Allgemeines:
Titel: Wenn du mich siehst
Autor: Tara Hudson
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3453267230
ISBN-13: 978-3453267237
Originaltitel: Hereafter
Preis: 11,99€ (Kindle-Edition)
14,95€ (gebundene Ausgabe)
Inhalt:
Eine Liebe, die selbst den Tod besiegt
Amelia ist 18 – zum Zeitpunkt ihres Todes. Seitdem streift sie als ruheloser Geist durch die Kleinstadt, in der sie einst zur Schule ging, mit Freunden die Nachmittag verbrachte, lernte, lachte, liebte: All dies scheint ihr unwiderruflich verloren. Doch dann lernt sie Joshua kennen, der mit seinem Wagen über die Böschung schießt und beinahe ertrinkt – in jenem Fluss, in dem Amelia ihren Tod fand. In letzter Minute wird er gerettet. Tief in den dunklen Fluten aber erblickt er für einen Sekundenbruchteil Amelia, die ihm in dem verzweifelten Versuch zu helfen hinterhergesprungen ist. Und das Wunder geschieht: Die Gabe, Amelia sehen, hören und sogar berühren zu können, bleibt Joshua erhalten. Er trifft sich mit ihr und die anfängliche Beklommenheit beider weicht bald einer zarten Liebe. An seiner Seite kann Amelia das unheimliche Zwischenreich, in dem sie einer Gefangenen gleich orientierungslos umherirrte, verlassen und ein Stück weit ins Leben zurückkehren. Doch ihr Glück ist nur von kurzer Dauer: Denn da ist noch jemand, der Amelia sehen kann, jemand, der Böses im Sinn hat und sie endgültig ins Jenseits befördern will …
Bewertung:
"Zugleich kam ich mir ein wenig töricht vor, weil ich Angst gehabt hatte. Schließlich kann man nicht zweimal sterben.
Und ich war längst tot, so viel stand fest."
Dieses Buch habe ich auf eine sehr positive Rezension hin gelesen und wurde insgesamt gesehen nicht enttäuscht!
Denn "Wenn du mich siehst" ist nicht nur ein zauberhafter Fantasy-Roman, sondern auch eine wunderbare Liebesgeschichte, die das Herz eines jeden Romantikfans höher schlagen lässt. Zwar hat das Buch einige Schwächen, bietet aber dennoch viel gute Unterhaltung!
"Wenn du mich siehst" lockt zuerst mit einem schön ausgestalteten Cover. Zwar ist es nicht besonders ungewöhnlich mit dem zarten Mädchengesicht und den vielen Wirbeln, mit den Nebelschwaden, die sich auf einer Wasseroberfläche spiegeln, passt es aber wunderbar zur Geschichte: zart, geisterhaft verschleiert und magisch. Auch der Titel passt perfekt, meiner Meinung nach sogar noch besser als der englische Titel "Hereafter".
"Er lächelte und streckte unvermittelt die Hand aus, um sie mir auf die Wange zu legen. Ich spürte seine Haut warm auf der meinen. Unwillkürlich legte ich meine Hand auf die seine. Sein Lächeln wurde breiter, als ich ihn berührte.
Er sah mich!
Er sah mich, er sah mich, er sah mich.
Mein regloses, nicht schlagendes Herz tat einen Sprung. Und dann tat seines das Gleiche."
Seit ihrem grauenvollen Tod streift Amelia als ruheloser Geist durch die Stadt, in der sie einst gelebt hat, und deren Umgebung. Wann sie gestorben oder wie genau sie in den Fluss gelangt ist, in dem sie schließlich ertrank, weiß sie nicht mehr. Das einzige, woran sie sich noch erinnern kann, sind ihr Name und dass sie zum Zeitpunkt ihres Todes achtzehn Jahre alt war.
Das alles ändert sich jedoch als sie Joshua begegnet, der nach einem Autounfall im gleichen Fluss zu ertrinken droht, in dem Amelia ihren Tod fand. Obwohl sie ihn nicht berühren oder gar aus dem Wasser ziehen kann, versucht sie voller Verzweiflung ihn zu retten, damit er nicht das gleiche Schicksal erleidet Und nachdem sein Herzschlag unter Wasser für einen kurzen Moment ausgesetzt hat, kann er Amelia plötzlich sehen als er wieder die Augen aufschlägt.
Nach seiner Rettung macht er sich auf die Suche nach dem Mädchen, das mit ihm im Wasser war - und er findet sie. Denn im Gegensatz zu anderen Menschen, kann er Amelia nun sehen, mit ihr sprechen und sie sogar berühren...
"Dieser Junge darf nicht sterben. Ich konnte nicht mit ansehen, wie er starb. Nicht hier, nicht so."
Die Handlung ist von Beginn an fesselnd. Man befindet sich gleich mitten im Geschehen, da die Autorin sich nicht lange mit der Beschreibung von Amelias Leben als Geist aufhält. Schon nach wenigen Seiten kommt das erste Mal Spannung auf als Amelia Joshua begegnet. Seit ihrem Tod ist er die erste Person, mit der sie kommunizieren kann und schon bald verändert er Amelias Dasein von Grund auf. Plötzlich kann sie wieder etwas empfinden, tatsächlich spüren, vor allem, wenn sie Joshua berührt, und auch ein paar kostbare Erinnerungen kehren nach und nach zu ihr zurück. Die "Geist-verliebt-sich-in-einen-Mensch-oder-andersrum-Geschichte" ist zwar nicht wirklich eine neue Idee, hier aber wirklich herzergreifend umgesetzt. In den ersten 100 Seiten dachte ich wirklich durchgängig und voller Hoffnung "OMG das kann ein neues Lieblingsbuch werden, OMG".
Doch dann ließ die Qualität des Buches leider irgendwie nach und ich hatte eine wahre Leseflaute. Amelia verwandelte sich von der geheimnisvollen Schönen mit dem düsteren Geheimnis zu einer verliebten und etwas schmalzigen Jugendlichen. Die geheimnisvolle und ergreifende Atmosphäre verblasste immer mehr, als die Liebesgeschichte etwas übertrieben in den Vordergrund trat, was ich etwas schade fand. Nachdem man sich gefühlte hundert Male durchgelesen hat, welch großes Feuer ihre innige Liebe entfacht und wie glücklich Amelia und Joshua darüber sind, sich gefunden zu haben, geht es dann auch endlich mit der Haupthandlung weiter. Und als ich schon fast all meine Hoffnung aufgegeben hatte, nimmt die Handlung wieder Fahrt auf.
Danach bleibt das Buch spannend eigentlich recht konstant und die Handlung wird stetig durch weitere Aspekte aus dem Fantasy Bereich ergänzt. Als düstere Gestalten auftauchen, die Amelias endgültigen Tod fordern, ein herrischer Geist sein Unwesen treibt, der versucht, Amelia zu besitzen und eine durchgedrehte Oma mit einer Art Hexenzirkel aufkreuzt, bekam der Plot wieder etwas mehr Pepp, wenn auch aus einer ganz anderen Richtung, als ich angenommen hatte.
"Ich würde immer das Leben nach dem Tod wählen, wenn es sich um ein Leben nach dem Tod handelte, das ich mit ihm verbrachte."
Die Charaktere haben mir im Großen und Ganzen durchschnittloch gut gefallen. Die Geschichte wird aus Amelias Sicht erzählt, was ich zu Beginn wirklich gefeiert habe. Hallo ein Geist, dessen Gedanken man folgen, Ängsten lauschen und sich von der gesamten melancholischen Atmosphäre mitreißen lassen konnte? Her damit! Ich konnte ihre Einsamkeit und Ratlosigkeit sehr gut nachvollziehen und man erhält auch einen guten Einblick in ihr trostloses Leben. Doch immer mehr verwandelt sie sich in ein verliebtes perfektes Püppchen, das mich zwischenzeitlich wirklich genervt hat. Natürlich ist sie wunderhübsch, intelligent und sowieso fehlerfrei genervt seufz .
Mit Joshua hat die Autorin einen noch perfekteren Traumprinz - Charakter erschaffen. Er nimmt die Sache mit Amelias Geisterleben sehr gelassen und kaum verwundert auf, lässt sich davon nicht abhalten und tut alles für Amelia großer genervter Seufzer.
Nebencharaktere gibt es in "Wenn du mich siehst" nur sehr wenige, da die Handlung wirklich sehr auf Joshua und Amelia fokussiert ist. Da wäre zum Beispiel Eli, ein weiterer Geist und Möchtegern Rockstar, dann Ruth, Joshuas Großmutter, die ebenfalls Geister sehen kann. Doch die beiden sind die einzigen nennenswerten Rollen neben den Protagonisten. Mit ihnen habe ich durch ihre authentische Art viel mehr anfangen können und sie somit zu meinen heimlichen Stars des Romans erklärt. Ich fand die beiden eigentlich sehr interessant, da sie einfach ein bisschen schräg waren und die Geschichte aufgelockert haben. Leider ist für beiden nur sehr wenig Platz bestimmt gewesen und sie gehen komplett unter.
"Als ich noch einmal darüber nachdachte, wurde mir klar, dass ich mich, vor die Wahl gestellt, immer für die Dinge entscheiden würde, die ich hier und heute besaß. Binnen eines Augenblicks. Binnen eines Herzschlags."
Der Schreibstil ist für eine Debutautorin wirklich gut. Durch detaillierte und emotionsbetonte Beschreibungen wird es niemals langweilig und eine lockere Atmosphäre erzeugt. Tara Hudson wählt ihre Wörter und Formulierungen sehr abwechslungsreich und passend. So kann man das Buch schnell durchlesen.
Ein weiterer Punkt, der mir nicht so zugesagt hat, war das Ende! Nicht das mein Leserherz sich nicht über das Happy End gefreut hätte (elender Verräter XD), doch für mich hat dieses typisch amerikanische Happy-happy-End einfach nicht in die sonst recht gut ausgearbeiteten Geschichte gepasst. Doch das Buch ist ja der Auftakt einer Trilogie, also können die folge Bände ja noch alles halten, was die ersten Kapitel dieses Buches versprochen, aber später nicht geliefert hatten.
Nicht dass hier ein falscher Eindruck entsteht: Trotz der vielen negativen Punkte, die ich genannt habe, muss ich doch klar sagen, dass ich das Buch wirklich genossen und gerne gelesen habe. Es war eine wirklich positive Überraschung, bei der ich anfangs etwas zu optimistisch war und dann etwas enttäuscht war. Das ruhige unkomplizierte Buch ist super für Zwischendurch und super als leichte Lektüre. Die Geschichte bietet einige sehr berührende Szenen, leider aber auch unlogische Handlungsstränge und einige Flauten. Hier kann ich wirklich nur sagen: bildet euch selber eine Meinung, denn das ist ein Buch, an dem die Meinungen sich spalten können!
"Die lebenden Menschen, die in meine Nähe gerieten, gingen nicht durch meinen Körper hindurch, sondern schienen stattdessen achtlos um mich herumzugehen, als sei ich bloß ein Hindernis in ihrem Weg."
Fazit:
Ein schöner aber recht flacher Romantasy-Roman mit einem vielversprechenden Anfang, einem enttäuschenden Mittelteil und einem durchschnittlichen Abschluss.
Definitiv Weiterverfolgungsbedarf der Reihe!