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Veröffentlicht am 15.09.2016

Vollmondfest

Hopfenkönigin
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Die kleine Stadt Spalt in Franken steht Kopf, als das Vollmondfest im Jahr 1984 in einem Desaster endet. Drogen sind im Spiel, viele erleiden einen Filmriss, vier Frauen werden schwanger, und ein Soldat ...

Die kleine Stadt Spalt in Franken steht Kopf, als das Vollmondfest im Jahr 1984 in einem Desaster endet. Drogen sind im Spiel, viele erleiden einen Filmriss, vier Frauen werden schwanger, und ein Soldat wird mit durchbissener Kehle im Hopfenfeld gefunden. Doch all das wird unter den Teppich gekehrt und verschwiegen. Auch Jens Hauser war damals Gast auf diesem Fest und weiß nichts mehr von dem verhängnisvollen Abend und der Nacht. Es war sein letzter Besuch in der kleinen fränkischen Stadt.
Nun erfährt er, dass sein damals bester Freund Klaus Schaber verstorben ist. Auf der Beerdigung findet man im Grab seiner Mutter ein Skelett. Nur anhand des aufwendig verarbeiteten Schmucks lässt sich die Identität klären. Es ist Sandy Baker, die Geliebte von Klaus´ und Charlottes Mutter Artega, seinerzeit Hopfenkönigin in der kleinen Stadt.
Zusammen mit seinen Assistentinnen Olivia und Lilian macht sich Jens Hauser an die Aufarbeitung der Begebenheiten von damals und beginnt, die Ermittlungen, die ihn ungewollt bis nach Amerika führen werden.

Nicole Joens erzählt in ihrem Roman eine sehr engmaschig gestrickte und in meinen Augen sehr gut recherchierte Geschichte über die Macht des Geldes und der Drogen, die mich manchmal auch etwas erschreckt hat. Zwei Zeitebenen - 1984 und 2014 - werden hier im Laufe der Geschichte zusammen geführt und bringen die gewünschten Erkenntnisse.
Viele ihrer interessanten und gut ausgearbeiteten Figuren kenne ich aus einem vorher gehenden Buch, was es mir leichter macht in die Geschichte hinein zu finden. An manchen Stellen hätte ich mir etwas weniger Informationen gewünscht, da die sachlichen Erzählungen den Spannungsbogen leicht zusammen fallen lassen und ich mich sehr konzentrieren musste, um aus der Hauptgeschichte nicht hinaus zu fallen. Immer wiederkehrende Perspektiv-wechsel und Verstrickungen fordern meine ganze Aufmerksamkeit, damit ich nicht etwas vielleicht Wichtiges verpasse oder überlese.

Die Ermittlungen gehen weit über Deutschland hinaus und führen mich auch nach New York, ins Gefängnis nach Guantanamo und nach Kuba. Auch über die Flucht von Jens Eltern aus Schlesien erfahre ich wieder etwas mehr.

Der leicht zu verstehende Schreibstil und eine spannende Geschichte mit vielen Hintergründen waren für mich ein Genuss zu lesen. Die etwas größere Schrift tut meinen Augen gut.

Ich habe einen spannenden und sehr informativen Krimi gelesen, den ich gerne weiter empfehle.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Achtung Suchtgefahr!

Wolfsschlucht
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Der Frühling hält ganz langsam Einzug ins Tegernseer Tal. Jetzt hat es Kommissar Clemens Wallner, Leiter der Kripo Miesbach mit 2 Fällen zutun, die auf den ersten Blick nichts miteinander zutun haben. ...

Der Frühling hält ganz langsam Einzug ins Tegernseer Tal. Jetzt hat es Kommissar Clemens Wallner, Leiter der Kripo Miesbach mit 2 Fällen zutun, die auf den ersten Blick nichts miteinander zutun haben. Der Bestatter Florian Scheffer ist mit seinem Leichenwagen in der Mangfall umgekommen. Gleichzeitig wird der Wagen der vermissten Bianca Stein von einem Maibaum aufgespießt im Wald gefunden. Hat hier mal wieder Polizeiobermeister Leonhardt Kreuthner, der bekanntlich in jedes Fettnäpfchen tritt, seine Finger im Spiel?

Aber nicht nur diese beiden Fälle beschäftigen Wallner. Auch sein Großvater Manfred, mit dem er zusammen lebt, macht Probleme, seit er mit einem Elektromobil durch die Gegend fährt...

Dies ist der 6. Kriminalfall bei dem mich Andreas Föhr mitnimmt ins wunderschön gelegene Tegernseer Tal. Und auch dieses Buch habe ich kaum aus der Hand legen können.

Protagonisten, bei denen jeder Einzelne eine ganz eigene Persönlichkeit hat, sind mir auch hier wieder schnell ans Herz gewachsen. Besonders Opa Manfred, der seinem Enkel Clemens immer mal wieder auch auf der Polizeistation begegnet, hat mein Herz erobert. Aber auch Leonhardt Kreuthner hat eine ganz besondere Art, die den Chaoten einfach liebenswert macht.

Dazu die wunderschönen Beschreibungen der Landschaft und die witzigen Kleinigkeiten, "Coffee to go - auch zum mitnehmen", z.B. geben den Kriminalfällen von Andreas Föhr immer eine humorige Note, die ich besonders schätze.

Wer Krimis mit einem Hauch von Witz mag, der ist hier genau richtig. Aber Achtung Suchtgefahr!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein neuer Fall für Natascha Krüger

Kuckucksbrut
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Hartmut Sänger findet bei seinen Recherchen zu einem neuen Wander-führer auf einer Waldlichtung bei Wilnsdorf im südlichen Siegerland die Leiche einer jungen Frau, die drapiert auf einem mittelalterlichen ...

Hartmut Sänger findet bei seinen Recherchen zu einem neuen Wander-führer auf einer Waldlichtung bei Wilnsdorf im südlichen Siegerland die Leiche einer jungen Frau, die drapiert auf einem mittelalterlichen Richter-tisch aufgebahrt liegt. Die junge Frau hält eine Tarotkarte in der Hand - den Tod.

In einem kleinen abgelegenen Dorf in der Nähe, dem Heimatort der Toten wird bald daraufhin eine andere junge Frau mit Anrufen gestalkt. Auch sie erhält in kleinen Abständen Tarotkarten, die ihr schlussendlich Angst einjagen und sie die Polizei einschalten lassen.

Die Dorfgemeinschaft bildet eine Mauer aus Schweigen und versucht sich sogar in Selbstjustiz.

"Kuckuckskinder" ist der zweite Fall, den die Siegener Kriminalkommissarin Natascha Krüger zusammen mit ihrem Kollegen Jörg Lorenz aufdecken muss. Auch mit dieser Geschichte hat mich die Autorin Melanie Lahmer nicht enttäuscht.

Lebensecht gezeichnete Protagonisten mit Ecken und Kanten nehmen mich mit in zwei verschiedene Fälle, die sich im Lauf des Lesens immer mehr miteinander verknüpfen. Dass es eine solch eigenbrötlerische Dorfge-meinschaft wie in dem kleinen Dorf Weissbach wirklich heutzutage noch geben kann, will ich mir gar nicht vorstellen. Spannung entfaltet sich von Anfang an und hält ihr hohes Niveau bis zum Schluss. Die Geschichte ist schlüssig und fundiert erzählt und hatte für mich einen hohen Unterhaltungswert.

Der kriminelle Ausflug in meine alte Heimat hat mich bestens unterhalten und ich warte jetzt schon gespannt auf Nataschas 3. Fall.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wandelbare Leila

Die falsche Patrizierin
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Laila, die Tochter eines Buchbinders, der wegen irgendwelchen Geschäften seine Familie verlassen musste, schließt sich einer Gauklertruppe an und tingelt durchs Land. Als die Truppe in Ulm gastiert, fällt ...

Laila, die Tochter eines Buchbinders, der wegen irgendwelchen Geschäften seine Familie verlassen musste, schließt sich einer Gauklertruppe an und tingelt durchs Land. Als die Truppe in Ulm gastiert, fällt Laila der Patrizier-familie Nehlin auf. Frau Nehlin bietet Laila Geld an, damit sie als Doppel-gängerin für Dietlind, ihres Sohnes Frau, auf einen Ball geht. Laila nimmt an und sie soll diese Rolle weiterspielen, als sich Dietlind aus dem Fenster stürzt und tot ist. Der Schein für die Außenwelt will gewahrt werden. Damit gerät sie unweigerlich immer tiefer in die Intrigen der Ulmer Patrizierfamilie. Mit Freundin Irene hat sie eine junge Frau zur Seite, die sie immer wieder auf die richtigen Bahnen lenkt und die uneingeschränkt hinter ihr steht.

Susann Rosemann hat mit Laila eine sehr sympathische junge Frau mit viel Mut, aber auch Leichtsinn und Leichtgläubigkeit erschaffen. Zusammen mit den vielen weiteren farbig und genau gezeichneten Protagonisten wirkt sie authentisch und lebendig. Die Charaktere sind sehr vielschichtig gestaltet. Von Personen, die in bitterer Armut leben müssen bis hin zum gehobenen Bürgertum. Von liebenswerten Menschen bis absoluten Unsympathen ist hier alles vertreten.

Meist erzählt Laila die Geschichte aus ihrer Perspektive. Durch verschiedene Perspektivwechsel bin ich aber auch dabei, wenn es um die Belange der Gauklertruppe oder Laila Familie geht.

Die Spannung baut sich von Anfang an langsam auf und bleibt bis fast zum Schluss erhalten. Und immer fiebre ich mit Laila, die in ihrem neuen, so ganz anderen Leben auch immer mal in kleine Fettnäpfchen tritt.

Mit "Die falsche Patrizierin" hat mir Susann Rosemann einen sehr unterhaltsamen historischen Roman mit viel krimineller Energie vorgelegt, der mich richtig begeistert hat. Meine absolute Leseempfehlung nicht nur für die, die Historie und Krimi gerne einmal vereint lesen wollen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Dieses Buch lässt mich schockiert zurück

Das Guantanamo-Tagebuch
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Mohamedou Ould Slahi hat in Deutschland Ingenieurwissenschaften studiert, kurz in Kanada gelebt und wird dann mit 30 Jahren in seiner Heimat Mauretanien festgenommen. Über mehrere Stationen kommt er am ...

Mohamedou Ould Slahi hat in Deutschland Ingenieurwissenschaften studiert, kurz in Kanada gelebt und wird dann mit 30 Jahren in seiner Heimat Mauretanien festgenommen. Über mehrere Stationen kommt er am 5.8.2002 ins Staatsgefängnis Guantanamo Bay auf Kuba, wo er heute noch einsitzt. Hier gilt er als einer der Hauptverdächtigen des Anschlages vom 11.09.2001.

Mit Händen und Füßen an der Hüfte gefesselt, bestraft mit Dunkelhaft, Schlafentzug bei den teils 24-Stunden dauernden Verhören, Kälte, bei kaltem Essen und Wasser, Dauerlärm, Todesdrohungen, Folter, Demütigungen und sexuellen Übergriffen erduldet er alles mit dem Wissen unschuldig zu sein. Seine Gebete, die ihm immer wieder verboten werden, helfen ihm sehr.

Das Lesen des ersten Berichtes eines Gefangenen aus diesem Gefängnis in Kuba lässt mich erschreckt zurück. Man hört immer wieder von Gräueltaten, aber es hier von einem Betroffenen zu lesen verstört mich noch mehr.

Sätze wie: Du bist Muslim und Araber, das allein reicht aus um Dich für schuldig zu befinden und Wir sind stärker als Du, erinnert mich an einiges, was gerade auch bei uns passiert.

Die vielen Streichungen die der Text enthält, entstanden weil die amerikanische Regierung das Manuskript als erste in die Hände bekam, machen das Lesen und Verstehen manchmal etwas mühsam. Herausgeber Larry Siems hat in den Fußnoten versucht, immer wieder Erklärungen dazu zu geben.

Obwohl ein Gericht dem Antrag auf Haftüberprüfung stattgegeben und die Freilassung Mohamedous angeordnet hat, sitzt er bis heute in seiner Zelle. Die Obama-Regierung hat Berufung eingelegt.

Das berührende, verstörende und erschreckende Buch bekommt von mir eine absolute Leseempfehlung.