender New Adult Roman

From Scratch - Alles neu mit dir
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From Scratch - Alles neu mit dir ist trotz kleinerer Schwächen ein sehr gelungener New Adult Roman, den man gerne liest und der vor allem mit den außerordentlich liebenswerten Protagonisten punkten kann, ...

From Scratch - Alles neu mit dir ist trotz kleinerer Schwächen ein sehr gelungener New Adult Roman, den man gerne liest und der vor allem mit den außerordentlich liebenswerten Protagonisten punkten kann, an die man sich noch lange erinnern wird. Demzufolge wird man früher oder später wahrscheinlich auch zur Fortsetzung greifen, in der dann allerdings andere Figuren im Mittelpunkt stehen werden.

Amanda ist eine unglaublich tapfere Heldin, die man für ihre Stärke und ihre kämpferische Haltung nur bewundern kann. Sie hat etwas unfassbar Traumatisches erlebt und überstanden, ist aber nicht daran zerbrochen und versinkt auch nicht in Selbstmitleid, obschon das durchaus verständlich wäre. Natürlich haben diese Erfahrungen Spuren hinterlassen, sowohl seelische als auch körperliche, und folglich hat sie beispielsweise noch immer Schwierigkeiten im Alltag zurechtzukommen und wird häufig von nachvollziehbaren Ängsten beherrscht. Trotzdem hat sie Ziele und Träume, an denen sie festhält und die sie erreichen will. In ihren Augen macht sie allerdings nicht schnell genug Fortschritte, sondern hat das Gefühl auf der Stelle zu treten, nicht voran zu kommen. Zu allem Überfluss gibt sie sich selbst die Schuld an ihrem schlimmen Schicksal, obwohl jeder andere ihr selbstverständlich nie einen solchen Vorwurf machen würde.

Chase geht ebenfalls viel zu hart mit sich ins Gericht und steht sich oft selbst im Weg, weil er ein viel zu schlechtes Bild von sich und zu wenig Selbstwertgefühl hat. In der Vergangenheit hat er sicherlich viel Mist gebaucht, inzwischen hat er jedoch an sich gearbeitet, sich verändert, und ist nun entschlossen sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Er will seine zweite Chance unbedingt nutzen und alles richtig machen, glaubt aber selbst nicht daran diese zweite Chance überhaupt zu verdienen.

Da die gesamte Geschichte abwechselnd aus den Perspektiven von Amanda und Chase erzählt wird, fühlt man sich beiden Figuren relativ schnell verbunden, kann sich sehr gut in sie hineinversetzen und sie besser kennen lernen als es aus nur einem Blickwinkel möglich wäre. Man erhält einen umfassenden Einblick in die Gedanken und Gefühle beider Protagonisten, was immer dann besonders schön ist, wenn beide unabhängig voneinander das Gleiche danken, zum Beispiel dass sie sich in der Gegenwart des jeweils anderen selbst lieber mögen.

Nach dem ersten eher unschönen Zusammentreffen der beiden, das keineswegs zufällig stattfindet und daher realistischer ist als vielleicht gedacht, beschließen die beiden sich gegenseitig zu helfen und letztlich gelingt ihnen das auch, wenngleich dies auf eine völlig andere Art und Weise geschieht als erwartet. Die beiden verbringen viel Zeit miteinander und kommen sich dabei immer näher. Amanda und Chase haben ein tiefes Verständnis füreinander und sehen den anderen, wie er wirklich ist, was der Grund dafür ist, dass sie sich ineinander verlieben. Anders als von ihrer Familie und sogar Chase befürchtet, nimmt Amanda nämlich den echten Chase war und ist sehr gut in der Lage diesen von seinen Rollen und dem Bild, das der Öffentlichkeit präsentiert wird, zu unterscheiden.

Chase ist in Bezug auf Amanda ausgesprochen aufmerksam und rücksichtsvoll. Er hört ihr zu, respektiert ihre Grenzen und Entscheidungen, versucht sie zu verstehen, fasst sie aber, wie von ihr gewünscht, nicht permanent mit Samthandschuhen an. Er bemerkt sofort, wenn sie sich unwohl fühlt und versucht das Problem zu lösen, indem er sie fragt, was sie stört oder braucht. Dafür muss man ihn einfach lieben.

Die beiden harmonieren gut miteinander, daher freut man sich sehr, als die beiden ein Paar werden. Durch Chase lernt Amanda, dass sie sich doch noch - körperlich - zu jemandem hingezogen fühlen und sogar so etwas wie Lust empfinden kann. Er zeigt ihr, dass Berührungen schön sein können und Intimität nicht mit Demütigung oder Schmerz verbunden sein muss.

Unglücklicherweise ist es jedoch ausgerechnet diese Beziehung, die zugleich Anlass zur Kritik gibt. Nach zwei Jahren mit nur minimalen Fortschritten entwickelt sich Amanda in nur wenigen Tagen plötzlich so rasend schnell weiter, dass es einfach unrealistisch erscheint und für den Leser nicht wirklich nachvollziehbar ist. Das betrifft sowohl die emotionale als auch die körperliche Ebene ihrer Beziehung zu Chase. Obwohl Küsse und Berührungen schon enorme Fortschritte für Amanda darstellen, wird daraus nämlich schnell mehr - zu schnell. Innerhalb kürzester Zeit gehen Amanda Chase zu sehr intimem Körperkontakt über und es passiert in dieser Hinsicht viel zu viel, was diese Szenen von Mal zu Mal weniger authentisch wirken lässt. Vorübergehend scheint ihre ganze Beziehung nur noch aus dem Erreichen des nächsten Höhepunktes zu bestehen, worüber die eigentliche Handlung kurzzeitig fast in Vergessenheit gerät.

Stilistisch sind die erotischen Szenen ebenfalls nicht immer ansprechend. Abgesehen davon, dass sie zu schnell hintereinander vorkommen und vielleicht nicht unbedingt dem persönlichen Geschmack entsprechen, sind sie an einigen Stellen fast schon zu detailliert und fügen sich manchmal nicht sonderlich gut in die Handlung ein.

Ansonsten ist das Buch jedoch durchweg gelungen und die Handlung durchgängig fesselnd. Gespannt verfolgt man, wie sich die junge Beziehung zwischen Amanda und Chase weiter entwickelt und wartet bangend auf den Moment, in dem ein anfängliches Geheimnis einen Keil zwischen die beiden treibt, was leider nur eine Frage der Zeit ist. Das zu erleben schmerzt einen sehr, insbesondere da man als Leser um die beiderseitige Echtheit ihrer Gefühle füreinander weiß. Darüber hinaus hält die Geschichte, gerade zum Ende hin, aber noch einige Überraschungen bereit, die man so nicht hat kommen sehen, unter anderem eine ungeahnte Bedrohung, die sich im Verlauf immer weiter zuspitzt.

Neben Amanda und Chase spielt außerdem noch Amandas komplizierte, um nicht zu sagen anstrengende, Familie eine wichtige Rolle, die hinsichtlich des Genesungsprozesses von Amanda alles andere als hilfreich ist. Zwar haben auch Amandas Eltern und ihre beiden Schwestern einiges durchgemacht, wofür man ihnen Verständnis entgegen bringt, ihr permanenter Streit untereinander und ihre ständige Bevormundung schaden der Familie insgesamt aber eher.

Ihre kleine Schwester Mia wird von den Eltern kaum beachtet, was diese wiederum Amanda übel nimmt. Mia ist sehr selbstsüchtig und Amanda gegenüber oftmals sehr unfair, was sich im späteren Verlauf allerdings bessert und sie ein wenig sympathischer macht. Ihre große Schwester Liza und ihr Vater können Amanda kaum in die Augen sehen, gehen ihr mitunter sogar aus dem Weg, und würden offenbar lieber so tun, als wäre nie etwas geschehen. Ihre Mutter ist im Gegensatz dazu überfürsorglich und versucht krampfhaft das unschuldige Mädchen zurückzuholen, das schlicht nicht mehr existiert.

Ein richtiges Gespräch ist die meiste Zeit über nicht möglich, schon gar nicht über die Vergangenheit, und Amandas Wünsche werden von keinem wirklich ernst genommen. Umso schöner sind deshalb die Aussprachen zwischen verschiedenen Familienmitgliedern im letzten dritten des Buches, die einen die einzelnen Beweggründe zum Teil besser verstehen lassen.

Am Ende wird es noch einmal unerwartet dramatisch, was hier aber nicht übertrieben, sondern durchaus passend wirkt. Der Ausgang entspricht, wie nicht anders zu erwarten war, dem, was für das Genre eben typisch ist und von den meisten Lesern vorausgesetzt wird. Ein paar Fragen, vor allem im Hinblick auf das Schicksal einer Figur, die man von Anfang an gehasst hat, bleiben jedoch leider offen. Dafür erhält man mittels eines Epilogs abschließend noch einen kurzen Ausblick auf das zukünftige Leben der beiden Protagonisten.


FAZIT

Mit From Scratch - Alles neu mit dir hat Stacey Kade einen wirklich bewegenden New Adult Roman geschrieben, dessen zwei Protagonisten man sehr schnell ins Herz schließt, wodurch man das Buch trotz der Kritikpunkte positiv in Erinnerung behält.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Gefühl
  • Geschichte
  • Thema
Veröffentlicht am 08.03.2018

ein weiterer, ausgesprochen fesselnder New Adult Roman der deutschen Autorin Mona Kasten

Save Me
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Mit Save Me hat Mona Kasten einen weiteren, gelungenen New Adult – das Buch spielt zwar nicht an einer Universität, enthält dafür aber einige andere Elemente, die eher für dieses Genre sprechen – Roman ...

Mit Save Me hat Mona Kasten einen weiteren, gelungenen New Adult – das Buch spielt zwar nicht an einer Universität, enthält dafür aber einige andere Elemente, die eher für dieses Genre sprechen – Roman geschrieben, der den Leser schnell in seinen Bann zieht und insbesondere mit der überraschenden Entwicklung eines bestimmten Charakters überzeugen kann.

Der schöne Schreibstil von Mona Kasten lässt sich angenehm sowie flüssig lesen und man merkt, dass sich die Autorin seit ihrer Again-Reihe weiterentwickelt hat; es ist nämlich eine gewisse Steigerung zu spüren. Vor allem die erotische Szene ist ihr stilistisch bzw. im Hinblick auf die Wortwahl deutlich besser gelungen. Gleichwohl hat genau diese Szene auch ihre Schwächen: Sie enthält relativ viel Dialog und wirkt außerdem nicht authentisch. Sie passt einfach nicht richtig zur Protagonistin und ist nur schwer mit ihrer Persönlichkeit und ihrem Erfahrungsstand in Einklang zu bringen, denn Ruby wirkt darin wesentlich erfahrener als sie es dürfte bzw. tatsächlich ist.

Ein großer Pluspunkt sind dagegen die wechselnden Perspektiven, durch die man beide Protagonisten – Ruby und James – viel besser kennen lernen und mehr über deren individuelle Gedanken sowie Gefühle erfahren kann, obschon das in Bezug auf James zumindest anfangs nicht unbedingt von Vorteil ist.

James ist einem zu Beginn ausgesprochen unsympathisch. Er ist arrogant, selbstgefällig, verwöhnt und es gewohnt, dass nahezu alle anderen nach seiner Pfeife tanzen. Er weiß seine Privilegien nicht zu schätzen, blickt auf andere herab und begreift nicht, wie hart manche Menschen arbeiten müssen, um auch nur einen Bruchteil dessen zu erlangen, was für ihn selbstverständlich ist. Die einzige, halbwegs liebenswerte Eigenschaft an ihm ist seine aufrichtige Sorge um seine Schwester Lydia.

Während des ersten Drittels des Romans kann man sicher daher absolut nicht vorstellen, dass aus ihm einmal ein liebenswürdiger Charakter werden soll. Umso beachtlicher ist folglich die positive Entwicklung, die er im Verlauf der Handlung durchmacht. Ruby öffnet ihm gewissermaßen die Augen für eine andere Welt, fernab vom schönen Schein. Sie bringt seine guten Seiten zum Vorschein, sein wahres Ich, fordert ihn heraus und macht ihn so zu einem besseren Menschen. Den James, den nur Ruby kennen lernt, beginnt man zu mögen. In ihrer Gegenwart wird er zu jemandem, dem nicht alles egal ist und der seine wahren Gefühle nicht ständig hinter einer reglosen Maske der Gleichgültigkeit verbirgt.

Je mehr man über James und vor allem seine familiären Verhältnisse erfährt, desto besser versteht man sein Verhalten, obgleich diese Umstände sein Benehmen trotzdem nicht immer rechtfertigen. In materieller Hinsicht mag es ihm und seiner Schwester an nichts fehlen, emotional hingegen ist in ihrer Erziehung vieles auf der Strecke geblieben, sodass man nicht gerade von einem liebevollen Elternhaus sprechen kann. Mit der Zeit kann man demzufolge auch besser nachvollziehen, warum er sich so sehr an die Gegenwart klammert und die Zukunft regelrecht fürchtet; eine Angst, die man als Leser zuvor als ziemlich irrational empfand. Dennoch hält man seine Situation nicht annähernd für so aussichtslos und unabwendbar wie James selbst.

Im Unterschied zu James mag man Ruby auf Anhieb und man kann sich von Anfang an gut mit ihr identifizieren. Ihr Ehrgeiz erscheint mitunter ein wenig übertrieben, ihre Disziplin ist jedoch bewundernswert. Sie hat Träume und Ambitionen und kämpft hart für das, was sie erreichen will. Manchmal hat man allerdings das Gefühl, dass sie fast rund um die Uhr ausschließlich mit der Schule beschäftigt ist und ihr ein Hobby als Ausgleich fehlt. Andere Interessen werden zwar gelegentlich erwähnt, finden sich aber leider nie aktiv im eigentlichen Geschehen wieder.

Ruby und James sind so verschieden, dass man nur schwer glauben kann, dass ausgerechnet aus den beiden einmal ein Paar werden soll, obwohl man natürlich von Beginn an weiß, dass es genau darauf hinauslaufen wird. Dafür macht es unheimlich viel Spaß ihnen dabei zuzusehen, wie aus den wütenden Wortgefechten nach und nach ernsthafte Gespräche werden, aus denen sich letztlich Sympathien entwickeln. Ihr anfänglicher Argwohn lässt mehr und mehr nach als sie neue Seiten am jeweils anderen entdecken, was die Entwicklung ihrer Beziehung zu Freundschaft – und später zu etwas darüber hinaus – sehr glaubwürdig macht.

Gemeinsam mit Ruby blickt man langsam hinter seine steinerne Fassade und ändert so, zur eigenen Überraschung, Stück für Stück seine Meinung über James. Deshalb freut man sich auch wirklich, als die beiden einander endlich näher kommen, was man vorher kaum für möglich gehalten hätte. Es ist eine schöne, nachvollziehbare Entwicklung, die man direkt miterleben kann. Die zwei ergänzen sich gut und sind ein tolles Paar, mit dem man richtig mitfühlt. Bei Ruby kann James er selbst sein und das ist mehr wert als alles Geld der Welt. Mit ihrer Hilfe schafft er es hoffentlich irgendwann sogar den Mut aufzubringen für seine eigenen Wünsche zu kämpfen.

Neben Ruby und James gibt es zahlreiche Randfiguren, von denen man einige mehr und andere weniger liebenswert findet. Rubys Familie sowie ihre beste Freundin Lin hat man sehr gern, weshalb man sich über jede Szene freut, in der sie nicht nur erwähnt werden, sondern unmittelbar am Geschehen beteiligt sind. Von James‘ Eltern kann man das leider nicht behaupten, diese sind total gefühlskalt und interessieren sich offenbar nur für Geld und Prestige. James‘ Freunde können beim Leser ebenfalls keinen guten Eindruck hinterlassen, denn zu ihnen fallen einem lediglich Attribute wie hochnäsig, oberflächlich, verwöhnt, arrogant, selbstverliebt und ignorant ein. Die einzige Ausnahme bildet seine Schwester Lydia, die einem zumindest zum Ende hin etwas sympathischer wird. Sie macht sich nicht nur Gedanken über unwichtige Dinge und erkennt nicht nur, dass James sich verändert hat, sondern auch, dass diese Veränderungen durchaus positiv sind.

Die Handlung ist durchgängig fesselnd und überrascht insbesondere zum Schluss hin mit vielen ungeahnten, nicht immer positiven Wendungen, die auf jeden Fall reichlich Stoff für die Fortsetzungen bieten. Unglücklicherweise war es nur eine Frage der Zeit, dass jemand einen Keil zwischen Ruby und James treibt und ihnen Steine in den Weg legt, weil sie aus völlig verschiedenen Welten kommen. Ihr Glück ist somit nur von kurzer Dauer. Die Hürden mögen vielleicht nicht unüberwindbar sein, aber man wird es ihnen sicher auch nicht leicht machen die Probleme zu lösen, die zwischen ihnen stehen. Obschon man kommen sah, dass es (noch) kein Happy End geben würde, ist das Ende demnach unerwartet traurig bzw. unerfreulich, doch andernfalls bräuchte es schließlich keinen zweiten Band.

Nach diesem fiesen, Herzschmerz verursachenden Ausgang ist man schon sehr gespannt auf die Fortsetzung der Geschichte um James und Ruby und wird sich diese definitiv nicht entgehen lassen. Man kann allerdings nur hoffen, dass die folgenden zwei Bände mehr zu bieten haben und nicht nur von einem beinahe endlosen, unerträglichen Hin und Her zwischen den beiden handeln werden. Noch hält sich das Drama in Grenzen, aber es bewegt sich auf einem schmalen Grat und die Probleme in ihrer Beziehung künstlich in die Länge zu ziehen, würde der Geschichte wahrscheinlich eher schaden als nützen.


FAZIT

Save Me ist ein weiterer, ausgesprochen fesselnder New Adult Roman der deutschen Autorin Mona Kasten, der vor allem mit der überraschend positiven Veränderung einer Figur und der authentischen, nachvollziehbaren Entwicklung der Beziehung zwischen Ruby und James punkten kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Figuren
  • Gefühl
  • Geschichte
Veröffentlicht am 22.02.2018

eine interessante Kurzgeschichte, die die Geschehnisse vor dem ersten Band etwas genauer beleuchtet

Kaylee
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Kaylee ist eine interessante Vorgeschichte zum ersten Band der Soul Screamers Serie und mit knapp 70 Seiten zudem noch eine ziemlich lange. Man erfährt darin, wie es Kaylee ergangen ist, bevor sie in Mit ...

Kaylee ist eine interessante Vorgeschichte zum ersten Band der Soul Screamers Serie und mit knapp 70 Seiten zudem noch eine ziemlich lange. Man erfährt darin, wie es Kaylee ergangen ist, bevor sie in Mit ganzer Seele endlich die ganze Wahrheit über sich erfuhr.
Die Vorstellung an ein Bett gefesselt aufzuwachen, unfähig sich zu rühren, und nicht zu wissen, warum man in einer Nervenheilanstalt ist und wann man diese wieder verlassen kann, weil man nicht einfach gehen darf, ist wirklich erschreckend. Man leidet richtig mit Kaylee mit, vor allem als sie selbst auch anfängt ein wenig an sich selbst zu zweifeln und sich zu fragen, ob sie tatsächlich verrückt ist bzw. wird.

Ein paar der Nebenfiguren aus dem ersten Teil tauchen natürlich auch in dieser Vorgeschichte schon auf, darunter insbesondere Emma, Onkel Brandon und Tante Val. Letztere wird einem noch unsympathischer, sofern das überhaupt möglich ist. Sie ist hauptsächlich für Kaylees Aufenthalt in der Klinik verantwortlich und scheint das noch nicht einmal richtig schlimm zu finden. Kaylees Onkel gewinnt allerdings auch nicht gerade an Sympathie. Wie kann er Kaylee das antun, obwohl er doch genau weiß, was mit ihr los ist und ihr helfen könnte?
Dafür kommt die enge Freundschaft zu Emma noch einmal besonders gut zur Geltung. Emma hält immer zu Kaylee und steht ihr bei. So eine gute Freundin wünscht sich wirklich jeder.

Zum Ende hin kommt sogar Spannung auf, denn Lydia, eine weiter Patientin, scheint ebenfalls besondere Fähigkeiten zu haben, unter denen sie aber auch leidet. Leider erfährt man aber nicht, was mit ihr nach einem gewissen Vorfall, in den auch Kaylee verwickelt ist, geschieht.

Die Kurzgeschichte macht auf jeden Fall Lust auf mehr, vor allem weil man natürlich wissen möchte, was nun wirklich mit Kaylee los ist, sodass man sie gut und gerne auch vor dem ersten Band als Einstimmung auf die Serie lesen kann um herauszufinden, ob sie den persönlichen Geschmack trifft – dafür eignet sich zudem auch der in dem eBook enthaltene kurze Auszug aus Mit ganzer Seele.


FAZIT

Insgesamt ist Kaylee eine interessante Kurzgeschichte, die die Geschehnisse vor dem ersten Band etwas genauer beleuchtet. Sie ist nicht nur für Fans der Serie empfehlenswert, sondern auch für solche, die es vielleicht noch werden wollen.

Veröffentlicht am 22.02.2018

Sleep mag seine beiden Vorgänger nicht unbedingt übertreffen, ist aber wenigstens ein würdiger Abschluss für diese markante Trilogie.

SLEEP - Ich weiß, was du letzte Nacht geträumt hast
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Der Schwerpunkt in diesem finalen Teil liegt ganz deutlich auf der Frage nach Janies Zukunft, der nahen sowie der fernen, und ihrer Beziehung zu Cabel – insbesondere ob diese Beziehung dann vielleicht ...

Der Schwerpunkt in diesem finalen Teil liegt ganz deutlich auf der Frage nach Janies Zukunft, der nahen sowie der fernen, und ihrer Beziehung zu Cabel – insbesondere ob diese Beziehung dann vielleicht nur noch Vergangenheit ist.
Janie steht vor einer schweren Wahl, vermutlich der schwierigsten ihres ganzen Lebens, und muss sich zwischen zwei in etwa gleichermaßen furchtbaren Alternativen entscheiden: Völlige Isolation, sowohl räumlich als auch sozial, oder ein Leben mit Cabel, aber verbunden mit den Folgen eines Lebens als Traumfängerin – Blindheit sowie völlig nutzlose Hände. Obwohl Janie Cabel sehr liebt, zweifelt sie immer wieder an ihrer gemeinsamen Beziehung. Sie will keine so große Belastung für ihn werden und befürchtet außerdem, dass Cabel sie irgendwann verlassen könnte, weil er mit den Konsequenzen von Janies Gabe bzw. ihrem Fluch sowie den daraus resultierenden Auswirkungen auf ihr gemeinsames Leben nicht zurecht kommt und zieht daher immer wieder ein Leben in Abgeschiedenheit und Einsamkeit in Betracht. Sie würde dann zwar nicht mehr bei der Polizei arbeiten, Carrie und Cabel nicht mehr sehen, nicht aufs College gehen und ihre alkoholkranke Mutter sich selbst überlassen, dafür aber ihr Augenlicht und ihre Selbstständigkeit behalten. Sie fragt sich also, was die bessere Variante für sie ist und ob ein gebrochenes Herz nicht vielleicht mit der Zeit heilen würde, sodass die Isolation vorzugswürdig wäre.
Doch erst als Janie plötzlich unerwartet mit ihrem Vater konfrontiert wird, von dem sie bisher nie etwas wusste, wird ihr schließlich die eigentliche Wahl bewusst und das keine der beiden Alternativen tatsächlich besser ist als die andere, sondern beide gewisse Opfer verlangen, denn auch er war ein Traumfänger.

Leider redet Janie nicht offen mit Cabel über ihre Ängste und ihre Zukunft, was ihr ihre Entscheidung vielleicht erleichtert hätte. Durch seine Träume, die auch Janie kennt, merkt man jedoch, dass ihm die Konsequenzen einer gemeinsamen Zukunft durchaus bewusst sind und er hart damit zu kämpfen hat, was nur allzu verständlich ist.

Obwohl der Er/Sie-Erzähler eine gewisse Distanz zu Janie und dem ganzen Geschehen erzeugt, hat man dennoch viel Mitgefühl für Janie und die unangenehme Situation, in der sie sich befindet. Man kann ihre Gefühle und ihre innere Zerrissenheit sehr gut nachvollziehen, möchte aber auf keinen Fall in ihrer Haut stecken und vor allem nicht ihre schwere Entscheidung treffen müssen.

Spannung kommt im letzten Teil der Trilogie nicht so wirklich auf, höchstens in Bezug auf Janies Wahl und was es mit ihrem Vater auf sich hat. Aber das ist auch nicht schlimm, denn man ist mit Janies Problemen mehr als genug beschäftigt und allein der Wunsch wissen zu wollen, wie Janie sich schließlich entscheiden wird, reicht aus um den Leser zum weiter lesen zu animieren.

Das Ende selbst ist einerseits relativ offen gehalten und lässt einige Fragen unbeantwortet, sodass es nicht vollkommen zufrieden stellend ist. Andererseits passt es aber irgendwie zur Geschichte und auch zu Janie. Man hätte es sich vielleicht etwas anders gewünscht, ist aber nicht vollkommen enttäuscht.

Das einzige Manko an Sleep, wie auch schon an den beiden Vorgängern, ist, neben der geringen Seitenzahl, der Schreibstil. Die Sätze von Lisa McMann sind wieder sehr häufig kurz und abgehackt, wodurch das Lesen äußerst unangenehm ist. Oftmals werden sogar einfach die Personalpronomen völlig weggelassen. (Vor allem auf Englisch kann das zu Verständnisschwierigkeiten führen, da so eine Erschließung aus dem Kontext nahezu unmöglich gemacht wird.) Das gleiche gilt auch für die Verwendung von Umgangssprache sowie Slang und die plötzlichen Zeitsprünge. Letztere sind zwar durch die stets vorhandenen Zeitangaben immer sofort ersichtlich, unterbrechen aber trotzdem den Lesefluss.
Lediglich die länger ausformulierten Passagen sowie einige Dialoge lassen sich besser lesen. Unglücklicherweise überwiegen diese aber, zumindest dem Gefühl nach, leider nicht.


FAZIT

Sleep mag seine beiden Vorgänger nicht unbedingt übertreffen, ist aber wenigstens ein würdiger Abschluss für diese markante Trilogie. Viele Fragen bleiben offen, aber die wohl wichtigste wird mehr oder weniger beantwortet, sodass man die Geschichte um Janie und Cabel bzw. deren Erzählung nun als beendet betrachten kann.

Lisa McMann hat mit dieser Reihe auf jeden Fall bewiesen, dass sie tolle Ideen hat und authentische Charaktere schaffen kann, mit denen man mitfiebert und die man gern auf ihrer Reise begleitet. Für ihre darauf folgenden Werke bleibt jedoch zu hoffen, dass sie sich mehr auf das Ausformulieren von Situationen konzentriert und somit die große Schwäche ihres Schreibstils verringert.