Einfühlsame Geschichte um Hoffnung und Einsamkeit ohne Spannung
Insel der blauen DelfineDer 1960 erstmals erschienene Klassiker „Insel der blauen Delfine“ von Scott O’Dell basiert auf der Geschichte der Verschollenen von San Nicolas.
Das Indianermädchen Won-a-pa-lei lebt mit ihrem Stamm ...
Der 1960 erstmals erschienene Klassiker „Insel der blauen Delfine“ von Scott O’Dell basiert auf der Geschichte der Verschollenen von San Nicolas.
Das Indianermädchen Won-a-pa-lei lebt mit ihrem Stamm auf einer Insel im Pazifik. Nach einem verlustreichen Kampf werden die wenigen Überlebenden von einem Schiff abgeholt, um auf eine andere Insel übergesiedelt zu werden. Doch Won-a-pa-lei bleibt zurück. Während sie täglich auf die Rückkehr des Schiffs wartet, muss sie sich den Gefahren von Hunger, Durst, Witterung und wilden Tieren stellen. Unterdessen vergehen viele Jahre in Einsamkeit.
Beinahe 60 Jahre ist das Erstlingswerk von Scott O’Dell alt, wurde wenige Jahre nach Erscheinen mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet und ist immer noch häufig als Schullektüre zu finden.
Dies liegt sicher vor allem an dem schlichten, leicht zu lesenden Schreibstil. Geschrieben ist die Geschichte aus der Sicht von Won-a-pa-lei, sodass sich der Leser gut ins sie einfühlen kann. Ihre Nöte und Ängste sind nachvollziehbar. Gleichsam bewundert man sie für ihre Stärke, ihre Geduld und ihren Mut. Auch die Bindungen, die sie mit den einheimischen Tieren aufnimmt, werden sehr einfühlsam geschildert.
Die Eintönigkeit ihrer Tage wird gut gekürzt, sodass es stets außergewöhnliche Ereignisse gibt, die den Gleichlauf der Jahre erträglicher machen. Sehr interessant ist es, mit Won-a-pa-lei zusammen unbekannte Teile der Insel, vor allem Höhlen, zu entdecken. Auch die wenigen Beobachtungen oder Kontakte zu anderen Menschen lassen den Leser stets angespannt warten, ob es sich nun endlich um die ersehnte Rettung oder doch einen alten Feind handelt.
Diese Ergebnisse bringen leider immer nur kurz Spannung in die Geschichte. Der große Höhepunkt fehlt. Auch wenn man zwischendurch Einblick in Won-a-pa-leis Persönlichkeit erlangt, ist es doch schwer, dem Leser ihren kompletten Charakter nahezubringen, da sie kaum Kontakt zu anderen Menschen hat.
Somit komme ich insgesamt auf 3 von 5 Sternen. Trotz mangelnder Spannung bleibt es ein einfühlsamer Klassiker über Hoffnung und Einsamkeit.